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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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[Spaltenumbruch] wichtigerm beschäfftiget/ weil sie durch einen
hefftigern Trieb zu Anschau- und Betrachtung
des grossen Gottes/ als die Flamme zu der Em-
porglimmung/ und der Magnet zum Eisen
gezogen werden. Die verdammten Seelen a-
ber sind mit so viel Angst und Schmertzen über-
schüttet/ daß sie der gewesenen Dinge gerne ver-
gessen/ und in ein solch Gefängniß eingesperret/
daß sie die Welt zu beunruhigen ihnen nicht
dörffen traumen lassen. Wie aber/ versetzte Rhe-
metalces/ wenn die Geister/ wormit/ nach des
Plato/ und fast aller Weltweisen Meinung/
Lufft/ Erde/ Feuer und Wasser angefüllet/ und
dieser Elemente Thiere/ ja so gar die Britanni-
schen Eylande Sporades von eitel Geistern be-
wohnet seyn sollen/ welche die Anlendung der
Menschen mit Sturm und Feuer-Fluthen ver-
hindern/ und zu nichts mehr/ als aus Bildern
und durch Träume wahrzusagen einen Zug
haben/ oder auch die höllischen/ so wie der zaube-
rische Proteus/ der Verstorbenen Gestalt anneh-
men? Oder wie wenn in dem Menschen die
Seele und der Geist zwey absondere Wesen wä-
ren? Massen die Griechen von ihrem Hercules
beständig erzehlen/ daß seine Seele im Himmel/
sein Geist in die Hölle/ sein Leib in die Erde ver-
setzt worden sey. Zeno antwortete: Er vernein-
te nicht die Vielheit der Geister in der Welt/
noch auch daß ein Theil derselben dem Men-
schen wohlzuthun geneigt/ wiewohl ihm ihr
Dienst wegen Vielheit der bösen allezeit ver-
dächtig wäre. Dieses die Olorene bedienenden
Geistes Gewogenheit bedüncke ihn auch von all
zu zarter Regung für einen Geist/ und/ weil von
geraumer Zeit schier alle Wahrsager-Geister zu
verstummen angefangen/ eine zu seltzame Bege-
benheit zu seyn. Daß aber des Menschen See-
le und Geist zweyerley seyn solte/ wäre ein Jrr-
thum/ und die Meinung vom Hercules ein
blosser Aberglaube. Sintemahl der erstere
Nahme die Eigenschafft des Wesens/ der an-
dere die lebhaffte Regung der Seelen ausdrück-
[Spaltenumbruch] te. Nachdem sie aber unter den Lebenden in
dieser Sache keinen unverwerfflichen Schieds-
mann finden würden/ müsten sie einmahl sich
der Geister und Gespenster entschlagen/ wenn
Malovend nicht des tapffern Hertzog Klodo-
mirs vergessen solte.

Rhemetalces nahm alsofort das Wort vom
Zeno an/ meldende/ daß er zwar für seine Mei-
nung und der Geister zu den Menschen tragen-
der Liebe anzuführen hätte/ wie selbte sich so gar
mit ihnen zu vermischen lüstern wären; massen
Plato/ welchen man von einer Jungfrau ge-
bohren zu seyn rühmte/ der grosse Alexander/
Scipio und andere/ von eitel Geistern/ inson-
derheit aber Zoroaster von dem berühmten Gei-
ste gezeuget worden/ welche ihre Mütter in
Gestalt der Schlangen oder der Götter ge-
schwängert hätten. Sintemahl eine Gottes-
lästerung zu seyn schiene/ daß ein wahrer Gott
eine sterbliche Frau beschlaffen solle/ und/ daß
Schlangen Weiber schwängern könten/ eben
so lächerlich wäre/ als daß die Könige der Go-
then einen Bär/ und ein Volck am Ganges
einen Hund zu ihren ersten Geschlechts-Ahnen
haben solten. Alleine er bescheidete sich selbst/
daß seine ungewisse Gedancken Malovends
annehmlicher Erzehlung billich den Platz räu-
meten.

Malovend gehorsamte ihrem Verlangen/
und fing an: Astinabes und Klodomir heyrathe-
ten zwar einen Tag und unter einerley Stande
des Gestirns; Olorene und Riame waren eines
Geschlechtes/ und sie sämmtlich Liebhaber
der Tugend; Aber/ wie auff einerley Zweigen
Rosen und Dornen/ Datteln und Schwämme
wachsen/ ein Theil eines Baums zu einem an-
gebeteten Götzen-Bilde/ das andere zu einem
verfluchten Creutze gemacht wird; also waren je-
ne Verwürfflinge/ diese aber Schoos-Kinder des
Glückes. Denn der hertzhaffte Astinabes brach
mit einem mächtigen Heere in Africa ein/ um
den verdrungenen König der Mauritanier wie-

