Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] lauffen/ und so ferner nach Deutschland zu rei-
sen für hatte. Sie kriegten den vierdten Tag
bey aufgehender Sonne allbereit das Vorge-
bürge von dem Eylande Jlva ins Gesichte; als
sie zugleich zwey Schiffe recht auff sich und
zwar von beyden Seiten zusegeln sahen; wel-
ches dem Segesthes verdächtig fürkam/ und er
deß wegen mit seinen Leuten sich auff allen Fall
zur Gegenwehr rüstete. Demnach aber der
Wind gerade Ost war/ rieth der Steuer-Mann
nach Corsica in den Fluß Tavola/ an welchem
Marius die Stadt Nicäa mit Römischem
Volcke besetzt hätte/ einzulauffen; Weil es sonst
in diesem wilden Eylande gefährlich wäre; ja
vermuthlich diese zwey Raub-schiffe Corsen auf
hätten. Die Schiff-Leute thaten ihr bestes/ son-
derlich/ als sie die zwey andern Schiffe/ ungeach-
tet des veränderten Lauffs/ ihnen folgen/ und al-
le Segel aufspannen sahen. Alleine diese waren
so wol besegelt/ und in zweyen Stunden dem
Segesthes so nahe: daß die Schiffer Nicäa zu
erreichen nicht getrauten; sondern gerade an
dem Corsischen Ufer/ wo das berühmte Schutz-
Altar zu sehen ist/ zu stranden riethen. Diß bil-
ligte die Fürstin; weil sie aus einer gleichsam
heimlichen Eingebung/ oder in Ansehung die-
ses Altars daselbst aus der Gefahr zu entrinnen
hoffte. Die Räuber ereilten sie dennoch zwey
Stunden für Abends drey Meilen vom Lande/
und setzten auff beyden Seiten ihnen hefftig zu;
also: daß ob zwar Segesthes auf einer/ und die
gerüstete Thußnelda auff der andern Seiten
durch ihre und der ihrigen tapffere Gegen-
wehre die Enterung hinderten; sie dennoch von
denen so häuffigen Pfeilen fast alle verwundet
wurden. Endlich erreichten sie bey dem Schutz-
Altare in der daselbst sich ins Meer ausgüssen-
den Bach das Land. Allein die dieser Gegend
besser kundige Räuber setzten auff Corsica so ge-
schwinde Fuß/ als die Flüchtigen; ungeachtet
diese jene mit dem hinterlassenen Schiffe und
[Spaltenumbruch] der darinn befindlichen Beute zu sättigen ge-
dachten. Diesemnach sich denn der Schiffs-
Streit nunmehr in eine Feld-Schlacht ver-
wandelte; Wiewol Segesthens Theil hier also-
bald den kürtzern gezogen haben würde; in dem
der Räuber über hundert; ihr Gegentheil aber
nicht dreyßig streitbare Männer/ das übrige
ohnmächtige Weiber waren; wenn nicht an-
fangs diese an einem Felsen den Rücken frey ge-
habt/ hernach aus dieser sich gleichsam zu ihrer
Errettung zerspaltenden Stein-Klippe einen
unvermutheten Entsatz bekommen hätten;
und zwar zu der Zeit: als schon über zwölff
Mann erlegt waren/ die hertzhaffte und von
Blut trieffende Thußnelde zwar noch Hertzens
genung/ aber keinen Athem; Segesthes auch
sich gantz verblutet und entkräfftet hatte. Als
die Noth derogestalt recht an Mann kommen
war/ drang ein in einem güldenen Harnische
gerüsteter Held mit noch zwantzig streitbaren
Kriegs-Leuten aus dem Munde einer Hölen
herfür; welcher denen Bedrängten nicht nur
