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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] lauffen/ und so ferner nach Deutschland zu rei-
sen für hatte. Sie kriegten den vierdten Tag
bey aufgehender Sonne allbereit das Vorge-
bürge von dem Eylande Jlva ins Gesichte; als
sie zugleich zwey Schiffe recht auff sich und
zwar von beyden Seiten zusegeln sahen; wel-
ches dem Segesthes verdächtig fürkam/ und er
deß wegen mit seinen Leuten sich auff allen Fall
zur Gegenwehr rüstete. Demnach aber der
Wind gerade Ost war/ rieth der Steuer-Mann
nach Corsica in den Fluß Tavola/ an welchem
Marius die Stadt Nicäa mit Römischem
Volcke besetzt hätte/ einzulauffen; Weil es sonst
in diesem wilden Eylande gefährlich wäre; ja
vermuthlich diese zwey Raub-schiffe Corsen auf
hätten. Die Schiff-Leute thaten ihr bestes/ son-
derlich/ als sie die zwey andern Schiffe/ ungeach-
tet des veränderten Lauffs/ ihnen folgen/ und al-
le Segel aufspannen sahen. Alleine diese waren
so wol besegelt/ und in zweyen Stunden dem
Segesthes so nahe: daß die Schiffer Nicäa zu
erreichen nicht getrauten; sondern gerade an
dem Corsischen Ufer/ wo das berühmte Schutz-
Altar zu sehen ist/ zu stranden riethen. Diß bil-
ligte die Fürstin; weil sie aus einer gleichsam
heimlichen Eingebung/ oder in Ansehung die-
ses Altars daselbst aus der Gefahr zu entrinnen
hoffte. Die Räuber ereilten sie dennoch zwey
Stunden für Abends drey Meilen vom Lande/
und setzten auff beyden Seiten ihnen hefftig zu;
also: daß ob zwar Segesthes auf einer/ und die
gerüstete Thußnelda auff der andern Seiten
durch ihre und der ihrigen tapffere Gegen-
wehre die Enterung hinderten; sie dennoch von
denen so häuffigen Pfeilen fast alle verwundet
wurden. Endlich erreichten sie bey dem Schutz-
Altare in der daselbst sich ins Meer ausgüssen-
den Bach das Land. Allein die dieser Gegend
besser kundige Räuber setzten auff Corsica so ge-
schwinde Fuß/ als die Flüchtigen; ungeachtet
diese jene mit dem hinterlassenen Schiffe und
[Spaltenumbruch] der darinn befindlichen Beute zu sättigen ge-
dachten. Diesemnach sich denn der Schiffs-
Streit nunmehr in eine Feld-Schlacht ver-
wandelte; Wiewol Segesthens Theil hier also-
bald den kürtzern gezogen haben würde; in dem
der Räuber über hundert; ihr Gegentheil aber
nicht dreyßig streitbare Männer/ das übrige
ohnmächtige Weiber waren; wenn nicht an-
fangs diese an einem Felsen den Rücken frey ge-
habt/ hernach aus dieser sich gleichsam zu ihrer
Errettung zerspaltenden Stein-Klippe einen
unvermutheten Entsatz bekommen hätten;
und zwar zu der Zeit: als schon über zwölff
Mann erlegt waren/ die hertzhaffte und von
Blut trieffende Thußnelde zwar noch Hertzens
genung/ aber keinen Athem; Segesthes auch
sich gantz verblutet und entkräfftet hatte. Als
die Noth derogestalt recht an Mann kommen
war/ drang ein in einem güldenen Harnische
gerüsteter Held mit noch zwantzig streitbaren
Kriegs-Leuten aus dem Munde einer Hölen
herfür; welcher denen Bedrängten nicht nur
