Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch
[Spaltenumbruch] feurige Mahlwercke aufgestürtzt; insonderheit
wie die des Servilius Tullus Haupt umge-
bende Flamme ihm die Römische Krone/ die
brennenden Lantzen den Römern den Sieg
wieder die Sabiner/ der opffernden Lavinia
das Feuer die Emporklimmung ihres Ge-
schlechtes wahrgesaget; die dem grossen Ale-
xander auf den Hals dringenden Jndianer er-
schrecket; den die Stadt Syracusa belägern-
den Nicias seine Feuerwercke beschirmet/ und
der vom Demetrius angezündete Wald die
Spartaner gerochen; endlich wie unterschie-
dene Deutsche Frauen-Zimmer nicht anders/
als die Priesterinnen der Persischen Diana
durch unversehrende Betretung glüender
Kohlen/ und Betastung feuriger Brände ihre
Keuschheit bewehret hatten. Die Taffel hatte
sie in einer tunckeln Höle/ theils wegen der ü-
bermäßigen Mittags-Hitze; theils: daß sie den
Nutzen ihres heiligen Feuers angewehren kön-
te/ bestellet. Denn sie ließ ihr/ wie Vestalische
Jungfrauen/ aufgeputztes/ und zu Bedienung
dieser Götter bestelltes Frauen-Zimmer in ei-
nem einwerts geschliffenem Stahl- oder Brenn-
Spiegel/ darinnen sich die Sonnen-Strah-
len zusammen in einen Mittelpunct zwängten/
eine gleichsam himmlische Flamme anstecken.
Diese zündete das mitten in der Höle auffge-
setzte/ und aus eitel wolrüchendem Talcke und
eingeamberten Wachs bereitete Bild der Por-
cia an/ und erleuchtete durch das sie verzehren-
de Licht die Höle. Die auff allen Fall eben so
hertzhafft/ als Porcia zu sterben entschlossene
Fürstin Asblaste hatte nicht ohne Nachdencken
an den Fuß dieses brennenden Bildes schreiben
lassen:

Hier brennet Porcia; doch ist ihr Brand ein Licht
Unglucklichen den Tod/ die Ruhms-Bahn uns zu zeigen/
Wenn unser Geist sich soll für Glück und Siegern neigen;
Wenn jenen thör'chle Gunst gönnt Gifft und Messer nicht;
Weil dem/ der sterben will/ kein Mittel nie gebricht.
Auch jagt ein glüend Brand nur Schrecken ein den Feigen.
Die Thränen/ die hier falln/ die Seuffzer/ die hier steigen/
Sind Wehmuth/ die mehr uns als Porcien anficht.
[Spaltenumbruch]
Die Kohlen/ die sie schlingt/ gebehrn ihr keine Pein.
Denn ihrer Liebe Glut/ ihr sehnliches Verlangen
Des todten Vaters Geist/ den Eh-Herrn zu umfangen
Jst heisser/ als kein Brand um Schmeltz und Grtzt kan seyn.
So plagt und tödtet nun der/ der den Tod uns wehret.
Die aber lebt/ die sich in Asche so verkehret.

Die Taffel verlängerte sich mit allem Fleiße
biß in den sinckenden Abend; Da denn As-
blaste einen Aufzug hundert Jndianischer
Frauen fürstellte; welche in einem künstlichen
Tantze einen Holtzstoß aufbauten/ selbten mit
allerhand wolrüchenden Zunder anfüllten; dar-
auff sich endlich ihre ziemlich lebhafft gebilde-
te Königin setzte/ welche zwischen denen kra-
chenden Flammen ihren Leib dem Geiste ihres
verstorbenen Ehgemahls aufopfferte. Wel-
ches Trauerspiel so artlich eingerichtet war:
daß die meisten Zuschauer diese Verbrennung
für die rechte Warheit aufnahmen. An dem
lodernden Holtz-Stosse stiegen auch allerhand
Lust-Feuer mit nachdencklichen Bildungen
empor; welche sich endlich in einen fenrigen
Regen verwandelten; und das an einem erho-
benen Orte aufgestellte Bild der Semele an-
zündeten; daß es hernach in Asche zerfiel/ zu
einer denckwürdigen Erinnerung: wie gefähr-
lich es sey sich in der Liebe allzuhoch zu verstei-
gen.