Lufft machte/ und den auff den Segesthes von
dem obersten Räuber gezückten Streich auff-
fieng; sondern auch die ebenfalls ab gematteten
Räuber so hertzhafft anfiel: daß sich der Streit
alsofort/ ungeachtet der ungleichen Zahl/ in ein
gleiches Gefechte/ bald darauff aber/ weil schon
dreyßig der kühnesten Räuber ins Graß gebis-
sen hatten/ ihrer seits in die schimpflichste Flucht
auff ihre Schiffe verwandelte; und derogestalt
nicht nur Segesthes mit seinem überbliebenen
Volcke/ sondern auch das Schiff/ darauff das
zurück gebliebene Frauen-Zimmer bey nahe
für Angst Seele und Geist verloren hatte/ er-
rettet wurden. Es war allbereit ziemlich dun-
ckel/ als dieser Kampff sich endigte/ und also die
Personen schwerlich zu erkennen. Gleichwol
aber waren die gläntzenden Waffen Thußnel-
den; weil Segesthes inzwischen für Mattigkeit
zur Erde gesuncken war/ ein genungsames

Kenn-
Erster Theil. U u u u u u u

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] lauffen/ und ſo ferner nach Deutſchland zu rei-
ſen fuͤr hatte. Sie kriegten den vierdten Tag
bey aufgehender Sonne allbereit das Vorge-
buͤrge von dem Eylande Jlva ins Geſichte; als
ſie zugleich zwey Schiffe recht auff ſich und
zwar von beyden Seiten zuſegeln ſahen; wel-
ches dem Segeſthes verdaͤchtig fuͤrkam/ und er
deß wegen mit ſeinen Leuten ſich auff allen Fall
zur Gegenwehr ruͤſtete. Demnach aber der
Wind gerade Oſt war/ rieth der Steuer-Mañ
nach Corſica in den Fluß Tavola/ an welchem
Marius die Stadt Nicaͤa mit Roͤmiſchem
Volcke beſetzt haͤtte/ einzulauffen; Weil es ſonſt
in dieſem wilden Eylande gefaͤhrlich waͤre; ja
vermuthlich dieſe zwey Raub-ſchiffe Corſen auf
haͤtten. Die Schiff-Leute thaten ihr beſtes/ ſon-
derlich/ als ſie die zwey andeꝛn Schiffe/ ungeach-
tet des veraͤnderten Lauffs/ ihnen folgen/ und al-
le Segel aufſpannen ſahen. Alleine dieſe waren
ſo wol beſegelt/ und in zweyen Stunden dem
Segeſthes ſo nahe: daß die Schiffer Nicaͤa zu
erreichen nicht getrauten; ſondern gerade an
dem Corſiſchen Ufer/ wo das beruͤhmte Schutz-
Altar zu ſehen iſt/ zu ſtranden riethen. Diß bil-
ligte die Fuͤrſtin; weil ſie aus einer gleichſam
heimlichen Eingebung/ oder in Anſehung die-
ſes Altars daſelbſt aus der Gefahr zu entrinnen
hoffte. Die Raͤuber ereilten ſie dennoch zwey
Stunden fuͤr Abends drey Meilen vom Lande/
und ſetzten auff beyden Seiten ihnen hefftig zu;
alſo: daß ob zwar Segeſthes auf einer/ und die
geruͤſtete Thußnelda auff der andern Seiten
durch ihre und der ihrigen tapffere Gegen-
wehre die Enterung hinderten; ſie dennoch von
denen ſo haͤuffigen Pfeilen faſt alle verwundet
wurden. Endlich erreichten ſie bey dem Schutz-
Altare in der daſelbſt ſich ins Meer ausguͤſſen-
den Bach das Land. Allein die dieſer Gegend
beſſer kundige Raͤuber ſetzten auff Corſica ſo ge-
ſchwinde Fuß/ als die Fluͤchtigen; ungeachtet
dieſe jene mit dem hinterlaſſenen Schiffe und
[Spaltenumbruch] der darinn befindlichen Beute zu ſaͤttigen ge-
