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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch]

Unterdessen verdiente Mecenas das Lob:
daß alle seine Erfindungen tieffsinnig/ alle An-
stalten prächtig/ alle Uberschrifften nachdenck-
lich waren. Denn an diesem Liebhaber guter
Künste hiengen so viel geschickte Köpffe; wel-
che die Welt mit ihrer Geschickligkeit hätten
betheilen können. Weßwegen sie dem Mece-
nasins gemein nachrühmten: Er wäre ein
Maulbeer-Baum/ von dessen Blättern sich
viel Seiden-Würmer sättigten. Jn dem Vor-
werge der Juno gab Terentia oben auff dem
Lust-Hause unter freyem Himmel ihr Gast-
Mahl; weil diese Göttin keine Einschlüssung
duldet; und daher ihre Tempel auch kein Dach
haben. Sie hatte aber gleichwol von eitel
Pfauen-Schwäntzen so artliche Sonnenschir-
me gemacht/ welche theils die Strahlen auff-
hielten/ theils von schönen Knaben gezogen
wurden/ und denen Gästen Lufft zufachten.
Sie stellte ihnen auch das der Juno zu Ehren
in Elis aufgebrachte Wettelauffen an; Da
nehmlich zu erste zwölff siebenjährige Mägd-
lein um einen gantz güldenen Apffel/ hernach
dreyzehn zehnjährige um eine Schnure grossen
Perlen/ drittens vierzehn zwölffjährichte um
einen köstlichen Ring; gleich als wenn sie durch
diß Merckmahl der Frauen nunmehr fähig er-
kläret würden die Dienstbarkeit der Einsam-
keit zu verlassen; Vierdtens vierzehn funf-
zehnjährichte Jungfrauen um der Juno selbst
eigenes mit Edelgesteinen versetztes Bild nach
dem Ziele lieffen. Sintemahl Juno sich von
so vielen ordentlich hat bedienen lassen. End-
lich erkiesete Terentia auch sechzehn Frauen;
darunter die sechs Göttinnen sich selbst ver-
fügten/ und mit den übrigen nach einer mit
Diamanten reichgezierten Lilgen-Krone um
die Wette rennen musten. Unter denen die
hurtige Asblaste den Preiß erwarb. An eben
diesem Tage brach die zwischen dem Tiberius
und der Julia vom Kayser beschlossene Heyrath
[Spaltenumbruch] aus. Denn nach dem die Juno die Vorstehe-
rin der Hochzeiten ist/ musten bey ihren Spie-
len alle ihnen einen Ehgatten zueignen lassen.
Dahero als Terentia auff Anstifftung Liviens
die verwittibte Julia dem Tiberius überlieffer-
te; und Tiberius schertzweise fragte: Ob die
keusche Diana und der gramhaffte Saturn
nun auch zur Vermählung taugten? ant-
wortete der Kayser: Der Pöfel heyrathet nach
seiner Zuneigung; Fürsten und Götter aber zu
ihrem Vortheile. Daher wollen wir heute aus
dem Schertze Ernst; und aus dem Spiele eine
Hochzeit machen. Ließ also Terentien in ei-
ner güldenen Schachtel den Heyrath-Brieff
herbringen; welchen Tiberius und Julia dero-
gestalt ohne Bedencken unterschreiben muste.
Die Priester waren auch bald zur Stelle; wel-
che mit ihrer Einsegnung und Opffern dieser
zweyer Eh vollkommen machten; ehe sie selbst
wusten: daß sie Verlobte wären. Zwischen
dieser wahrhafften Vermählung ward gleich-
wol die Kurtzweil nicht vergessen; und die feu-
rige Vesta dem brennenden Apollo/ nehmlich
Asblaste Augusten zugesellt. Bey welcher Ge-
legenheit der Kayser nicht vergaß gegen dieser
deutschen Fürstin die Flammen seiner verlieb-
ten Seele mit vielen Seuffzern/ liebreitzenden
Gebehrden/ und nachdrücklichen Worten aus-
zuschütten; ja so gar Asblasten zu versichern:
daß seine mit ihr angezielte Vermählung ihm
ernstlicher/ als des Tiberius wäre; er auch sie
über die Ehren-Staffel aller hocherhabenen
Liebhaberinnen zu versetzen gedächte. Welches
alles aber die schlaue Asblaste für ein Spiel-
werck auffnahm; und/ ob sie zwar des Kaysers
Absehen mehr als zu viel verstand/ ließ sie sich
doch nichts mercken. Sintemal sie diesem mäch-
tigen Buhler mit Ungestüm zu begegnen nicht
für rathsam hielt/ sondern alles mit dem Schat-
ten der blossen Kurtzweil verhüllte; in Augustens
Versuchungen ein Lachen gab; und als Te-

rentia
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch]

Unterdeſſen verdiente Mecenas das Lob:
daß alle ſeine Erfindungen tieffſinnig/ alle An-
ſtalten praͤchtig/ alle Uberſchrifften nachdenck-
lich waren. Denn an dieſem Liebhaber guter
Kuͤnſte hiengen ſo viel geſchickte Koͤpffe; wel-
che die Welt mit ihrer Geſchickligkeit haͤtten
betheilen koͤnnen. Weßwegen ſie dem Mece-
nasins gemein nachruͤhmten: Er waͤre ein
Maulbeer-Baum/ von deſſen Blaͤttern ſich
viel Seiden-Wuͤrmer ſaͤttigten. Jn dem Vor-
werge der Juno gab Terentia oben auff dem
Luſt-Hauſe unter freyem Himmel ihr Gaſt-
Mahl; weil dieſe Goͤttin keine Einſchluͤſſung
duldet; und daher ihre Tempel auch kein Dach
haben. Sie hatte aber gleichwol von eitel
Pfauen-Schwaͤntzen ſo artliche Sonnenſchir-
me gemacht/ welche theils die Strahlen auff-
hielten/ theils von ſchoͤnen Knaben gezogen
wurden/ und denen Gaͤſten Lufft zufachten.
Sie ſtellte ihnen auch das der Juno zu Ehren
in Elis aufgebrachte Wettelauffen an; Da
nehmlich zu erſte zwoͤlff ſiebenjaͤhrige Maͤgd-
lein um einen gantz guͤldenen Apffel/ hernach
dreyzehn zehnjaͤhrige um eine Schnure groſſen
Perlen/ drittens vierzehn zwoͤlffjaͤhrichte um
einen koͤſtlichen Ring; gleich als wenn ſie durch
diß Merckmahl der Frauen nunmehr faͤhig er-
klaͤret wuͤrden die Dienſtbarkeit der Einſam-
keit zu verlaſſen; Vierdtens vierzehn funf-
zehnjaͤhrichte Jungfrauen um der Juno ſelbſt
eigenes mit Edelgeſteinen verſetztes Bild nach
dem Ziele lieffen. Sintemahl Juno ſich von
ſo vielen ordentlich hat bedienen laſſen. End-
lich erkieſete Terentia auch ſechzehn Frauen;
darunter die ſechs Goͤttinnen ſich ſelbſt ver-
fuͤgten/ und mit den uͤbrigen nach einer mit
Diamanten reichgezierten Lilgen-Krone um
die Wette rennen muſten. Unter denen die
hurtige Asblaſte den Preiß erwarb. An eben
dieſem Tage brach die zwiſchen dem Tiberius
und der Julia vom Kayſer beſchloſſene Heyrath
[Spaltenumbruch] aus. Denn nach dem die Juno die Vorſtehe-
rin der Hochzeiten iſt/ muſten bey ihren Spie-
len alle ihnen einen Ehgatten zueignen laſſen.
