Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Siebendes Buch [Spaltenumbruch]
viel hundert Schritte niedriger gelegenenMeere verspüret würde. Hingegen wäre aus dem Leibe des Menschens/ welcher als eine klei- ne Welt alle Wunderwercke der grossen in sich begrieffe/ die Art der Auffsteigung des Quell- Wassers unschwer zu ergründen. Denn wie im Menschen das in Adern verschlossene Ge- blüte wegen seiner lebhafften Geistigkeit empor stiege; ausser denen Adern aber/ wenn es in die Lufft käme/ und seine Geister verrauchten/ oder auch in todten Cörpern wie andere schwere Sa- chen zu Bodem fiele/ oder abwerts sincke; also würde auch das in der holen Mitte der Erden aus dem Meere zusammen sinckende und von seiner Bitterkeit gereinigte Wasser nicht zwar durch Feuer/ welches wegen mangelnder Lufft daselbst nicht/ wie in denen der Erden-Fläche nähernden Hölen tauern könte/ in dem all zu- tieffen Ertz-Schachte schon so gar kein Licht lei- den/ sondern durch seine selbsteigene Schwefel- und lebhaffte Krafft begeistet: daß selbtes nach Art des auch von der Sonnen in die Lufft gezo- genen Wassers wie dinne Dünste der kalten Fläche der Erden durch alle nur zu durch krichen mögliche Wege sich nähere/ und daselbst gleich als in dem Kopffe eines Brenn-Topffes wieder zu Wasser werde; weßwegen etliche tieffsinni- ge Weltweisen die Brunnen gar füglich mit den Frauen-Brüsten verglichen haben; weil wie in diesen aus denen zugezogenen dinnen Feuchtig- keiten die Milch/ also in jenen aus denen auff- steigenden Dünsten das Wasser gezeuget wür- de; also denn durch die Lufftlöcher der Erde/ (welche das Meer nicht hat/ und also solche Aufdampffung nicht zuläst) ausbräche/ seine Schwerde wieder bekomme/ und anfangs Brun- nen/ hernach Flüsse verursache; also: daß das Meer innerhalb der Erde der Uhrsprung der Brunnen/ die Brunnen aber oberhalb der Er- de der Uhrsprung der Meere wären; und wie im Menschen das Blut/ also in der Erde das Wasser niemahls ruhe/ sondern durch unauff- [Spaltenumbruch] hörliche Bewegung einen Kreiß mache. Die- semnach es denn in der Mitte der Erden und aus der Höhe der Meere keiner verschlossenen Wasser geleite darff; wie zwar derer hin und wieder/ und also auch allhier gegenwärtig nicht wenig gefunden werden; auch allerdings der Warheit gar ähnlich ist: daß durch solche Was- ser-Röhre das Caspische und Schwartze; das rothe und Cyprische Meer an einander gehenckt sind. Diesemnach aber das Meer-Wasser in der Mitte der Erden von einer besondern na- türlichen Säuerkeit/ so man füglich den Eßig der Welt nennen kan/ geschwängert wird; wel- che zwar das gemeine Quell-Wasser in dem Thone/ dardurch es sich dringen und läutern muß/ ableget; viel Wasser aber geräumere Gänge findet; ja auch noch darzu durch aller- hand schweflichte/ saltzichte und anderer Arthen Erde empor dampffet/ und von derselben Ei- genschafft nichts minder etwas/ als die hier em- por schüssenden Brunnen ein Theil des Gol- des und anderen Ertztes/ wie auch der Edel- steine mit sich in die Bäche führen; so ereignet sich: daß es in der Welt/ fürnehmlich aber in unserm Deutschlande so viel Sauer- und Saltz- ja auch Feuer- und andere Wunder-Brunnen giebet; ja mitten in den grössesten Strömen/ wie in dem Alemannischen Gebiete aus dem Rheine/ und in dem Bojischen aus der Töpel- bach siedend-heisse Quellen empor springen; in dem Taunischen Gebürge bey denen Mattia- zern ein Brunn nach Weine schmeckt; ja in den Wässern eine Krafft sich in Saltz und Steine zu verwandeln stecke. Welches letztere mich am meisten bewogen/ mein lieber Marbod/ dich hieher zu bringen. Hiermit führte ihn Ariovist zu einem fast in der Mitte der Höle stehenden Bilde/ welches einen Berg-Kristallenen Rie- sen vollkommen abbildete; ausser: daß beyde Schenckel nicht von einander zertheilet stun- den/ sondern dieser Riese unten gleichsam eine rundte Seule war. Marmod und seine Gefär- then
Siebendes Buch [Spaltenumbruch]
