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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Rocke saß; und für ihr eine Seule ziemlicher
Grösse liegen hatte. Nach diesem er[s]chien auf
einem vergoldeten von vier weissen Pferden ge-
zogenen Wagen der Sieg/ in der Hand einen
Oel-Zweig/ auf dem Haupte einen Lorber-
Krantz haltend; Auf der rechten Achsel saß ein
Habicht/ auf der lincken eine Nacht-Eule; für
ihr lag eine güldene Krone. Zuletzt erschien
ein grosser länglicht-rundter von zwey Löwen
gezogener Wagen; darauf standen die Tapf-
ferkeit/ die Gedult/ die Gerechtigkeit mit der
Keuschheit/ und trugen ein goldenes Bild der
Fürstin Thußnelde auf den Armen. Dieser
Aufzug machte in dem Platze einen länglich-
ten Kreiß; die Säiten-Spieler aber vertheil-
ten sich in die ihnen zugeeignete Sitze. Wie
nun diese mit ihrem anmuthigen Klange vori-
ges Kriegs-Gethöne ablöseten/ kamen aus vier
Hölen acht ungeheure an lange Ketten mit ei-
nem Fusse geschmiedete Cyclopen herfür; wel-
che gegen der Hoffnung sich bis zur Erde neig-
ten; hernach einen seltzamen Riesen-Tantz
anfiengen; darinnen sie das Schwirren ihrer
Fessel nach dem Klange der Säiten artlich be-
quemeten; und nach dem die Hoffnung mit
einem einigen Streiche sie alle/ als sie für ihr
niederknieten/ ihrer Ketten erledigte/ namen sie
immer zwey und zwey wechsels-weise auf die
Armen; und hieben nach einem ziemlichen
Herumbtantzen sie auf einen in dem untersten
Gestüle gesetzten Stul empor. Zuletzt faßten
sie den Fuß-Bodem/ darauf die Hoffnung ge-
standen hatte/ und sätzten ihn mit ungemeiner
Geschickligkeit recht in dem Mittel des Schau-
platzesfeste. Als diese Riesen in einem Augen-
blicke sich verlohren/ weltzte sich die auf dem
Wagen der Beständigkeit liegende Seule her-
ab/ richtete sich von sich selbst auf; und nach dem
sie umb den befestigten Bodem-Fuß einmal her-
umb kommen war/ wurden die zwölf in dem
innersten Schauplatze stehenden Seulen/ auf
denen die Bilder der zwölf Cheruskischen Feld-
[Spaltenumbruch] Herrn standen/ rege; stellten auch durch eine
künstliche Verwirrung/ in welcher die erstere
Seule bey jedem Schlusse stets in die Mitte
kam/ den allerzierlichsten Tantz für. Endlich
armten sich diese Bilder mit der Seule/ hoben
sie auf den Bodem-Fuß der Hoffnung/ und
fügte sich jedes wieder an seine erste Stelle;
allwo sich ihre vorige Geschickligkeit wieder in
unregsame Höltzer verwandelte. Diese aber
löseten ab sechs von den Spitzen des Schau-
platzes herab schüßende Adler; welche anfangs
umb den Wagen des Sieges fliegende zierliche
Kreisse machten/ hernach umb die aufgerichtete
Seule gegen einander einen annehmlichen
Lust-Kampff hielten; Zuletzt aber alle ins ge-
sampt die auf dem Wagen des Sieges stehende
Krone empor hoben/ und nach dem sie mit selb-
ter den gantzen Schauplatz umbflogen/ sie auf
die erhobene Seule feste sätzten. Endlich ka-
men zwölf geflügelte Winde aus der Höhe in
den Schauplatz/ welche nach dem bald linden/
bald stärckerem Gethöne der Säiten-Spiele
und Krumm-Hörner aufs zierlichste durch ein-
ander tantzten/ und so wol mit ihrer Bewegung/
als dem Geräusche der Flügel die Eigenschaff-
ten der Winde artlich fürstellten; zuletzt das
Bild der Fürstin Thußnelde aus den Händen
der vier Tugenden empfiengen/ mit selbtem em-
por flohen/ und es auf die gekrönte Seule sätz-
ten. Wormit denn so wol diese Winde/ als
alles andere von diesem Aufzuge/ außer der
Seule/ im Augenblicke mit einem grossen Ge-
räusche verschwand.

