Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Anderes Buch [Spaltenumbruch]
vom berühmten Pyrgoteles Alexanders Thatenauffs künstlichste gegraben sind. Rhemetalces/ der noch immer den Ring betrachtete/ brach ein/ und sagte: Jch finde inwendig noch einen in die- sen Ring gegrabenen Löwen. Alfelsleben fiel ihm bey/ und berichtete/ daß die Hertzoge der Catten dieses hertzhafte Thier zu ihrem Ge- schlechts- und Feld-Zeichen brauchten/ und deß- wegen alle solche eiserne Ringe damit bestem- peln liessen. So führen sie/ antwortete Rhe- metalces/ mit dem grossen Pompejus einerley Merckmahl/ weil dieser stets einen mit einem Schwerdte gerüsteten Löwen in einen Sardo- nich-Stein gegraben am Fingertrug/ und damit siegelte. Massen dieser Ring dem todten Pom- pejus auch vom Achille abgezogen/ dem Käyser Julius mit dem eingehüllten Haupte über- schickt/ und damit sein zu Rom ungläublicher Tod bestärcket ward. Zeno setzte bey: Eswä- re die Zuneigung gewisser Sinnen-Bilder ie- derzeit im Brauche gewest. Die Egyptischen Kriegsleute hätten insgemein einen Kefer/ als ein Bild der Tapferkeit/ weil es keinen Kefer weiblichen Geschlechts gebe/ Areus der Spar- taner König einen Adler/ Darius ein Pferd/ Amphitruo den auffgehenden Sonnen-Wa- gen mit vier Pferden/ die Locrer den Abend- Stern/ die Könige in Persien das Bild der Heldin Rhodogune mit zerstreueten Haaren/ welche bey derselben Aufflechtung eine erlittene Niederlage erfahren/ und selbte nicht eher/ als biß nach verübter Rache zuzuflechten sich ver- schworen hat/ Clearchus die tantzenden Jung- frauen zu Sparta/ welche alle Jahre die Carya- tische Diana also verehreten/ Sylla die Erge- bung des Königs Jugurtha/ und zuweilen drey/ Timoleon ein Sieges-Zeichen/ weil er deroglei- chen Ring in dem Kriege gegen den Jcetes aus dem Looß-Topfe gezogen/ Jntercatiensis des Scipio Emilianus Sieg über seinen eigenen Vater/ Pyrrhus den Agath mit den Musen/ August einen Sphinx/ Seleucus und seine [Spaltenumbruch] Nachkommen einen Ancker/ Mecänas einen Frosch/ Jßmenias das Bild der Amimone in ihren Ringen geführet. Unter diesem Gesprä- che brachten die Hunde eine grosse Sau aus dem Gesümpfe herfür gejagt/ welcher der wegen sei- nes wiedergefundenen Ringes frohe Alfelsleben mit dem Eisen muthig entgegen ging. Zu al- lem Unglücke aber brach der Stiel entzwey/ und Alfelsleben fiel über einen Hauffen. Die schwere Rüstung hinderte ihn geschwinde aufzuspringen die andern aber die Ferne/ ihm im Augenblicke Hülffe zu leisten; und also kriegte diese grim- mige Sau Zeit/ diesen hurtigen Edelmann im Bauche und in der Seite/ wo er ungeharnischt war/ gefährlich zu verwunden/ also/ daß die Jä- ger ihn halb todt in das nechste Jäger-Haus zur Verbindung tragen musten. Wie nun alle hierüber ein sonderbarhes Mitleiden bezeugten/ fing Rhemetalces an: Jch sehe gleichwohl aus diesem Beyspiele/ daß die aus denen Ringen zu- weilen genommene Andeutungen nicht blosse Ei- telkeiten