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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] der einsetzte. Jsmene fing hier an: der gute
Parthe hat gemeint/ das Gold sey im Kriege
zu nichts/ als zu Beschlagung der Schwerdter
und zu Stückung der Fahnen nütze/ da doch diß
mehr Feinde schlägt/ als der Stahl/ und Mau-
ren zermalmet/ welche kein eiserner Bock er-
schellen kan/ ja auch den sonst in den menschli-
chen Gemüthern so kräfftigen Aberglauben
wegsticht. Salonine fuhr fort: der hierzu
freylich nicht genungsam verschmitzte Mithri-
dates meinte bey den Babyloniern Hülffe zu
finden/ welche Stadt ihn zwar aufnahm/ aber
vom Orodes lange belägert/ Mithridates auch
durch Hunger gezwungen ward sich in des
Brudern Gewalt zu ergeben. Alleine der
Dampf der Herrschenssucht hatte die Augen
des Orodes so verdüstert/ daß er ihn zwar wol für
seinen Feind/ aber nicht mehr für seinen Bru-
der ansah/ und daher ließ er ihn in seinem An-
gesichte ermorden. Also kennen die Men-
schen/ welche das Glück an den Gipffel der Eh-
ren erhoben/ auch ihr eigenes Blut nicht. Ja
da das ausdampffende Blut eines frembden
Feindes wie Rosen/ eines ermordeten Bür-
gers wie Weyrauch reucht/ so übertrifft das
Bruder- und Kinder-Blut den süssen Geruch
des edelsten Balsams. Jmmittelst ward
Marcus Crassus zum Römischen Stadthal-
ter in Syrien bestellt/ dessen Reichthum ihm
einen unleschlichen Durst nach dem Parthi-
schen Golde erweckte/ seine Vermessenheit
aber hatte in Gedancken schon die Jndianer
und Bactrianer verschlungen. Artabazes/
welcher das von den Parthern erlittene Un-
recht zu rächen verlangte/ nahm dieser Gele-
genheit wahr/ und verhetzte durch seine zu Rom
habende Botschafft den Crassus mit vielen Ver-
sprechungen wider dieses Volck/ welches allei-
ne die Römische Hoheit verächtlich hielt. Und
Julius Cäsar wuste in seinen Schreiben/ und
durch den jungen von ihm reichlich beschenck-
ten/ und mit tausend Reutern abgefertigten
[Spaltenumbruch] Crassus sein Fürnehmen nicht genungsam
heraus zu streichen/ nur daß er mit Gallien
den Kern des Römischen Kriegs-Volcks in sei-
ner Gewalt behielt. Atejus der Römische
Zunfftmeister mühte sich zwar euserst durch
Widersetzung des Pöfels/ und allerhand aber-
gläubische Opffer ihn von diesem Zuge zurück
zu halten/ gab auch selbten mit vielen Flüchen
den höllischen Rach-Göttern; zu Hierapolis
fiel er und sein Sohn über die Schwelle deß
der Mutter alles Gesämes zu Ehren gebauten
Tempels/ die Warsager und Priester deute-
ten ihm allerhand Unheil an/ der erste Römi-
sche Adler kehrte sich im fortziehen über den
Phrat bey der Stadt Zeugma zurücke/ ja
Donner und Sturmwinde mühten sich die
Römer zurück zu halten. Alleine der vom
Verhängnisse herrührende Untergang ist un-
entrinnlich/ ja wenn es iemands Glücke um-
drehen will/ verwirret es auch seinen Verstand
und Rathschläge. Dahero hatte Crassus zu
allen Wunderzeichen nicht allein blinde Augen
und taube Ohren/ wie er denn auch des Orodes
Gesandten Vagises nicht einst zu hören wür-
digte/ und ihn mit dieser spöttischen Antwort:
daß er sein Anbringen in der Stadt Seleucia
vernehmen wolte/ abfertigte/ sondern er ver-
säumte alle Sorge eines fürsichtigen Feld-
herrns/ in dem er in Syrien mehr einen Schatz-
meister abgab/ und viel Tage im Tempel zu Hie-
rapolis mit Abwägung des dahin gewiedmeten
Geldes zubrachte/ und aller/ in sonderheit aber
des Armenischen Königes guten Rath aus der
Acht schlug. Dieser kam mit 6000. Armeni-
schen Rittern in das Römische Lager/ ersuchte
den Crassus/ daß er durch sein sicheres/ und mit
genungsamen Vorrath versehenes Land in Par-
then einbrechen möchte/ allwo er 10000. ge-
harnischte Reuter/ und 30000. Fußknechte in
Bereitschaft stehen hätte/ welche mit den Römern
nicht über die sändichten Flächen/ da der Parthi-
sche Reiterey kein Feind gewachsen wäre/ sondern

