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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußuelda.
[Spaltenumbruch] Römer Seite getreten war/ den Krieg aufge-
tragen/ und sich der Bosphorischen Länder zu
bemächtigen freygelassen. Dieser Asander a-
ber habe beym Augustus sich derogestalt einge-
liebt/ daß er ihm die Dynamis verheyrathet/
und in dem Bosphorischen Reiche bestätigt.
Welcher denn auch den sieghafften Pharnaces/
nach dem er die Phanagoreser überwunden/
Sinope eingenommen/ den Calvisius geschla-
gen hatte/ mit Hülffe des Danitius aus Asien
vertrieben/ und/ als Pharnaces mit einem neuen
von Scythen und Sarmatern zusammen ge-
lesenen Kriegs-Heere wider den Asander den
Krieg verneuert/ die Stadt Theodosia und
Panticapeum erobert/ seine an Pferden noth-
leidende Reuterey geschlagen/ und den biß auff
den letzten Mann tapffer streitenden Pharna-
ces getödtet hat. Hier zwischen wäre Scribo-
nius kommen/ und sich für des grossen Mithri-
datens Sohn/ des Pharnaces Enckel und
rechtmäßigen Stul-Erben ausgegeben/ und
weil er ihm etwas ähnlich geschienen/ und sei-
nen Betrug durch allerhand scheinbaren Für-
wand zu bemänteln gewüst/ hätte er beym Au-
gustus es durch allerhand Schelmstücke so weit
gebracht/ daß er vom Käyser das Bosphorsche
Reich bekommen/ und der derogestalt verdrun-
gene Asander sich darüber zu todte gegrämet o-
der gehungert. Nach dessen Tode hätte der so
glückliche Betrug ihn so verwegen gemacht/ daß
er die verwittibte Dynamis zu ehlichen verlan-
get. Diese habe ihre Abscheu für dem Scri-
bonius/ welcher mit den Käyserlichen Hülfs-
Völckern das Heft in Händen hatte/ möglichst
verborgen/ und ihn zu heyrathen versprochen/
da er in der Reichs-Versammlung erhärten
könne/ daß er Mithridatens warhaffter En-
ckel/ und des Pharnaces Sohn wäre. Dieser
brachte alsofort einen prächtigen Brief herfür/
an dem der Medusen in Gold geprägter Kopf/
den Pharnaces eben wie sein gerühmter Ahn-
herr Perseus zu seinem Siegel brauchte/ hing/
[Spaltenumbruch] und dieses Jnhalts war: Nach dem sein Va-
ter Mithridates fast alle seine Kinder ermor-
det/ auch durch seinen fürgenommenen Einfall
in Gallien die Römer zu Tod-Feinden seines
gantzen Geschlechts gemacht hätte/ wäre er ge-
nöthigt worden fürzusinnen/ wie ihr uhralter
Stamm für gäntzlichem Untergange behütet
würde; habe daher das Volck dem Vater selbst
abtrünnig gemacht/ ihm nach dem Leben ge-
standen/ die Römer gewarniget/ auch/ um ihre
Freundschafft so viel leichter zu gewinnen/ und/
da er ja selbst noch vom Vater hingerichtet wür-
de/ doch einigen Erben verliesse/ mit einer edlen
Römerin Scribonia sich vermählet. Nach
dem auch zwar sein erster Anschlag wäre verra-
then worden/ hätte ihm doch Menophanes vom
Vater das Leben erbeten/ und er endlich das gan-
tze Heer auf seine Seite gebracht/ daß sie ihn im
Felde für ihren König erkläret/ in Mangel ei-
ner bessern eine papierne Krone aufgesetzt/ und
Mithridaten in solche Verzweiffelung bracht/
daß er seine zwey Töchter Mithridatis und
Nyssa der Könige in Egypten Bräute mit
Giffte hingerichtet/ und als das Gifft bey ihm
nichts würcken wollen/ sich durch die Faust des
Gallier Fürstens Bituit/ durchstechen habe las-
sen. Weil ihn aber Pompejus für seine den
Römern durch Aufopfferung seines eigenen Va-
ters erzeigte Wolthat schlechter/ als er ihm ein-
gebildet/ belohnet/ in dem er ihm nicht das Pon-
tische/ sondern nur das Bosphorische Reich ge-
lassen/ und hiervon noch die Phanagorenser
ausgenommen/ habe er mit den Römern zu
brechen/ und sich an die Parthen zu hencken für-
genommen. Weil diese nun dem Römischen
Geblüte Spinnen-feind wären/ hätte er für
rathsam und nöthig befunden/ seine Heyrath
mit der Scribonia noch geheim zu halten. Jn-
zwischen wäre ihm das Unglück mit den Rö-
mern begegnet/ daß er bey dem Berge Scotius
aufs Haupt geschlagen/ gefährlich verwundet/
und nach Sinope zu fliehen genöthigt worden.