Lufft machte/ und den auff den Segesthes von
dem obersten Räuber gezückten Streich auff-
fieng; sondern auch die ebenfalls ab gematteten
Räuber so hertzhafft anfiel: daß sich der Streit
alsofort/ ungeachtet der ungleichen Zahl/ in ein
gleiches Gefechte/ bald darauff aber/ weil schon
dreyßig der kühnesten Räuber ins Graß gebis-
sen hatten/ ihrer seits in die schimpflichste Flucht
auff ihre Schiffe verwandelte; und derogestalt
nicht nur Segesthes mit seinem überbliebenen
Volcke/ sondern auch das Schiff/ darauff das
zurück gebliebene Frauen-Zimmer bey nahe
für Angst Seele und Geist verloren hatte/ er-
rettet wurden. Es war allbereit ziemlich dun-
ckel/ als dieser Kampff sich endigte/ und also die
Personen schwerlich zu erkennen. Gleichwol
aber waren die gläntzenden Waffen Thußnel-
den; weil Segesthes inzwischen für Mattigkeit
zur Erde gesuncken war/ ein genungsames

Kenn-
Erster Theil. U u u u u u u

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] lauffen/ und ſo ferner nach Deutſchland zu rei-
ſen fuͤr hatte. Sie kriegten den vierdten Tag
bey aufgehender Sonne allbereit das Vorge-
buͤrge von dem Eylande Jlva ins Geſichte; als
ſie zugleich zwey Schiffe recht auff ſich und
zwar von beyden Seiten zuſegeln ſahen; wel-
ches dem Segeſthes verdaͤchtig fuͤrkam/ und er
deß wegen mit ſeinen Leuten ſich auff allen Fall
zur Gegenwehr ruͤſtete. Demnach aber der
Wind gerade Oſt war/ rieth der Steuer-Mañ
nach Corſica in den Fluß Tavola/ an welchem
Marius die Stadt Nicaͤa mit Roͤmiſchem
Volcke beſetzt haͤtte/ einzulauffen; Weil es ſonſt
in dieſem wilden Eylande gefaͤhrlich waͤre; ja
vermuthlich dieſe zwey Raub-ſchiffe Corſen auf
haͤtten. Die Schiff-Leute thaten ihr beſtes/ ſon-
derlich/ als ſie die zwey andeꝛn Schiffe/ ungeach-
tet des veraͤnderten Lauffs/ ihnen folgen/ und al-
le Segel aufſpannen ſahen. Alleine dieſe waren
ſo wol beſegelt/ und in zweyen Stunden dem
Segeſthes ſo nahe: daß die Schiffer Nicaͤa zu
erreichen nicht getrauten; ſondern gerade an
dem Corſiſchen Ufer/ wo das beruͤhmte Schutz-
Altar zu ſehen iſt/ zu ſtranden riethen. Diß bil-
ligte die Fuͤrſtin; weil ſie aus einer gleichſam
heimlichen Eingebung/ oder in Anſehung die-
ſes Altars daſelbſt aus der Gefahr zu entrinnen
hoffte. Die Raͤuber ereilten ſie dennoch zwey
Stunden fuͤr Abends drey Meilen vom Lande/
und ſetzten auff beyden Seiten ihnen hefftig zu;
alſo: daß ob zwar Segeſthes auf einer/ und die
geruͤſtete Thußnelda auff der andern Seiten
durch ihre und der ihrigen tapffere Gegen-
wehre die Enterung hinderten; ſie dennoch von
denen ſo haͤuffigen Pfeilen faſt alle verwundet
wurden. Endlich erreichten ſie bey dem Schutz-
Altare in der daſelbſt ſich ins Meer ausguͤſſen-
den Bach das Land. Allein die dieſer Gegend
beſſer kundige Raͤuber ſetzten auff Corſica ſo ge-
ſchwinde Fuß/ als die Fluͤchtigen; ungeachtet
dieſe jene mit dem hinterlaſſenen Schiffe und
[Spaltenumbruch] der darinn befindlichen Beute zu ſaͤttigen ge-
