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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] versichern kräfftig waren. Eine That in War-
heit/ welche dem Beyspiele der Vestalischen
Jungfrau Claudia die ihres Vatern Appius
Siegs-Gepränge wider des Römischen Zunfft-
meisters angemaßte Hindernüß beschützte/ weit
fürzuziehen ist! indem diese nur ihres Geschlech-
tes Ehrgeitz beförderte/ jene aber zwey Fremd-
linge aus Lebens-Gefahr riß. Libys verfügte
hierauff/ daß nicht nur diese zwey Fürsten/ son-
dern alle noch lebende Gefangene entfesselt wür-
den/ und dahero diese zwar in freyerer Bewah-
rung blieben/ jene aber/ nachdem sie der heiligen
Aurinia als ihrer Schutz Göttin weissen
Schleyer (welchen sie ihnen selbst darreichte/
weil sonst niemand bey Lebens-Straffe sie an-
rühren dorffte) mit tieffster Demuth geküst/ und
für ihre Begnadigung gedancket hatten/ wur-
den nebst allen andern Fürsten von dem Feld-
herrn in seine Burg eingeladen. Alles Volck
begleitete sie mit unauffhörlichen Glückwün-
schen/ die Priester mit vielfältigen Segnungen/
[Spaltenumbruch] und der schon anbrechende Morgen diente ih-
nen zu einem anmuthigen Wegweiser/ gleich
als wenn das grosse Auge der Welt nicht ehe
den Erdboden mit seinem Scheine hätte erfreu-
en wollen/ als biß mit dem Schatten der Nacht
bey vielen auch die Furcht des ihnen für Augen
schwebenden Todes verschwunden wäre. Der
Priester Libys trug inzwischen Sorge für die A-
sche der Abgeschlachteten/ womit selbte mit de-
nen noch übrigen Gebeinen in Todten-Töpffe
gerafft und verscharret würde. Absonderlich
sammlete er die Uberbleibung des Qvintilius
Varus in einen steinernen Krug/ vergrub sie/
richtete auch daselbst einen viereckichten Stein
mit dieser Uberschrifft auff:

Der Syrien bepflückte/
Die frechen Juden band/
Der Deutschen Freyheit drückte/
Erlangt kaum diesen Sand.
Sein Tod hat/ nicht sein Thun/ ihm noch dis Grab gegeben/
Das Ende krönt ein Werck/ vertuscht ein schlimmes Leben.


Jnhalt
Des Andern Buches.

HErtzog Herrmanns Vergnügung/ Thußneldens Freude/ Segesthens
Schwer- und Malovends Unmuth. Des Fürsten Zeno und Malovends
Unterredung vom Königs- und andern Spielen; insonderheit: Ob diese
den Fürsten anständig/ und der Deutschen Spiel-Sucht verdammlich sey.
Adgandester deutet im Nahmen deß Feldherrn denen gefangenen Für-
sten die Freyheit sich mit der Jagt zu erlustigen an. Lob des Jagens. Sie fangen
es mit der Reiger-Beitze an. Fällen einen Uhr-Ochsen. Seltzame Härte ihrer Köpfe.
Erlegung eines vom Kayser Julius mit einem Halsbande bezeichneten Hirschen/ welcher
über den Rhein gesetzt/ weil die Sicambrer ihm die aus Gallien getriebenen Menapier
nicht hätten wollen ausfolgen lassen/ für den auff ihn dringenden Catten aber hätte
müssen zurück weichen. Dahero er vorher aus dem Sicambrischen Thier-Garten zu
seinem Andencken alle also gezierte Hirsche loßgelassen hätte. Der Hirschen Alter und
Eigenschafften. Was für Unterschleif mit falsch-ertichteten Alterthümen vorgehe.

