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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Achtes Buch
[Spaltenumbruch]
Wie keine Fäulnüs nie das Pfanen-Fleisch anficht/
Kein Wurm die Ceder frißt/ der Sturm die Glut auffacht/
Der kleine Sternen-Beer nie untergeht zu Nacht;
So schad'stu/ thörchter Haß/ der edlen Tugend nicht.
Fürst Herrmanns Glück und Ruhm lehrt itzt mit Schaden
dich:

Wer Schlang- und Nesseln drückt/ empfinde Brand und Stich/
Der Wellen Zorn vergeh' auff Felsen nur in Schaum/
Man reibe mit Verlust sich an den Eichen-Baum/
Es äschre sich der Blitz/ der Schwantz-Gestirne Schein
Nichts minder/ als der Haß/ durch eignen Zunder ein.

Das andere Bild des Neides stand gegen
Mittag; weil der Neid nichts minder der Tu-
gend/ als der Schatten der Sonne anhänget;
und zwar mit iedem Fuße auff einer Schlange;
entweder weil jene Unholdin gegen dem Glü-
cke sich nichts minder als dieser Wurm gegen
die Sonnen-Strahlen auflehnet; oder weil sich
die neidische Juno mit zwey Schlangen den
verhasten Hercules noch in der Wiege aufzu-
reiben bemühet hat. Das Bild selbst war ein
Abriß eines alten abgemagerten und schwind-
süchtigen Weibes; Weil dieses Laster bey an-
derer Menschen Wachsthume nicht anders ab-
zunehmen/ als die Zwiebeln bey zunehmendem
Mohnden auszutrocknen pflegen. Es fielen
selbtem die runtzlichten Augenlieder zu; weil
die Bekümmerung um fremden Wolstand die-
sen Molch niemahls ausschlaffen läst/ oder bey
fremdem Glücks-Sterne keinen Stern zu ha-
ben vermeinet/ und von anderm Lichte verblän-
det wird. Die von Gifft blaue Zunge reckte
es wie die zu stechen gerüstete Nattern herfür;
Die Lippen waren blaß/ und von dem Eßige
der Mißgunst zerbeitzt; weil dieses Ungeheuer
niemahls als über anderm Schaden zu lachen
pflegt. Es speyete einen Hauffen Galle von
sich; weil dieses Seelen-Geschwüre auch Zu-
cker und Honig darein zu verwandeln pflegt.
Die Brust war voller Narben; weil der Neid
sein eigener Hencker/ das Hertze seine eigene
Folter-Banck ist. Auf dem Kopffe hatte es
einen Krantz von Aegeln/ welche ihm sein eigen
Blut aussaugten. Jn der einen Hand eine
[Spaltenumbruch] Peitsche von Nattern; derer Köpffe sich aber
in das Fleisch der Armen tieff eingefressen hat-
ten; in der andern eine Wachtel; weil jenes
Ungeheuer nichts weniger über fremder Tu-
gend/ als dieser Vogel über dem Silber-Kreiße
des aufgehenden Mohnden seuffzet. Unter dem
Arme hatte es ein Horn des Uberflußes/ darin-
nen aber eitel Aschen- und Holtz-Aepfel/ Schle-
en/ Koloquinthen und andere bittere Früchte
enthalten waren; Denn Eßig ist der Zucker/
und Unflat der niedlichste Unterhalt des Nei-
des/ welcher sich an dem bösen ergötzet; über dem
guten sich zu tode grämet. So bald die zwey
sich diesem Kohlen-Bilde näherten/ ward es
von einem künstlich bereiteten Blitze angezün-
det; welches denn als ein der Fürsten Thußnel-
de Keuschheit und Beständigkeit gewiedmetes
Opffer durch einen durchdringenden Ambra-
Rauch sich glüende verzehrte; worüber beyde
die an dem steinern Fuße eingeetzten Reymen
mit höchster Ergetzligkeit lasen:

Spey' aus itzt Galle/ Gifft und Eyter/ blaßer Neid!
Denn ob dein Athem zwar Kraut/ Laub und Graß ve[r]heeret/
Zibeth in Hütten-Rauch/ die Lilg' in Wolffs-Milch kehret/
Aus Honig Wermuth saugt/ auff Rosen Kröten spey't;
So thut dein Geissern doch der Keuschheit minder Leid/
Als wenn ein bellend Hund den vollen Mohnd' anfähret.
Ja wie der Sonnen-Glantz der Nebel Dunst verzehret/
So tilgt auch deinen Dampff Thußneldens Sittsamkeit.
Der Erde Schatten reicht zu höhern Sternen nicht/
Schwärtzt er den Mohnden gleich Ein Hercules zerbricht
Die Schlangen/ die auf ihn die Mißgunst rüstet aus.
Das Blut verzehrt durch Rost das Mord-begier'ge Schwerdt/
Das Feuer Etnens Bauch/ das biß zum Himmel fährt;
So wird durch eignen Brand der Neid auch Asch' und Grauß.