Lucius führte den neundten Tag sie auff
das Lust-Hauß des Kriegs-Gottes; welches
zwischen eitel rauen und unfruchtbaren Klip-
pen lag. Seine Zierrathen bestunden in eitel
Stürme/ Brand und Schlachten abbildenden
Gemählden. Die Taffel war auffs köstlichste
bestellt/ aber ohne Brod/ vielleicht/ weil nichts
minder der feurige Kriegs-Stern/ als der
Krieg selbst die Saaten/ ja gleichsam Laub und
Graß versenget. Nach der Taffel erlustigte
er seine Gäste mit einem künstlichen Roß-Tan-
tze; darinnen Jupiter und Mars mit einander
stritten; welcher unter ihnen zu der Hoheit der
Stadt Rom am meisten beygetragen hätte.
Jupiter hatte auff seiner Seite zwantzig Cre-

tensische

Achtes Buch
[Spaltenumbruch] feurige Mahlwercke aufgeſtuͤrtzt; inſonderheit
wie die des Servilius Tullus Haupt umge-
bende Flamme ihm die Roͤmiſche Krone/ die
brennenden Lantzen den Roͤmern den Sieg
wieder die Sabiner/ der opffernden Lavinia
das Feuer die Emporklimmung ihres Ge-
ſchlechtes wahrgeſaget; die dem groſſen Ale-
xander auf den Hals dringenden Jndianer er-
ſchrecket; den die Stadt Syracuſa belaͤgern-
den Nicias ſeine Feuerwercke beſchirmet/ und
der vom Demetrius angezuͤndete Wald die
Spartaner gerochen; endlich wie unterſchie-
dene Deutſche Frauen-Zimmer nicht anders/
als die Prieſterinnen der Perſiſchen Diana
durch unverſehrende Betretung gluͤender
Kohlen/ und Betaſtung feuriger Braͤnde ihre
Keuſchheit bewehret hatten. Die Taffel hatte
ſie in einer tunckeln Hoͤle/ theils wegen der uͤ-
bermaͤßigen Mittags-Hitze; theils: daß ſie den
Nutzen ihres heiligen Feuers angewehren koͤn-
te/ beſtellet. Denn ſie ließ ihr/ wie Veſtaliſche
Jungfrauen/ aufgeputztes/ und zu Bedienung
dieſer Goͤtter beſtelltes Frauen-Zimmer in ei-
nem einwerts geſchliffenem Stahl- oder Breñ-
Spiegel/ darinnen ſich die Sonnen-Strah-
len zuſammen in einen Mittelpunct zwaͤngten/
eine gleichſam himmliſche Flamme anſtecken.
Dieſe zuͤndete das mitten in der Hoͤle auffge-
ſetzte/ und aus eitel wolruͤchendem Talcke und
eingeamberten Wachs bereitete Bild der Por-
cia an/ und erleuchtete durch das ſie verzehren-
de Licht die Hoͤle. Die auff allen Fall eben ſo
hertzhafft/ als Porcia zu ſterben entſchloſſene
Fuͤrſtin Asblaſte hatte nicht ohne Nachdencken
an den Fuß dieſes brennenden Bildes ſchreiben
laſſen:

Hier brennet Porcia; doch iſt ihr Brand ein Licht
Unglůcklichen den Tod/ die Ruhms-Bahn uns zu zeigen/
Wenn unſer Geiſt ſich ſoll fuͤr Gluͤck und Siegern neigen;
Wenn jenen thoͤr’chle Gunſt goͤnnt Gifft und Meſſer nicht;
Weil dem/ der ſterben will/ kein Mittel nie gebricht.
Auch jagt ein gluͤend Brand nur Schrecken ein den Feigen.
Die Thraͤnen/ die hier falln/ die Seuffzer/ die hier ſteigen/
Sind Wehmuth/ die mehr uns als Porcien anficht.
[Spaltenumbruch]
Die Kohlen/ die ſie ſchlingt/ gebehrn ihr keine Pein.
Denn ihrer Liebe Glut/ ihr ſehnliches Verlangen
Des todten Vaters Geiſt/ den Eh-Herrn zu umfangen
Jſt heiſſer/ als kein Brand um Schmeltz und Grtzt kan ſeyn.
