Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] das erstere des Curio vorher mit Erschlagung
vieler tausend Menschen eingefallen war. Je-
doch hatte Adgandester nach der Anleitung des
steinernen Schau-Platzes den Statilius T[a]u-
rus aus Tiburtinischen Werckstücken dem
Käyser August zu Ehren aufgeführt/ vie[l] in sei-
nem verbessert; insonderheit: daß es nicht
kreiß-sondern zu mehrer Beque[m]ligkeit der
Zuschauer Ey-rund/ auch von e[it]el zwey- und
drey-grieffigen Eichbäumen[/] also viel fester
als des Julius erbaut war Sonst hatte es
die Höhe wie dieses/ und stiegen von denen
innersten und fürnehmsten Sitzen/ welche gegen
dem Platze mit zierlichem Drate verwahrt/ und
in gemächliche Zimmer eingetheilt waren/ dreis-
sig um und um gehende Re[y]en Bäncke heraus-
werts empor/ wormit auch die letztern alles un-
verhindert sehen konten. Diese konten funf-
zig tausend Menschen [o]hne Gedränge beher-
bergen. Der Schau-Platz hatte an denen
zwey breiten Seiten [z]wey weite Thore gegen
einander über/ aber wohl zwölff Stiegen. Zu
unterste waren Hölen/ und darinnen viel wilde
Thiere/ welche ma[n] durch eiserne Fall-Gegitter
aus und einlassen konte. Darüber waren ge-
wisse Gemächer/ welche sich auf den mitlern mit
Sande bestreuten Platz heraus drehen; und
durch derselben Zusammenfügung dem Schau-
Platze die Gestalten eines Waldes/ eines Fel-
des/ einer Wiesen und andere geben; oder auch
den Platz gar beströmen/ und nicht nur mit Fi-
schen und Wasser-Thieren/ sondern auch mit
Schiffen anfüllen konten. Ja der innere gleiche
Platz hatte in sich gewisse Hölen/ welche zur
Zeit alles/ was sich darauf befand/ in einem Au-
genblicke in sich zu verschlingen/ und über sich
wieder eine Fläche zuzuschlüssen/ oder auch aus
sich Feuer und Flammen auszuspeyen geschickt
waren. Uber diß waren auch hin und wieder
kleine Spring-Brunnen gemacht; welche
durch verborgene Röhre zwar nicht wie zu Rom
Balsam und zerlassenen Saffran; aber wohl
[Spaltenumbruch] frisches Brunn-Wasser theils zu Erfrischung
des Schau-Platzes/ theils zu Erquickung der
durstigen Ringer und Zuschauer hervor sprütz-
ten. Wiewohl bey diesem Hochzeit-Feyer der
sonst denen allzu üppigen Zärtligkeiten nicht
holde Feldherr dem Fürsten Adgandester erlaubt
hatte: daß durch gewisse Röhren von wohlrü-
chendem Rosen-Wasser ein sanfter Regen über
den gantzen Schau-Platz abtröpfeln möchte.
Die Fenster waren gleichfalls mit bund-seide-
nen Vorhängen für die Sonne beschattet;
worzu die Beute aus dem Römischen Lager
einen überflüssigen Vorrath herbey geschafft
hatte.

Das Gethöne machte den Hof/ die Stadt
und die gantze Gegend nicht allein rege/ sondern
füllte in weniger Zeit den Schau-Platz deroge-
stalt mit Zuschauern an: daß in selbtem kein
Apfel zur Erde hätte fallen können; alle
Treppen besetzt wurden/ und ihrer gleichwohl
noch viel keinen Raum fanden. Als die Gros-
sen des Hofes ihre Sitze kaum eingenommen
hatten/ öffnete sich in dem untern Schau-
Platze ein Thor; daraus kam auf einem blau-
en mit Sternen bestreueten Wagen das Ge-
schrey in eine helle Posaune blasende/ gefahren.
