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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] aber wegen seiner vermögenden Lebens-Kräff-
ten nur wahnsinnig ward; also: daß er auf der
Folter hundert Flüche wieder den Kayser/ und
so viel Lobsprüche für Pheben/ und die Freyge-
lassene/ in die er verliebt war/ ausstieß; und
darüber seinen Geist verlohr. Lepidus und
Fürst Herrmann waren beyde bey dieser Mar-
ter; jener um denen Verschwornen Nachricht
zu geben; dieser um die wahrhafften Anstiffter
zu erforschen; und sich selbst alles Verdachts zu
entschütten; weil dieser Jllyrier in seinen Dien-
sten gewest war. Weil nun Fürst Herrmann
von des Jllyriers Buhlschafft wuste; und er in
seinem Wahnwitze so viel von Pheben redete;
rieth er beyde zu erfordern. Jene bekennte: daß
Phebe im Nahmen Juliens ihr für drey Ta-
gen nicht nur die zeither schwer gemachte Eh
verwilliget; sondern auch eine ansehnliche Mit-
gifft versprochen hätte. Phebe ward hierüber
befragt/ leugnete es aber; ungeachtet es ihr jene
beständig unter die Augen sagte. Worüber
sie beyde abgesondert in Hafft kamen. Lepi-
dus gerieth hierbey in halbe Verzweiffelung;
also: daß er ihr im Gefängnüße Gifft beyzu-
bringen entschloß. Alleine Phebe hatte sich
selbige Nacht schon erhenckt; iedoch einen de-
müthigen Brieff an den Kayser zu lieffern einem
deutschen Kriegs-Knechte/ der den Kercker ver-
wachte/ vorher eingehändiget; in welchem sie
die gantze Verrätherey entdeckte. Dem Kayser
kam diß anfangs unglaublich vor; gleichwol ließ
er sich alsbald durch eitel Deutsche/ Juliens/
Serviliens/ des Lepidus und Antonius versi-
chern; und ihr Geräthe versiegeln; bey dessen
Untersuchung noch viel grausamere Dinge her-
aus kamen/ als Phebe getichtet hatte. August
zwar hierüber so bestürtzt: daß er ihm selbst keinen
Rath nicht wuste; sich gute Zeit nicht sehen
ließ; ja mehrmahls lieber Phebens als Juli-
ens Vater zu seyn wünschte; und rund heraus
bekennte: daß wie er für den Lebenden/ also
[Spaltenumbruch] Rom bey der Nachwelt sich ewig seiner unver-
schämten Tochter würde schämen müssen; also
dem Römischen Rathe die gantze Sache über-
gab; welcher den Lepidus und Antonius zum
Tode; Servilien zu ewigem Gefängnüße ver-
dammte; auch über Julien zwar dem Kayser zu
urtheilen heimgaben; iedoch als dieser seine
Tochter in einem Sacke ersäuffen lassen wolte/
ihr das Leben erbaten; und daß sie also auf das
Eyland Pandataria verwiesen/ ihr aller Wein
und herrliche Kost/ wie auch aller Männer Ge-
meinschafft/ wenn es August nicht absonderlich
erlaubte/ abgeschnitten/ auch endlich vom Kay-
ser die Ehe mit dem Tiberius zertrennet ward;
welcher gleichwol Augusten ersuchte ihr die von
ihm empfangenen Geschäncke zu lassen. Das
Todes-Urthel ward am Antonius und Lepidus
vollzogen/ ihre Leiber mit Hacken in die Tiber
geschleppt; viel andere mit Landes-Verwei-
sung/ Ruthen und Gefängnüße gestrafft; hin-
gegen Fürst Herrmann seiner aus denen auff-
gefundenen Schreiben und Bekäntnüssen er-
scheinenden Keuschheit und Treue halber vom
Kayser umarmet; für einen Bürger/ Freund/
Ritter und Raths-Herrn der Stadt Rom er-
kläret.

