Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] sarn sein Glücke selbst nunmehr verdächtig
fürkam/ und ihm eine traurige Abwechselung
ahnete/ seiner eignen Verzweifelung ab. Denn
Cäsar ward daselbst gleichsam selbst zum Stei-
ne/ als beyde Heere mitten in dem hizigsten Tod-
schlagen/ da iedem schier der Jäscht für dem
Munde stand/ in einem Augenblicke als todte
und stumme Bilder gegen einander erstarrten/
und die schon halben Streiche zurücke hiel-
ten. Ob er sich nun zwar und sein Heer wie-
der ermunterte/ und beyderseits der aus Gött-
licher Regung erwachsene Stillestand sich wie-
der in Würgen verwandelte/ hielten doch Cä-
sars älteste Krieges-Leute wieder die verzweif-
felten Pompejen mehr aus Schande als Tu-
gend Stand. Der Kern seines Heeres die
zehende Legion kam zum weichen/ ungeach-
tet der gleichsam rasende Cäsar Augen/ Hän-
de und Stimme sie auffzuhalten brauchte. Da-
her er ihm selbst den Degen an die Brust setz-
te/ wormit er nicht dem grossen Pompejus im
Tode gleich würde/ dem er an Macht schon zu
vor kommen war. Aber nicht so wol ein Rö-
mer/ der ihm den Degen ausrieß; als Sar-
ganß/ ein Alemännischer Kriegs-Oberster/ der
mit zwey tausend Mann in das Pompejische
Läger einfiel/ lehnte von Cäsarn nichts min-
der die Schande der Zagheit/ als seine und
seines Heeres Niederlage ab. Denn als La-
bienus dem Läger drittehalb tausend Mann
zu Hülffe eilen ließ/ legte Hertzog Acrumer es
der Römischen Reuterey für eine Flucht des
Feindes aus; waren also die Deutschen die
Ursache eines herrlichen Sieges. Ja weil
eine ziemliche Anzahl der deutschen Ritter-
schafft todt blieben/ nagelten sie bey Beläge-
rung der Stadt Munda aus Verbitterung
ihrer Feinde Leichen mit Spießen zusammen;
machten davon um die Stadt für sich eine
Brustwehre/ und bauten durch so viel Siege
Cäsarn einen herrschafftlichen Stul in Rom
[Spaltenumbruch] über die halbe Welt/ wiewol zugleich ein Ziel
des Neides/ und eine abschüßige Stiege zu sei-
ner Grufft.

Als die Römer derogestalt mit ihren Waf-
fen ihre eigene Eingeweide zerfleischten; Dach-
te kein Römer mehr den Deutschen einigen Ab-
bruch zu thun. Cäsar hielt zwar zu Rom auf
einmahl fünfferley Siegs-Gepränge. Jn
dem über Gallien ließ er alle eroberte Städte
und Siegs-Bilder aus Citronat-Holtze; über
das Pontische Reich/ alle aus dem rothen E-
gyptischen Acanthus-Holtze/ über Egypten
aus Meer-Schnecken/ über Africa aus Helf-
fenbein/ über Hispanien aus gedrieseltem Sil-
ber fürtragen. Er vertrug auch: daß der Rö-
mische Rath seine Seule zwischen die Bilder
der sieben Römischen Könige setzte; ja ein Theil
dessen ihm die Gewalt aller Römischen Frau-
en nach Belieben sie zu bedienen zueignete. Als
aber der heuchelnde Antonius nebst einem Kö-
niglichen Krantze und Stabe ihm aus dichtem
Golde das Bild des gefesselten Rheines für-