Diesem folgten hundert Herolden mit aller-
hand Seitenspielen; und hierauf ein auf vier
gantz niedrige Räder gesetzter viereckichter
Grund-Fuß mit einem Absatze/ darauf die
Hoffnung in einem blauen mit grünenden Oel-
Zweigen bestreuten Rocke stand/ mit der lincken
Hand sich auf einen Ancker lehnete/ in der rech-
ten eine Lilge/ auf dem Haupte auch einen
Krantz von solchen der Hoffnung gewiedmeten
Blumen und Blüthen als Vorbothen künftiger
Früchte hatte/ und von vier Luchsen/ welche mit
ihrer Scharffsichtigkeit denen Hoffenden nicht
unehnlich sind/ fortgezogen ward. Hierauf brach-
ten vier schwartze Pferde einen sechsrädrichten
Wagen geführt/ auf welcher die Beständigkeit in
einem mit unausleschlichen Sternen geblümten

Rocke

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] das erſtere des Curio vorher mit Erſchlagung
vieler tauſend Menſchen eingefallen war. Je-
doch hatte Adgandeſter nach der Anleitung des
ſteinernen Schau-Platzes den Statilius T[a]u-
rus aus Tiburtiniſchen Werckſtuͤcken dem
Kaͤyſer Auguſt zu Ehren aufgefuͤhrt/ vie[l] in ſei-
nem verbeſſert; inſonderheit: daß es nicht
kreiß-ſondern zu mehrer Beque[m]ligkeit der
Zuſchauer Ey-rund/ auch von e[it]el zwey- und
drey-grieffigen Eichbaͤumen[/] alſo viel feſter
als des Julius erbaut war Sonſt hatte es
die Hoͤhe wie dieſes/ und ſtiegen von denen
innerſten und fuͤrnehmſten Sitzen/ welche gegen
dem Platze mit zierlichem Drate verwahrt/ und
in gemaͤchliche Zimmer eingetheilt waren/ dreiſ-
ſig um und um gehende Re[y]en Baͤncke heraus-
werts empor/ wormit auch die letztern alles un-
verhindert ſehen konten. Dieſe konten funf-
zig tauſend Menſchen [o]hne Gedraͤnge beher-
bergen. Der Schau-Platz hatte an denen
zwey breiten Seiten [z]wey weite Thore gegen
einander uͤber/ aber wohl zwoͤlff Stiegen. Zu
unterſte waren Hoͤlen/ und darinnen viel wilde
Thiere/ welche ma[n] durch eiſerne Fall-Gegitteꝛ
aus und einlaſſen konte. Daruͤber waren ge-
wiſſe Gemaͤcher/ welche ſich auf den mitlern mit
Sande beſtreuten Platz heraus drehen; und
durch derſelben Zuſammenfuͤgung dem Schau-
Platze die Geſtalten eines Waldes/ eines Fel-
des/ einer Wieſen und andere geben; oder auch
den Platz gar beſtroͤmen/ und nicht nur mit Fi-
ſchen und Waſſer-Thieren/ ſondern auch mit
Schiffen anfuͤllen kontẽ. Ja der innere gleiche
Platz hatte in ſich gewiſſe Hoͤlen/ welche zur
Zeit alles/ was ſich darauf befand/ in einem Au-
genblicke in ſich zu verſchlingen/ und uͤber ſich
wieder eine Flaͤche zuzuſchluͤſſen/ oder auch aus
ſich Feuer und Flammen auszuſpeyen geſchickt
waren. Uber diß waren auch hin und wieder
kleine Spring-Brunnen gemacht; welche
durch verborgene Roͤhre zwar nicht wie zu Rom
Balſam und zerlaſſenen Saffran; aber wohl
[Spaltenumbruch] friſches Brunn-Waſſer theils zu Erfriſchung
des Schau-Platzes/ theils zu Erquickung der
durſtigen Ringer und Zuſchauer hervor ſpruͤtz-
ten. Wiewohl bey dieſem Hochzeit-Feyer der
ſonſt denen allzu uͤppigen Zaͤrtligkeiten nicht
holde Feldherr dem Fuͤrſten Adgandeſteꝛ erlaubt
hatte: daß durch gewiſſe Roͤhren von wohlruͤ-
chendem Roſen-Waſſer ein ſanfter Regen uͤber
den gantzen Schau-Platz abtroͤpfeln moͤchte.
