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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gimer nun Gelegenheit genung/ sich als einen
Fürsten sehen zu lassen. Wie man nun schon
das Licht und Würckung der aufgehenden
Sonnen erkieset/ ehe man sie selbst zu Gesichte
kriegt/ also erhielt der blosse Ruff von Segi-
mers Zurückkunfft die schon um ihre Ergebung
handelnde Stadt Boviasmum. Sein erster
Streich aber war die Niederlage eines Catti-
schen Heeres in dem Gebiete der Ubier; ja ehe es
schier menschliche Vernunfft begreiffen konte;
brachte er unter seinem Schilde den Oelzweig
des güldenen Friedens herfür; nach welchem
das seuffzende Deutschland so lange Zeit verge-
bens seine Armen ausgestreckt hatte; ungeach-
tet ihre Einwohner sonst nichts minder zum
Kriege geneigt/ als geartet sind. Denn Men-
schen beruhigen sich so denn am leichtesten/ wenn
sie sich auf ihrem eigenen Wagen müde gemacht
haben. Ja die nach Krieg lechsenden werden
ehe nicht witzig; als wenn sie ihres geträumten
Zwecks verfehlet/ und mit Schaden gelernet
haben: daß der Krieg/ was für schöne Farbe er
immer hat/ nichts anders/ als ein hitziges Feber
der Reiche/ der Friede aber ihre wahrhaffte Ge-
sundheit sey. Die Catten und Alemänner ver-
gnügten sich an ihren elterlichen Ländern/ und
an der denen Barden und Eubagen bestätigten
Freyheit ihres Gottesdienstes. Die Svionen
wurden mit gewissen denen Druyden abge-
nommenen Gebieten bestillet; diese alle aber er-
kennten nunmehr den klugen und großmüthi-
gen Segimer für den würdigsten Feldherrn
der Deutschen; und waren hemüht der tugend-
hafften Asblasten gleichsam die Hände unter zu-
legen; welche sie nunmehr wegen ihrer bewehr-
ten Liebe und Treue für eine Halb-Göttin ver-
ehrten. Denn diese Fürstin hatte zwar ihrem
Eh-Herrn zu Liebe Deutschland verlassen; in
Meynung: es würde ihr Vaterland ihr einen
andern Mittelpunct der in Deutschland ver-
lohrnen Gemüths-Ruh zeigen: Alleine/ weil
der Kreiß unsers Lebens nur einen hat/ und wenn
[Spaltenumbruch] dieser verrückt/ alle unsere Abmässungen verfeh-
len; hatte Asblaste wol den Himmel/ aber nicht
ihren Zustand geändert; ja sie verfiel in Per-
sien in einen Pful der empfindlichsten Beküm-
mernüße. Sie traff zwar ihren Vater Su-
rena noch an dem Parthischen Hofe des Kö-
nigs Orodes/ aber weder auf der Staffel seiner
Würde/ noch in dem Ansehen an/ das seine
Dienste in dem Kriege wieder den Craßus ver-
dient hatten. Denn die übermäßigen Wol-
thaten hatten den Orodes dem Surena zu ei-
nem so grossen Schuldner gemacht: daß/ weil
er selbte nicht vergelten konte/ er sie nothwen-
dig als grosse Laster hassen muste. Gleichwol
aber konte Surena auch nicht von Hofe weg
kommen; weil Orodes ihm nicht einbildete:
daß Surena sich nicht würde mit eigner Hand
bezahlt machen/ nach dem es allerdinges in sei-
ner Gewalt stund dem Orodes zu schaden. Also
lebte Surena zu Hofe/ aber wie in einem Ge-
fängnüße/ oder vielmehr in einer Hölle; weil
er sich aus dem geheimen Rathe ausgeschlossen/
nicht wenig Unwürdige ihm vorziehen/ und sich
seiner angestammeten Würden entsetzt sahe.