So plagt und toͤdtet nun der/ der den Tod uns wehret.
Die aber lebt/ die ſich in Aſche ſo verkehret.

Die Taffel verlaͤngerte ſich mit allem Fleiße
biß in den ſinckenden Abend; Da denn As-
blaſte einen Aufzug hundert Jndianiſcher
Frauen fuͤrſtellte; welche in einem kuͤnſtlichen
Tantze einen Holtzſtoß aufbauten/ ſelbten mit
allerhand wolruͤchenden Zunder anfuͤllten; dar-
auff ſich endlich ihre ziemlich lebhafft gebilde-
te Koͤnigin ſetzte/ welche zwiſchen denen kra-
chenden Flammen ihren Leib dem Geiſte ihres
verſtorbenen Ehgemahls aufopfferte. Wel-
ches Trauerſpiel ſo artlich eingerichtet war:
daß die meiſten Zuſchauer dieſe Verbrennung
fuͤr die rechte Warheit aufnahmen. An dem
lodernden Holtz-Stoſſe ſtiegen auch allerhand
Luſt-Feuer mit nachdencklichen Bildungen
empor; welche ſich endlich in einen fenrigen
Regen verwandelten; und das an einem erho-
benen Orte aufgeſtellte Bild der Semele an-
zuͤndeten; daß es hernach in Aſche zerfiel/ zu
einer denckwuͤrdigen Erinnerung: wie gefaͤhr-
lich es ſey ſich in der Liebe allzuhoch zu verſtei-
gen.

Lucius fuͤhrte den neundten Tag ſie auff
das Luſt-Hauß des Kriegs-Gottes; welches
zwiſchen eitel rauen und unfruchtbaren Klip-
pen lag. Seine Zierrathen beſtunden in eitel
Stuͤrme/ Brand und Schlachten abbildenden
Gemaͤhlden. Die Taffel war auffs koͤſtlichſte
beſtellt/ aber ohne Brod/ vielleicht/ weil nichts
minder der feurige Kriegs-Stern/ als der
Krieg ſelbſt die Saaten/ ja gleichſam Laub und
Graß verſenget. Nach der Taffel erluſtigte
er ſeine Gaͤſte mit einem kuͤnſtlichen Roß-Tan-
tze; darinnen Jupiter und Mars mit einander
ſtritten; welcher unter ihnen zu der Hoheit der
Stadt Rom am meiſten beygetragen haͤtte.
Jupiter hatte auff ſeiner Seite zwantzig Cre-

tenſiſche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1270" n="1204[1206]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
feurige Mahlwercke aufge&#x017F;tu&#x0364;rtzt; in&#x017F;onderheit<lb/>
wie die des Servilius Tullus Haupt umge-<lb/>
bende Flamme ihm die Ro&#x0364;mi&#x017F;che Krone/ die<lb/>
brennenden Lantzen den Ro&#x0364;mern den Sieg<lb/>
wieder die Sabiner/ der opffernden Lavinia<lb/>
das Feuer die Emporklimmung ihres Ge-<lb/>
&#x017F;chlechtes wahrge&#x017F;aget; die dem gro&#x017F;&#x017F;en Ale-<lb/>
xander auf den Hals dringenden Jndianer er-<lb/>
&#x017F;chrecket; den die Stadt Syracu&#x017F;a bela&#x0364;gern-<lb/>
den Nicias &#x017F;eine Feuerwercke be&#x017F;chirmet/ und<lb/>
der vom Demetrius angezu&#x0364;ndete Wald die<lb/>
Spartaner gerochen; endlich wie unter&#x017F;chie-<lb/>
dene Deut&#x017F;che Frauen-Zimmer nicht anders/<lb/>
als die Prie&#x017F;terinnen der Per&#x017F;i&#x017F;chen Diana<lb/>
durch unver&#x017F;ehrende Betretung glu&#x0364;ender<lb/>
Kohlen/ und Beta&#x017F;tung feuriger Bra&#x0364;nde ihre<lb/>
Keu&#x017F;chheit bewehret hatten. Die Taffel hatte<lb/>
&#x017F;ie in einer tunckeln Ho&#x0364;le/ theils wegen der u&#x0364;-<lb/>
berma&#x0364;ßigen Mittags-Hitze; theils: daß &#x017F;ie den<lb/>
Nutzen ihres heiligen Feuers angewehren ko&#x0364;n-<lb/>