Die Fenſter waren gleichfalls mit bund-ſeide-
nen Vorhaͤngen fuͤr die Sonne beſchattet;
worzu die Beute aus dem Roͤmiſchen Lager
einen uͤberfluͤſſigen Vorrath herbey geſchafft
hatte.

Das Gethoͤne machte den Hof/ die Stadt
und die gantze Gegend nicht allein rege/ ſondern
fuͤllte in weniger Zeit den Schau-Platz deroge-
ſtalt mit Zuſchauern an: daß in ſelbtem kein
Apfel zur Erde haͤtte fallen koͤnnen; alle
Treppen beſetzt wurden/ und ihrer gleichwohl
noch viel keinen Raum fanden. Als die Groſ-
ſen des Hofes ihre Sitze kaum eingenommen
hatten/ oͤffnete ſich in dem untern Schau-
Platze ein Thor; daraus kam auf einem blau-
en mit Sternen beſtreueten Wagen das Ge-
ſchrey in eine helle Poſaune blaſende/ gefahren.
Dieſem folgten hundert Herolden mit aller-
hand Seitenſpielen; und hierauf ein auf vier
gantz niedrige Raͤder geſetzter vieꝛeckichter
Grund-Fuß mit einem Abſatze/ darauf die
Hoffnung in einem blauen mit gruͤnenden Oel-
Zweigen beſtreuten Rocke ſtand/ mit der lincken
Hand ſich auf einen Ancker lehnete/ in der rech-
ten eine Lilge/ auf dem Haupte auch einen
Krantz von ſolchen der Hoffnung gewiedmeten
Blumen und Bluͤthen als Vorbothen kuͤnftigeꝛ
Fruͤchte hatte/ und von vier Luchſen/ welche mit
ihrer Scharffſichtigkeit denen Hoffenden nicht
unehnlich ſind/ foꝛtgezogen ward. Hierauf brach-
ten vier ſchwartze Pferde einen ſechsraͤdrichten
Wagen gefuͤhꝛt/ auf welcher die Beſtaͤndigkeit in
einem mit unausleſchlichen Sternen gebluͤmten

Rocke
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1422" n="1354[1356]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Neuntes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
das er&#x017F;tere des Curio vorher mit Er&#x017F;chlagung<lb/>
vieler tau&#x017F;end Men&#x017F;chen eingefallen war. Je-<lb/>
doch hatte Adgande&#x017F;ter nach der Anleitung des<lb/>
&#x017F;teinernen Schau-Platzes den Statilius T<supplied>a</supplied>u-<lb/>
rus aus Tiburtini&#x017F;chen Werck&#x017F;tu&#x0364;cken dem<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;er Augu&#x017F;t zu Ehren aufgefu&#x0364;hrt/ vie<supplied>l</supplied> in &#x017F;ei-<lb/>
nem verbe&#x017F;&#x017F;ert; in&#x017F;onderheit: daß es nicht<lb/>
kreiß-&#x017F;ondern zu mehrer Beque<supplied>m</supplied>ligkeit der<lb/>
Zu&#x017F;chauer Ey-rund/ auch von e<supplied>it</supplied>el zwey- und<lb/>
drey-grieffigen Eichba&#x0364;umen<supplied>/</supplied> al&#x017F;o viel fe&#x017F;ter<lb/>
als des Julius erbaut war Son&#x017F;t hatte es<lb/>
die Ho&#x0364;he wie die&#x017F;es/ und &#x017F;tiegen von denen<lb/>
inner&#x017F;ten und fu&#x0364;rnehm&#x017F;ten Sitzen/ welche gegen<lb/>
dem Platze mit zierlichem Drate verwahrt/ und<lb/>
in gema&#x0364;chliche Zimmer eingetheilt waren/ drei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ig um und um gehende Re<supplied>y</supplied>en Ba&#x0364;ncke heraus-<lb/>
werts empor/ wormit auch die letztern alles un-<lb/>