seyn/ sondern gewisse Geheimnüsse in ihren Kreissen verborgen stecken/ wie Polycrates mit seinem Schaden/ Timoleon mit seinem Frommen erfahren/ weil jenem dadurch sein Untergang/ diesem ein herrlicher Sieg wider die Leontiner angedeutet ward. Also sagte Esopus den Samiern mehr denn allzu wahr/ als ein Adler ihren Ring/ damit der Rath zu siegeln pflegte/ mit in die Lufft nahm/ und in eines Knechtes Schooß fallen ließ; sie würden unter eines Königs Dienstbarkeit verfallen. Mar- comir begegnete ihm: Er hielte den Verlust des Ringes und Alfelslebens Verwundung für einen blossen Zufall; und also auch diese der Ringe wie auch andere eingebildete Andeutun- gen für Aberglauben. Er gestünde gerne/ daß in köstlichen Edelgesteinen/ als in welche die Na- tur gleichsam ihre Kunst und Herrligkeit zusam- men gezwänget hat/ nichts minder als der Ma- gnet absondere Kräffte in sich hätte/ aber nur na- türliche und der Vernuft gemässe. Daher er denn
Anderes Buch [Spaltenumbruch]
vom beruͤhmten Pyrgoteles Alexanders Thatenauffs kuͤnſtlichſte gegraben ſind. Rhemetalces/ der noch immer den Ring betrachtete/ brach ein/ und ſagte: Jch finde inwendig noch einen in die- ſen Ring gegrabenen Loͤwen. Alfelsleben fiel ihm bey/ und berichtete/ daß die Hertzoge der Catten dieſes hertzhafte Thier zu ihrem Ge- ſchlechts- und Feld-Zeichen brauchten/ und deß- wegen alle ſolche eiſerne Ringe damit beſtem- peln lieſſen. So fuͤhren ſie/ antwortete Rhe- metalces/ mit dem groſſen Pompejus einerley Merckmahl/ weil dieſer ſtets einen mit einem Schwerdte geruͤſteten Loͤwen in einen Sardo- nich-Stein gegraben am Fingeꝛtrug/ und damit ſiegelte. Maſſen dieſer Ring dem todten Pom- pejus auch vom Achille abgezogen/ dem Kaͤyſer Julius mit dem eingehuͤllten Haupte uͤber- ſchickt/ und damit ſein zu Rom unglaͤublicher Tod beſtaͤrcket ward. Zeno ſetzte bey: Eswaͤ- re die Zuneigung gewiſſer Sinnen-Bilder ie- derzeit im Brauche geweſt. Die Egyptiſchen Kriegsleute haͤtten insgemein einen Kefer/ als ein Bild der Tapferkeit/ weil es keinen Kefer weiblichen Geſchlechts gebe/ Areus der Spar- taner Koͤnig einen Adler/ Darius ein Pferd/ Amphitruo den auffgehenden Sonnen-Wa- gen mit vier Pferden/ die Locrer den Abend- Stern/ die Koͤnige in Perſien das Bild der Heldin Rhodogune mit zerſtreueten Haaren/ welche bey derſelben Aufflechtung eine erlittene Niederlage erfahren/ und ſelbte nicht eher/ als biß nach veruͤbter Rache zuzuflechten ſich ver- ſchworen hat/ Clearchus die tantzenden Jung- frauen zu Sparta/ welche alle Jahre die Carya- tiſche Diana alſo verehreten/ Sylla die Erge- bung des Koͤnigs Jugurtha/ und zuweilen drey/ Timoleon ein Sieges-Zeichen/ weil er deroglei- chen Ring in dem Kriege gegen den Jcetes aus dem Looß-Topfe gezogen/ Jntercatienſis des Scipio Emilianus Sieg uͤber ſeinen eigenen Vater/ Pyrrhus den Agath mit den Muſen/ Auguſt einen Sphinx/ Seleucus und ſeine [Spaltenumbruch] Nachkommen einen Ancker/ Mecaͤnas einen