te/ be&#x017F;tellet. Denn &#x017F;ie ließ ihr/ wie Ve&#x017F;tali&#x017F;che<lb/>
Jungfrauen/ aufgeputztes/ und zu Bedienung<lb/>
die&#x017F;er Go&#x0364;tter be&#x017F;telltes Frauen-Zimmer in ei-<lb/>
nem einwerts ge&#x017F;chliffenem Stahl- oder Bren&#x0303;-<lb/>
Spiegel/ darinnen &#x017F;ich die Sonnen-Strah-<lb/>
len zu&#x017F;ammen in einen Mittelpunct zwa&#x0364;ngten/<lb/>
eine gleich&#x017F;am himmli&#x017F;che Flamme an&#x017F;tecken.<lb/>
Die&#x017F;e zu&#x0364;ndete das mitten in der Ho&#x0364;le auffge-<lb/>
&#x017F;etzte/ und aus eitel wolru&#x0364;chendem Talcke und<lb/>
eingeamberten Wachs bereitete Bild der Por-<lb/>
cia an/ und erleuchtete durch das &#x017F;ie verzehren-<lb/>
de Licht die Ho&#x0364;le. Die auff allen Fall eben &#x017F;o<lb/>
hertzhafft/ als Porcia zu &#x017F;terben ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tin Asbla&#x017F;te hatte nicht ohne Nachdencken<lb/>
an den Fuß die&#x017F;es brennenden Bildes &#x017F;chreiben<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Hier brennet Porcia; doch i&#x017F;t ihr Brand ein Licht</l><lb/>
              <l>Ungl&#x016F;cklichen den Tod/ die Ruhms-Bahn uns zu zeigen/</l><lb/>
              <l>Wenn un&#x017F;er Gei&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;oll fu&#x0364;r Glu&#x0364;ck und Siegern neigen;</l><lb/>
              <l>Wenn jenen tho&#x0364;r&#x2019;chle Gun&#x017F;t go&#x0364;nnt Gifft und Me&#x017F;&#x017F;er nicht;</l><lb/>
              <l>Weil dem/ der &#x017F;terben will/ kein Mittel nie gebricht.</l><lb/>
              <l>Auch jagt ein glu&#x0364;end Brand nur Schrecken ein den Feigen.</l><lb/>
              <l>Die Thra&#x0364;nen/ die hier falln/ die Seuffzer/ die hier &#x017F;teigen/</l><lb/>
              <l>Sind Wehmuth/ die mehr uns als Porcien anficht.</l>
            </lg><lb/>
            <cb/>
            <lg n="2">
              <l>Die Kohlen/ die &#x017F;ie &#x017F;chlingt/ gebehrn ihr keine Pein.</l><lb/>
              <l>Denn ihrer Liebe Glut/ ihr &#x017F;ehnliches Verlangen</l><lb/>
              <l>Des todten Vaters Gei&#x017F;t/ den Eh-Herrn zu umfangen</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t hei&#x017F;&#x017F;er/ als kein Brand um Schmeltz und Grtzt kan &#x017F;eyn.</l><lb/>
              <l>So plagt und to&#x0364;dtet nun der/ der den Tod uns wehret.</l><lb/>
              <l>Die aber lebt/ die &#x017F;ich in A&#x017F;che &#x017F;o verkehret.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <p>Die Taffel verla&#x0364;ngerte &#x017F;ich mit allem Fleiße<lb/>
biß in den &#x017F;inckenden Abend; Da denn As-<lb/>
bla&#x017F;te einen Aufzug hundert Jndiani&#x017F;cher<lb/>
Frauen fu&#x0364;r&#x017F;tellte; welche in einem ku&#x0364;n&#x017F;tlichen<lb/>
Tantze einen Holtz&#x017F;toß aufbauten/ &#x017F;elbten mit<lb/>
allerhand wolru&#x0364;chenden Zunder anfu&#x0364;llten; dar-<lb/>
auff &#x017F;ich endlich ihre ziemlich lebhafft gebilde-<lb/>
te Ko&#x0364;nigin &#x017F;etzte/ welche zwi&#x017F;chen denen kra-<lb/>