der

Anderes Buch
[Spaltenumbruch] wichtigerm beſchaͤfftiget/ weil ſie durch einen
hefftigern Trieb zu Anſchau- und Betrachtung
des groſſen Gottes/ als die Flamme zu der Em-
porglimmung/ und der Magnet zum Eiſen
gezogen werden. Die verdammten Seelen a-
ber ſind mit ſo viel Angſt und Schmertzen uͤber-
ſchuͤttet/ daß ſie der geweſenen Dinge gerne ver-
geſſen/ und in ein ſolch Gefaͤngniß eingeſperret/
daß ſie die Welt zu beunruhigen ihnen nicht
doͤrffen traumen laſſen. Wie aber/ verſetzte Rhe-
metalces/ wenn die Geiſter/ wormit/ nach des
Plato/ und faſt aller Weltweiſen Meinung/
Lufft/ Erde/ Feuer und Waſſer angefuͤllet/ und
dieſer Elemente Thiere/ ja ſo gar die Britanni-
ſchen Eylande Sporades von eitel Geiſtern be-
wohnet ſeyn ſollen/ welche die Anlendung der
Menſchen mit Sturm und Feuer-Fluthen ver-
hindern/ und zu nichts mehr/ als aus Bildern
und durch Traͤume wahrzuſagen einen Zug
haben/ oder auch die hoͤlliſchen/ ſo wie der zaube-
riſche Proteus/ der Verſtorbenen Geſtalt anneh-
men? Oder wie wenn in dem Menſchen die
Seele und der Geiſt zwey abſondere Weſen waͤ-
ren? Maſſen die Griechen von ihrem Hercules
beſtaͤndig erzehlen/ daß ſeine Seele im Himmel/
ſein Geiſt in die Hoͤlle/ ſein Leib in die Erde ver-
ſetzt worden ſey. Zeno antwortete: Er vernein-
te nicht die Vielheit der Geiſter in der Welt/
noch auch daß ein Theil derſelben dem Men-
ſchen wohlzuthun geneigt/ wiewohl ihm ihr
Dienſt wegen Vielheit der boͤſen allezeit ver-
daͤchtig waͤre. Dieſes die Olorene bedienenden
Geiſtes Gewogenheit beduͤncke ihn auch von all
zu zarter Regung fuͤr einen Geiſt/ und/ weil von
geraumer Zeit ſchier alle Wahrſager-Geiſter zu
verſtummen angefangen/ eine zu ſeltzame Bege-
benheit zu ſeyn. Daß aber des Menſchen See-
le und Geiſt zweyerley ſeyn ſolte/ waͤre ein Jrr-
thum/ und die Meinung vom Hercules ein
bloſſer Aberglaube. Sintemahl der erſtere
Nahme die Eigenſchafft des Weſens/ der an-
dere die lebhaffte Regung der Seelen ausdruͤck-
[Spaltenumbruch] te. Nachdem ſie aber unter den Lebenden in
dieſer Sache keinen unverwerfflichen Schieds-
mann finden wuͤrden/ muͤſten ſie einmahl ſich
der Geiſter und Geſpenſter entſchlagen/ wenn
Malovend nicht des tapffern Hertzog Klodo-
mirs vergeſſen ſolte.

Rhemetalces nahm alſofort das Wort vom
Zeno an/ meldende/ daß er zwar fuͤr ſeine Mei-
nung und der Geiſter zu den Menſchen tragen-
der Liebe anzufuͤhren haͤtte/ wie ſelbte ſich ſo gar
mit ihnen zu vermiſchen luͤſtern waͤren; maſſen
Plato/ welchen man von einer Jungfrau ge-
bohren zu ſeyn ruͤhmte/ der groſſe Alexander/
Scipio und andere/ von eitel Geiſtern/ inſon-
derheit aber Zoroaſter von dem beruͤhmten Gei-
ſte gezeuget worden/ welche ihre Muͤtter in
Geſtalt der Schlangen oder der Goͤtter ge-
ſchwaͤngert haͤtten. Sintemahl eine Gottes-
laͤſterung zu ſeyn ſchiene/ daß ein wahrer Gott
eine ſterbliche Frau beſchlaffen ſolle/ und/ daß
Schlangen Weiber ſchwaͤngern koͤnten/ eben
ſo laͤcherlich waͤre/ als daß die Koͤnige der Go-
then einen Baͤr/ und ein Volck am Ganges
einen Hund zu ihren erſten Geſchlechts-Ahnen
haben ſolten. Alleine er beſcheidete ſich ſelbſt/
daß ſeine ungewiſſe Gedancken Malovends
annehmlicher Erzehlung billich den Platz raͤu-
meten.

Malovend gehorſamte ihrem Verlangen/
und fing an: Aſtinabes und Klodomir heyrathe-
ten zwar einen Tag und unter einerley Stande
des Geſtirns; Olorene und Riame waren eines
Geſchlechtes/ und ſie ſaͤmmtlich Liebhaber
der Tugend; Aber/ wie auff einerley Zweigen
Roſen und Dornen/ Datteln und Schwaͤmme
wachſen/ ein Theil eines Baums zu einem an-
gebeteten Goͤtzen-Bilde/ das andere zu einem
verfluchten Creutze gemacht wird; alſo waren je-
ne Verwuͤꝛfflinge/ dieſe aber Schoos-Kinder des
Gluͤckes. Denn der hertzhaffte Aſtinabes brach
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der
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/220>, abgerufen am 27.04.2024.