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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Schlacht-Ordnung sätzten. So bald nun mit
den Paucken und Krumhörnern das Zeichen
zur Schlacht gegeben ward/ grief ein jeder zu
seinem Bogen; also: daß durch die Pfeile/ wel-
che die Scythen und Parthen meist nicht schnur
gerade auf den Feind/ sondern empor in die Lufft
schüssen/ umb durch den Herunter-Fall selbten
zu beleidigen/ der gantze Schauplatz erfüllet
ward/ und hierdurch unzehlbar viel verwundet
wären worden/ wenn nicht bey diesem Schat-
ten-Streite alle Spitzen der Pfeile mit Fleiß
wären verbrochen oder stumpff gemacht gewest.
Hier auf sätzten sie mit Schwerdtern und Wun-
der-Spießen an einander; und wusten sich
die Hauffen so artlich zu schwencken: daß die
Deutschen und Scythen einmal mit den Per-
sen/ das andermal wechsels-weise mit den Jndia-
nern zu treffen kamen. Der Unterscheid der
Kleidungen/ und die gute Ordnung/ wie immer
ein geschlossenes Glied auf das andere traf/ gab
dem Schauplatze eine ungemeine Vergnü-
gung. Jnsonderheit ließen sich die vier Heer-
führer tapfer schauen; und war insonderheit eine
Lust; wie bald Hertzog Herrmann/ bald Catu-
mer gegen des Fürsten Jubils Elefanten fochte/
und selbten bald mit brennenden Fackeln schüch-
tern/ Jubil aber mit Maulbeer-Saffte wider
hertzhafft machte/ und seine sich klüglich wenden-
den Feinde verfolgte. Mit dem Hertzog Ga-
nasch brach jeder auch drey Lantzen; also: daß/
wer mit seiner Tapfer- und Geschickligkeit dem
andern etwas zuvor thät/ schwerlich zu unterschei-
den war.

Als nun alle Glieder dreymal mit einander
getroffen/ ließ die Abgöttin Juno und Vorste-
herin der Hochzeiten auf einem güldenen mit
Pfauen bespannten Wagen in einer lichten
Wolcken sich mitten auf den Schauplatz/ und
nöthigte also die zu einem neuen Kampfe sich rü-
stende Hauffen auf ihrem Stande festen Fuß
zu halten. Uber der Juno saß auf einem Re-
genbogen J[r]is/ und für ihr die Geister beyder
[Spaltenumbruch] Angelsternen; und sieben mit gestirnten Klei-
dern bedeckte Jungfrauen; welche alle durch
Harffen und andere Säiten-Spiele gleichsam
die süsse Ubereinstimmung der himmlischen
Gestirne; welche die Egyptier ohne dis durch
eine siebenseitichte Leyer/ die Griechen durch so
viel Pfeiffen des Paris fürgebildet haben/ aus-
drückten. Jn dis annehmliche Gethöne sang
Juno mit einer lebhafften Bewegung und
durchdringenden Anmuth folgende Reimen:

Welch Unstern regt die Helden dieser Welt
Durch Menschen-Blut mein Feyer zu entweihen!
Wer weiß nicht: daß bey meinem holden Freyen
Die Hochzeit-Lust durch Zwytracht wird vergällt.
Das Blut/ wormit mein Hymen mich beschenckt/
Der Bräute Schatz/ die Blüte der Jungfrauen/
Mag nur allein mein friedsam Auge schauen:
So werd' ich nun durch euren Streit gekränckt.
Jch bin vergnügt mit einer Gans und Kuh.
Ja/ welcher mir wil opfernde gefallen/
Muß über dis hinwegthun ihre Gallen;
Und sich bey mir durch Eintracht liebeln zu.
Wer aber scheut nicht Herrmanns blitzend Schwerdt?
Wer spiegelt sich nicht an Jxions Straffen?
Der Lust gewinnt Thußnelden beyznschlaffen/
Die GOtt und ich dem Herrmann hat beschert.
Dis todte Bild dient durch sein rege-seyn
Des Himmels Schluß/ und wem der Krantz gehöre
Der Tapferkeit/ euch Frembdlingen zur Lehre;
Wenn's Herrmanns Haupt mit Sternen hüllet ein.

Uber diesen Worten bewegte sich die in der
Mitte des Schauplatzes stehende Seule/ und
das Bild Thußneldens näherte sich dem an der
einen Ecken haltenden Feldherrn/ und sätzte ihm
den von der Tapferkeit empfangenen Sternen-
Krantz auf. Hierauf sang Juno weiter:

Doch/ lächs't in euch der Kriegs-Geist noch nach Blut/
So laßt es hier Luchs/ Bär und Pferd vergießen.
Denn Menschen solln der süssen Ruh genüssen/
Krieg aber ist des Viehes Art und Gut.