Hierüber verfiel der Kayser mit dem Par-
thischen Könige Phraaten wegen Armeniens
in Zwietracht; worzu er den zu seinem Nach-
folger bestimmten Cajus als obersten Feld-
Herrn erkiesete; und ihm zu seinem geheimsten
Staats-Rathe den Mecenas Lollius; zu einem
Kriegs-Obersten aber den Fürsten Herrmann
mit fünfftausend Deutschen zugesellte; wiewol
ohne diesen auch nichts wichtiges entschlossen
werden solte. Der Kayser aber/ welcher nach
Art der Groß-Väter seine Enckel mehr/ als
seine eigene Kinder oder sich selbst lieb-
te/ opfferte in allen Tempeln zu Rom/
und ruffte die Götter an: daß sie ihn mit
der Gewogenheit des Pompejus/ mit der

Kühn-
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] aber wegen ſeiner vermoͤgenden Lebens-Kraͤff-
ten nur wahnſinnig ward; alſo: daß er auf der
Folter hundert Fluͤche wieder den Kayſer/ und
ſo viel Lobſpruͤche fuͤr Pheben/ und die Freyge-
laſſene/ in die er verliebt war/ ausſtieß; und
daruͤber ſeinen Geiſt verlohr. Lepidus und
Fuͤrſt Herrmann waren beyde bey dieſer Mar-
ter; jener um denen Verſchwornen Nachricht
zu geben; dieſer um die wahrhafften Anſtiffter
zu erforſchen; und ſich ſelbſt alles Verdachts zu
entſchuͤtten; weil dieſer Jllyrier in ſeinen Dien-
ſten geweſt war. Weil nun Fuͤrſt Herrmann
von des Jllyriers Buhlſchafft wuſte; und er in
ſeinem Wahnwitze ſo viel von Pheben redete;
rieth er beyde zu erfordern. Jene bekennte: daß
Phebe im Nahmen Juliens ihr fuͤr drey Ta-
gen nicht nur die zeither ſchwer gemachte Eh
verwilliget; ſondern auch eine anſehnliche Mit-
gifft verſprochen haͤtte. Phebe ward hieruͤber
befragt/ leugnete es aber; ungeachtet es ihr jene
beſtaͤndig unter die Augen ſagte. Woruͤber
ſie beyde abgeſondert in Hafft kamen. Lepi-
dus gerieth hierbey in halbe Verzweiffelung;
alſo: daß er ihr im Gefaͤngnuͤße Gifft beyzu-
bringen entſchloß. Alleine Phebe hatte ſich
ſelbige Nacht ſchon erhenckt; iedoch einen de-
muͤthigen Brieff an den Kayſer zu lieffern einem
deutſchen Kriegs-Knechte/ der den Kercker ver-
wachte/ vorher eingehaͤndiget; in welchem ſie
die gantze Verraͤtherey entdeckte. Dem Kayſer
kam diß anfangs unglaublich vor; gleichwol ließ
er ſich alsbald durch eitel Deutſche/ Juliens/
Serviliens/ des Lepidus und Antonius verſi-
chern; und ihr Geraͤthe verſiegeln; bey deſſen
Unterſuchung noch viel grauſamere Dinge her-
aus kamen/ als Phebe getichtet hatte. Auguſt
zwar hieruͤber ſo beſtuͤrtzt: daß er ihm ſelbſt keinen
Rath nicht wuſte; ſich gute Zeit nicht ſehen
ließ; ja mehrmahls lieber Phebens als Juli-
ens Vater zu ſeyn wuͤnſchte; und rund heraus
bekennte: daß wie er fuͤr den Lebenden/ alſo
[Spaltenumbruch] Rom bey der Nachwelt ſich ewig ſeiner unver-
ſchaͤmten Tochter wuͤrde ſchaͤmen muͤſſen; alſo
dem Roͤmiſchen Rathe die gantze Sache uͤber-
gab; welcher den Lepidus und Antonius zum