verhindert &#x017F;ehen konten. Die&#x017F;e konten funf-<lb/>
zig tau&#x017F;end Men&#x017F;chen <supplied>o</supplied>hne Gedra&#x0364;nge beher-<lb/>
bergen. Der Schau-Platz hatte an denen<lb/>
zwey breiten Seiten <supplied>z</supplied>wey weite Thore gegen<lb/>
einander u&#x0364;ber/ aber wohl zwo&#x0364;lff Stiegen. Zu<lb/>
unter&#x017F;te waren Ho&#x0364;len/ und darinnen viel wilde<lb/>
Thiere/ welche ma<supplied>n</supplied> durch ei&#x017F;erne Fall-Gegitte&#xA75B;<lb/>
aus und einla&#x017F;&#x017F;en konte. Daru&#x0364;ber waren ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;e Gema&#x0364;cher/ welche &#x017F;ich auf den mitlern mit<lb/>
Sande be&#x017F;treuten Platz heraus drehen; und<lb/>
durch der&#x017F;elben Zu&#x017F;ammenfu&#x0364;gung dem Schau-<lb/>
Platze die Ge&#x017F;talten eines Waldes/ eines Fel-<lb/>
des/ einer Wie&#x017F;en und andere geben; oder auch<lb/>
den Platz gar be&#x017F;tro&#x0364;men/ und nicht nur mit Fi-<lb/>
&#x017F;chen und Wa&#x017F;&#x017F;er-Thieren/ &#x017F;ondern auch mit<lb/>
Schiffen anfu&#x0364;llen konte&#x0303;. Ja der innere gleiche<lb/>
Platz hatte in &#x017F;ich gewi&#x017F;&#x017F;e Ho&#x0364;len/ welche zur<lb/>
Zeit alles/ was &#x017F;ich darauf befand/ in einem Au-<lb/>
genblicke in &#x017F;ich zu ver&#x017F;chlingen/ und u&#x0364;ber &#x017F;ich<lb/>
wieder eine Fla&#x0364;che zuzu&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ oder auch aus<lb/>
&#x017F;ich Feuer und Flammen auszu&#x017F;peyen ge&#x017F;chickt<lb/>
waren. Uber diß waren auch hin und wieder<lb/>
kleine Spring-Brunnen gemacht; welche<lb/>
durch verborgene Ro&#x0364;hre zwar nicht wie zu Rom<lb/>
Bal&#x017F;am und zerla&#x017F;&#x017F;enen Saffran; aber wohl<lb/><cb/>
fri&#x017F;ches Brunn-Wa&#x017F;&#x017F;er theils zu Erfri&#x017F;chung<lb/>
des Schau-Platzes/ theils zu Erquickung der<lb/>
dur&#x017F;tigen Ringer und Zu&#x017F;chauer hervor &#x017F;pru&#x0364;tz-<lb/>
ten. Wiewohl bey die&#x017F;em Hochzeit-Feyer der<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t denen allzu u&#x0364;ppigen Za&#x0364;rtligkeiten nicht<lb/>
holde Feldherr dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten Adgande&#x017F;te&#xA75B; erlaubt<lb/>
hatte: daß durch gewi&#x017F;&#x017F;e Ro&#x0364;hren von wohlru&#x0364;-<lb/>
chendem Ro&#x017F;en-Wa&#x017F;&#x017F;er ein &#x017F;anfter Regen u&#x0364;ber<lb/>
den gantzen Schau-Platz abtro&#x0364;pfeln mo&#x0364;chte.<lb/>
Die Fen&#x017F;ter waren gleichfalls mit bund-&#x017F;eide-<lb/>
nen Vorha&#x0364;ngen fu&#x0364;r die Sonne be&#x017F;chattet;<lb/>
worzu die Beute aus dem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Lager<lb/>
einen u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Vorrath herbey ge&#x017F;chafft<lb/>
hatte.</p><lb/>
          <p>Das Getho&#x0364;ne machte den Hof/ die Stadt<lb/>
und die gantze Gegend nicht allein rege/ &#x017F;ondern<lb/>