dachten. Dieſemnach ſich denn der Schiffs-
Streit nunmehr in eine Feld-Schlacht ver-
wandelte; Wiewol Segeſthens Theil hier alſo-
bald den kuͤrtzern gezogen haben wuͤrde; in dem
der Raͤuber uͤber hundert; ihr Gegentheil aber
nicht dreyßig ſtreitbare Maͤnner/ das uͤbrige
ohnmaͤchtige Weiber waren; wenn nicht an-
fangs dieſe an einem Felſen den Ruͤcken frey ge-
habt/ hernach aus dieſer ſich gleichſam zu ihrer
Errettung zerſpaltenden Stein-Klippe einen
unvermutheten Entſatz bekommen haͤtten;
und zwar zu der Zeit: als ſchon uͤber zwoͤlff
Mann erlegt waren/ die hertzhaffte und von
Blut trieffende Thußnelde zwar noch Hertzens
genung/ aber keinen Athem; Segeſthes auch
ſich gantz verblutet und entkraͤfftet hatte. Als
die Noth derogeſtalt recht an Mann kommen
war/ drang ein in einem guͤldenen Harniſche
geruͤſteter Held mit noch zwantzig ſtreitbaren
Kriegs-Leuten aus dem Munde einer Hoͤlen
herfuͤr; welcher denen Bedraͤngten nicht nur
Lufft machte/ und den auff den Segeſthes von
dem oberſten Raͤuber gezuͤckten Streich auff-
fieng; ſondern auch die ebenfalls ab gematteten
Raͤuber ſo hertzhafft anfiel: daß ſich der Streit
alſofort/ ungeachtet der ungleichen Zahl/ in ein
gleiches Gefechte/ bald darauff aber/ weil ſchon
dreyßig der kuͤhneſten Raͤuber ins Graß gebiſ-
ſen hatten/ ihrer ſeits in die ſchimpflichſte Flucht
auff ihre Schiffe verwandelte; und derogeſtalt
nicht nur Segeſthes mit ſeinem uͤberbliebenen
Volcke/ ſondern auch das Schiff/ darauff das
zuruͤck gebliebene Frauen-Zimmer bey nahe
fuͤr Angſt Seele und Geiſt verloren hatte/ er-
rettet wurden. Es war allbereit ziemlich dun-
ckel/ als dieſer Kampff ſich endigte/ und alſo die
Perſonen ſchwerlich zu erkennen. Gleichwol
aber waren die glaͤntzenden Waffen Thußnel-
den; weil Segeſthes inzwiſchen fuͤr Mattigkeit
zur Erde geſuncken war/ ein genungſames

Kenn-
Erſter Theil. U u u u u u u
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1323" n="1257[1259]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
lauffen/ und &#x017F;o ferner nach Deut&#x017F;chland zu rei-<lb/>
&#x017F;en fu&#x0364;r hatte. Sie kriegten den vierdten Tag<lb/>
bey aufgehender Sonne allbereit das Vorge-<lb/>
bu&#x0364;rge von dem Eylande Jlva ins Ge&#x017F;ichte; als<lb/>
&#x017F;ie zugleich zwey Schiffe recht auff &#x017F;ich und<lb/>
zwar von beyden Seiten zu&#x017F;egeln &#x017F;ahen; wel-<lb/>
ches dem Sege&#x017F;thes verda&#x0364;chtig fu&#x0364;rkam/ und er<lb/>
deß wegen mit &#x017F;einen Leuten &#x017F;ich auff allen Fall<lb/>
zur Gegenwehr ru&#x0364;&#x017F;tete. Demnach aber der<lb/>
Wind gerade O&#x017F;t war/ rieth der Steuer-Man&#x0303;<lb/>
nach Cor&#x017F;ica in den Fluß Tavola/ an welchem<lb/>
Marius die Stadt Nica&#x0364;a mit Ro&#x0364;mi&#x017F;chem<lb/>
Volcke be&#x017F;etzt ha&#x0364;tte/ einzulauffen; Weil es &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
in die&#x017F;em wilden Eylande gefa&#x0364;hrlich wa&#x0364;re; ja<lb/>
