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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] haben insgemein grosse Thaten gethan/ die
nichts auff den folgenden Morgen verschoben
haben. Die unabtrennliche Gefärthin grossen
Glücks die Heucheley eignete diesen glücklichen
Streich zwar dem nunmehr halb-wahnsinni-
gen Cajus zu; überredeten ihn auch gar: Er
solte nicht ehe nach Rom kehren/ biß er das Ziel
des grossen Alexanders erreicht hätte. Aber
alle vernünfftige Römer und der Kayser selbst
musten hierinnen die Ehre diesem deutschen
Fürsten lassen/ und seine Tapfferkeit mit einer
güldenen Krone belohnen. Ja daß dem Für-
sten Herrmann nicht ein öffentliches Siegs-
Gepränge erlaubt ward; stand ihm nicht der
Abgang seines Verdienstes/ sondern alleine die
Beschaffenheit seines Vaterlandes/ als einem
Fremden im Wege/ derer keiner noch zu Rom
solches gehalten hätte. Jedoch ward er bey sei-
ner Wiederkehr nach Rom mit so grossem Fro-
locken des Volckes/ als einiger Sieger für ihm/
und mit nicht geringerer Freude/ als Tiberi-
us vorher angenommen; ja aus diesem wie-
der die Parthen erhaltenen Sieg des Fürsten
Herrmanns Königlicher Uhrsprung und das
Recht solcher Hoheit zu genüssen bey Deutschen
und Römern bekräfftiget. Sintemahl die Si-
byllinischen Wahrsagungs-Bücher ausdrück-
lich vermochten: daß die Parthen von nieman-
den/ als einem Könige überwunden werden
könten. Also ist der Nachruhm von der Tugend
so schwer/ als der Schatten vom Lichte zu schei-
den; und wenn schon die unvernünfftigen Grie-
chen sich den schlauen Ulysses bethören lassen: daß
sie ihm den von des Hectors Blute gefärbten
Schild des Achilles zusprechen; so wirfft selb-
ten doch das gerechte Verhängnüs durch Schif-
bruch und tobende Wellen auf das an dem Ufer
des Meeres gebaute Grab des hierzu besseres
Recht habenden Ajax. So weit sich nun Her-
tzog Herrmanns Ruhm in der Welt ausbreite-
te/ so sehr wuchs sein Ansehen zu Rom und die
Gewogenheit des Kaysers gegen ihm im Her-
[Spaltenumbruch] tzen; der/ als er den Tiberius zum Sohne an-
nahm; weil Lucius zu Maßilien/ Cajus in Sy-
rien gestorben war/ sich zu grossem Nachden-
cken verlauten ließ: Wolte GOtt! Herrmann
wäre ein Römer; ich wolte meinen Nachfolger
nicht in meiner Freundschafft/ sondern unter
dem Volcke suchen.