Froſch/ Jßmenias das Bild der Amimone in ihren Ringen gefuͤhret. Unter dieſem Geſpraͤ- che brachten die Hunde eine groſſe Sau aus dem Geſuͤmpfe herfuͤr gejagt/ welcher der wegen ſei- nes wiedergefundenen Ringes frohe Alfelsleben mit dem Eiſen muthig entgegen ging. Zu al- lem Ungluͤcke aber brach der Stiel entzwey/ und Alfelsleben fiel uͤber einen Hauffen. Die ſchwere Ruͤſtung hinderte ihn geſchwinde aufzuſpringen die andern aber die Ferne/ ihm im Augenblicke Huͤlffe zu leiſten; und alſo kriegte dieſe grim- mige Sau Zeit/ dieſen hurtigen Edelmann im Bauche und in der Seite/ wo er ungeharniſcht war/ gefaͤhrlich zu verwunden/ alſo/ daß die Jaͤ- ger ihn halb todt in das nechſte Jaͤger-Haus zur Verbindung tragen muſten. Wie nun alle hieruͤber ein ſonderbarhes Mitleiden bezeugten/ fing Rhemetalces an: Jch ſehe gleichwohl aus dieſem Beyſpiele/ daß die aus denen Ringen zu- weilen genom̃ene Andeutungen nicht bloſſe Ei- telkeiten ſeyn/ ſondern gewiſſe Geheimnuͤſſe in ihren Kreiſſen verborgen ſtecken/ wie Polycrates mit ſeinem Schaden/ Timoleon mit ſeinem Frommen erfahren/ weil jenem dadurch ſein Untergang/ dieſem ein herrlicher Sieg wider die Leontiner angedeutet ward. Alſo ſagte Eſopus den Samiern mehr denn allzu wahr/ als ein Adler ihren Ring/ damit der Rath zu ſiegeln pflegte/ mit in die Lufft nahm/ und in eines Knechtes Schooß fallen ließ; ſie wuͤrden unter eines Koͤnigs Dienſtbarkeit verfallen. Mar- comir begegnete ihm: Er hielte den Verluſt des Ringes und Alfelslebens Verwundung fuͤr einen bloſſen Zufall; und alſo auch dieſe der Ringe wie auch andere eingebildete Andeutun- gen fuͤr Aberglauben. Er geſtuͤnde gerne/ daß in koͤſtlichen Edelgeſteinen/ als in welche die Na- tur gleichſam ihre Kunſt und Herrligkeit zuſam- men gezwaͤnget hat/ nichts minder als der Ma- gnet abſondere Kraͤffte in ſich haͤtte/ aber nur na- tuͤrliche und der Vernuft gemaͤſſe. Daher er denn
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Anderes Buch
vom beruͤhmten Pyrgoteles Alexanders Thaten
auffs kuͤnſtlichſte gegraben ſind. Rhemetalces/
der noch immer den Ring betrachtete/ brach ein/
und ſagte: Jch finde inwendig noch einen in die-
ſen Ring gegrabenen Loͤwen. Alfelsleben fiel
ihm bey/ und berichtete/ daß die Hertzoge der
Catten dieſes hertzhafte Thier zu ihrem Ge-
ſchlechts- und Feld-Zeichen brauchten/ und deß-
wegen alle ſolche eiſerne Ringe damit beſtem-
peln lieſſen. So fuͤhren ſie/ antwortete Rhe-
metalces/ mit dem groſſen Pompejus einerley
Merckmahl/ weil dieſer ſtets einen mit einem
Schwerdte geruͤſteten Loͤwen in einen Sardo-
nich-Stein gegraben am Fingeꝛtrug/ und damit
ſiegelte. Maſſen dieſer Ring dem todten Pom-
pejus auch vom Achille abgezogen/ dem Kaͤyſer
Julius mit dem eingehuͤllten Haupte uͤber-
ſchickt/ und damit ſein zu Rom unglaͤublicher
Tod beſtaͤrcket ward. Zeno ſetzte bey: Eswaͤ-
re die Zuneigung gewiſſer Sinnen-Bilder ie-
derzeit im Brauche geweſt. Die Egyptiſchen