fu&#x0364;llte in weniger Zeit den Schau-Platz deroge-<lb/>
&#x017F;talt mit Zu&#x017F;chauern an: daß in &#x017F;elbtem kein<lb/>
Apfel zur Erde ha&#x0364;tte fallen ko&#x0364;nnen; alle<lb/>
Treppen be&#x017F;etzt wurden/ und ihrer gleichwohl<lb/>
noch viel keinen Raum fanden. Als die Gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en des Hofes ihre Sitze kaum eingenommen<lb/>
hatten/ o&#x0364;ffnete &#x017F;ich in dem untern Schau-<lb/>
Platze ein Thor; daraus kam auf einem blau-<lb/>
en mit Sternen be&#x017F;treueten Wagen das Ge-<lb/>
&#x017F;chrey in eine helle Po&#x017F;aune bla&#x017F;ende/ gefahren.<lb/>
Die&#x017F;em folgten hundert Herolden mit aller-<lb/>
hand Seiten&#x017F;pielen; und hierauf ein auf vier<lb/>
gantz niedrige Ra&#x0364;der ge&#x017F;etzter vie&#xA75B;eckichter<lb/>
Grund-Fuß mit einem Ab&#x017F;atze/ darauf die<lb/>
Hoffnung in einem blauen mit gru&#x0364;nenden Oel-<lb/>
Zweigen be&#x017F;treuten Rocke &#x017F;tand/ mit der lincken<lb/>
Hand &#x017F;ich auf einen Ancker lehnete/ in der rech-<lb/>
ten eine Lilge/ auf dem Haupte auch einen<lb/>
Krantz von &#x017F;olchen der Hoffnung gewiedmeten<lb/>
Blumen und Blu&#x0364;then als Vorbothen ku&#x0364;nftige&#xA75B;<lb/>
Fru&#x0364;chte hatte/ und von vier Luch&#x017F;en/ welche mit<lb/>
ihrer Scharff&#x017F;ichtigkeit denen Hoffenden nicht<lb/>
unehnlich &#x017F;ind/ fo&#xA75B;tgezogen ward. Hierauf brach-<lb/>
ten vier &#x017F;chwartze Pferde einen &#x017F;echsra&#x0364;drichten<lb/>
Wagen gefu&#x0364;h&#xA75B;t/ auf welcher die Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit in<lb/>
einem mit unausle&#x017F;chlichen Sternen geblu&#x0364;mten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Rocke</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1354[1356]/1422] Neuntes Buch das erſtere des Curio vorher mit Erſchlagung vieler tauſend Menſchen eingefallen war. Je- doch hatte Adgandeſter nach der Anleitung des ſteinernen Schau-Platzes den Statilius Tau- rus aus Tiburtiniſchen Werckſtuͤcken dem Kaͤyſer Auguſt zu Ehren aufgefuͤhrt/ viel in ſei- nem verbeſſert; inſonderheit: daß es nicht kreiß-ſondern zu mehrer Bequemligkeit der Zuſchauer Ey-rund/ auch von eitel zwey- und drey-grieffigen Eichbaͤumen/ alſo viel feſter als des Julius erbaut war Sonſt hatte es die Hoͤhe wie dieſes/ und ſtiegen von denen innerſten und fuͤrnehmſten Sitzen/ welche gegen dem Platze mit zierlichem Drate verwahrt/ und in gemaͤchliche Zimmer eingetheilt waren/ dreiſ- ſig um und um gehende Reyen Baͤncke heraus- werts empor/ wormit auch die letztern alles un- verhindert ſehen konten. Dieſe konten funf- zig tauſend Menſchen ohne Gedraͤnge beher- bergen. Der Schau-Platz hatte an denen zwey breiten Seiten zwey weite Thore gegen einander uͤber/ aber wohl zwoͤlff Stiegen. Zu unterſte waren Hoͤlen/ und darinnen viel wilde Thiere/ welche man durch eiſerne Fall-Gegitteꝛ aus und einlaſſen konte. Daruͤber waren ge- wiſſe Gemaͤcher/ welche ſich auf den mitlern mit Sande beſtreuten Platz heraus drehen; und durch derſelben Zuſammenfuͤgung dem Schau- Platze die Geſtalten eines Waldes/ eines Fel- des/ einer Wieſen und andere geben; oder auch den Platz gar beſtroͤmen/ und nicht nur mit Fi- ſchen und Waſſer-Thieren/ ſondern auch mit Schiffen anfuͤllen kontẽ. Ja der innere gleiche Platz hatte in ſich gewiſſe Hoͤlen/ welche zur Zeit alles/ was ſich darauf befand/ in einem Au- genblicke in ſich zu verſchlingen/ und uͤber ſich wieder eine Flaͤche zuzuſchluͤſſen/ oder auch aus ſich Feuer und Flammen auszuſpeyen geſchickt waren. Uber diß waren auch hin und wieder kleine Spring-Brunnen gemacht; welche durch verborgene Roͤhre zwar nicht wie zu Rom Balſam und zerlaſſenen Saffran; aber wohl friſches Brunn-Waſſer theils zu Erfriſchung des Schau-Platzes/ theils zu Erquickung der durſtigen Ringer und Zuſchauer hervor ſpruͤtz- ten. Wiewohl bey dieſem Hochzeit-Feyer der ſonſt denen allzu uͤppigen Zaͤrtligkeiten nicht holde Feldherr dem Fuͤrſten Adgandeſteꝛ erlaubt hatte: daß durch gewiſſe Roͤhren von wohlruͤ- chendem Roſen-Waſſer ein ſanfter Regen uͤber den gantzen Schau-Platz abtroͤpfeln moͤchte. Die Fenſter waren gleichfalls mit bund-ſeide- nen Vorhaͤngen fuͤr die Sonne beſchattet; worzu die Beute aus dem Roͤmiſchen Lager einen uͤberfluͤſſigen Vorrath herbey geſchafft hatte. Das Gethoͤne machte den Hof/ die Stadt und die gantze Gegend nicht allein rege/ ſondern fuͤllte in weniger Zeit den Schau-Platz deroge- ſtalt mit Zuſchauern an: daß in ſelbtem kein Apfel zur Erde haͤtte fallen koͤnnen; alle Treppen beſetzt wurden/ und ihrer gleichwohl noch viel keinen Raum fanden. Als die Groſ- ſen des Hofes ihre Sitze kaum eingenommen hatten/ oͤffnete ſich in dem untern Schau- Platze ein Thor; daraus kam auf einem blau- en mit Sternen beſtreueten Wagen das Ge- ſchrey in eine helle Poſaune blaſende/ gefahren. Dieſem folgten hundert Herolden mit aller- hand Seitenſpielen; und hierauf ein auf vier gantz niedrige Raͤder geſetzter vieꝛeckichter Grund-Fuß mit einem Abſatze/ darauf die Hoffnung in einem blauen mit gruͤnenden Oel- Zweigen beſtreuten Rocke ſtand/ mit der lincken Hand ſich auf einen Ancker lehnete/ in der rech- ten eine Lilge/ auf dem Haupte auch einen Krantz von ſolchen der Hoffnung gewiedmeten Blumen und Bluͤthen als Vorbothen kuͤnftigeꝛ Fruͤchte hatte/ und von vier Luchſen/ welche mit ihrer Scharffſichtigkeit denen Hoffenden nicht unehnlich ſind/ foꝛtgezogen ward. Hierauf brach- ten vier ſchwartze Pferde einen ſechsraͤdrichten Wagen gefuͤhꝛt/ auf welcher die Beſtaͤndigkeit in einem mit unausleſchlichen Sternen gebluͤmten Rocke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1422
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1354[1356]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1422>, abgerufen am 06.05.2024.