Unterdessen zohe er doch hernach den Für-
sten Herrmann zu denen wichtigen Raths-
schlägen/ und versicherte ihn: daß die Cherus-
kische Herrschafft durch Hülffe seiner Waffen
in alten Stand; und so wol er Herrmann/ als
sein Vater Hertzog Segimer; da er anders nur
denen Römischen Feinden nicht selbst anhän-
gen wolte/ in die Würde seiner Vor-Eltern
versetzt werden solte. Alleine dieser Glantz
seiner Tugend beginnte nun auch den neidi-
schen Tiberius in die Augen zu stechen; und des
Kaysers Gunst sein argwöhnisches Hertze ge-
gen den Fürsten Herrmann zu ver gällen. Sei-
ne Mißgunst verwandelte sich endlich in eine
Tod-Feindschafft/ als der Kayser über der Ver-
rätherey des Cornelius Cinna nebst Livien und
dem Tiberius nicht nur auch den Fürsten Herr-
mann zu Rathe nahm/ sondern wie Tiberius
seiner angebohrnen Grausamkeit nach den
Cinna mit allen Verschwornen durch die grau-
samste Pein hinzurichten; Herrmann aber Li-
vien beyfallende sie alle ungestrafft zu lassen
einrieth/ August der letztern Meynung so weit
beyfiel: daß er den Cinna gar zum Bürger-
meister machte. Massen denn Tiberius von
selbiger Stunde an diesen Fürsten zu stürtzen
alle Kunst seiner Arglist herfür suchte. Also ist
diß/ was gegen einem ein Magnet der Gewo-
genheit gewest/ bey einem andern eine Ursache
der ärgsten Gramschafft; welche Tiberius
mit so viel mehrerm Rechte gegen den Fürsten
Herrmann auszuüben vermeinte; weil er sich
für dem Tiberius nicht nach Gewonheit der
Knechtischen Römer demüthigte; als welche
ihn nichts minder schon für den künfftigen

Fürsten
Erster Theil. R r r r r r r

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] haben insgemein groſſe Thaten gethan/ die
nichts auff den folgenden Morgen verſchoben
haben. Die unabtrennliche Gefaͤrthin groſſen
Gluͤcks die Heucheley eignete dieſen gluͤcklichen
Streich zwar dem nunmehr halb-wahnſinni-
gen Cajus zu; uͤberredeten ihn auch gar: Er
ſolte nicht ehe nach Rom kehren/ biß er das Ziel
des groſſen Alexanders erreicht haͤtte. Aber
alle vernuͤnfftige Roͤmer und der Kayſer ſelbſt
muſten hierinnen die Ehre dieſem deutſchen
Fuͤrſten laſſen/ und ſeine Tapfferkeit mit einer
guͤldenen Krone belohnen. Ja daß dem Fuͤr-
ſten Herrmann nicht ein oͤffentliches Siegs-
Gepraͤnge erlaubt ward; ſtand ihm nicht der
Abgang ſeines Verdienſtes/ ſondern alleine die
Beſchaffenheit ſeines Vaterlandes/ als einem
Fremden im Wege/ derer keiner noch zu Rom
ſolches gehalten haͤtte. Jedoch ward er bey ſei-
ner Wiederkehr nach Rom mit ſo groſſem Fro-
locken des Volckes/ als einiger Sieger fuͤr ihm/
und mit nicht geringerer Freude/ als Tiberi-
us vorher angenommen; ja aus dieſem wie-
der die Parthen erhaltenen Sieg des Fuͤrſten
Herrmanns Koͤniglicher Uhrſprung und das
Recht ſolcher Hoheit zu genuͤſſen bey Deutſchen
und Roͤmern bekraͤfftiget. Sintemahl die Si-
bylliniſchen Wahrſagungs-Buͤcher ausdruͤck-
lich vermochten: daß die Parthen von nieman-
den/ als einem Koͤnige uͤberwunden werden
koͤnten. Alſo iſt der Nachruhm von der Tugend
ſo ſchwer/ als der Schatten vom Lichte zu ſchei-
den; und wenn ſchon die unvernuͤnfftigen Grie-
chen ſich den ſchlauen Ulyſſes bethoͤꝛẽ laſſen: daß
ſie ihm den von des Hectors Blute gefaͤrbten
Schild des Achilles zuſprechen; ſo wirfft ſelb-
ten doch das gerechte Verhaͤngnuͤs durch Schif-
bruch und tobende Wellen auf das an dem Ufer
des Meeres gebaute Grab des hierzu beſſeres
Recht habenden Ajax. So weit ſich nun Her-
tzog Herrmanns Ruhm in der Welt ausbreite-
te/ ſo ſehr wuchs ſein Anſehen zu Rom und die
Gewogenheit des Kayſers gegen ihm im Her-
[Spaltenumbruch] tzen; der/ als er den Tiberius zum Sohne an-
nahm; weil Lucius zu Maßilien/ Cajus in Sy-
rien geſtorben war/ ſich zu groſſem Nachden-
cken verlauten ließ: Wolte GOtt! Herrmann
waͤre ein Roͤmer; ich wolte meinen Nachfolger
nicht in meiner Freundſchafft/ ſondern unter
dem Volcke ſuchen.