Dahero als Terentia auff Anſtifftung Liviens
die verwittibte Julia dem Tiberius uͤberlieffer-
te; und Tiberius ſchertzweiſe fragte: Ob die
keuſche Diana und der gramhaffte Saturn
nun auch zur Vermaͤhlung taugten? ant-
wortete der Kayſer: Der Poͤfel heyrathet nach
ſeiner Zuneigung; Fuͤrſten und Goͤtter aber zu
ihrem Vortheile. Daher wollen wir heute aus
dem Schertze Ernſt; und aus dem Spiele eine
Hochzeit machen. Ließ alſo Terentien in ei-
ner guͤldenen Schachtel den Heyrath-Brieff
herbringen; welchen Tiberius und Julia dero-
geſtalt ohne Bedencken unterſchreiben muſte.
Die Prieſter waren auch bald zur Stelle; wel-
che mit ihrer Einſegnung und Opffern dieſer
zweyer Eh vollkommen machten; ehe ſie ſelbſt
wuſten: daß ſie Verlobte waͤren. Zwiſchen
dieſer wahrhafften Vermaͤhlung ward gleich-
wol die Kurtzweil nicht vergeſſen; und die feu-
rige Veſta dem brennenden Apollo/ nehmlich
Asblaſte Auguſten zugeſellt. Bey welcher Ge-
legenheit der Kayſer nicht vergaß gegen dieſer
deutſchen Fuͤrſtin die Flammen ſeiner verlieb-
ten Seele mit vielen Seuffzern/ liebreitzenden
Gebehrden/ und nachdruͤcklichen Worten aus-
zuſchuͤtten; ja ſo gar Asblaſten zu verſichern:
daß ſeine mit ihr angezielte Vermaͤhlung ihm
ernſtlicher/ als des Tiberius waͤre; er auch ſie
uͤber die Ehren-Staffel aller hocherhabenen
Liebhaberinnen zu verſetzen gedaͤchte. Welches
alles aber die ſchlaue Asblaſte fuͤr ein Spiel-
werck auffnahm; und/ ob ſie zwar des Kayſers
Abſehen mehr als zu viel verſtand/ ließ ſie ſich
doch nichts mercken. Sintemal ſie dieſem maͤch-
tigen Buhler mit Ungeſtuͤm zu begegnen nicht
fuͤr rathſam hielt/ ſondern alles mit dem Schat-
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Verſuchungen ein Lachen gab; und als Te-

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[1197[1199]/1263] Arminius und Thußnelda. Unterdeſſen verdiente Mecenas das Lob: daß alle ſeine Erfindungen tieffſinnig/ alle An- ſtalten praͤchtig/ alle Uberſchrifften nachdenck- lich waren. Denn an dieſem Liebhaber guter Kuͤnſte hiengen ſo viel geſchickte Koͤpffe; wel- che die Welt mit ihrer Geſchickligkeit haͤtten betheilen koͤnnen. Weßwegen ſie dem Mece- nasins gemein nachruͤhmten: Er waͤre ein Maulbeer-Baum/ von deſſen Blaͤttern ſich viel Seiden-Wuͤrmer ſaͤttigten. Jn dem Vor- werge der Juno gab Terentia oben auff dem Luſt-Hauſe unter freyem Himmel ihr Gaſt- Mahl; weil dieſe Goͤttin keine Einſchluͤſſung duldet; und daher ihre Tempel auch kein Dach haben. Sie hatte aber gleichwol von eitel Pfauen-Schwaͤntzen ſo artliche Sonnenſchir- me gemacht/ welche theils die Strahlen auff- hielten/ theils von ſchoͤnen Knaben gezogen wurden/ und denen Gaͤſten Lufft zufachten. Sie ſtellte ihnen auch das der Juno zu Ehren in Elis aufgebrachte Wettelauffen an; Da nehmlich zu erſte zwoͤlff ſiebenjaͤhrige Maͤgd- lein um einen gantz guͤldenen Apffel/ hernach