Nach vollendetem Gesange hob sich Juno
in ihrer Wolcke wieder empor; alle Fürsten

und
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Schlacht-Ordnung ſaͤtzten. So bald nun mit
den Paucken und Krumhoͤrnern das Zeichen
zur Schlacht gegeben ward/ grief ein jeder zu
ſeinem Bogen; alſo: daß durch die Pfeile/ wel-
che die Scythen und Parthen meiſt nicht ſchnur
gerade auf den Feind/ ſondeꝛn empor in die Lufft
ſchuͤſſen/ umb durch den Herunter-Fall ſelbten
zu beleidigen/ der gantze Schauplatz erfuͤllet
ward/ und hierdurch unzehlbar viel verwundet
waͤren worden/ wenn nicht bey dieſem Schat-
ten-Streite alle Spitzen der Pfeile mit Fleiß
waͤren verbrochen oder ſtumpff gemacht geweſt.
Hier auf ſaͤtzten ſie mit Schwerdteꝛn und Wun-
der-Spießen an einander; und wuſten ſich
die Hauffen ſo artlich zu ſchwencken: daß die
Deutſchen und Scythen einmal mit den Per-
ſen/ das andeꝛmal wechſels-weiſe mit den Jndia-
nern zu treffen kamen. Der Unterſcheid der
Kleidungen/ und die gute Ordnung/ wie im̃er
ein geſchloſſenes Glied auf das andere traf/ gab
dem Schauplatze eine ungemeine Vergnuͤ-
gung. Jnſonderheit ließen ſich die vier Heer-
fuͤhꝛer tapfer ſchauen; und war inſondeꝛheit eine
Luſt; wie bald Hertzog Herrmann/ bald Catu-
mer gegen des Fuͤrſten Jubils Elefanten fochte/
und ſelbten bald mit bꝛennenden Fackeln ſchuͤch-
tern/ Jubil aber mit Maulbeer-Saffte wider
heꝛtzhafft machte/ und ſeine ſich kluͤglich wenden-
den Feinde verfolgte. Mit dem Hertzog Ga-
naſch brach jeder auch drey Lantzen; alſo: daß/
wer mit ſeiner Tapfer- und Geſchickligkeit dem
andeꝛn etwas zuvor thaͤt/ ſchweꝛlich zu unteꝛſchei-
den war.

Als nun alle Glieder dreymal mit einander
getroffen/ ließ die Abgoͤttin Juno und Vorſte-
herin der Hochzeiten auf einem guͤldenen mit
Pfauen beſpannten Wagen in einer lichten
Wolcken ſich mitten auf den Schauplatz/ und
noͤthigte alſo die zu einem neuen Kampfe ſich ruͤ-
ſtende Hauffen auf ihrem Stande feſten Fuß
zu halten. Uber der Juno ſaß auf einem Re-
genbogen J[r]is/ und fuͤr ihr die Geiſter beyder
[Spaltenumbruch] Angelſternen; und ſieben mit geſtirnten Klei-
dern bedeckte Jungfrauen; welche alle durch
Harffen und andere Saͤiten-Spiele gleichſam
die ſuͤſſe Ubereinſtimmung der himmliſchen
Geſtirne; welche die Egyptier ohne dis durch
eine ſiebenſeitichte Leyer/ die Griechen durch ſo
viel Pfeiffen des Paris fuͤrgebildet haben/ aus-
druͤckten. Jn dis annehmliche Gethoͤne ſang
Juno mit einer lebhafften Bewegung und
durchdringenden Anmuth folgende Reimen:

Welch Unſtern regt die Helden dieſer Welt
Durch Menſchen-Blut mein Feyer zu entweihen!
Wer weiß nicht: daß bey meinem holden Freyen
Die Hochzeit-Luſt durch Zwytracht wird vergaͤllt.
Das Blut/ wormit mein Hymen mich beſchenckt/
Der Braͤute Schatz/ die Bluͤte der Jungfrauen/
Mag nur allein mein friedſam Auge ſchauen:
So werd’ ich nun durch euren Streit gekraͤnckt.
Jch bin vergnuͤgt mit einer Gans und Kuh.
Ja/ welcher mir wil opfernde gefallen/
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Und ſich bey mir durch Eintracht liebeln zu.
Wer aber ſcheut nicht Herrmanns blitzend Schwerdt?
Wer ſpiegelt ſich nicht an Jxions Straffen?
Der Luſt gewinnt Thußnelden beyznſchlaffen/
Die GOtt und ich dem Herrmann hat beſchert.
Dis todte Bild dient durch ſein rege-ſeyn
Des Himmels Schluß/ und wem der Krantz gehoͤre
Der Tapferkeit/ euch Frembdlingen zur Lehre;
Wenn’s Herrmanns Haupt mit Sternen huͤllet ein.

Uber dieſen Worten bewegte ſich die in der
Mitte des Schauplatzes ſtehende Seule/ und
das Bild Thußneldens naͤherte ſich dem an der
einen Ecken haltenden Feldherrn/ und ſaͤtzte ihm
den von der Tapferkeit empfangenen Sternen-
Krantz auf. Hierauf ſang Juno weiter:

Doch/ laͤchſ’t in euch der Kriegs-Geiſt noch nach Blut/
So laßt es hier Luchs/ Baͤr und Pferd vergießen.
Denn Menſchen ſolln der ſuͤſſen Ruh genuͤſſen/
Krieg aber iſt des Viehes Art und Gut.

Nach vollendetem Geſange hob ſich Juno
in ihrer Wolcke wieder empor; alle Fuͤrſten

und
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1373[1375]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1441>, abgerufen am 23.11.2024.