vermuthlich die&#x017F;e zwey Raub-&#x017F;chiffe Cor&#x017F;en auf<lb/>
ha&#x0364;tten. Die Schiff-Leute thaten ihr be&#x017F;tes/ &#x017F;on-<lb/>
derlich/ als &#x017F;ie die zwey ande&#xA75B;n Schiffe/ ungeach-<lb/>
tet des vera&#x0364;nderten Lauffs/ ihnen folgen/ und al-<lb/>
le Segel auf&#x017F;pannen &#x017F;ahen. Alleine die&#x017F;e waren<lb/>
&#x017F;o wol be&#x017F;egelt/ und in zweyen Stunden dem<lb/>
Sege&#x017F;thes &#x017F;o nahe: daß die Schiffer Nica&#x0364;a zu<lb/>
erreichen nicht getrauten; &#x017F;ondern gerade an<lb/>
dem Cor&#x017F;i&#x017F;chen Ufer/ wo das beru&#x0364;hmte Schutz-<lb/>
Altar zu &#x017F;ehen i&#x017F;t/ zu &#x017F;tranden riethen. Diß bil-<lb/>
ligte die Fu&#x0364;r&#x017F;tin; weil &#x017F;ie aus einer gleich&#x017F;am<lb/>
heimlichen Eingebung/ oder in An&#x017F;ehung die-<lb/>
&#x017F;es Altars da&#x017F;elb&#x017F;t aus der Gefahr zu entrinnen<lb/>
hoffte. Die Ra&#x0364;uber ereilten &#x017F;ie dennoch zwey<lb/>
Stunden fu&#x0364;r Abends drey Meilen vom Lande/<lb/>
und &#x017F;etzten auff beyden Seiten ihnen hefftig zu;<lb/>
al&#x017F;o: daß ob zwar Sege&#x017F;thes auf einer/ und die<lb/>
geru&#x0364;&#x017F;tete Thußnelda auff der andern Seiten<lb/>
durch ihre und der ihrigen tapffere Gegen-<lb/>
wehre die Enterung hinderten; &#x017F;ie dennoch von<lb/>
denen &#x017F;o ha&#x0364;uffigen Pfeilen fa&#x017F;t alle verwundet<lb/>
wurden. Endlich erreichten &#x017F;ie bey dem Schutz-<lb/>
Altare in der da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ich ins Meer ausgu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
den Bach das Land. Allein die die&#x017F;er Gegend<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er kundige Ra&#x0364;uber &#x017F;etzten auff Cor&#x017F;ica &#x017F;o ge-<lb/>
&#x017F;chwinde Fuß/ als die Flu&#x0364;chtigen; ungeachtet<lb/>
die&#x017F;e jene mit dem hinterla&#x017F;&#x017F;enen Schiffe und<lb/><cb/>
der darinn befindlichen Beute zu &#x017F;a&#x0364;ttigen ge-<lb/>
dachten. Die&#x017F;emnach &#x017F;ich denn der Schiffs-<lb/>
Streit nunmehr in eine Feld-Schlacht ver-<lb/>
wandelte; Wiewol Sege&#x017F;thens Theil hier al&#x017F;o-<lb/>
bald den ku&#x0364;rtzern gezogen haben wu&#x0364;rde; in dem<lb/>
der Ra&#x0364;uber u&#x0364;ber hundert; ihr Gegentheil aber<lb/>
nicht dreyßig &#x017F;treitbare Ma&#x0364;nner/ das u&#x0364;brige<lb/>
ohnma&#x0364;chtige Weiber waren; wenn nicht an-<lb/>
fangs die&#x017F;e an einem Fel&#x017F;en den Ru&#x0364;cken frey ge-<lb/>
habt/ hernach aus die&#x017F;er &#x017F;ich gleich&#x017F;am zu ihrer<lb/>
Errettung zer&#x017F;paltenden Stein-Klippe einen<lb/>
unvermutheten Ent&#x017F;atz bekommen ha&#x0364;tten;<lb/>
und zwar zu der Zeit: als &#x017F;chon u&#x0364;ber zwo&#x0364;lff<lb/>
Mann erlegt waren/ die hertzhaffte und von<lb/>
Blut trieffende Thußnelde zwar noch Hertzens<lb/>
genung/ aber keinen Athem; Sege&#x017F;thes auch<lb/>
