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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] zwar an dem nahen Boberflusse die deutsche
Tichter-Kunst ihren Uhrsprung genommen
hätte/ also durch gehends alldar gemein/ und im
höchsten Schwunge/ diese Schäferin eines
Marsingischen Fürsten Leidholds Tochter; der
Schäfer aber ein tapfferer Ritter wäre/ wel-
chem dieses annehmliche Thal eigenthümlich
gehörte/ und der auf dem nechsten Berg-
Schlosse wohnte. Weil es nun was unge-
meines: daß diese vollkommene Fürstin einen
Ritter zu ehlichen entschlossen hätte/ er aber
den Nahmen eines Schaffes/ und ein Schaf
in seinem Schilde führte; hätten sie durch diese
Vermummung ihnen nicht allein eine Lust
machen/ sondern auch auf dem jährlichen Fey-
er der Frea die freye Willkühr dieser etwas un-
gleichen Heyrath so viel mehr ans Licht bringen
wollen. Es wäre diesem Ritter aber seiner
Verdienste und Tugend halber diß Glücke wol
zu gönnen; wie sie folgenden Tag selbst würden
erfahren; wenn sie bey ihm übernachten; und/
weil er sie doch auch für Ritters-Leute ansehe/ so
denn nebst ihm zu denen bey den Marsingern
auf den Hochzeiten zu üben gewöhnlichen Rit-
terspielen erscheinen wolten. Diese Höfligkeit
war diesen Fremden ein gefundener Handel;
weßwegen sie ungefähr eine Meile weit in sein
an dem Bober-Flusse gelegenes Hauß gefüh-
ret/ und daselbst wol bewirthet wurden. Dieser
Ritter meldete: er hiesse Vannius/ sey von Uhr-
sprung ein Quade/ und wäre wegen gewisser
Unglücks-Fälle in der Bojen Land kommen.
Alleine es hätten ihn viel von den Bojen ihm
angethane Verdrüßlig keiten verursacht/ seinen
Fuß und Wohnung über das nechste Gebürge
zu den Marsingern zu setzen. Weil er nun als
ein Fremdling in diesem Lande so viel Gewo-
genheit genossen; hätte er sich in dieser an-
nehmlichen Gegend säßhafft gemacht; und
verbinde ihn die Art dieses Landes allen
Fremdlingen möglichste Dienste zu leisten.
[Spaltenumbruch] Marbod ergrieff diese Gelegenheit zu seinem
Vortheil; und vermeldete: wie sie Hermundu-
rische Ritters-Leute wären/ und ihre Eben-
theuer zu versuchen zu den Bojen kommen/ von
diesen aber nicht nur durch Uberfall ihres be-
sten Geräthes beraubet/ sondern auch sich über
die Berge zu machen genöthigt worden wä-
ren. Vannius erzehlte ihnen ferner: daß die
Länder der Marsin ger und Burier/ welche der
Jader-Fluß unterscheidet/ und ein Theil der
Semnoner zwischen der Warte und dem Ja-
der unter viel Fürsten zertheilet wäre; welche
aber alle vom Könige Stipa/ der diese Länder/
wie auch die Lygier/ Peuciner/ Veneder/ und
Estier beherrschet hätte/ herstammeten; zeither
aber durch viel innerliche Kriege sich nicht allei-
ne sehr geschwächet/ sondern auch die Gewalt
über die letztern Völcker in fremde Hände hät-
te kommen lassen. Auff den Morgen versahe
Vannius den König Marbod und seine zwey
Ritter mit Pferden/ Zeug/ und der ihnen ab-
gehenden Rüstung/ wie nichts minder ieden mit
einem geschickten Schild-Knaben. Sie ka-
men zeitlich in die Schrancken/ welche unter
dem Schlosse auff einer Wiesen an einer an-
nehmlichen Bach ausgesteckt/ und bereit mit
etlichen hundert Rittern umsätzt waren. Dar-
unter waren drey Marsingische/ zwey Buri-
sche/ und so viel Fürsten der Semnoner. Es
war eine Lust zu sehen; wie ieder in allerhand
Arthen der Ritter-Spiele seine Tapfferkeit
und Geschickligkeit bezeugte. Die Sonne
stand ihnen schon über dem Wirbel; als abge-
blasen/ und Friedrichen einen Fürsten der Mar-
singer der Preiß im Kopffrennen; dem Bräu-
tigam im Ringen/ einem Marsingischen Rit-
ter Nostitz in Ubung des Wurff-Spiesses/
Marboden aber im Lantzen-brechen/ Prom-
nitzen einem Ritter der Burier im Pfeilschüs-
sen/ Erdmannen einem Fürsten der Semno-
ner im Wettelauffen/ dem Ritter Vannius im