Unterdeſſen zohe er doch hernach den Fuͤr-
ſten Herrmann zu denen wichtigen Raths-
ſchlaͤgen/ und verſicherte ihn: daß die Cherus-
kiſche Herrſchafft durch Huͤlffe ſeiner Waffen
in alten Stand; und ſo wol er Herrmann/ als
ſein Vater Hertzog Segimer; da er anders nur
denen Roͤmiſchen Feinden nicht ſelbſt anhaͤn-
gen wolte/ in die Wuͤrde ſeiner Vor-Eltern
verſetzt werden ſolte. Alleine dieſer Glantz
ſeiner Tugend beginnte nun auch den neidi-
ſchen Tiberius in die Augen zu ſtechen; und des
Kayſers Gunſt ſein argwoͤhniſches Hertze ge-
gen den Fuͤrſten Herrmann zu ver gaͤllen. Sei-
ne Mißgunſt verwandelte ſich endlich in eine
Tod-Feindſchafft/ als der Kayſer uͤber der Ver-
raͤtherey des Cornelius Cinna nebſt Livien und
dem Tiberius nicht nur auch den Fuͤrſten Herꝛ-
mann zu Rathe nahm/ ſondern wie Tiberius
ſeiner angebohrnen Grauſamkeit nach den
Cinna mit allen Verſchwornen durch die grau-
ſamſte Pein hinzurichten; Herrmann aber Li-
vien beyfallende ſie alle ungeſtrafft zu laſſen
einrieth/ Auguſt der letztern Meynung ſo weit
beyfiel: daß er den Cinna gar zum Buͤrger-
meiſter machte. Maſſen denn Tiberius von
ſelbiger Stunde an dieſen Fuͤrſten zu ſtuͤrtzen
alle Kunſt ſeiner Argliſt herfuͤr ſuchte. Alſo iſt
diß/ was gegen einem ein Magnet der Gewo-
genheit geweſt/ bey einem andern eine Urſache
der aͤrgſten Gramſchafft; welche Tiberius
mit ſo viel mehrerm Rechte gegen den Fuͤrſten
Herrmann auszuuͤben vermeinte; weil er ſich
fuͤr dem Tiberius nicht nach Gewonheit der
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Erſter Theil. R r r r r r r
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[1233[1235]/1299] Arminius und Thußnelda. haben insgemein groſſe Thaten gethan/ die nichts auff den folgenden Morgen verſchoben haben. Die unabtrennliche Gefaͤrthin groſſen Gluͤcks die Heucheley eignete dieſen gluͤcklichen Streich zwar dem nunmehr halb-wahnſinni- gen Cajus zu; uͤberredeten ihn auch gar: Er ſolte nicht ehe nach Rom kehren/ biß er das Ziel des groſſen Alexanders erreicht haͤtte. Aber alle vernuͤnfftige Roͤmer und der Kayſer ſelbſt muſten hierinnen die Ehre dieſem deutſchen Fuͤrſten laſſen/ und ſeine Tapfferkeit mit einer guͤldenen Krone belohnen. Ja daß dem Fuͤr- ſten Herrmann nicht ein oͤffentliches Siegs- Gepraͤnge erlaubt ward; ſtand ihm nicht der Abgang ſeines Verdienſtes/ ſondern alleine die Beſchaffenheit ſeines Vaterlandes/ als einem Fremden im Wege/ derer keiner noch zu Rom ſolches gehalten haͤtte. Jedoch ward er bey ſei- ner Wiederkehr nach Rom mit ſo groſſem Fro- locken des Volckes/ als einiger Sieger fuͤr ihm/ und mit nicht geringerer Freude/ als Tiberi- us vorher angenommen; ja aus dieſem wie- der die Parthen erhaltenen Sieg des Fuͤrſten Herrmanns Koͤniglicher Uhrſprung und das Recht ſolcher Hoheit zu genuͤſſen bey Deutſchen und Roͤmern