durch

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] der einſetzte. Jſmene fing hier an: der gute
Parthe hat gemeint/ das Gold ſey im Kriege
zu nichts/ als zu Beſchlagung der Schwerdter
und zu Stuͤckung der Fahnen nuͤtze/ da doch diß
mehr Feinde ſchlaͤgt/ als der Stahl/ und Mau-
ren zermalmet/ welche kein eiſerner Bock er-
ſchellen kan/ ja auch den ſonſt in den menſchli-
chen Gemuͤthern ſo kraͤfftigen Aberglauben
wegſticht. Salonine fuhr fort: der hierzu
freylich nicht genungſam verſchmitzte Mithri-
dates meinte bey den Babyloniern Huͤlffe zu
finden/ welche Stadt ihn zwar aufnahm/ aber
vom Orodes lange belaͤgert/ Mithridates auch
durch Hunger gezwungen ward ſich in des
Brudern Gewalt zu ergeben. Alleine der
Dampf der Herrſchensſucht hatte die Augen
des Orodes ſo verduͤſtert/ daß er ihn zwar wol fuͤr
ſeinen Feind/ aber nicht mehr fuͤr ſeinen Bru-
der anſah/ und daher ließ er ihn in ſeinem An-
geſichte ermorden. Alſo kennen die Men-
ſchen/ welche das Gluͤck an den Gipffel der Eh-
ren erhoben/ auch ihr eigenes Blut nicht. Ja
da das ausdampffende Blut eines frembden
Feindes wie Roſen/ eines ermordeten Buͤr-
gers wie Weyrauch reucht/ ſo uͤbertrifft das
Bruder- und Kinder-Blut den ſuͤſſen Geruch
des edelſten Balſams. Jmmittelſt ward
Marcus Craſſus zum Roͤmiſchen Stadthal-
ter in Syrien beſtellt/ deſſen Reichthum ihm
einen unleſchlichen Durſt nach dem Parthi-
ſchen Golde erweckte/ ſeine Vermeſſenheit
aber hatte in Gedancken ſchon die Jndianer
und Bactrianer verſchlungen. Artabazes/
welcher das von den Parthern erlittene Un-
recht zu raͤchen verlangte/ nahm dieſer Gele-
genheit wahr/ und verhetzte durch ſeine zu Rom
habende Botſchafft den Craſſus mit vielen Ver-
ſprechungen wider dieſes Volck/ welches allei-
ne die Roͤmiſche Hoheit veraͤchtlich hielt. Und
Julius Caͤſar wuſte in ſeinen Schreiben/ und
durch den jungen von ihm reichlich beſchenck-
ten/ und mit tauſend Reutern abgefertigten
[Spaltenumbruch] Craſſus ſein Fuͤrnehmen nicht genungſam
heraus zu ſtreichen/ nur daß er mit Gallien
den Kern des Roͤmiſchen Kriegs-Volcks in ſei-
ner Gewalt behielt. Atejus der Roͤmiſche
Zunfftmeiſter muͤhte ſich zwar euſerſt durch
Widerſetzung des Poͤfels/ und allerhand aber-
glaͤubiſche Opffer ihn von dieſem Zuge zuruͤck
zu halten/ gab auch ſelbten mit vielen Fluͤchen
den hoͤlliſchen Rach-Goͤttern; zu Hierapolis
fiel er und ſein Sohn uͤber die Schwelle deß
der Mutter alles Geſaͤmes zu Ehren gebauten
Tempels/ die Warſager und Prieſter deute-
ten ihm allerhand Unheil an/ der erſte Roͤmi-
ſche Adler kehrte ſich im fortziehen uͤber den
Phrat bey der Stadt Zeugma zuruͤcke/ ja
Donner und Sturmwinde muͤhten ſich die
Roͤmer zuruͤck zu halten. Alleine der vom
Verhaͤngniſſe herruͤhrende Untergang iſt un-
entrinnlich/ ja wenn es iemands Gluͤcke um-
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und Rathſchlaͤge. Dahero hatte Craſſus zu
allen Wunderzeichen nicht allein blinde Augen
und taube Ohren/ wie er denn auch des Orodes
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digte/ und ihn mit dieſer ſpoͤttiſchen Antwort:
daß er ſein Anbringen in der Stadt Seleucia
vernehmen wolte/ abfertigte/ ſondern er ver-
ſaͤumte alle Sorge eines fuͤrſichtigen Feld-
herrns/ in dem er in Syrien mehr einen Schatz-
meiſter abgab/ und viel Tage im Tempel zu Hie-
rapolis mit Abwaͤgung des dahin gewiedmeten
Geldes zubrachte/ und aller/ in ſonderheit aber
des Armeniſchen Koͤniges guten Rath aus der
Acht ſchlug. Dieſer kam mit 6000. Armeni-
ſchen Rittern in das Roͤmiſche Lager/ erſuchte
den Craſſus/ daß er durch ſein ſicheres/ und mit
genungſamen Vorrath verſehenes Land in Par-
then einbrechen moͤchte/ allwo er 10000. ge-
harniſchte Reuter/ und 30000. Fußknechte in
Beꝛeitſchaft ſtehen haͤtte/ welche mit den Roͤmeꝛn
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/267>, abgerufen am 22.11.2024.