chenden Flammen ihren Leib dem Gei&#x017F;te ihres<lb/>
ver&#x017F;torbenen Ehgemahls aufopfferte. Wel-<lb/>
ches Trauer&#x017F;piel &#x017F;o artlich eingerichtet war:<lb/>
daß die mei&#x017F;ten Zu&#x017F;chauer die&#x017F;e Verbrennung<lb/>
fu&#x0364;r die rechte Warheit aufnahmen. An dem<lb/>
lodernden Holtz-Sto&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tiegen auch allerhand<lb/>
Lu&#x017F;t-Feuer mit nachdencklichen Bildungen<lb/>
empor; welche &#x017F;ich endlich in einen fenrigen<lb/>
Regen verwandelten; und das an einem erho-<lb/>
benen Orte aufge&#x017F;tellte Bild der Semele an-<lb/>
zu&#x0364;ndeten; daß es hernach in A&#x017F;che zerfiel/ zu<lb/>
einer denckwu&#x0364;rdigen Erinnerung: wie gefa&#x0364;hr-<lb/>
lich es &#x017F;ey &#x017F;ich in der Liebe allzuhoch zu ver&#x017F;tei-<lb/>
gen.</p><lb/>
          <p>Lucius fu&#x0364;hrte den neundten Tag &#x017F;ie auff<lb/>
das Lu&#x017F;t-Hauß des Kriegs-Gottes; welches<lb/>
zwi&#x017F;chen eitel rauen und unfruchtbaren Klip-<lb/>
pen lag. Seine Zierrathen be&#x017F;tunden in eitel<lb/>
Stu&#x0364;rme/ Brand und Schlachten abbildenden<lb/>
Gema&#x0364;hlden. Die Taffel war auffs ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;te<lb/>
be&#x017F;tellt/ aber ohne Brod/ vielleicht/ weil nichts<lb/>
minder der feurige Kriegs-Stern/ als der<lb/>
Krieg &#x017F;elb&#x017F;t die Saaten/ ja gleich&#x017F;am Laub und<lb/>
Graß ver&#x017F;enget. Nach der Taffel erlu&#x017F;tigte<lb/>
er &#x017F;eine Ga&#x0364;&#x017F;te mit einem ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Roß-Tan-<lb/>
tze; darinnen Jupiter und Mars mit einander<lb/>
&#x017F;tritten; welcher unter ihnen zu der Hoheit der<lb/>
Stadt Rom am mei&#x017F;ten beygetragen ha&#x0364;tte.<lb/>
Jupiter hatte auff &#x017F;einer Seite zwantzig Cre-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten&#x017F;i&#x017F;che</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1204[1206]/1270] Achtes Buch feurige Mahlwercke aufgeſtuͤrtzt; inſonderheit wie die des Servilius Tullus Haupt umge- bende Flamme ihm die Roͤmiſche Krone/ die brennenden Lantzen den Roͤmern den Sieg wieder die Sabiner/ der opffernden Lavinia das Feuer die Emporklimmung ihres Ge- ſchlechtes wahrgeſaget; die dem groſſen Ale- xander auf den Hals dringenden Jndianer er- ſchrecket; den die Stadt Syracuſa belaͤgern- den Nicias ſeine Feuerwercke beſchirmet/ und der vom Demetrius angezuͤndete Wald die Spartaner gerochen; endlich wie unterſchie- dene Deutſche Frauen-Zimmer nicht anders/ als die Prieſterinnen der Perſiſchen Diana durch unverſehrende Betretung gluͤender Kohlen/ und Betaſtung feuriger Braͤnde ihre Keuſchheit bewehret hatten. Die Taffel hatte ſie in einer tunckeln Hoͤle/ theils wegen der uͤ- bermaͤßigen Mittags-Hitze; theils: daß ſie den Nutzen ihres heiligen Feuers angewehren koͤn- te/ beſtellet. Denn ſie ließ ihr/ wie Veſtaliſche Jungfrauen/ aufgeputztes/ und zu Bedienung dieſer Goͤtter beſtelltes Frauen-Zimmer in ei- nem einwerts geſchliffenem Stahl- oder Breñ- Spiegel/ darinnen ſich die Sonnen-Strah- len zuſammen