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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Achtes Buch
[Spaltenumbruch] ab. Der bestürtzte Mecenas aber sanck hierü-
ber in Ohnmacht auff das mit beyder Blute be-
spritzte Bette; also: daß Enceladus einen seiner
Gefehrten an Kayser abfertigte/ und selbten so
wol des gantzen Verlauffs verständigte/ als neu-
en Befehl verlangte. August ward hierüber
nicht wenig bestürtzt; muthmaste/ das Geheim-
nüs seines Befehls müste verrathen worden
seyn; Proculus aber an Terentiens Verbre-
chen Theil gehabt haben. Diesemnach setzte
er den Thallo/ als welcher allein hierum wuste/
zur Rede; brachte ihn auch durch angedreute
Marter zum Bekäntnüße: daß er dem Procu-
lus davon gesagt hätte/ weil der Kayser ihm vor-
hin grössere Geheimnüsse zu vertrauen pflegen.
Worüber August sich dero gestalt entrüstete: daß
er dem Thallo Arme und Beine zu zerschmet-
tern/ und des Proculus Leiche in Fluß Anio zu
werffen befahl. Weil aber Terentia bereit tod
war; und entweder seine alte Liebe aufwallete/
also sich in Mitleiden verwandelte; oder weil er
besorgte: daß aus Terentiens Schrifften etwan
eine mit dem Proculus gepflogene und ihm
selbst verkleinerliche Verträuligkeit ans Licht
kommen möchte/ kam er selbst zum Mecenas
ihn zu trösten; beredete ihn auch unter dem
Vorwand: es möchten einige zwischen ihm
und Terentien gewechselte Schreiben bey sei-
ner Unpäßligkeit vom Gesinde verrückt wer-
den: daß er alle Brieffe in dem Vor-Saale/
und zwar in des Kaysers selbsteigener Anwe-
senheit verbrennen ließ. Mecenas schöpffte
bey des Kaysers Ankunfft zwar etwas Lufft; es
hatte aber keinen Bestand; sondern die Kranck-
heit nahm von Tage zu Tage überhand: daß
er selbst sein bevorstehendes Ende leicht wahr-
nahm/ deßwegen seinen letzten Willen fertigte/
und darinnen den einigen August zum Erben
einsetzte/ etlichen guten Freunden aber nur et-
was weniges vermachte/ worunter Fürst Herr-
mann mit aller seiner Rüstung und Pferden/
Horatius aber mit seinen Büchern/ unter wel-
[Spaltenumbruch] chen sich des Maro selbsth ändige Eneis befand/
die er zu Brundusium verbrennen wollen;
Mecenas aber in ein güldenes Kästlein auffge-
hoben hatte/ bedacht war. Weil es ja um die-
ses Tichters herrliches Werck nichts minder/
als um das von ihm beschriebene Troja schade
gewest wäre: daß es hätte sollen eingeäschert
werden. Acht Tage hernach starb er zu grossem
Betrübnüs des Kaysers und aller Gelehrten in
den Armen des Horatius; welcher aber die sen
Tod derogestalt empfindlich betrauerte: daß er
dem neundten Tag nach ihm gleichfalls sein
Leben beschloß; und nicht minder den Kayser
zum Erben hinterließ. Aller dreyer Leichen
Asche ward auf dem eussersten Esqvilischen
Berge in das vom Mecenas selbst aus Marmel
köstlich gebaute Grab gesetzet; und zwar des
Mecenas Asche in einem Geschirre von Berg-
Kristallen durch zwölff berühmte Tichter/ des
Horatius aber in einem Kruge von Corinthi-
schem Ertzte durch neun edle in so viel Musen
verkleidete Jungfrauen; und alle drey mit sinn-
reichen Grabeschrifften verehret. Es hatte
aber in einer Nacht ein unbekandter Erfinder
an ihr Grab folgende Zeilen eingraben lassen:

Die lebend nicht war werth/ Mecenas Weib zu seyn/
Verdient durch ihren Tod: daß sie in einem Grabe
Vermischt mit seiner Asch' an ihm die Ruhstatt habe.
So ist es Schade nun für ihn: daß ihn der Stein
So bald; für sie: daß er so langsam sie bedecket;
Weil in dem Leben sein'/ im Tod' ihr Bestes stecket.