bekraͤfftiget. Sintemahl die Si- bylliniſchen Wahrſagungs-Buͤcher ausdruͤck- lich vermochten: daß die Parthen von nieman- den/ als einem Koͤnige uͤberwunden werden koͤnten. Alſo iſt der Nachruhm von der Tugend ſo ſchwer/ als der Schatten vom Lichte zu ſchei- den; und wenn ſchon die unvernuͤnfftigen Grie- chen ſich den ſchlauen Ulyſſes bethoͤꝛẽ laſſen: daß ſie ihm den von des Hectors Blute gefaͤrbten Schild des Achilles zuſprechen; ſo wirfft ſelb- ten doch das gerechte Verhaͤngnuͤs durch Schif- bruch und tobende Wellen auf das an dem Ufer des Meeres gebaute Grab des hierzu beſſeres Recht habenden Ajax. So weit ſich nun Her- tzog Herrmanns Ruhm in der Welt ausbreite- te/ ſo ſehr wuchs ſein Anſehen zu Rom und die Gewogenheit des Kayſers gegen ihm im Her- tzen; der/ als er den Tiberius zum Sohne an- nahm; weil Lucius zu Maßilien/ Cajus in Sy- rien geſtorben war/ ſich zu groſſem Nachden- cken verlauten ließ: Wolte GOtt! Herrmann waͤre ein Roͤmer; ich wolte meinen Nachfolger nicht in meiner Freundſchafft/ ſondern unter dem Volcke ſuchen. Unterdeſſen zohe er doch hernach den Fuͤr- ſten Herrmann zu denen wichtigen Raths- ſchlaͤgen/ und verſicherte ihn: daß die Cherus- kiſche Herrſchafft durch Huͤlffe ſeiner Waffen in alten Stand; und ſo wol er Herrmann/ als ſein Vater Hertzog Segimer; da er anders nur denen Roͤmiſchen Feinden nicht ſelbſt anhaͤn- gen wolte/ in die Wuͤrde ſeiner Vor-Eltern verſetzt werden ſolte. Alleine dieſer Glantz ſeiner Tugend beginnte nun auch den neidi- ſchen Tiberius in die Augen zu ſtechen; und des Kayſers Gunſt ſein argwoͤhniſches Hertze ge- gen den Fuͤrſten Herrmann zu ver gaͤllen. Sei- ne Mißgunſt verwandelte ſich endlich in eine Tod-Feindſchafft/ als der Kayſer uͤber der Ver- raͤtherey des Cornelius Cinna nebſt Livien und dem Tiberius nicht nur auch den Fuͤrſten Herꝛ- mann zu Rathe nahm/ ſondern wie Tiberius ſeiner angebohrnen Grauſamkeit nach den Cinna mit allen Verſchwornen durch die grau- ſamſte Pein hinzurichten; Herrmann aber Li- vien beyfallende ſie alle ungeſtrafft zu laſſen einrieth/ Auguſt der letztern Meynung ſo weit beyfiel: daß er den Cinna gar zum Buͤrger- meiſter machte. Maſſen denn Tiberius von ſelbiger Stunde an dieſen Fuͤrſten zu ſtuͤrtzen alle Kunſt ſeiner Argliſt herfuͤr ſuchte. Alſo iſt diß/ was gegen einem ein Magnet der Gewo- genheit geweſt/ bey einem andern eine Urſache der aͤrgſten Gramſchafft; welche Tiberius mit ſo viel mehrerm Rechte gegen den Fuͤrſten Herrmann auszuuͤben vermeinte; weil er ſich fuͤr dem Tiberius nicht nach Gewonheit der Knechtiſchen Roͤmer demuͤthigte; als welche ihn nichts minder ſchon fuͤr den kuͤnfftigen Fuͤrſten Erſter Theil. R r r r r r r

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1233[1235]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1299>, abgerufen am 18.05.2024.