Gegen Westen stand das Bild der Eyver-
sucht; gleich als wenn durch sie die Liebe täg-
lich ihren Unter gang hätte. Es stund auf ei-
nem Basilißken; weil dieses gifftige Thier sei-
ne Nebenbuhler nicht so wohl mit Feuer und
Schwerdt zu tödten/ als mit denen Augen zu
erstechen gesinnet ist; wormit es gleichwol eine
Aehnligkeit ihrer Stieff-Mutter/ nemlich der
Liebe behalte; als welche gleichfalls durch die

Pforten
Achtes Buch
[Spaltenumbruch]
Wie keine Faͤulnuͤs nie das Pfanen-Fleiſch anficht/
Kein Wurm die Ceder frißt/ der Sturm die Glut auffacht/
Der kleine Sternen-Beer nie untergeht zu Nacht;
So ſchad’ſtu/ thoͤrchter Haß/ der edlen Tugend nicht.
Fuͤrſt Herrmanns Gluͤck und Ruhm lehrt itzt mit Schaden
dich:

Wer Schlang- und Neſſeln druͤckt/ empfinde Brand und Stich/
Der Wellen Zorn vergeh’ auff Felſen nur in Schaum/
Man reibe mit Verluſt ſich an den Eichen-Baum/
Es aͤſchre ſich der Blitz/ der Schwantz-Geſtirne Schein
Nichts minder/ als der Haß/ durch eignen Zunder ein.

Das andere Bild des Neides ſtand gegen
Mittag; weil der Neid nichts minder der Tu-
gend/ als der Schatten der Sonne anhaͤnget;
und zwar mit iedem Fuße auff einer Schlange;
entweder weil jene Unholdin gegen dem Gluͤ-
cke ſich nichts minder als dieſer Wurm gegen
die Sonnen-Strahlen auflehnet; oder weil ſich
die neidiſche Juno mit zwey Schlangen den
verhaſten Hercules noch in der Wiege aufzu-
reiben bemuͤhet hat. Das Bild ſelbſt war ein
Abriß eines alten abgemagerten und ſchwind-
ſuͤchtigen Weibes; Weil dieſes Laſter bey an-
derer Menſchen Wachsthume nicht anders ab-
zunehmen/ als die Zwiebeln bey zunehmendem
Mohnden auszutrocknen pflegen. Es fielen
ſelbtem die runtzlichten Augenlieder zu; weil
die Bekuͤmmerung um fremden Wolſtand die-
ſen Molch niemahls ausſchlaffen laͤſt/ oder bey
fremdem Gluͤcks-Sterne keinen Stern zu ha-
ben vermeinet/ und von anderm Lichte verblaͤn-
det wird. Die von Gifft blaue Zunge reckte
es wie die zu ſtechen geruͤſtete Nattern herfuͤr;
Die Lippen waren blaß/ und von dem Eßige
der Mißgunſt zerbeitzt; weil dieſes Ungeheuer
niemahls als uͤber anderm Schaden zu lachen
pflegt. Es ſpeyete einen Hauffen Galle von
ſich; weil dieſes Seelen-Geſchwuͤre auch Zu-
cker und Honig darein zu verwandeln pflegt.
Die Bruſt war voller Narben; weil der Neid
ſein eigener Hencker/ das Hertze ſeine eigene
Folter-Banck iſt. Auf dem Kopffe hatte es
einen Krantz von Aegeln/ welche ihm ſein eigen
Blut ausſaugten. Jn der einen Hand eine
[Spaltenumbruch] Peitſche von Nattern; derer Koͤpffe ſich aber
in das Fleiſch der Armen tieff eingefreſſen hat-
ten; in der andern eine Wachtel; weil jenes
Ungeheuer nichts weniger uͤber fremder Tu-
gend/ als dieſer Vogel uͤber dem Silber-Kreiße
des aufgehenden Mohnden ſeuffzet. Unter dem
Arme hatte es ein Horn des Uberflußes/ darin-
nen aber eitel Aſchen- und Holtz-Aepfel/ Schle-
en/ Koloquinthen und andere bittere Fruͤchte
enthalten waren; Denn Eßig iſt der Zucker/
und Unflat der niedlichſte Unterhalt des Nei-
des/ welcher ſich an dem boͤſen ergoͤtzet; uͤber dem
guten ſich zu tode graͤmet. So bald die zwey
ſich dieſem Kohlen-Bilde naͤherten/ ward es
von einem kuͤnſtlich bereiteten Blitze angezuͤn-
det; welches denn als ein der Fuͤrſten Thußnel-
de Keuſchheit und Beſtaͤndigkeit gewiedmetes
Opffer durch einen durchdringenden Ambra-
Rauch ſich gluͤende verzehrte; woruͤber beyde
die an dem ſteinern Fuße eingeetzten Reymen
mit hoͤchſter Ergetzligkeit laſen:

Spey’ aus itzt Galle/ Gifft und Eyter/ blaßer Neid!
Denn ob dein Athem zwar Kraut/ Laub und Graß ve[r]heeret/
Zibeth in Huͤtten-Rauch/ die Lilg’ in Wolffs-Milch kehret/
Aus Honig Wermuth ſaugt/ auff Roſen Kroͤten ſpey’t;
So thut dein Geiſſern doch der Keuſchheit minder Leid/
Als wenn ein bellend Hund den vollen Mohnd’ anfaͤhret.
Ja wie der Sonnen-Glantz der Nebel Dunſt verzehret/
So tilgt auch deinen Dampff Thußneldens Sittſamkeit.
Der Erde Schatten reicht zu hoͤhern Sternen nicht/
Schwaͤrtzt er den Mohnden gleich Ein Hercules zerbricht
Die Schlangen/ die auf ihn die Mißgunſt ruͤſtet aus.
Das Blut verzehrt durch Roſt das Mord-begier’ge Schwerdt/
Das Feuer Etnens Bauch/ das biß zum Himmel faͤhrt;
So wird durch eignen Brand der Neid auch Aſch’ und Grauß.

Gegen Weſten ſtand das Bild der Eyver-
ſucht; gleich als wenn durch ſie die Liebe taͤg-
lich ihren Unter gang haͤtte. Es ſtund auf ei-
nem Baſilißken; weil dieſes gifftige Thier ſei-
ne Nebenbuhler nicht ſo wohl mit Feuer und
Schwerdt zu toͤdten/ als mit denen Augen zu
erſtechen geſinnet iſt; wormit es gleichwol eine
Aehnligkeit ihrer Stieff-Mutter/ nemlich der
Liebe behalte; als welche gleichfalls durch die