Jedoch/ weil grossen Gemüthern eine solche Er-
niedrigung so wenig als denen Jrr-Sternen
ihr Eintritt in einen niedrigern Himmels-
Kreiß oder in ein schlechteres Hauß abbrüchig;
hätte Surena diese Verachtung leicht ver-
schmertzet. Sintemahl er leichter des Hofes/
als der Hoff seiner entbehren konte. So aber
stand er alle Augenblicke zwischen Thür und
Angel; denn der Grimm des Orodes und der
verläumderische Hof/ welcher gegen iederman
eine zweyfache Zunge und selten ein Hertze hat/
dräuten allen seinen Tritten: daß sie auff ein
Fallbret treten würden. Die Fürstin Asblaste
kam gleich nach Hecatompylus/ als Orodes sei-
nen Sohn Pacor zum Nochfolger des Reichs
erklärte. Wiewol nun das Surenische Ge-
schlechte von Alters her berechtiget war denen
Parthischen Königen die Krone aufzusetzen;

ward
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] gimer nun Gelegenheit genung/ ſich als einen
Fuͤrſten ſehen zu laſſen. Wie man nun ſchon
das Licht und Wuͤrckung der aufgehenden
Sonnen erkieſet/ ehe man ſie ſelbſt zu Geſichte
kriegt/ alſo erhielt der bloſſe Ruff von Segi-
mers Zuruͤckkunfft die ſchon um ihre Ergebung
handelnde Stadt Boviaſmum. Sein erſter
Streich aber war die Niederlage eines Catti-
ſchen Heeres in dem Gebiete der Ubier; ja ehe es
ſchier menſchliche Vernunfft begreiffen konte;
brachte er unter ſeinem Schilde den Oelzweig
des guͤldenen Friedens herfuͤr; nach welchem
das ſeuffzende Deutſchland ſo lange Zeit verge-
bens ſeine Armen ausgeſtreckt hatte; ungeach-
tet ihre Einwohner ſonſt nichts minder zum
Kriege geneigt/ als geartet ſind. Denn Men-
ſchen beruhigen ſich ſo denn am leichteſten/ weñ
ſie ſich auf ihrem eigenen Wagen muͤde gemacht
haben. Ja die nach Krieg lechſenden werden
ehe nicht witzig; als wenn ſie ihres getraͤumten
Zwecks verfehlet/ und mit Schaden gelernet
haben: daß der Krieg/ was fuͤr ſchoͤne Farbe er
immer hat/ nichts anders/ als ein hitziges Feber
der Reiche/ der Friede aber ihre wahrhaffte Ge-
ſundheit ſey. Die Catten und Alemaͤnner ver-
gnuͤgten ſich an ihren elterlichen Laͤndern/ und
an der denen Barden und Eubagen beſtaͤtigten
Freyheit ihres Gottesdienſtes. Die Svionen
wurden mit gewiſſen denen Druyden abge-
nommenen Gebieten beſtillet; dieſe alle aber er-
kennten nunmehr den klugen und großmuͤthi-
gen Segimer fuͤr den wuͤrdigſten Feldherꝛn
der Deutſchen; und waren hemuͤht der tugend-
hafften Asblaſten gleichſam die Haͤnde unter zu-
legen; welche ſie nunmehr wegen ihrer bewehr-
ten Liebe und Treue fuͤr eine Halb-Goͤttin ver-
ehrten. Denn dieſe Fuͤrſtin hatte zwar ihrem
Eh-Herꝛn zu Liebe Deutſchland verlaſſen; in
Meynung: es wuͤrde ihr Vaterland ihr einen
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lohrnen Gemuͤths-Ruh zeigen: Alleine/ weil
der Kreiß unſers Lebens nur einen hat/ und weñ
[Spaltenumbruch] dieſer verruͤckt/ alle unſere Abmaͤſſungen verfeh-
len; hatte Asblaſte wol den Himmel/ aber nicht
ihren Zuſtand geaͤndert; ja ſie verfiel in Per-
ſien in einen Pful der empfindlichſten Bekuͤm-
mernuͤße. Sie traff zwar ihren Vater Su-
rena noch an dem Parthiſchen Hofe des Koͤ-
nigs Orodes/ aber weder auf der Staffel ſeiner
Wuͤrde/ noch in dem Anſehen an/ das ſeine
Dienſte in dem Kriege wieder den Craßus ver-
dient hatten. Denn die uͤbermaͤßigen Wol-
thaten hatten den Orodes dem Surena zu ei-
nem ſo groſſen Schuldner gemacht: daß/ weil
er ſelbte nicht vergelten konte/ er ſie nothwen-
dig als groſſe Laſter haſſen muſte. Gleichwol
aber konte Surena auch nicht von Hofe weg
kommen; weil Orodes ihm nicht einbildete:
daß Surena ſich nicht wuͤrde mit eigner Hand
bezahlt machen/ nach dem es allerdinges in ſei-
ner Gewalt ſtund dem Orodes zu ſchaden. Alſo
lebte Surena zu Hofe/ aber wie in einem Ge-
faͤngnuͤße/ oder vielmehr in einer Hoͤlle; weil
er ſich aus dem geheimen Rathe ausgeſchloſſen/
nicht wenig Unwuͤrdige ihm vorziehen/ und ſich
ſeiner angeſtammeten Wuͤrden entſetzt ſahe.
Jedoch/ weil groſſen Gemuͤthern eine ſolche Er-
niedrigung ſo wenig als denen Jrr-Sternen
ihr Eintritt in einen niedrigern Himmels-
Kreiß oder in ein ſchlechteres Hauß abbruͤchig;
haͤtte Surena dieſe Verachtung leicht ver-
ſchmertzet. Sintemahl er leichter des Hofes/
als der Hoff ſeiner entbehren konte. So aber
ſtand er alle Augenblicke zwiſchen Thuͤr und
Angel; denn der Grimm des Orodes und der
verlaͤumderiſche Hof/ welcher gegen iederman
eine zweyfache Zunge und ſelten ein Hertze hat/
draͤuten allen ſeinen Tritten: daß ſie auff ein
Fallbret treten wuͤrden. Die Fuͤrſtin Asblaſte
kam gleich nach Hecatompylus/ als Orodes ſei-
nen Sohn Pacor zum Nochfolger des Reichs
erklaͤrte. Wiewol nun das Sureniſche Ge-
ſchlechte von Alters her berechtiget war denen
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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1045[1047]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1109>, abgerufen am 19.05.2024.