in einen Mittelpunct zwaͤngten/ eine gleichſam himmliſche Flamme anſtecken. Dieſe zuͤndete das mitten in der Hoͤle auffge- ſetzte/ und aus eitel wolruͤchendem Talcke und eingeamberten Wachs bereitete Bild der Por- cia an/ und erleuchtete durch das ſie verzehren- de Licht die Hoͤle. Die auff allen Fall eben ſo hertzhafft/ als Porcia zu ſterben entſchloſſene Fuͤrſtin Asblaſte hatte nicht ohne Nachdencken an den Fuß dieſes brennenden Bildes ſchreiben laſſen: Hier brennet Porcia; doch iſt ihr Brand ein Licht Unglůcklichen den Tod/ die Ruhms-Bahn uns zu zeigen/ Wenn unſer Geiſt ſich ſoll fuͤr Gluͤck und Siegern neigen; Wenn jenen thoͤr’chle Gunſt goͤnnt Gifft und Meſſer nicht; Weil dem/ der ſterben will/ kein Mittel nie gebricht. Auch jagt ein gluͤend Brand nur Schrecken ein den Feigen. Die Thraͤnen/ die hier falln/ die Seuffzer/ die hier ſteigen/ Sind Wehmuth/ die mehr uns als Porcien anficht. Die Kohlen/ die ſie ſchlingt/ gebehrn ihr keine Pein. Denn ihrer Liebe Glut/ ihr ſehnliches Verlangen Des todten Vaters Geiſt/ den Eh-Herrn zu umfangen Jſt heiſſer/ als kein Brand um Schmeltz und Grtzt kan ſeyn. So plagt und toͤdtet nun der/ der den Tod uns wehret. Die aber lebt/ die ſich in Aſche ſo verkehret. Die Taffel verlaͤngerte ſich mit allem Fleiße biß in den ſinckenden Abend; Da denn As- blaſte einen Aufzug hundert Jndianiſcher Frauen fuͤrſtellte; welche in einem kuͤnſtlichen Tantze einen Holtzſtoß aufbauten/ ſelbten mit allerhand wolruͤchenden Zunder anfuͤllten; dar- auff ſich endlich ihre ziemlich lebhafft gebilde- te Koͤnigin ſetzte/ welche zwiſchen denen kra- chenden Flammen ihren Leib dem Geiſte ihres verſtorbenen Ehgemahls aufopfferte. Wel- ches Trauerſpiel ſo artlich eingerichtet war: daß die meiſten Zuſchauer dieſe Verbrennung fuͤr die rechte Warheit aufnahmen. An dem lodernden Holtz-Stoſſe ſtiegen auch allerhand Luſt-Feuer mit nachdencklichen Bildungen empor; welche ſich endlich in einen fenrigen Regen verwandelten; und das an einem erho- benen Orte aufgeſtellte Bild der Semele an- zuͤndeten; daß es hernach in Aſche zerfiel/ zu einer denckwuͤrdigen Erinnerung: wie gefaͤhr- lich es ſey ſich in der Liebe allzuhoch zu verſtei- gen. Lucius fuͤhrte den neundten Tag ſie auff das Luſt-Hauß des Kriegs-Gottes; welches zwiſchen eitel rauen und unfruchtbaren Klip- pen lag. Seine Zierrathen beſtunden in eitel Stuͤrme/ Brand und Schlachten abbildenden Gemaͤhlden. Die Taffel war auffs koͤſtlichſte beſtellt/ aber ohne Brod/ vielleicht/ weil nichts minder der feurige Kriegs-Stern/ als der Krieg ſelbſt die Saaten/ ja gleichſam Laub und Graß verſenget. Nach der Taffel erluſtigte er ſeine Gaͤſte mit einem kuͤnſtlichen Roß-Tan- tze; darinnen Jupiter und Mars mit einander ſtritten; welcher unter ihnen zu der Hoheit der Stadt Rom am meiſten beygetragen haͤtte. Jupiter hatte auff ſeiner Seite zwantzig Cre- tenſiſche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1270
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1204[1206]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1270>, abgerufen am 18.05.2024.