Pforten
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[1180[1182]/1246] Achtes Buch Wie keine Faͤulnuͤs nie das Pfanen-Fleiſch anficht/ Kein Wurm die Ceder frißt/ der Sturm die Glut auffacht/ Der kleine Sternen-Beer nie untergeht zu Nacht; So ſchad’ſtu/ thoͤrchter Haß/ der edlen Tugend nicht. Fuͤrſt Herrmanns Gluͤck und Ruhm lehrt itzt mit Schaden dich: Wer Schlang- und Neſſeln druͤckt/ empfinde Brand und Stich/ Der Wellen Zorn vergeh’ auff Felſen nur in Schaum/ Man reibe mit Verluſt ſich an den Eichen-Baum/ Es aͤſchre ſich der Blitz/ der Schwantz-Geſtirne Schein Nichts minder/ als der Haß/ durch eignen Zunder ein. Das andere Bild des Neides ſtand gegen Mittag; weil der Neid nichts minder der Tu- gend/ als der Schatten der Sonne anhaͤnget; und zwar mit iedem Fuße auff einer Schlange; entweder weil jene Unholdin gegen dem Gluͤ- cke ſich nichts minder als dieſer Wurm gegen die Sonnen-Strahlen auflehnet; oder weil ſich die neidiſche Juno mit zwey Schlangen den verhaſten Hercules noch in der Wiege aufzu- reiben bemuͤhet hat. Das Bild ſelbſt war ein Abriß eines alten abgemagerten und ſchwind- ſuͤchtigen Weibes; Weil dieſes Laſter bey an- derer Menſchen Wachsthume nicht anders ab- zunehmen/ als die Zwiebeln bey zunehmendem Mohnden auszutrocknen pflegen. Es fielen ſelbtem die runtzlichten Augenlieder zu; weil die Bekuͤmmerung um fremden Wolſtand die- ſen Molch niemahls ausſchlaffen laͤſt/ oder bey fremdem Gluͤcks-Sterne keinen Stern zu ha- ben vermeinet/ und von anderm Lichte verblaͤn- det wird. Die von Gifft blaue Zunge reckte es wie die zu ſtechen geruͤſtete Nattern herfuͤr; Die Lippen waren blaß/ und von dem Eßige der Mißgunſt zerbeitzt; weil dieſes Ungeheuer niemahls als uͤber anderm Schaden zu lachen pflegt. Es ſpeyete einen Hauffen Galle von ſich; weil dieſes Seelen-Geſchwuͤre auch Zu- cker und Honig darein zu verwandeln pflegt. Die Bruſt war voller Narben; weil der Neid ſein eigener Hencker/ das Hertze ſeine eigene Folter-Banck iſt. Auf dem Kopffe hatte es einen Krantz von Aegeln/ welche ihm ſein eigen Blut ausſaugten. Jn der einen Hand eine Peitſche von Nattern; derer Koͤpffe ſich aber in das Fleiſch der Armen tieff eingefreſſen hat- ten; in der andern eine Wachtel; weil jenes Ungeheuer nichts weniger uͤber fremder Tu- gend/ als dieſer Vogel uͤber dem Silber-Kreiße des aufgehenden Mohnden ſeuffzet. Unter dem Arme hatte es ein Horn des Uberflußes/ darin- nen aber eitel Aſchen- und Holtz-Aepfel/ Schle- en/ Koloquinthen und andere bittere Fruͤchte enthalten waren; Denn Eßig iſt der Zucker/ und Unflat der niedlichſte Unterhalt des Nei- des/ welcher ſich an dem boͤſen ergoͤtzet; uͤber dem guten ſich zu tode graͤmet. So bald die zwey ſich dieſem Kohlen-Bilde naͤherten/ ward es von einem kuͤnſtlich bereiteten Blitze angezuͤn- det; welches denn als ein der Fuͤrſten Thußnel- de Keuſchheit und Beſtaͤndigkeit gewiedmetes Opffer durch einen durchdringenden Ambra- Rauch ſich gluͤende verzehrte; woruͤber beyde die an dem ſteinern Fuße eingeetzten Reymen mit hoͤchſter Ergetzligkeit laſen: Spey’ aus itzt Galle/ Gifft und Eyter/ blaßer Neid! Denn ob dein Athem zwar Kraut/ Laub und Graß verheeret/ Zibeth in Huͤtten-Rauch/ die Lilg’ in Wolffs-Milch kehret/ Aus Honig Wermuth ſaugt/ auff Roſen Kroͤten ſpey’t; So thut dein Geiſſern doch der Keuſchheit minder Leid/ Als wenn ein bellend Hund den vollen Mohnd’ anfaͤhret. Ja wie der Sonnen-Glantz der Nebel Dunſt verzehret/ So tilgt auch deinen Dampff Thußneldens Sittſamkeit. Der Erde Schatten reicht zu hoͤhern Sternen nicht/ Schwaͤrtzt er den Mohnden gleich Ein Hercules zerbricht Die Schlangen/ die auf ihn die Mißgunſt ruͤſtet aus. Das Blut verzehrt durch Roſt das Mord-begier’ge Schwerdt/ Das Feuer Etnens Bauch/ das biß zum Himmel faͤhrt; So wird durch eignen Brand der Neid auch Aſch’ und Grauß. Gegen Weſten ſtand das Bild der Eyver- ſucht; gleich als wenn durch ſie die Liebe taͤg- lich ihren Unter gang haͤtte. Es ſtund auf ei- nem Baſilißken; weil dieſes gifftige Thier ſei- ne Nebenbuhler nicht ſo wohl mit Feuer und Schwerdt zu toͤdten/ als mit denen Augen zu erſtechen geſinnet iſt; wormit es gleichwol eine Aehnligkeit ihrer Stieff-Mutter/ nemlich der Liebe behalte; als welche gleichfalls durch die Pforten

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1180[1182]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1246>, abgerufen am 19.05.2024.