viel hundert Schritte niedriger gelegenenMeere verſpuͤret wuͤrde. Hingegen waͤre aus dem Leibe des Menſchens/ welcher als eine klei- ne Welt alle Wunderwercke der groſſen in ſich begrieffe/ die Art der Auffſteigung des Quell- Waſſers unſchwer zu ergruͤnden. Denn wie im Menſchen das in Adern verſchloſſene Ge- bluͤte wegen ſeiner lebhafften Geiſtigkeit empor ſtiege; auſſer denen Adern aber/ wenn es in die Lufft kaͤme/ und ſeine Geiſter verrauchten/ oder auch in todten Coͤrpern wie andere ſchwere Sa- chen zu Bodem fiele/ oder abwerts ſincke; alſo wuͤrde auch das in der holen Mitte der Erden aus dem Meere zuſammen ſinckende und von ſeiner Bitterkeit gereinigte Waſſer nicht zwar durch Feuer/ welches wegen mangelnder Lufft daſelbſt nicht/ wie in denen der Erden-Flaͤche naͤhernden Hoͤlen tauern koͤnte/ in dem all zu- tieffen Ertz-Schachte ſchon ſo gar kein Licht lei- den/ ſondern durch ſeine ſelbſteigene Schwefel- und lebhaffte Krafft begeiſtet: daß ſelbtes nach Art des auch von der Sonnen in die Lufft gezo- genen Waſſers wie dinne Duͤnſte der kalten Flaͤche der Erden durch alle nur zu durch krichen moͤgliche Wege ſich naͤhere/ und daſelbſt gleich als in dem Kopffe eines Brenn-Topffes wieder zu Waſſer werde; weßwegen etliche tieffſinni- ge Weltweiſen die Brunnen gar fuͤglich mit den Frauen-Bruͤſten verglichen haben; weil wie in dieſen aus denen zugezogenen dinnen Feuchtig- keiten die Milch/ alſo in jenen aus denen auff- ſteigenden Duͤnſten das Waſſer gezeuget wuͤr- de; alſo denn durch die Lufftloͤcher der Erde/ (welche das Meer nicht hat/ und alſo ſolche Aufdampffung nicht zulaͤſt) ausbraͤche/ ſeine Schwerde wieder bekom̃e/ und anfangs Brun- nen/ hernach Fluͤſſe verurſache; alſo: daß das Meer innerhalb der Erde der Uhrſprung der Brunnen/ die Brunnen aber oberhalb der Er- de der Uhrſprung der Meere waͤren; und wie im Menſchen das Blut/ alſo in der Erde das Waſſer niemahls ruhe/ ſondern durch unauff- [Spaltenumbruch] hoͤrliche Bewegung einen Kreiß mache. Die- ſemnach es denn in der Mitte der Erden und aus der Hoͤhe der Meere keiner verſchloſſenen Waſſer geleite darff; wie zwar derer hin und wieder/ und alſo auch allhier gegenwaͤrtig nicht wenig gefunden werden; auch allerdings der Warheit gar aͤhnlich iſt: daß durch ſolche Waſ- ſer-Roͤhre das Caſpiſche und Schwartze; das rothe und Cypriſche Meer an einander gehenckt ſind. Dieſemnach aber das Meer-Waſſer in der Mitte der Erden von einer beſondern na- tuͤrlichen Saͤuerkeit/ ſo man fuͤglich den Eßig der Welt nennen kan/ geſchwaͤngert wird; wel- che zwar das gemeine Quell-Waſſer in dem Thone/ dardurch es ſich dringen und laͤutern muß/ ableget; viel Waſſer aber geraͤumere Gaͤnge findet; ja auch noch darzu durch aller- hand ſchweflichte/ ſaltzichte und anderer Arthen Erde empor dampffet/ und von derſelben Ei- genſchafft nichts minder etwas/ als die hier em- por ſchuͤſſenden Brunnen ein Theil des Gol- des und anderen Ertztes/ wie auch der Edel- ſteine mit ſich in die Baͤche fuͤhren; ſo ereignet ſich: daß es in der Welt/ fuͤrnehmlich aber in unſerm Deutſchlande ſo viel Sauer- und Saltz- ja auch Feuer- und andere Wunder-Brunnen giebet; ja mitten in den groͤſſeſten Stroͤmen/ wie in dem Alemanniſchen Gebiete aus dem Rheine/ und in dem Bojiſchen aus der Toͤpel- bach ſiedend-heiſſe Quellen empor ſpringen; in dem Tauniſchen Gebuͤrge bey denen Mattia- zern ein Brunn nach Weine ſchmeckt; ja in den Waͤſſern eine Krafft ſich in Saltz und Steine zu verwandeln ſtecke. Welches letztere mich am meiſten bewogen/ mein lieber Marbod/ dich hieher zu bringen. Hiermit fuͤhrte ihn Arioviſt zu einem faſt in der Mitte der Hoͤle ſtehenden Bilde/ welches einen Berg-Kriſtallenen Rie- ſen vollkommen abbildete; auſſer: daß beyde Schenckel nicht von einander zertheilet ſtun- den/ ſondern dieſer Rieſe unten gleichſam eine rundte Seule war. Marmod und ſeine Gefaͤr- then
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Siebendes Buch