stellte/ und Cäsarn bereden wolte jene Köni-
gliche Zeichen nicht allein zu tragen/ sondern
auch dieses mit auffzuthürmen/ schlug Cäsar
beydes ab/ vorwendende: daß das erste ihm zu
wenig/ das letztere zu viel wäre. Denn er wol-
te mit keinem Getichte die Warheit der übri-
gen Siege verdächtig/ noch die Deutschen un-
willig machen; sondern er rieth den Römern
vielmehr: daß sie mit diesem unüberwindli-
chen Volcke lieber gute Verträuligkeit pfle-
gen; als durch vergebliche Antastung ihre
Schwäche verrathen solten. Wiewol auch
seine vertrauteste ihm in Ohren lagen: daß er
die Bürgerliche Ruh in Rom nicht besser/ als
durch eusserlichen Krieg/ erhalten/ und durch
öffters Aderlassen das Haupt für allen be-
schwerlichen Dünsten verwahren könte; war
er doch nicht zu bereden durch Krieg wie-

der
P p p p p p 3

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] ſarn ſein Gluͤcke ſelbſt nunmehr verdaͤchtig
fuͤrkam/ und ihm eine traurige Abwechſelung
ahnete/ ſeiner eignen Verzweifelung ab. Denn
Caͤſar ward daſelbſt gleichſam ſelbſt zum Stei-
ne/ als beyde Heeꝛe mitten in dem hizigſten Tod-
ſchlagen/ da iedem ſchier der Jaͤſcht fuͤr dem
Munde ſtand/ in einem Augenblicke als todte
und ſtumme Bilder gegen einander erſtarrten/
und die ſchon halben Streiche zuruͤcke hiel-
ten. Ob er ſich nun zwar und ſein Heer wie-
der ermunterte/ und beyderſeits der aus Goͤtt-
licher Regung erwachſene Stilleſtand ſich wie-
der in Wuͤrgen verwandelte/ hielten doch Caͤ-
ſars aͤlteſte Krieges-Leute wieder die verzweif-
felten Pompejen mehr aus Schande als Tu-
gend Stand. Der Kern ſeines Heeres die
zehende Legion kam zum weichen/ ungeach-
tet der gleichſam raſende Caͤſar Augen/ Haͤn-
de und Stimme ſie auffzuhalten brauchte. Da-
her er ihm ſelbſt den Degen an die Bruſt ſetz-
te/ wormit er nicht dem groſſen Pompejus im
Tode gleich wuͤrde/ dem er an Macht ſchon zu
vor kommen war. Aber nicht ſo wol ein Roͤ-
mer/ der ihm den Degen ausrieß; als Sar-
ganß/ ein Alemaͤnniſcher Kriegs-Oberſter/ der
mit zwey tauſend Mann in das Pompejiſche
Laͤger einfiel/ lehnte von Caͤſarn nichts min-
der die Schande der Zagheit/ als ſeine und
ſeines Heeres Niederlage ab. Denn als La-
bienus dem Laͤger drittehalb tauſend Mann
zu Huͤlffe eilen ließ/ legte Hertzog Acrumer es
der Roͤmiſchen Reuterey fuͤr eine Flucht des
Feindes aus; waren alſo die Deutſchen die
Urſache eines herrlichen Sieges. Ja weil
eine ziemliche Anzahl der deutſchen Ritter-
ſchafft todt blieben/ nagelten ſie bey Belaͤge-
rung der Stadt Munda aus Verbitterung
ihrer Feinde Leichen mit Spießen zuſammen;
machten davon um die Stadt fuͤr ſich eine
Bruſtwehre/ und bauten durch ſo viel Siege
Caͤſarn einen herꝛſchafftlichen Stul in Rom
[Spaltenumbruch] uͤber die halbe Welt/ wiewol zugleich ein Ziel
des Neides/ und eine abſchuͤßige Stiege zu ſei-
ner Grufft.