Alsofort öfnete sich das eine grosse Thor
des Schauplatzes; durch welches der des Abends
vorher in der Burg geweste Herold herein
fuhr. Diesen folgten fünf Geschwader Rö-
misch gekleidete Reiter/ jede dreißig Pferde
starck/ allesampt Deutsche von Adel mit so viel
Führern; welche alle von tapffern Thaten be-
rühmte Ritter waren; nemlich Löwenrod/
Kranchsfeld/ Lobdiburg/ Hohenwart/ Spiegel-

berg/
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Rocke ſaß; und fuͤr ihr eine Seule ziemlicher
Groͤſſe liegen hatte. Nach dieſem er[ſ]chien auf
einem vergoldeten von vier weiſſen Pferden ge-
zogenen Wagen der Sieg/ in der Hand einen
Oel-Zweig/ auf dem Haupte einen Lorber-
Krantz haltend; Auf der rechten Achſel ſaß ein
Habicht/ auf der lincken eine Nacht-Eule; fuͤr
ihr lag eine guͤldene Krone. Zuletzt erſchien
ein groſſer laͤnglicht-rundter von zwey Loͤwen
gezogener Wagen; darauf ſtanden die Tapf-
ferkeit/ die Gedult/ die Gerechtigkeit mit der
Keuſchheit/ und trugen ein goldenes Bild der
Fuͤrſtin Thußnelde auf den Armen. Dieſer
Aufzug machte in dem Platze einen laͤnglich-
ten Kreiß; die Saͤiten-Spieler aber vertheil-
ten ſich in die ihnen zugeeignete Sitze. Wie
nun dieſe mit ihrem anmuthigen Klange vori-
ges Kriegs-Gethoͤne abloͤſeten/ kamen aus vier
Hoͤlen acht ungeheure an lange Ketten mit ei-
nem Fuſſe geſchmiedete Cyclopen herfuͤr; wel-
che gegen der Hoffnung ſich bis zur Erde neig-
ten; hernach einen ſeltzamen Rieſen-Tantz
anfiengen; darinnen ſie das Schwirren ihrer
Feſſel nach dem Klange der Saͤiten artlich be-
quemeten; und nach dem die Hoffnung mit
einem einigen Streiche ſie alle/ als ſie fuͤr ihr
niederknieten/ ihrer Ketten erledigte/ namen ſie
immer zwey und zwey wechſels-weiſe auf die
Armen; und hieben nach einem ziemlichen
Herumbtantzen ſie auf einen in dem unterſten
Geſtuͤle geſetzten Stul empor. Zuletzt faßten
ſie den Fuß-Bodem/ darauf die Hoffnung ge-
ſtanden hatte/ und ſaͤtzten ihn mit ungemeiner
Geſchickligkeit recht in dem Mittel des Schau-
platzesfeſte. Als dieſe Rieſen in einem Augen-
blicke ſich verlohren/ weltzte ſich die auf dem
Wagen der Beſtaͤndigkeit liegende Seule her-
ab/ richtete ſich von ſich ſelbſt auf; und nach dem
ſie umb den befeſtigten Bodem-Fuß einmal her-
umb kommen war/ wurden die zwoͤlf in dem
innerſten Schauplatze ſtehenden Seulen/ auf
denen die Bilder der zwoͤlf Cheruskiſchen Feld-
[Spaltenumbruch] Herrn ſtanden/ rege; ſtellten auch durch eine
kuͤnſtliche Verwirrung/ in welcher die erſtere
Seule bey jedem Schluſſe ſtets in die Mitte
kam/ den allerzierlichſten Tantz fuͤr. Endlich
armten ſich dieſe Bilder mit der Seule/ hoben
ſie auf den Bodem-Fuß der Hoffnung/ und
fuͤgte ſich jedes wieder an ſeine erſte Stelle;
allwo ſich ihre vorige Geſchickligkeit wieder in
unregſame Hoͤltzer verwandelte. Dieſe aber