Fürst Herrmann setzte durch seine ruhmba-
re Bezeugung gegen Terentiens Anmuthun-
gen ihm beym Kayser einen neuen Glücksstein
ins Bret; also: daß er bey allen wichtigen Sa-
chen ihm etwas zu vertreten anvertraute; wel-
ches für ein Kennzeichen der Kayserlichen Ge-
nade/ und ein Aufnehmen seines Ruhmes zu
achten war. Als August das Heiligthum der
Eintracht einweihen/ seinen und des Drusus
Nahmen nicht allein über die Pforten schrei-
ben/ sondern auch ihrer beyden Bilder/ wiewol

nach

Achtes Buch
[Spaltenumbruch] ab. Der beſtuͤrtzte Mecenas aber ſanck hieruͤ-
ber in Ohnmacht auff das mit beyder Blute be-
ſpritzte Bette; alſo: daß Enceladus einen ſeiner
Gefehrten an Kayſer abfertigte/ und ſelbten ſo
wol des gantzen Verlauffs verſtaͤndigte/ als neu-
en Befehl verlangte. Auguſt ward hieruͤber
nicht wenig beſtuͤrtzt; muthmaſte/ das Geheim-
nuͤs ſeines Befehls muͤſte verrathen worden
ſeyn; Proculus aber an Terentiens Verbre-
chen Theil gehabt haben. Dieſemnach ſetzte
er den Thallo/ als welcher allein hierum wuſte/
zur Rede; brachte ihn auch durch angedreute
Marter zum Bekaͤntnuͤße: daß er dem Procu-
lus davon geſagt haͤtte/ weil der Kayſer ihm vor-
hin groͤſſere Geheimnuͤſſe zu vertrauen pflegen.
Woruͤber Auguſt ſich dero geſtalt entruͤſtete: daß
er dem Thallo Arme und Beine zu zerſchmet-
tern/ und des Proculus Leiche in Fluß Anio zu
werffen befahl. Weil aber Terentia bereit tod
war; und entweder ſeine alte Liebe aufwallete/
alſo ſich in Mitleiden verwandelte; oder weil er
beſorgte: daß aus Terentiens Schrifften etwan
eine mit dem Proculus gepflogene und ihm
ſelbſt verkleinerliche Vertraͤuligkeit ans Licht
kommen moͤchte/ kam er ſelbſt zum Mecenas
ihn zu troͤſten; beredete ihn auch unter dem
Vorwand: es moͤchten einige zwiſchen ihm
und Terentien gewechſelte Schreiben bey ſei-
ner Unpaͤßligkeit vom Geſinde verruͤckt wer-
den: daß er alle Brieffe in dem Vor-Saale/
und zwar in des Kayſers ſelbſteigener Anwe-
ſenheit verbrennen ließ. Mecenas ſchoͤpffte
bey des Kayſers Ankunfft zwar etwas Lufft; es
hatte aber keinen Beſtand; ſondern die Kranck-
heit nahm von Tage zu Tage uͤberhand: daß
er ſelbſt ſein bevorſtehendes Ende leicht wahr-
nahm/ deßwegen ſeinen letzten Willen fertigte/
und darinnen den einigen Auguſt zum Erben
einſetzte/ etlichen guten Freunden aber nur et-
was weniges vermachte/ worunter Fuͤrſt Herr-
mann mit aller ſeiner Ruͤſtung und Pferden/
Horatius aber mit ſeinen Buͤchern/ unter wel-
[Spaltenumbruch] chen ſich des Maro ſelbſth aͤndige Eneis befand/
die er zu Brunduſium verbrennen wollen;
Mecenas aber in ein guͤldenes Kaͤſtlein auffge-
hoben hatte/ bedacht war. Weil es ja um die-
ſes Tichters herrliches Werck nichts minder/
als um das von ihm beſchriebene Troja ſchade
geweſt waͤre: daß es haͤtte ſollen eingeaͤſchert
werden. Acht Tage hernach ſtarb er zu groſſem
Betruͤbnuͤs des Kayſers und aller Gelehrten in
den Armen des Horatius; welcher aber die ſen
Tod derogeſtalt empfindlich betrauerte: daß er
dem neundten Tag nach ihm gleichfalls ſein
Leben beſchloß; und nicht minder den Kayſer
zum Erben hinterließ. Aller dreyer Leichen
Aſche ward auf dem euſſerſten Esqviliſchen
Berge in das vom Mecenas ſelbſt aus Marmel
koͤſtlich gebaute Grab geſetzet; und zwar des
Mecenas Aſche in einem Geſchirre von Berg-
Kriſtallen durch zwoͤlff beruͤhmte Tichter/ des
Horatius aber in einem Kruge von Corinthi-
ſchem Ertzte durch neun edle in ſo viel Muſen
verkleidete Jungfrauen; und alle drey mit ſinn-
reichen Grabeſchrifften verehret. Es hatte
aber in einer Nacht ein unbekandter Erfinder
an ihr Grab folgende Zeilen eingraben laſſen:

Die lebend nicht war werth/ Mecenas Weib zu ſeyn/
Verdient durch ihren Tod: daß ſie in einem Grabe
Vermiſcht mit ſeiner Aſch’ an ihm die Ruhſtatt habe.
So iſt es Schade nun fuͤr ihn: daß ihn der Stein
So bald; fuͤr ſie: daß er ſo langſam ſie bedecket;
Weil in dem Leben ſein’/ im Tod’ ihr Beſtes ſtecket.

Fuͤrſt Herrmann ſetzte durch ſeine ruhmba-
re Bezeugung gegen Terentiens Anmuthun-
gen ihm beym Kayſer einen neuen Gluͤcksſtein
ins Bret; alſo: daß er bey allen wichtigen Sa-
chen ihm etwas zu vertreten anvertraute; wel-
ches fuͤr ein Kennzeichen der Kayſerlichen Ge-
nade/ und ein Aufnehmen ſeines Ruhmes zu
achten war. Als Auguſt das Heiligthum der
Eintracht einweihen/ ſeinen und des Druſus
Nahmen nicht allein uͤber die Pforten ſchrei-
ben/ ſondern auch ihrer beyden Bilder/ wiewol

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[1222[1224]/1288] Achtes Buch ab. Der beſtuͤrtzte Mecenas aber ſanck hieruͤ- ber in Ohnmacht auff das mit beyder Blute be- ſpritzte Bette; alſo: daß Enceladus einen ſeiner Gefehrten an Kayſer abfertigte/ und ſelbten ſo wol des gantzen Verlauffs verſtaͤndigte/ als neu- en Befehl verlangte. Auguſt ward hieruͤber nicht wenig beſtuͤrtzt; muthmaſte/ das Geheim- nuͤs ſeines Befehls muͤſte verrathen worden ſeyn; Proculus aber an Terentiens Verbre- chen Theil gehabt haben. Dieſemnach ſetzte er den Thallo/ als welcher allein hierum wuſte/ zur Rede; brachte ihn auch durch angedreute Marter zum Bekaͤntnuͤße: daß er dem Procu- lus davon geſagt haͤtte/ weil der Kayſer ihm vor- hin groͤſſere Geheimnuͤſſe zu vertrauen pflegen. Woruͤber Auguſt ſich dero geſtalt entruͤſtete: daß er dem Thallo Arme und Beine zu zerſchmet- tern/ und des Proculus Leiche in Fluß Anio zu werffen befahl. Weil aber Terentia bereit tod war; und entweder ſeine alte Liebe aufwallete/ alſo ſich in Mitleiden verwandelte; oder weil er beſorgte: daß aus Terentiens Schrifften etwan eine mit dem Proculus gepflogene und ihm ſelbſt verkleinerliche Vertraͤuligkeit ans Licht kommen moͤchte/ kam er ſelbſt zum Mecenas ihn zu troͤſten; beredete ihn auch unter dem Vorwand: es moͤchten einige zwiſchen ihm und Terentien gewechſelte Schreiben bey ſei- ner Unpaͤßligkeit vom Geſinde verruͤckt wer- den: daß er alle Brieffe in dem Vor-Saale/ und zwar in des Kayſers ſelbſteigener Anwe- ſenheit verbrennen ließ. Mecenas ſchoͤpffte bey des Kayſers Ankunfft zwar etwas Lufft; es hatte aber keinen Beſtand; ſondern die Kranck- heit