&#x017F;ich gantz verblutet und entkra&#x0364;fftet hatte. Als<lb/>
die Noth deroge&#x017F;talt recht an Mann kommen<lb/>
war/ drang ein in einem gu&#x0364;ldenen Harni&#x017F;che<lb/>
geru&#x0364;&#x017F;teter Held mit noch zwantzig &#x017F;treitbaren<lb/>
Kriegs-Leuten aus dem Munde einer Ho&#x0364;len<lb/>
herfu&#x0364;r; welcher denen Bedra&#x0364;ngten nicht nur<lb/>
Lufft machte/ und den auff den Sege&#x017F;thes von<lb/>
dem ober&#x017F;ten Ra&#x0364;uber gezu&#x0364;ckten Streich auff-<lb/>
fieng; &#x017F;ondern auch die ebenfalls ab gematteten<lb/>
Ra&#x0364;uber &#x017F;o hertzhafft anfiel: daß &#x017F;ich der Streit<lb/>
al&#x017F;ofort/ ungeachtet der ungleichen Zahl/ in ein<lb/>
gleiches Gefechte/ bald darauff aber/ weil &#x017F;chon<lb/>
dreyßig der ku&#x0364;hne&#x017F;ten Ra&#x0364;uber ins Graß gebi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en hatten/ ihrer &#x017F;eits in die &#x017F;chimpflich&#x017F;te Flucht<lb/>
auff ihre Schiffe verwandelte; und deroge&#x017F;talt<lb/>
nicht nur Sege&#x017F;thes mit &#x017F;einem u&#x0364;berbliebenen<lb/>
Volcke/ &#x017F;ondern auch das Schiff/ darauff das<lb/>
zuru&#x0364;ck gebliebene Frauen-Zimmer bey nahe<lb/>
fu&#x0364;r Ang&#x017F;t Seele und Gei&#x017F;t verloren hatte/ er-<lb/>
rettet wurden. Es war allbereit ziemlich dun-<lb/>
ckel/ als die&#x017F;er Kampff &#x017F;ich endigte/ und al&#x017F;o die<lb/>
Per&#x017F;onen &#x017F;chwerlich zu erkennen. Gleichwol<lb/>
aber waren die gla&#x0364;ntzenden Waffen Thußnel-<lb/>
den; weil Sege&#x017F;thes inzwi&#x017F;chen fu&#x0364;r Mattigkeit<lb/>
zur Erde ge&#x017F;uncken war/ ein genung&#x017F;ames<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Er&#x017F;ter Theil. U u u u u u u</fw><fw place="bottom" type="catch">Kenn-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1257[1259]/1323] Arminius und Thußnelda. lauffen/ und ſo ferner nach Deutſchland zu rei- ſen fuͤr hatte. Sie kriegten den vierdten Tag bey aufgehender Sonne allbereit das Vorge- buͤrge von dem Eylande Jlva ins Geſichte; als ſie zugleich zwey Schiffe recht auff ſich und zwar von beyden Seiten zuſegeln ſahen; wel- ches dem Segeſthes verdaͤchtig fuͤrkam/ und er deß wegen mit ſeinen Leuten ſich auff allen Fall zur Gegenwehr ruͤſtete. Demnach aber der Wind gerade Oſt war/ rieth der Steuer-Mañ nach Corſica in den Fluß Tavola/ an welchem Marius die Stadt Nicaͤa mit Roͤmiſchem Volcke beſetzt haͤtte/ einzulauffen; Weil es ſonſt in dieſem wilden Eylande gefaͤhrlich waͤre; ja vermuthlich dieſe zwey Raub-ſchiffe Corſen auf haͤtten. Die Schiff-Leute thaten ihr beſtes/ ſon- derlich/ als ſie die zwey andeꝛn Schiffe/ ungeach- tet des veraͤnderten Lauffs/ ihnen folgen/ und al- le Segel aufſpannen ſahen. Alleine dieſe waren ſo wol beſegelt/ und in zweyen Stunden dem Segeſthes ſo nahe: daß die Schiffer Nicaͤa zu erreichen nicht getrauten; ſondern gerade an dem Corſiſchen Ufer/ wo das beruͤhmte Schutz- Altar zu ſehen iſt/ zu