viel hundert Schritte niedriger gelegenen
Meere verſpuͤret wuͤrde. Hingegen waͤre aus
dem Leibe des Menſchens/ welcher als eine klei-
ne Welt alle Wunderwercke der groſſen in ſich
begrieffe/ die Art der Auffſteigung des Quell-
Waſſers unſchwer zu ergruͤnden. Denn wie
im Menſchen das in Adern verſchloſſene Ge-
bluͤte wegen ſeiner lebhafften Geiſtigkeit empor
ſtiege; auſſer denen Adern aber/ wenn es in die
Lufft kaͤme/ und ſeine Geiſter verrauchten/ oder
auch in todten Coͤrpern wie andere ſchwere Sa-
chen zu Bodem fiele/ oder abwerts ſincke; alſo
wuͤrde auch das in der holen Mitte der Erden
aus dem Meere zuſammen ſinckende und von
ſeiner Bitterkeit gereinigte Waſſer nicht zwar
durch Feuer/ welches wegen mangelnder Lufft
daſelbſt nicht/ wie in denen der Erden-Flaͤche
naͤhernden Hoͤlen tauern koͤnte/ in dem all zu-
tieffen Ertz-Schachte ſchon ſo gar kein Licht lei-
den/ ſondern durch ſeine ſelbſteigene Schwefel-
und lebhaffte Krafft begeiſtet: daß ſelbtes nach
Art des auch von der Sonnen in die Lufft gezo-
genen Waſſers wie dinne Duͤnſte der kalten
Flaͤche der Erden durch alle nur zu durch krichen
moͤgliche Wege ſich naͤhere/ und daſelbſt gleich
als in dem Kopffe eines Brenn-Topffes wieder
zu Waſſer werde; weßwegen etliche tieffſinni-
ge Weltweiſen die Brunnen gar fuͤglich mit den
Frauen-Bruͤſten verglichen haben; weil wie in
dieſen aus denen zugezogenen dinnen Feuchtig-
keiten die Milch/ alſo in jenen aus denen auff-
ſteigenden Duͤnſten das Waſſer gezeuget wuͤr-
de; alſo denn durch die Lufftloͤcher der Erde/
(welche das Meer nicht hat/ und alſo ſolche
Aufdampffung nicht zulaͤſt) ausbraͤche/ ſeine
Schwerde wieder bekom̃e/ und anfangs Brun-
nen/ hernach Fluͤſſe verurſache; alſo: daß das
Meer innerhalb der Erde der Uhrſprung der
Brunnen/ die Brunnen aber oberhalb der Er-
de der Uhrſprung der Meere waͤren; und wie
im Menſchen das Blut/ alſo in der Erde das
Waſſer niemahls ruhe/ ſondern durch unauff-
hoͤrliche Bewegung einen Kreiß mache. Die-
ſemnach es denn in der Mitte der Erden und
aus der Hoͤhe der Meere keiner verſchloſſenen
Waſſer geleite darff; wie zwar derer hin und
wieder/ und alſo auch allhier gegenwaͤrtig nicht
wenig gefunden werden; auch allerdings der
Warheit gar aͤhnlich iſt: daß durch ſolche Waſ-
ſer-Roͤhre das Caſpiſche und Schwartze; das
rothe und Cypriſche Meer an einander gehenckt
ſind. Dieſemnach aber das Meer-Waſſer in
der Mitte der Erden von einer beſondern na-
tuͤrlichen Saͤuerkeit/ ſo man fuͤglich den Eßig
der Welt nennen kan/ geſchwaͤngert wird; wel-
che zwar das gemeine Quell-Waſſer in dem
Thone/ dardurch es ſich dringen und laͤutern
muß/ ableget; viel Waſſer aber geraͤumere
Gaͤnge findet; ja auch noch darzu durch aller-
hand ſchweflichte/ ſaltzichte und anderer Arthen
Erde empor dampffet/ und von derſelben Ei-
genſchafft nichts minder etwas/ als die hier em-
por ſchuͤſſenden Brunnen ein Theil des Gol-
des und anderen Ertztes/ wie auch der Edel-
ſteine mit ſich in die Baͤche fuͤhren; ſo ereignet
ſich: daß es in der Welt/ fuͤrnehmlich aber in
unſerm Deutſchlande ſo viel Sauer- und Saltz-
ja auch Feuer- und andere Wunder-Brunnen
giebet; ja mitten in den groͤſſeſten Stroͤmen/
wie in dem Alemanniſchen Gebiete aus dem
Rheine/ und in dem Bojiſchen aus der Toͤpel-
bach ſiedend-heiſſe Quellen empor ſpringen; in
dem Tauniſchen Gebuͤrge bey denen Mattia-
zern ein Brunn nach Weine ſchmeckt; ja in den
Waͤſſern eine Krafft ſich in Saltz und Steine
zu verwandeln ſtecke. Welches letztere mich am
meiſten bewogen/ mein lieber Marbod/ dich
hieher zu bringen. Hiermit fuͤhrte ihn Arioviſt
zu einem faſt in der Mitte der Hoͤle ſtehenden
Bilde/ welches einen Berg-Kriſtallenen Rie-
ſen vollkommen abbildete; auſſer: daß beyde
Schenckel nicht von einander zertheilet ſtun-
den/ ſondern dieſer Rieſe unten gleichſam eine
rundte Seule war. Marmod und ſeine Gefaͤr-
then
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