Was
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] verſichern kraͤfftig waren. Eine That in War-
heit/ welche dem Beyſpiele der Veſtaliſchen
Jungfrau Claudia die ihres Vatern Appius
Siegs-Gepraͤnge wider des Roͤmiſchen Zunfft-
meiſters angemaßte Hindernuͤß beſchuͤtzte/ weit
fuͤrzuziehen iſt! indem dieſe nur ihres Geſchlech-
tes Ehrgeitz befoͤrderte/ jene aber zwey Fremd-
linge aus Lebens-Gefahr riß. Libys verfuͤgte
hierauff/ daß nicht nur dieſe zwey Fuͤrſten/ ſon-
dern alle noch lebende Gefangene entfeſſelt wuͤr-
den/ und dahero dieſe zwar in freyerer Bewah-
rung blieben/ jene aber/ nachdem ſie der heiligen
Aurinia als ihrer Schutz Goͤttin weiſſen
Schleyer (welchen ſie ihnen ſelbſt darreichte/
weil ſonſt niemand bey Lebens-Straffe ſie an-
ruͤhren dorffte) mit tieffſter Demuth gekuͤſt/ und
fuͤr ihre Begnadigung gedancket hatten/ wur-
den nebſt allen andern Fuͤrſten von dem Feld-
herrn in ſeine Burg eingeladen. Alles Volck
begleitete ſie mit unauffhoͤrlichen Gluͤckwuͤn-
ſchen/ die Prieſter mit vielfaͤltigen Segnungen/
[Spaltenumbruch] und der ſchon anbrechende Morgen diente ih-
nen zu einem anmuthigen Wegweiſer/ gleich
als wenn das groſſe Auge der Welt nicht ehe
den Erdboden mit ſeinem Scheine haͤtte erfreu-
en wollen/ als biß mit dem Schatten der Nacht
bey vielen auch die Furcht des ihnen fuͤr Augen
ſchwebenden Todes verſchwunden waͤre. Der
Prieſter Libys trug inzwiſchen Sorge fuͤr die A-
ſche der Abgeſchlachteten/ womit ſelbte mit de-
nen noch uͤbrigen Gebeinen in Todten-Toͤpffe
gerafft und verſcharret wuͤrde. Abſonderlich
ſammlete er die Uberbleibung des Qvintilius
Varus in einen ſteinernen Krug/ vergrub ſie/
richtete auch daſelbſt einen viereckichten Stein
mit dieſer Uberſchrifft auff:

Der Syrien bepfluͤckte/
Die frechen Juden band/
Der Deutſchen Freyheit druͤckte/
Erlangt kaum dieſen Sand.
Sein Tod hat/ nicht ſein Thun/ ihm noch dis Grab gegeben/
Das Ende kroͤnt ein Werck/ vertuſcht ein ſchlimmes Leben.


Jnhalt
Des Andern Buches.

HErtzog Herrmanns Vergnuͤgung/ Thußneldens Freude/ Segeſthens
Schwer- und Malovends Unmuth. Des Fuͤrſten Zeno und Malovends
Unterredung vom Koͤnigs- und andern Spielen; inſonderheit: Ob dieſe
den Fuͤrſten anſtaͤndig/ und der Deutſchen Spiel-Sucht verdam̃lich ſey.
Adgandeſter deutet im Nahmen deß Feldherrn denen gefangenen Fuͤr-
ſten die Freyheit ſich mit der Jagt zu erluſtigen an. Lob des Jagens. Sie fangen
es mit der Reiger-Beitze an. Faͤllen einen Uhr-Ochſen. Seltzame Haͤrte ihrer Koͤpfe.
Erlegung eines vom Kayſer Julius mit einem Halsbande bezeichneten Hirſchen/ welcher
uͤber den Rhein geſetzt/ weil die Sicambrer ihm die aus Gallien getriebenen Menapier
nicht haͤtten wollen ausfolgen laſſen/ fuͤr den auff ihn dringenden Catten aber haͤtte
muͤſſen zuruͤck weichen. Dahero er vorher aus dem Sicambriſchen Thier-Garten zu
ſeinem Andencken alle alſo gezierte Hirſche loßgelaſſen haͤtte. Der Hirſchen Alter und
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/131>, abgerufen am 24.11.2024.