ſtranden riethen. Diß bil- ligte die Fuͤrſtin; weil ſie aus einer gleichſam heimlichen Eingebung/ oder in Anſehung die- ſes Altars daſelbſt aus der Gefahr zu entrinnen hoffte. Die Raͤuber ereilten ſie dennoch zwey Stunden fuͤr Abends drey Meilen vom Lande/ und ſetzten auff beyden Seiten ihnen hefftig zu; alſo: daß ob zwar Segeſthes auf einer/ und die geruͤſtete Thußnelda auff der andern Seiten durch ihre und der ihrigen tapffere Gegen- wehre die Enterung hinderten; ſie dennoch von denen ſo haͤuffigen Pfeilen faſt alle verwundet wurden. Endlich erreichten ſie bey dem Schutz- Altare in der daſelbſt ſich ins Meer ausguͤſſen- den Bach das Land. Allein die dieſer Gegend beſſer kundige Raͤuber ſetzten auff Corſica ſo ge- ſchwinde Fuß/ als die Fluͤchtigen; ungeachtet dieſe jene mit dem hinterlaſſenen Schiffe und der darinn befindlichen Beute zu ſaͤttigen ge- dachten. Dieſemnach ſich denn der Schiffs- Streit nunmehr in eine Feld-Schlacht ver- wandelte; Wiewol Segeſthens Theil hier alſo- bald den kuͤrtzern gezogen haben wuͤrde; in dem der Raͤuber uͤber hundert; ihr Gegentheil aber nicht dreyßig ſtreitbare Maͤnner/ das uͤbrige ohnmaͤchtige Weiber waren; wenn nicht an- fangs dieſe an einem Felſen den Ruͤcken frey ge- habt/ hernach aus dieſer ſich gleichſam zu ihrer Errettung zerſpaltenden Stein-Klippe einen unvermutheten Entſatz bekommen haͤtten; und zwar zu der Zeit: als ſchon uͤber zwoͤlff Mann erlegt waren/ die hertzhaffte und von Blut trieffende Thußnelde zwar noch Hertzens genung/ aber keinen Athem; Segeſthes auch ſich gantz verblutet und entkraͤfftet hatte. Als die Noth derogeſtalt recht an Mann kommen war/ drang ein in einem guͤldenen Harniſche geruͤſteter Held mit noch zwantzig ſtreitbaren Kriegs-Leuten aus dem Munde einer Hoͤlen herfuͤr; welcher denen Bedraͤngten nicht nur Lufft machte/ und den auff den Segeſthes von dem oberſten Raͤuber gezuͤckten Streich auff- fieng; ſondern auch die ebenfalls ab gematteten Raͤuber ſo hertzhafft anfiel: daß ſich der Streit alſofort/ ungeachtet der ungleichen Zahl/ in ein gleiches Gefechte/ bald darauff aber/ weil ſchon dreyßig der kuͤhneſten Raͤuber ins Graß gebiſ- ſen hatten/ ihrer ſeits in die ſchimpflichſte Flucht auff ihre Schiffe verwandelte; und derogeſtalt nicht nur Segeſthes mit ſeinem uͤberbliebenen Volcke/ ſondern auch das Schiff/ darauff das zuruͤck gebliebene Frauen-Zimmer bey nahe fuͤr Angſt Seele und Geiſt verloren hatte/ er- rettet wurden. Es war allbereit ziemlich dun- ckel/ als dieſer Kampff ſich endigte/ und alſo die Perſonen ſchwerlich zu erkennen. Gleichwol aber waren die glaͤntzenden Waffen Thußnel- den; weil Segeſthes inzwiſchen fuͤr Mattigkeit zur Erde geſuncken war/ ein genungſames Kenn- Erſter Theil. U u u u u u u

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1323
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1257[1259]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1323>, abgerufen am 23.11.2024.