dachten. Dieſemnach ſich denn der Schiffs-
Streit nunmehr in eine Feld-Schlacht ver-
wandelte; Wiewol Segeſthens Theil hier alſo-
bald den kuͤrtzern gezogen haben wuͤrde; in dem
der Raͤuber uͤber hundert; ihr Gegentheil aber
nicht dreyßig ſtreitbare Maͤnner/ das uͤbrige
ohnmaͤchtige Weiber waren; wenn nicht an-
fangs dieſe an einem Felſen den Ruͤcken frey ge-
habt/ hernach aus dieſer ſich gleichſam zu ihrer
Errettung zerſpaltenden Stein-Klippe einen
unvermutheten Entſatz bekommen haͤtten;
und zwar zu der Zeit: als ſchon uͤber zwoͤlff
Mann erlegt waren/ die hertzhaffte und von
Blut trieffende Thußnelde zwar noch Hertzens
genung/ aber keinen Athem; Segeſthes auch
ſich gantz verblutet und entkraͤfftet hatte. Als
die Noth derogeſtalt recht an Mann kommen
war/ drang ein in einem guͤldenen Harniſche
geruͤſteter Held mit noch zwantzig ſtreitbaren
Kriegs-Leuten aus dem Munde einer Hoͤlen
herfuͤr; welcher denen Bedraͤngten nicht nur
Lufft machte/ und den auff den Segeſthes von
dem oberſten Raͤuber gezuͤckten Streich auff-
fieng; ſondern auch die ebenfalls ab gematteten
Raͤuber ſo hertzhafft anfiel: daß ſich der Streit
alſofort/ ungeachtet der ungleichen Zahl/ in ein
gleiches Gefechte/ bald darauff aber/ weil ſchon
dreyßig der kuͤhneſten Raͤuber ins Graß gebiſ-
ſen hatten/ ihrer ſeits in die ſchimpflichſte Flucht
auff ihre Schiffe verwandelte; und derogeſtalt
nicht nur Segeſthes mit ſeinem uͤberbliebenen
Volcke/ ſondern auch das Schiff/ darauff das
zuruͤck gebliebene Frauen-Zimmer bey nahe
fuͤr Angſt Seele und Geiſt verloren hatte/ er-
rettet wurden. Es war allbereit ziemlich dun-
ckel/ als dieſer Kampff ſich endigte/ und alſo die
Perſonen ſchwerlich zu erkennen. Gleichwol
aber waren die glaͤntzenden Waffen Thußnel-
den; weil Segeſthes inzwiſchen fuͤr Mattigkeit
zur Erde geſuncken war/ ein genungſames

Kenn-
Erſter Theil. U u u u u u u
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[1257[1259]/1323] Arminius und Thußnelda. lauffen/ und ſo ferner nach Deutſchland zu rei- ſen fuͤr hatte. Sie kriegten den vierdten Tag bey aufgehender Sonne allbereit das Vorge- buͤrge von dem Eylande Jlva ins Geſichte; als ſie zugleich zwey Schiffe recht auff ſich und zwar von beyden Seiten zuſegeln ſahen; wel- ches dem Segeſthes verdaͤchtig fuͤrkam/ und er deß wegen mit ſeinen Leuten ſich auff allen Fall zur Gegenwehr ruͤſtete. Demnach aber der Wind gerade Oſt war/ rieth der Steuer-Mañ nach Corſica in den Fluß Tavola/ an welchem Marius die Stadt Nicaͤa mit Roͤmiſchem Volcke beſetzt haͤtte/ einzulauffen; Weil es ſonſt in dieſem wilden Eylande gefaͤhrlich waͤre; ja vermuthlich dieſe zwey Raub-ſchiffe Corſen auf haͤtten. Die Schiff-Leute thaten ihr beſtes/ ſon- derlich/ als ſie die zwey andeꝛn Schiffe/ ungeach- tet des veraͤnderten Lauffs/ ihnen folgen/ und al- le Segel aufſpannen ſahen. Alleine dieſe waren ſo wol beſegelt/ und in zweyen Stunden dem Segeſthes ſo nahe: daß die Schiffer Nicaͤa zu erreichen nicht getrauten; ſondern