Als die Roͤmer derogeſtalt mit ihren Waf-
fen ihre eigene Eingeweide zerfleiſchten; Dach-
te kein Roͤmer mehr den Deutſchen einigen Ab-
bruch zu thun. Caͤſar hielt zwar zu Rom auf
einmahl fuͤnfferley Siegs-Gepraͤnge. Jn
dem uͤber Gallien ließ er alle eroberte Staͤdte
und Siegs-Bilder aus Citronat-Holtze; uͤber
das Pontiſche Reich/ alle aus dem rothen E-
gyptiſchen Acanthus-Holtze/ uͤber Egypten
aus Meer-Schnecken/ uͤber Africa aus Helf-
fenbein/ uͤber Hiſpanien aus gedrieſeltem Sil-
ber fuͤrtragen. Er vertrug auch: daß der Roͤ-
miſche Rath ſeine Seule zwiſchen die Bilder
der ſieben Roͤmiſchen Koͤnige ſetzte; ja ein Theil
deſſen ihm die Gewalt aller Roͤmiſchen Frau-
en nach Belieben ſie zu bedienen zueignete. Als
aber der heuchelnde Antonius nebſt einem Koͤ-
niglichen Krantze und Stabe ihm aus dichtem
Golde das Bild des gefeſſelten Rheines fuͤr-
ſtellte/ und Caͤſarn bereden wolte jene Koͤni-
gliche Zeichen nicht allein zu tragen/ ſondern
auch dieſes mit auffzuthuͤrmen/ ſchlug Caͤſar
beydes ab/ vorwendende: daß das erſte ihm zu
wenig/ das letztere zu viel waͤre. Denn er wol-
te mit keinem Getichte die Warheit der uͤbri-
gen Siege verdaͤchtig/ noch die Deutſchen un-
willig machen; ſondern er rieth den Roͤmern
vielmehr: daß ſie mit dieſem unuͤberwindli-
chen Volcke lieber gute Vertraͤuligkeit pfle-
gen; als durch vergebliche Antaſtung ihre
Schwaͤche verrathen ſolten. Wiewol auch
ſeine vertrauteſte ihm in Ohren lagen: daß er
die Buͤrgerliche Ruh in Rom nicht beſſer/ als
durch euſſerlichen Krieg/ erhalten/ und durch
oͤffters Aderlaſſen das Haupt fuͤr allen be-
ſchwerlichen Duͤnſten verwahren koͤnte; war
er doch nicht zu bereden durch Krieg wie-

der
P p p p p p 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1101" n="1037[1039]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;arn &#x017F;ein Glu&#x0364;cke &#x017F;elb&#x017F;t nunmehr verda&#x0364;chtig<lb/>
fu&#x0364;rkam/ und ihm eine traurige Abwech&#x017F;elung<lb/>
ahnete/ &#x017F;einer eignen Verzweifelung ab. Denn<lb/>
Ca&#x0364;&#x017F;ar ward da&#x017F;elb&#x017F;t gleich&#x017F;am &#x017F;elb&#x017F;t zum Stei-<lb/>
ne/ als beyde Hee&#xA75B;e mitten in dem hizig&#x017F;ten Tod-<lb/>
&#x017F;chlagen/ da iedem &#x017F;chier der Ja&#x0364;&#x017F;cht fu&#x0364;r dem<lb/>
Munde &#x017F;tand/ in einem Augenblicke als todte<lb/>
und &#x017F;tumme Bilder gegen einander er&#x017F;tarrten/<lb/>
und die &#x017F;chon halben Streiche zuru&#x0364;cke hiel-<lb/>
ten. Ob er &#x017F;ich nun zwar und &#x017F;ein Heer wie-<lb/>
der ermunterte/ und beyder&#x017F;eits der aus Go&#x0364;tt-<lb/>
licher Regung erwach&#x017F;ene Stille&#x017F;tand &#x017F;ich wie-<lb/>
der in Wu&#x0364;rgen verwandelte/ hielten doch Ca&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ars a&#x0364;lte&#x017F;te Krieges-Leute wieder die verzweif-<lb/>