Sprin-

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] zwar an dem nahen Boberfluſſe die deutſche
Tichter-Kunſt ihren Uhrſprung genommen
haͤtte/ alſo durch gehends alldar gemein/ und im
hoͤchſten Schwunge/ dieſe Schaͤferin eines
Marſingiſchen Fuͤrſten Leidholds Tochter; der
Schaͤfer aber ein tapfferer Ritter waͤre/ wel-
chem dieſes annehmliche Thal eigenthuͤmlich
gehoͤrte/ und der auf dem nechſten Berg-
Schloſſe wohnte. Weil es nun was unge-
meines: daß dieſe vollkommene Fuͤrſtin einen
Ritter zu ehlichen entſchloſſen haͤtte/ er aber
den Nahmen eines Schaffes/ und ein Schaf
in ſeinem Schilde fuͤhrte; haͤtten ſie durch dieſe
Vermummung ihnen nicht allein eine Luſt
machen/ ſondern auch auf dem jaͤhrlichen Fey-
er der Frea die freye Willkuͤhr dieſer etwas un-
gleichen Heyrath ſo viel mehr ans Licht bringen
wollen. Es waͤre dieſem Ritter aber ſeiner
Verdienſte und Tugend halber diß Gluͤcke wol
zu goͤnnen; wie ſie folgenden Tag ſelbſt wuͤrden
erfahren; wenn ſie bey ihm uͤbernachten; und/
weil er ſie doch auch fuͤr Ritters-Leute anſehe/ ſo
denn nebſt ihm zu denen bey den Marſingern
auf den Hochzeiten zu uͤben gewoͤhnlichen Rit-
terſpielen erſcheinen wolten. Dieſe Hoͤfligkeit
war dieſen Fremden ein gefundener Handel;
weßwegen ſie ungefaͤhr eine Meile weit in ſein
an dem Bober-Fluſſe gelegenes Hauß gefuͤh-
ret/ und daſelbſt wol bewirthet wurden. Dieſer
Ritter meldete: er hieſſe Vannius/ ſey von Uhr-
ſprung ein Quade/ und waͤre wegen gewiſſer
Ungluͤcks-Faͤlle in der Bojen Land kommen.
Alleine es haͤtten ihn viel von den Bojen ihm
angethane Verdruͤßlig keiten verurſacht/ ſeinen
Fuß und Wohnung uͤber das nechſte Gebuͤrge
zu den Marſingern zu ſetzen. Weil er nun als
ein Fremdling in dieſem Lande ſo viel Gewo-
genheit genoſſen; haͤtte er ſich in dieſer an-
nehmlichen Gegend ſaͤßhafft gemacht; und
verbinde ihn die Art dieſes Landes allen
Fremdlingen moͤglichſte Dienſte zu leiſten.
[Spaltenumbruch] Marbod ergrieff dieſe Gelegenheit zu ſeinem
Vortheil; und vermeldete: wie ſie Hermundu-
riſche Ritters-Leute waͤren/ und ihre Eben-
theuer zu verſuchen zu den Bojen kommen/ von
dieſen aber nicht nur durch Uberfall ihres be-
ſten Geraͤthes beraubet/ ſondern auch ſich uͤber
die Berge zu machen genoͤthigt worden waͤ-
ren. Vannius erzehlte ihnen ferner: daß die
Laͤnder der Marſin ger und Burier/ welche der
Jader-Fluß unterſcheidet/ und ein Theil der
Semnoner zwiſchen der Warte und dem Ja-
der unter viel Fuͤrſten zertheilet waͤre; welche
aber alle vom Koͤnige Stipa/ der dieſe Laͤnder/
wie auch die Lygier/ Peuciner/ Veneder/ und
Eſtier beherrſchet haͤtte/ herſtammeten; zeither
aber durch viel innerliche Kriege ſich nicht allei-
ne ſehr geſchwaͤchet/ ſondern auch die Gewalt
uͤber die letztern Voͤlcker in fremde Haͤnde haͤt-
te kommen laſſen. Auff den Morgen verſahe
Vannius den Koͤnig Marbod und ſeine zwey
Ritter mit Pferden/ Zeug/ und der ihnen ab-
gehenden Ruͤſtung/ wie nichts minder ieden mit
einem geſchickten Schild-Knaben. Sie ka-
men zeitlich in die Schrancken/ welche unter
dem Schloſſe auff einer Wieſen an einer an-
nehmlichen Bach ausgeſteckt/ und bereit mit
etlichen hundert Rittern umſaͤtzt waren. Dar-
unter waren drey Marſingiſche/ zwey Buri-
ſche/ und ſo viel Fuͤrſten der Semnoner. Es
war eine Luſt zu ſehen; wie ieder in allerhand
Arthen der Ritter-Spiele ſeine Tapfferkeit
und Geſchickligkeit bezeugte. Die Sonne
ſtand ihnen ſchon uͤber dem Wirbel; als abge-
blaſen/ und Friedrichen einen Fuͤꝛſten der Mar-
ſinger der Preiß im Kopffrennen; dem Braͤu-
tigam im Ringen/ einem Marſingiſchen Rit-
ter Noſtitz in Ubung des Wurff-Spieſſes/
Marboden aber im Lantzen-brechen/ Prom-
nitzen einem Ritter der Burier im Pfeilſchuͤſ-
ſen/ Erdmannen einem Fuͤrſten der Semno-
ner im Wettelauffen/ dem Ritter Vannius im

Sprin-
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1132[1134]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1196>, abgerufen am 19.05.2024.