dreyzehn zehnjaͤhrige um eine Schnure groſſen Perlen/ drittens vierzehn zwoͤlffjaͤhrichte um einen koͤſtlichen Ring; gleich als wenn ſie durch diß Merckmahl der Frauen nunmehr faͤhig er- klaͤret wuͤrden die Dienſtbarkeit der Einſam- keit zu verlaſſen; Vierdtens vierzehn funf- zehnjaͤhrichte Jungfrauen um der Juno ſelbſt eigenes mit Edelgeſteinen verſetztes Bild nach dem Ziele lieffen. Sintemahl Juno ſich von ſo vielen ordentlich hat bedienen laſſen. End- lich erkieſete Terentia auch ſechzehn Frauen; darunter die ſechs Goͤttinnen ſich ſelbſt ver- fuͤgten/ und mit den uͤbrigen nach einer mit Diamanten reichgezierten Lilgen-Krone um die Wette rennen muſten. Unter denen die hurtige Asblaſte den Preiß erwarb. An eben dieſem Tage brach die zwiſchen dem Tiberius und der Julia vom Kayſer beſchloſſene Heyrath aus. Denn nach dem die Juno die Vorſtehe- rin der Hochzeiten iſt/ muſten bey ihren Spie- len alle ihnen einen Ehgatten zueignen laſſen. Dahero als Terentia auff Anſtifftung Liviens die verwittibte Julia dem Tiberius uͤberlieffer- te; und Tiberius ſchertzweiſe fragte: Ob die keuſche Diana und der gramhaffte Saturn nun auch zur Vermaͤhlung taugten? ant- wortete der Kayſer: Der Poͤfel heyrathet nach ſeiner Zuneigung; Fuͤrſten und Goͤtter aber zu ihrem Vortheile. Daher wollen wir heute aus dem Schertze Ernſt; und aus dem Spiele eine Hochzeit machen. Ließ alſo Terentien in ei- ner guͤldenen Schachtel den Heyrath-Brieff herbringen; welchen Tiberius und Julia dero- geſtalt ohne Bedencken unterſchreiben muſte. Die Prieſter waren auch bald zur Stelle; wel- che mit ihrer Einſegnung und Opffern dieſer zweyer Eh vollkommen machten; ehe ſie ſelbſt wuſten: daß ſie Verlobte waͤren. Zwiſchen dieſer wahrhafften Vermaͤhlung ward gleich- wol die Kurtzweil nicht vergeſſen; und die feu- rige Veſta dem brennenden Apollo/ nehmlich Asblaſte Auguſten zugeſellt. Bey welcher Ge- legenheit der Kayſer nicht vergaß gegen dieſer deutſchen Fuͤrſtin die Flammen ſeiner verlieb- ten Seele mit vielen Seuffzern/ liebreitzenden Gebehrden/ und nachdruͤcklichen Worten aus- zuſchuͤtten; ja ſo gar Asblaſten zu verſichern: daß ſeine mit ihr angezielte Vermaͤhlung ihm ernſtlicher/ als des Tiberius waͤre; er auch ſie uͤber die Ehren-Staffel aller hocherhabenen Liebhaberinnen zu verſetzen gedaͤchte. Welches alles aber die ſchlaue Asblaſte fuͤr ein Spiel- werck auffnahm; und/ ob ſie zwar des Kayſers Abſehen mehr als zu viel verſtand/ ließ ſie ſich doch nichts mercken. Sintemal ſie dieſem maͤch- tigen Buhler mit Ungeſtuͤm zu begegnen nicht fuͤr rathſam hielt/ ſondern alles mit dem Schat- ten der bloſſen Kurtzweil verhuͤllte; in Auguſtens Verſuchungen ein Lachen gab; und als Te- rentia M m m m m m m 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1197[1199]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1263>, abgerufen am 18.05.2024.