Als
J i 2

Arminius und Thußuelda.
[Spaltenumbruch] Roͤmer Seite getreten war/ den Krieg aufge-
tragen/ und ſich der Boſphoriſchen Laͤnder zu
bemaͤchtigen freygelaſſen. Dieſer Aſander a-
ber habe beym Auguſtus ſich derogeſtalt einge-
liebt/ daß er ihm die Dynamis verheyrathet/
und in dem Boſphoriſchen Reiche beſtaͤtigt.
Welcher denn auch den ſieghafften Pharnaces/
nach dem er die Phanagoreſer uͤberwunden/
Sinope eingenommen/ den Calviſius geſchla-
gen hatte/ mit Huͤlffe des Danitius aus Aſien
vertrieben/ und/ als Phaꝛnaces mit einem neuen
von Scythen und Sarmatern zuſammen ge-
leſenen Kriegs-Heere wider den Aſander den
Krieg verneuert/ die Stadt Theodoſia und
Panticapeum erobert/ ſeine an Pferden noth-
leidende Reuterey geſchlagen/ und den biß auff
den letzten Mann tapffer ſtreitenden Pharna-
ces getoͤdtet hat. Hier zwiſchen waͤre Scribo-
nius kommen/ und ſich fuͤr des groſſen Mithri-
datens Sohn/ des Pharnaces Enckel und
rechtmaͤßigen Stul-Erben ausgegeben/ und
weil er ihm etwas aͤhnlich geſchienen/ und ſei-
nen Betrug durch allerhand ſcheinbaren Fuͤr-
wand zu bemaͤnteln gewuͤſt/ haͤtte er beym Au-
guſtus es durch allerhand Schelmſtuͤcke ſo weit
gebracht/ daß er vom Kaͤyſer das Boſphorſche
Reich bekommen/ und der derogeſtalt verdrun-
gene Aſander ſich daruͤber zu todte gegraͤmet o-
der gehungert. Nach deſſen Tode haͤtte der ſo
gluͤckliche Betrug ihn ſo verwegen gemacht/ daß
er die verwittibte Dynamis zu ehlichen verlan-
get. Dieſe habe ihre Abſcheu fuͤr dem Scri-
bonius/ welcher mit den Kaͤyſerlichen Huͤlfs-
Voͤlckern das Heft in Haͤnden hatte/ moͤglichſt
verborgen/ und ihn zu heyrathen verſprochen/
da er in der Reichs-Verſammlung erhaͤrten
koͤnne/ daß er Mithridatens warhaffter En-
ckel/ und des Pharnaces Sohn waͤre. Dieſer
brachte alſofort einen praͤchtigen Brief herfuͤr/
an dem der Meduſen in Gold gepraͤgter Kopf/
den Pharnaces eben wie ſein geruͤhmter Ahn-
herr Perſeus zu ſeinem Siegel brauchte/ hing/
[Spaltenumbruch] und dieſes Jnhalts war: Nach dem ſein Va-
ter Mithridates faſt alle ſeine Kinder ermor-
det/ auch durch ſeinen fuͤrgenommenen Einfall
in Gallien die Roͤmer zu Tod-Feinden ſeines
gantzen Geſchlechts gemacht haͤtte/ waͤre er ge-
noͤthigt worden fuͤrzuſinnen/ wie ihr uhralter
Stamm fuͤr gaͤntzlichem Untergange behuͤtet
wuͤrde; habe daher das Volck dem Vater ſelbſt
abtruͤnnig gemacht/ ihm nach dem Leben ge-
ſtanden/ die Roͤmer gewarniget/ auch/ um ihre
Freundſchafft ſo viel leichter zu gewinnen/ und/
da er ja ſelbſt noch vom Vater hingerichtet wuͤr-
de/ doch einigen Erben verlieſſe/ mit einer edlen
Roͤmerin Scribonia ſich vermaͤhlet. Nach
dem auch zwar ſein erſter Anſchlag waͤre verra-
then worden/ haͤtte ihm doch Menophanes vom
Vateꝛ das Leben eꝛbeten/ und eꝛ endlich das gan-
tze Heer auf ſeine Seite gebracht/ daß ſie ihn im
Felde fuͤr ihren Koͤnig erklaͤret/ in Mangel ei-
ner beſſern eine papierne Krone aufgeſetzt/ und
Mithridaten in ſolche Verzweiffelung bracht/
daß er ſeine zwey Toͤchter Mithridatis und
Nyſſa der Koͤnige in Egypten Braͤute mit
Giffte hingerichtet/ und als das Gifft bey ihm
nichts wuͤrcken wollen/ ſich durch die Fauſt des
Gallier Fuͤrſtens Bituit/ durchſtechen habe laſ-
ſen. Weil ihn aber Pompejus fuͤr ſeine den
Roͤmeꝛn durch Aufopfferung ſeines eigenen Va-
ters erzeigte Wolthat ſchlechter/ als er ihm ein-
gebildet/ belohnet/ in dem er ihm nicht das Pon-
tiſche/ ſondern nur das Boſphoriſche Reich ge-
laſſen/ und hiervon noch die Phanagorenſer
ausgenommen/ habe er mit den Roͤmern zu
brechen/ und ſich an die Parthen zu hencken fuͤr-
genommen. Weil dieſe nun dem Roͤmiſchen
Gebluͤte Spinnen-feind waͤren/ haͤtte er fuͤr
rathſam und noͤthig befunden/ ſeine Heyrath
mit der Scribonia noch geheim zu halten. Jn-
zwiſchen waͤre ihm das Ungluͤck mit den Roͤ-
mern begegnet/ daß er bey dem Berge Scotius
aufs Haupt geſchlagen/ gefaͤhrlich verwundet/
und nach Sinope zu fliehen genoͤthigt worden.

Als
J i 2
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/303>, abgerufen am 22.11.2024.