felten Pompejen mehr aus Schande als Tu-<lb/>
gend Stand. Der Kern &#x017F;eines Heeres die<lb/>
zehende Legion kam zum weichen/ ungeach-<lb/>
tet der gleich&#x017F;am ra&#x017F;ende Ca&#x0364;&#x017F;ar Augen/ Ha&#x0364;n-<lb/>
de und Stimme &#x017F;ie auffzuhalten brauchte. Da-<lb/>
her er ihm &#x017F;elb&#x017F;t den Degen an die Bru&#x017F;t &#x017F;etz-<lb/>
te/ wormit er nicht dem gro&#x017F;&#x017F;en Pompejus im<lb/>
Tode gleich wu&#x0364;rde/ dem er an Macht &#x017F;chon zu<lb/>
vor kommen war. Aber nicht &#x017F;o wol ein Ro&#x0364;-<lb/>
mer/ der ihm den Degen ausrieß; als Sar-<lb/>
ganß/ ein Alema&#x0364;nni&#x017F;cher Kriegs-Ober&#x017F;ter/ der<lb/>
mit zwey tau&#x017F;end Mann in das Pompeji&#x017F;che<lb/>
La&#x0364;ger einfiel/ lehnte von Ca&#x0364;&#x017F;arn nichts min-<lb/>
der die Schande der Zagheit/ als &#x017F;eine und<lb/>
&#x017F;eines Heeres Niederlage ab. Denn als La-<lb/>
bienus dem La&#x0364;ger drittehalb tau&#x017F;end Mann<lb/>
zu Hu&#x0364;lffe eilen ließ/ legte Hertzog Acrumer es<lb/>
der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Reuterey fu&#x0364;r eine Flucht des<lb/>
Feindes aus; waren al&#x017F;o die Deut&#x017F;chen die<lb/>
Ur&#x017F;ache eines herrlichen Sieges. Ja weil<lb/>
eine ziemliche Anzahl der deut&#x017F;chen Ritter-<lb/>
&#x017F;chafft todt blieben/ nagelten &#x017F;ie bey Bela&#x0364;ge-<lb/>
rung der Stadt Munda aus Verbitterung<lb/>
ihrer Feinde Leichen mit Spießen zu&#x017F;ammen;<lb/>
machten davon um die Stadt fu&#x0364;r &#x017F;ich eine<lb/>
Bru&#x017F;twehre/ und bauten durch &#x017F;o viel Siege<lb/>
Ca&#x0364;&#x017F;arn einen her&#xA75B;&#x017F;chafftlichen Stul in Rom<lb/><cb/>
u&#x0364;ber die halbe Welt/ wiewol zugleich ein Ziel<lb/>
des Neides/ und eine ab&#x017F;chu&#x0364;ßige Stiege zu &#x017F;ei-<lb/>
ner Grufft.</p><lb/>
          <p>Als die Ro&#x0364;mer deroge&#x017F;talt mit ihren Waf-<lb/>
fen ihre eigene Eingeweide zerflei&#x017F;chten; Dach-<lb/>
te kein Ro&#x0364;mer mehr den Deut&#x017F;chen einigen Ab-<lb/>
bruch zu thun. Ca&#x0364;&#x017F;ar hielt zwar zu Rom auf<lb/>
einmahl fu&#x0364;nfferley Siegs-Gepra&#x0364;nge. Jn<lb/>
dem u&#x0364;ber Gallien ließ er alle eroberte Sta&#x0364;dte<lb/>
und Siegs-Bilder aus Citronat-Holtze; u&#x0364;ber<lb/>
das Ponti&#x017F;che Reich/ alle aus dem rothen E-<lb/>
gypti&#x017F;chen Acanthus-Holtze/ u&#x0364;ber Egypten<lb/>
aus Meer-Schnecken/ u&#x0364;ber Africa aus Helf-<lb/>
fenbein/ u&#x0364;ber Hi&#x017F;panien aus gedrie&#x017F;eltem Sil-<lb/>
ber fu&#x0364;rtragen. Er vertrug auch: daß der Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;che Rath &#x017F;eine Seule zwi&#x017F;chen die Bilder<lb/>