gerade an dem Corſiſchen Ufer/ wo das beruͤhmte Schutz- Altar zu ſehen iſt/ zu ſtranden riethen. Diß bil- ligte die Fuͤrſtin; weil ſie aus einer gleichſam heimlichen Eingebung/ oder in Anſehung die- ſes Altars daſelbſt aus der Gefahr zu entrinnen hoffte. Die Raͤuber ereilten ſie dennoch zwey Stunden fuͤr Abends drey Meilen vom Lande/ und ſetzten auff beyden Seiten ihnen hefftig zu; alſo: daß ob zwar Segeſthes auf einer/ und die geruͤſtete Thußnelda auff der andern Seiten durch ihre und der ihrigen tapffere Gegen- wehre die Enterung hinderten; ſie dennoch von denen ſo haͤuffigen Pfeilen faſt alle verwundet wurden. Endlich erreichten ſie bey dem Schutz- Altare in der daſelbſt ſich ins Meer ausguͤſſen- den Bach das Land. Allein die dieſer Gegend beſſer kundige Raͤuber ſetzten auff Corſica ſo ge- ſchwinde Fuß/ als die Fluͤchtigen; ungeachtet dieſe jene mit dem hinterlaſſenen Schiffe und der darinn befindlichen Beute zu ſaͤttigen ge- dachten. Dieſemnach ſich denn der Schiffs- Streit nunmehr in eine Feld-Schlacht ver- wandelte; Wiewol Segeſthens Theil hier alſo- bald den kuͤrtzern gezogen haben wuͤrde; in dem der Raͤuber uͤber hundert; ihr Gegentheil aber nicht dreyßig ſtreitbare Maͤnner/ das uͤbrige ohnmaͤchtige Weiber waren; wenn nicht an- fangs dieſe an einem Felſen den Ruͤcken frey ge- habt/ hernach aus dieſer ſich gleichſam zu ihrer Errettung zerſpaltenden Stein-Klippe einen unvermutheten Entſatz bekommen haͤtten; und zwar zu der Zeit: als ſchon uͤber zwoͤlff Mann erlegt waren/ die hertzhaffte und von Blut trieffende Thußnelde zwar noch Hertzens genung/ aber keinen Athem; Segeſthes auch ſich gantz verblutet und entkraͤfftet hatte. Als die Noth derogeſtalt recht an Mann kommen war/ drang ein in einem guͤldenen Harniſche geruͤſteter Held mit noch zwantzig ſtreitbaren Kriegs-Leuten aus dem Munde einer Hoͤlen herfuͤr; welcher denen Bedraͤngten nicht nur Lufft machte/ und den auff den Segeſthes von dem oberſten Raͤuber gezuͤckten Streich auff- fieng; ſondern auch die ebenfalls ab gematteten Raͤuber ſo hertzhafft anfiel: daß ſich der Streit alſofort/ ungeachtet der ungleichen Zahl/ in ein gleiches Gefechte/ bald darauff aber/ weil ſchon dreyßig der kuͤhneſten Raͤuber ins Graß gebiſ- ſen hatten/ ihrer ſeits in die ſchimpflichſte Flucht auff ihre Schiffe verwandelte; und derogeſtalt nicht nur Segeſthes mit ſeinem uͤberbliebenen Volcke/ ſondern auch das Schiff/ darauff das zuruͤck gebliebene Frauen-Zimmer bey nahe fuͤr Angſt Seele und Geiſt verloren hatte/ er- rettet wurden. Es war allbereit ziemlich dun- ckel/ als dieſer Kampff ſich endigte/ und alſo die Perſonen ſchwerlich zu erkennen. Gleichwol aber waren die glaͤntzenden Waffen Thußnel- den; weil Segeſthes inzwiſchen fuͤr Mattigkeit zur Erde geſuncken war/ ein genungſames Kenn- Erſter Theil. U u u u u u u

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1257[1259]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1323>, abgerufen am 07.05.2024.