Kriegsleute haͤtten insgemein einen Kefer/ als
ein Bild der Tapferkeit/ weil es keinen Kefer
weiblichen Geſchlechts gebe/ Areus der Spar-
taner Koͤnig einen Adler/ Darius ein Pferd/
Amphitruo den auffgehenden Sonnen-Wa-
gen mit vier Pferden/ die Locrer den Abend-
Stern/ die Koͤnige in Perſien das Bild der
Heldin Rhodogune mit zerſtreueten Haaren/
welche bey derſelben Aufflechtung eine erlittene
Niederlage erfahren/ und ſelbte nicht eher/ als
biß nach veruͤbter Rache zuzuflechten ſich ver-
ſchworen hat/ Clearchus die tantzenden Jung-
frauen zu Sparta/ welche alle Jahre die Carya-
tiſche Diana alſo verehreten/ Sylla die Erge-
bung des Koͤnigs Jugurtha/ und zuweilen drey/
Timoleon ein Sieges-Zeichen/ weil er deroglei-
chen Ring in dem Kriege gegen den Jcetes aus
dem Looß-Topfe gezogen/ Jntercatienſis des
Scipio Emilianus Sieg uͤber ſeinen eigenen
Vater/ Pyrrhus den Agath mit den Muſen/
Auguſt einen Sphinx/ Seleucus und ſeine
Nachkommen einen Ancker/ Mecaͤnas einen
Froſch/ Jßmenias das Bild der Amimone in
ihren Ringen gefuͤhret. Unter dieſem Geſpraͤ-
che brachten die Hunde eine groſſe Sau aus dem
Geſuͤmpfe herfuͤr gejagt/ welcher der wegen ſei-
nes wiedergefundenen Ringes frohe Alfelsleben
mit dem Eiſen muthig entgegen ging. Zu al-
lem Ungluͤcke aber brach der Stiel entzwey/ und
Alfelsleben fiel uͤber einen Hauffen. Die ſchwere
Ruͤſtung hinderte ihn geſchwinde aufzuſpringen
die andern aber die Ferne/ ihm im Augenblicke
Huͤlffe zu leiſten; und alſo kriegte dieſe grim-
mige Sau Zeit/ dieſen hurtigen Edelmann im
Bauche und in der Seite/ wo er ungeharniſcht
war/ gefaͤhrlich zu verwunden/ alſo/ daß die Jaͤ-
ger ihn halb todt in das nechſte Jaͤger-Haus zur
Verbindung tragen muſten. Wie nun alle
hieruͤber ein ſonderbarhes Mitleiden bezeugten/
fing Rhemetalces an: Jch ſehe gleichwohl aus
dieſem Beyſpiele/ daß die aus denen Ringen zu-
weilen genom̃ene Andeutungen nicht bloſſe Ei-
telkeiten ſeyn/ ſondern gewiſſe Geheimnuͤſſe in
ihren Kreiſſen verborgen ſtecken/ wie Polycrates
mit ſeinem Schaden/ Timoleon mit ſeinem
Frommen erfahren/ weil jenem dadurch ſein
Untergang/ dieſem ein herrlicher Sieg wider die
Leontiner angedeutet ward. Alſo ſagte Eſopus
den Samiern mehr denn allzu wahr/ als ein
Adler ihren Ring/ damit der Rath zu ſiegeln
pflegte/ mit in die Lufft nahm/ und in eines
Knechtes Schooß fallen ließ; ſie wuͤrden unter
eines Koͤnigs Dienſtbarkeit verfallen. Mar-
comir begegnete ihm: Er hielte den Verluſt des
Ringes und Alfelslebens Verwundung fuͤr
einen bloſſen Zufall; und alſo auch dieſe der
Ringe wie auch andere eingebildete Andeutun-
gen fuͤr Aberglauben. Er geſtuͤnde gerne/ daß
in koͤſtlichen Edelgeſteinen/ als in welche die Na-
tur gleichſam ihre Kunſt und Herrligkeit zuſam-
men gezwaͤnget hat/ nichts minder als der Ma-
gnet abſondere Kraͤffte in ſich haͤtte/ aber nur na-
tuͤrliche und der Vernuft gemaͤſſe. Daher er
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/152>, abgerufen am 16.02.2025. |