der &#x017F;ieben Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Ko&#x0364;nige &#x017F;etzte; ja ein Theil<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en ihm die Gewalt aller Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Frau-<lb/>
en nach Belieben &#x017F;ie zu bedienen zueignete. Als<lb/>
aber der heuchelnde Antonius neb&#x017F;t einem Ko&#x0364;-<lb/>
niglichen Krantze und Stabe ihm aus dichtem<lb/>
Golde das Bild des gefe&#x017F;&#x017F;elten Rheines fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tellte/ und Ca&#x0364;&#x017F;arn bereden wolte jene Ko&#x0364;ni-<lb/>
gliche Zeichen nicht allein zu tragen/ &#x017F;ondern<lb/>
auch die&#x017F;es mit auffzuthu&#x0364;rmen/ &#x017F;chlug Ca&#x0364;&#x017F;ar<lb/>
beydes ab/ vorwendende: daß das er&#x017F;te ihm zu<lb/>
wenig/ das letztere zu viel wa&#x0364;re. Denn er wol-<lb/>
te mit keinem Getichte die Warheit der u&#x0364;bri-<lb/>
gen Siege verda&#x0364;chtig/ noch die Deut&#x017F;chen un-<lb/>
willig machen; &#x017F;ondern er rieth den Ro&#x0364;mern<lb/>
vielmehr: daß &#x017F;ie mit die&#x017F;em unu&#x0364;berwindli-<lb/>
chen Volcke lieber gute Vertra&#x0364;uligkeit pfle-<lb/>
gen; als durch vergebliche Anta&#x017F;tung ihre<lb/>
Schwa&#x0364;che verrathen &#x017F;olten. Wiewol auch<lb/>
&#x017F;eine vertraute&#x017F;te ihm in Ohren lagen: daß er<lb/>
die Bu&#x0364;rgerliche Ruh in Rom nicht be&#x017F;&#x017F;er/ als<lb/>
durch eu&#x017F;&#x017F;erlichen Krieg/ erhalten/ und durch<lb/>
o&#x0364;ffters Aderla&#x017F;&#x017F;en das Haupt fu&#x0364;r allen be-<lb/>
&#x017F;chwerlichen Du&#x0364;n&#x017F;ten verwahren ko&#x0364;nte; war<lb/>
er doch nicht zu bereden durch Krieg wie-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P p p p p p 3</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1037[1039]/1101] Arminius und Thußnelda. ſarn ſein Gluͤcke ſelbſt nunmehr verdaͤchtig fuͤrkam/ und ihm eine traurige Abwechſelung ahnete/ ſeiner eignen Verzweifelung ab. Denn Caͤſar ward daſelbſt gleichſam ſelbſt zum Stei- ne/ als beyde Heeꝛe mitten in dem hizigſten Tod- ſchlagen/ da iedem ſchier der Jaͤſcht fuͤr dem Munde ſtand/ in einem Augenblicke als todte und ſtumme Bilder gegen einander erſtarrten/ und die ſchon halben Streiche zuruͤcke hiel- ten. Ob er ſich nun zwar und ſein Heer wie- der ermunterte/ und beyderſeits der aus Goͤtt- licher Regung erwachſene Stilleſtand ſich wie- der in Wuͤrgen verwandelte/ hielten doch Caͤ- ſars aͤlteſte Krieges-Leute wieder die verzweif- felten Pompejen mehr aus Schande als Tu- gend Stand. Der Kern ſeines Heeres die zehende Legion kam zum weichen/ ungeach- tet der gleichſam raſende Caͤſar Augen/ Haͤn- de und Stimme ſie auffzuhalten brauchte. Da- her er ihm ſelbſt den Degen an die Bruſt ſetz- te/ wormit er nicht dem groſſen Pompejus im Tode gleich wuͤrde/ dem er an Macht ſchon zu vor kommen war. Aber