Tode; Servilien zu ewigem Gefaͤngnuͤße ver-
dammte; auch uͤber Julien zwar dem Kayſer zu
urtheilen heimgaben; iedoch als dieſer ſeine
Tochter in einem Sacke erſaͤuffen laſſen wolte/
ihr das Leben erbaten; und daß ſie alſo auf das
Eyland Pandataria verwieſen/ ihr aller Wein
und herrliche Koſt/ wie auch aller Maͤnner Ge-
meinſchafft/ wenn es Auguſt nicht abſonderlich
erlaubte/ abgeſchnitten/ auch endlich vom Kay-
ſer die Ehe mit dem Tiberius zertrennet ward;
welcher gleichwol Auguſten erſuchte ihr die von
ihm empfangenen Geſchaͤncke zu laſſen. Das
Todes-Urthel ward am Antonius und Lepidus
vollzogen/ ihre Leiber mit Hacken in die Tiber
geſchleppt; viel andere mit Landes-Verwei-
ſung/ Ruthen und Gefaͤngnuͤße geſtrafft; hin-
gegen Fuͤrſt Herrmann ſeiner aus denen auff-
gefundenen Schreiben und Bekaͤntnuͤſſen er-
ſcheinenden Keuſchheit und Treue halber vom
Kayſer umarmet; fuͤr einen Buͤrger/ Freund/
Ritter und Raths-Herrn der Stadt Rom er-
klaͤret.

Hieruͤber verfiel der Kayſer mit dem Par-
thiſchen Koͤnige Phraaten wegen Armeniens
in Zwietracht; worzu er den zu ſeinem Nach-
folger beſtimmten Cajus als oberſten Feld-
Herrn erkieſete; und ihm zu ſeinem geheimſten
Staats-Rathe den Mecenas Lollius; zu einem
Kriegs-Oberſten aber den Fuͤrſten Herrmann
mit fuͤnfftauſend Deutſchen zugeſellte; wiewol
ohne dieſen auch nichts wichtiges entſchloſſen
werden ſolte. Der Kayſer aber/ welcher nach
Art der Groß-Vaͤter ſeine Enckel mehr/ als
ſeine eigene Kinder oder ſich ſelbſt lieb-
te/ opfferte in allen Tempeln zu Rom/
und ruffte die Goͤtter an: daß ſie ihn mit
der Gewogenheit des Pompejus/ mit der

Kuͤhn-
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[1229[1231]/1295] Arminius und Thußnelda. aber wegen ſeiner vermoͤgenden Lebens-Kraͤff- ten nur wahnſinnig ward; alſo: daß er auf der Folter hundert Fluͤche wieder den Kayſer/ und ſo viel Lobſpruͤche fuͤr Pheben/ und die Freyge- laſſene/ in die er verliebt war/ ausſtieß; und daruͤber ſeinen Geiſt verlohr. Lepidus und Fuͤrſt Herrmann waren beyde bey dieſer Mar- ter; jener um denen Verſchwornen Nachricht zu geben; dieſer um die wahrhafften Anſtiffter zu erforſchen; und ſich ſelbſt alles Verdachts zu entſchuͤtten; weil dieſer Jllyrier in ſeinen Dien- ſten geweſt war. Weil nun Fuͤrſt Herrmann von des Jllyriers Buhlſchafft wuſte; und er in ſeinem Wahnwitze ſo viel von Pheben redete; rieth er beyde zu erfordern. Jene bekennte: daß Phebe im Nahmen Juliens ihr fuͤr drey Ta- gen nicht nur die zeither ſchwer gemachte Eh verwilliget; ſondern auch eine anſehnliche Mit- gifft verſprochen haͤtte. Phebe ward hieruͤber befragt/ leugnete es aber; ungeachtet es ihr jene beſtaͤndig unter die Augen ſagte. Woruͤber ſie beyde abgeſondert in Hafft kamen. Lepi- dus gerieth hierbey in halbe Verzweiffelung; alſo: daß er ihr im Gefaͤngnuͤße Gifft beyzu- bringen entſchloß. Alleine Phebe hatte ſich ſelbige Nacht ſchon erhenckt; iedoch einen de- muͤthigen Brieff an den Kayſer zu lieffern einem deutſchen Kriegs-Knechte/ der den Kercker ver- wachte/ vorher eingehaͤndiget; in welchem ſie die gantze Verraͤtherey entdeckte. Dem Kayſer kam diß anfangs unglaublich vor; gleichwol ließ er ſich alsbald durch eitel Deutſche/ Juliens/ Serviliens/ des Lepidus und Antonius verſi- chern; und ihr Geraͤthe verſiegeln; bey deſſen Unterſuchung noch viel grauſamere Dinge her- aus kamen/ als Phebe getichtet hatte. Auguſt zwar hieruͤber ſo beſtuͤrtzt: daß er ihm ſelbſt keinen Rath nicht wuſte; ſich gute Zeit nicht ſehen ließ; ja mehrmahls lieber Phebens als Juli- ens Vater zu ſeyn wuͤnſchte; und rund heraus bekennte: daß wie er fuͤr den Lebenden/ alſo Rom bey der Nachwelt ſich ewig ſeiner unver- ſchaͤmten Tochter wuͤrde ſchaͤmen muͤſſen; alſo dem Roͤmiſchen Rathe die gantze Sache uͤber- gab; welcher den Lepidus und Antonius zum Tode; Servilien zu ewigem Gefaͤngnuͤße ver- dammte; auch uͤber Julien zwar dem Kayſer zu urtheilen heimgaben; iedoch als dieſer ſeine Tochter in einem Sacke erſaͤuffen laſſen wolte/ ihr das Leben erbaten; und daß ſie alſo auf das Eyland Pandataria verwieſen/ ihr aller Wein und herrliche Koſt/ wie auch aller Maͤnner Ge- meinſchafft/ wenn es Auguſt nicht abſonderlich erlaubte/ abgeſchnitten/ auch endlich vom Kay- ſer die Ehe mit dem Tiberius zertrennet ward; welcher gleichwol Auguſten erſuchte ihr die von ihm empfangenen Geſchaͤncke zu laſſen. Das Todes-Urthel ward am Antonius und Lepidus vollzogen/ ihre Leiber mit Hacken in die Tiber geſchleppt; viel andere mit Landes-Verwei- ſung/ Ruthen und Gefaͤngnuͤße geſtrafft; hin- gegen Fuͤrſt Herrmann ſeiner aus denen auff- gefundenen Schreiben und Bekaͤntnuͤſſen er- ſcheinenden Keuſchheit und Treue halber vom Kayſer umarmet; fuͤr einen Buͤrger/ Freund/ Ritter und Raths-Herrn der Stadt Rom er- klaͤret. Hieruͤber verfiel der Kayſer mit dem Par- thiſchen Koͤnige Phraaten wegen Armeniens in Zwietracht; worzu er den zu ſeinem Nach- folger beſtimmten Cajus als oberſten Feld- Herrn erkieſete; und ihm zu ſeinem geheimſten Staats-Rathe den Mecenas Lollius; zu einem Kriegs-Oberſten aber den Fuͤrſten Herrmann mit fuͤnfftauſend Deutſchen zugeſellte; wiewol ohne dieſen auch nichts wichtiges entſchloſſen werden ſolte. Der Kayſer aber/ welcher nach Art der Groß-Vaͤter ſeine Enckel mehr/ als ſeine eigene Kinder oder ſich ſelbſt lieb- te/ opfferte in allen Tempeln zu Rom/ und ruffte die Goͤtter an: daß ſie ihn mit der Gewogenheit des Pompejus/ mit der Kuͤhn- Q q q q q q q 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1229[1231]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1295>, abgerufen am 18.05.2024.