nahm von Tage zu Tage uͤberhand: daß er ſelbſt ſein bevorſtehendes Ende leicht wahr- nahm/ deßwegen ſeinen letzten Willen fertigte/ und darinnen den einigen Auguſt zum Erben einſetzte/ etlichen guten Freunden aber nur et- was weniges vermachte/ worunter Fuͤrſt Herr- mann mit aller ſeiner Ruͤſtung und Pferden/ Horatius aber mit ſeinen Buͤchern/ unter wel- chen ſich des Maro ſelbſth aͤndige Eneis befand/ die er zu Brunduſium verbrennen wollen; Mecenas aber in ein guͤldenes Kaͤſtlein auffge- hoben hatte/ bedacht war. Weil es ja um die- ſes Tichters herrliches Werck nichts minder/ als um das von ihm beſchriebene Troja ſchade geweſt waͤre: daß es haͤtte ſollen eingeaͤſchert werden. Acht Tage hernach ſtarb er zu groſſem Betruͤbnuͤs des Kayſers und aller Gelehrten in den Armen des Horatius; welcher aber die ſen Tod derogeſtalt empfindlich betrauerte: daß er dem neundten Tag nach ihm gleichfalls ſein Leben beſchloß; und nicht minder den Kayſer zum Erben hinterließ. Aller dreyer Leichen Aſche ward auf dem euſſerſten Esqviliſchen Berge in das vom Mecenas ſelbſt aus Marmel koͤſtlich gebaute Grab geſetzet; und zwar des Mecenas Aſche in einem Geſchirre von Berg- Kriſtallen durch zwoͤlff beruͤhmte Tichter/ des Horatius aber in einem Kruge von Corinthi- ſchem Ertzte durch neun edle in ſo viel Muſen verkleidete Jungfrauen; und alle drey mit ſinn- reichen Grabeſchrifften verehret. Es hatte aber in einer Nacht ein unbekandter Erfinder an ihr Grab folgende Zeilen eingraben laſſen: Die lebend nicht war werth/ Mecenas Weib zu ſeyn/ Verdient durch ihren Tod: daß ſie in einem Grabe Vermiſcht mit ſeiner Aſch’ an ihm die Ruhſtatt habe. So iſt es Schade nun fuͤr ihn: daß ihn der Stein So bald; fuͤr ſie: daß er ſo langſam ſie bedecket; Weil in dem Leben ſein’/ im Tod’ ihr Beſtes ſtecket. Fuͤrſt Herrmann ſetzte durch ſeine ruhmba- re Bezeugung gegen Terentiens Anmuthun- gen ihm beym Kayſer einen neuen Gluͤcksſtein ins Bret; alſo: daß er bey allen wichtigen Sa- chen ihm etwas zu vertreten anvertraute; wel- ches fuͤr ein Kennzeichen der Kayſerlichen Ge- nade/ und ein Aufnehmen ſeines Ruhmes zu achten war. Als Auguſt das Heiligthum der Eintracht einweihen/ ſeinen und des Druſus Nahmen nicht allein uͤber die Pforten ſchrei- ben/ ſondern auch ihrer beyden Bilder/ wiewol nach

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1222[1224]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1288>, abgerufen am 18.05.2024.