nicht ſo wol ein Roͤ- mer/ der ihm den Degen ausrieß; als Sar- ganß/ ein Alemaͤnniſcher Kriegs-Oberſter/ der mit zwey tauſend Mann in das Pompejiſche Laͤger einfiel/ lehnte von Caͤſarn nichts min- der die Schande der Zagheit/ als ſeine und ſeines Heeres Niederlage ab. Denn als La- bienus dem Laͤger drittehalb tauſend Mann zu Huͤlffe eilen ließ/ legte Hertzog Acrumer es der Roͤmiſchen Reuterey fuͤr eine Flucht des Feindes aus; waren alſo die Deutſchen die Urſache eines herrlichen Sieges. Ja weil eine ziemliche Anzahl der deutſchen Ritter- ſchafft todt blieben/ nagelten ſie bey Belaͤge- rung der Stadt Munda aus Verbitterung ihrer Feinde Leichen mit Spießen zuſammen; machten davon um die Stadt fuͤr ſich eine Bruſtwehre/ und bauten durch ſo viel Siege Caͤſarn einen herꝛſchafftlichen Stul in Rom uͤber die halbe Welt/ wiewol zugleich ein Ziel des Neides/ und eine abſchuͤßige Stiege zu ſei- ner Grufft. Als die Roͤmer derogeſtalt mit ihren Waf- fen ihre eigene Eingeweide zerfleiſchten; Dach- te kein Roͤmer mehr den Deutſchen einigen Ab- bruch zu thun. Caͤſar hielt zwar zu Rom auf einmahl fuͤnfferley Siegs-Gepraͤnge. Jn dem uͤber Gallien ließ er alle eroberte Staͤdte und Siegs-Bilder aus Citronat-Holtze; uͤber das Pontiſche Reich/ alle aus dem rothen E- gyptiſchen Acanthus-Holtze/ uͤber Egypten aus Meer-Schnecken/ uͤber Africa aus Helf- fenbein/ uͤber Hiſpanien aus gedrieſeltem Sil- ber fuͤrtragen. Er vertrug auch: daß der Roͤ- miſche Rath ſeine Seule zwiſchen die Bilder der ſieben Roͤmiſchen Koͤnige ſetzte; ja ein Theil deſſen ihm die Gewalt aller Roͤmiſchen Frau- en nach Belieben ſie zu bedienen zueignete. Als aber der heuchelnde Antonius nebſt einem Koͤ- niglichen Krantze und Stabe ihm aus dichtem Golde das Bild des gefeſſelten Rheines fuͤr- ſtellte/ und Caͤſarn bereden wolte jene Koͤni- gliche Zeichen nicht allein zu tragen/ ſondern auch dieſes mit auffzuthuͤrmen/ ſchlug Caͤſar beydes ab/ vorwendende: daß das erſte ihm zu wenig/ das letztere zu viel waͤre. Denn er wol- te mit keinem Getichte die Warheit der uͤbri- gen Siege verdaͤchtig/ noch die Deutſchen un- willig machen; ſondern er rieth den Roͤmern vielmehr: daß ſie mit dieſem unuͤberwindli- chen Volcke lieber gute Vertraͤuligkeit pfle- gen; als durch vergebliche Antaſtung ihre Schwaͤche verrathen ſolten. Wiewol auch ſeine vertrauteſte ihm in Ohren lagen: daß er die Buͤrgerliche Ruh in Rom nicht beſſer/ als durch euſſerlichen Krieg/ erhalten/ und durch oͤffters Aderlaſſen das Haupt fuͤr allen be- ſchwerlichen Duͤnſten verwahren koͤnte; war er doch nicht zu bereden durch Krieg wie- der P p p p p p 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1101
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1037[1039]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1101>, abgerufen am 19.05.2024.