loͤſeten ab ſechs von den Spitzen des Schau-
platzes herab ſchuͤßende Adler; welche anfangs
umb den Wagen des Sieges fliegende zierliche
Kreiſſe machten/ hernach umb die aufgerichtete
Seule gegen einander einen annehmlichen
Luſt-Kampff hielten; Zuletzt aber alle ins ge-
ſampt die auf dem Wagen des Sieges ſtehende
Krone empor hoben/ und nach dem ſie mit ſelb-
ter den gantzen Schauplatz umbflogen/ ſie auf
die erhobene Seule feſte ſaͤtzten. Endlich ka-
men zwoͤlf gefluͤgelte Winde aus der Hoͤhe in
den Schauplatz/ welche nach dem bald linden/
bald ſtaͤrckerem Gethoͤne der Saͤiten-Spiele
und Krumm-Hoͤrner aufs zierlichſte durch ein-
ander tantzten/ und ſo wol mit ihrer Bewegung/
als dem Geraͤuſche der Fluͤgel die Eigenſchaff-
ten der Winde artlich fuͤrſtellten; zuletzt das
Bild der Fuͤrſtin Thußnelde aus den Haͤnden
der vier Tugenden empfiengen/ mit ſelbtem em-
por flohen/ und es auf die gekroͤnte Seule ſaͤtz-
ten. Wormit denn ſo wol dieſe Winde/ als
alles andere von dieſem Aufzuge/ außer der
Seule/ im Augenblicke mit einem groſſen Ge-
raͤuſche veꝛſchwand.

Alſofort oͤfnete ſich das eine groſſe Thor
des Schauplatzes; durch welches der des Abends
vorher in der Burg geweſte Herold herein
fuhr. Dieſen folgten fuͤnf Geſchwader Roͤ-
miſch gekleidete Reiter/ jede dreißig Pferde
ſtarck/ alleſampt Deutſche von Adel mit ſo viel
Fuͤhrern; welche alle von tapffern Thaten be-
ruͤhmte Ritter waren; nemlich Loͤwenrod/
Kranchsfeld/ Lobdiburg/ Hohenwart/ Spiegel-

berg/
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[1355[1357]/1423] Arminius und Thußnelda. Rocke ſaß; und fuͤr ihr eine Seule ziemlicher Groͤſſe liegen hatte. Nach dieſem erſchien auf einem vergoldeten von vier weiſſen Pferden ge- zogenen Wagen der Sieg/ in der Hand einen Oel-Zweig/ auf dem Haupte einen Lorber- Krantz haltend; Auf der rechten Achſel ſaß ein Habicht/ auf der lincken eine Nacht-Eule; fuͤr ihr lag eine guͤldene Krone. Zuletzt erſchien ein groſſer laͤnglicht-rundter von zwey Loͤwen gezogener Wagen; darauf ſtanden die Tapf- ferkeit/ die Gedult/ die Gerechtigkeit mit der Keuſchheit/ und trugen ein goldenes Bild der Fuͤrſtin Thußnelde auf den Armen. Dieſer Aufzug machte in dem Platze einen laͤnglich- ten Kreiß; die Saͤiten-Spieler aber vertheil- ten ſich in die ihnen zugeeignete Sitze. Wie nun dieſe mit ihrem anmuthigen Klange vori- ges Kriegs-Gethoͤne abloͤſeten/ kamen aus vier Hoͤlen acht ungeheure an lange Ketten mit ei- nem Fuſſe geſchmiedete Cyclopen herfuͤr; wel- che gegen der Hoffnung ſich bis zur Erde neig- ten; hernach einen ſeltzamen Rieſen-Tantz anfiengen; darinnen ſie das Schwirren ihrer Feſſel nach dem Klange der Saͤiten artlich be- quemeten; und nach dem die Hoffnung mit einem einigen Streiche ſie alle/ als ſie fuͤr ihr niederknieten/ ihrer Ketten erledigte/ namen ſie immer zwey und zwey wechſels-weiſe auf die Armen; und hieben nach einem ziemlichen Herumbtantzen ſie auf einen in dem unterſten Geſtuͤle geſetzten Stul empor. Zuletzt faßten ſie den Fuß-Bodem/ darauf die Hoffnung ge- ſtanden hatte/ und ſaͤtzten ihn mit ungemeiner Geſchickligkeit recht in dem Mittel des Schau- platzesfeſte. Als dieſe Rieſen in einem Augen- blicke ſich verlohren/ weltzte ſich die auf dem Wagen der Beſtaͤndigkeit liegende Seule her- ab/ richtete ſich von ſich ſelbſt auf; und nach dem ſie umb den befeſtigten Bodem-Fuß einmal her- umb kommen war/ wurden die zwoͤlf in dem innerſten Schauplatze ſtehenden Seulen/ auf denen die Bilder der zwoͤlf Cheruskiſchen Feld- Herrn ſtanden/ rege; ſtellten auch durch eine kuͤnſtliche Verwirrung/ in welcher die erſtere Seule bey jedem Schluſſe ſtets in die Mitte kam/ den allerzierlichſten Tantz fuͤr. Endlich armten ſich dieſe Bilder mit der Seule/ hoben ſie auf den Bodem-Fuß der Hoffnung/ und fuͤgte ſich jedes wieder an ſeine erſte Stelle; allwo ſich ihre vorige Geſchickligkeit wieder in unregſame Hoͤltzer verwandelte. Dieſe aber loͤſeten ab ſechs von den Spitzen des Schau- platzes herab ſchuͤßende Adler; welche anfangs umb den Wagen des Sieges fliegende zierliche Kreiſſe machten/ hernach umb die aufgerichtete Seule gegen einander einen annehmlichen Luſt-Kampff hielten; Zuletzt aber alle ins ge- ſampt die auf dem Wagen des Sieges ſtehende Krone empor hoben/ und nach dem ſie mit ſelb- ter den gantzen Schauplatz umbflogen/ ſie auf die erhobene Seule feſte ſaͤtzten. Endlich ka- men zwoͤlf gefluͤgelte Winde aus der Hoͤhe in den Schauplatz/ welche nach dem bald linden/ bald ſtaͤrckerem Gethoͤne der Saͤiten-Spiele und Krumm-Hoͤrner aufs zierlichſte durch ein- ander tantzten/ und ſo wol mit ihrer Bewegung/ als dem Geraͤuſche der Fluͤgel die Eigenſchaff- ten der Winde artlich fuͤrſtellten; zuletzt das Bild der Fuͤrſtin Thußnelde aus den Haͤnden der vier Tugenden empfiengen/ mit ſelbtem em- por flohen/ und es auf die gekroͤnte Seule ſaͤtz- ten. Wormit denn ſo wol dieſe Winde/ als alles andere von dieſem Aufzuge/ außer der Seule/ im Augenblicke mit einem groſſen Ge- raͤuſche veꝛſchwand. Alſofort oͤfnete ſich das eine groſſe Thor des Schauplatzes; durch welches der des Abends vorher in der Burg geweſte Herold herein fuhr. Dieſen folgten fuͤnf Geſchwader Roͤ- miſch gekleidete Reiter/ jede dreißig Pferde ſtarck/ alleſampt Deutſche von Adel mit ſo viel Fuͤhrern; welche alle von tapffern Thaten be- ruͤhmte Ritter waren; nemlich Loͤwenrod/ Kranchsfeld/ Lobdiburg/ Hohenwart/ Spiegel- berg/ J i i i i i i i 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1355[1357]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1423>, abgerufen am 23.11.2024.