Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] chen vom Könige Philip/ die Sicilier von Rö-
mern/ unter dem Scheine der Hülffe/ möchten
um ihre Freyheit gebracht werden/ oder er ihm
doch mehr als die öffentlichen Feinde beschwer-
lich fallen. Zumahl wie für Alters Athen/ also
neulich Rom durch nichts mehr als durch ihre
willfärtige Hülffs-Leistungen so hoch ans Bret
kommen waren. Weil nun der Bundsgenos-
sen entfernter/ und ausser seinem eignen Lande
geleistete Beystand der sicherste ist; Caßibellin
aber iederzeit sich an die Catten gehenckt/ und
seinem Eydame Arabarn mehrmahls Hülffe
geschickt hatte/ hielt der Feldherr für rathsamer/
sonder eigene Gefahr diesen Zugang den Catten
abzuschneiden/ und die denen Cheruskern alle-
zeit zugethan gewesenen Usipeten Tencterer
und Sicambrer aus dem Römischen Kriege zu
wickeln/ als mit selbter diesen grössern Abbruch
zu thun. Wie nun Cäsar in Gallien alle An-
stalt zu einer grossen Schiff-Flotte machte/ die
Catten aber hiervon Wind kriegten/ warnigten
sie nicht allein den König Caßibelin/ sondern
stiffteten auch die Moriner und Menapier an/
nach Cäsars Uberfarth den Römern in Galli-
en einzufallen. Caßibelin ließ/ so bald er ver-
nahm: daß Volusenus mit etlichen Kriegs-
Schiffen auf der Britannischen Küsten kreutz-
te/ und Gelegenheit zum Anlenden suchte/ den
von Cäsarn zu ihm mit grossen Freundschaffts-
Vertröstungen abgeschickten Comius/ als ei-
nen Kundschaffter/ in Verwahrung nehmen.
Cäsar hatte hierauf mit dem unwilligen Mee-
re und dem Winde den ersten Kampff; welche
von denen acht und neunzig Schiffen bey nahe
die Helffte zerstreuten/ ein Theil derselben in
den Abgrund versenckten/ ein Theil auch auff
die Morinischen Sand-Bäncke zurücke trie-
ben/ oder auf den Britannischen Klippen zer-
schmetterten. Wiewol auch Cäsar mit zwey
Legionen anfangs in den Fluß Tamesis einzu-
lauffen vermeinte/ aber Sudwerts um das Can-
tische Vorgebürge getrieben ward/ und an einem
[Spaltenumbruch] bergichten Meerstrande anzuländen bemüht
war/ so rennte doch Boudieea eine Heldenmäs-
sige Jungfrau des streitbaren Wakon Tochter
und Königin selbigen Gebietes/ (welche/ wegen
ihrer aus Verdacht begangenen Ehbruch ent-
haupteten Mutter ein Gelübde gethan hatte/
nicht zu heyrathen) eilends dahin/ und schoß eine
solche Menge Pfeile auf die aussteigenden Rö-
mer: daß sie wieder zurücke in die Schiffe lauf-
fen/ und Cäsar ausser dem Geschoß Ancker werf-
fen muste. Des Nachts segelte er mit der Helffte
der Schiff-Flotte und fast aller Mannschafft
acht Meilweges ferner gegen West/ an ein fla-
ches Ufer; lendete auch mit den Schiffen und
vielen Nachen an/ aber Boudicea eilte mit ihrer
Reuterey daselbst hin; und ließ ihr Fuß-Volck
gegen die zurück gelassenen und bald dar bald
dort blinden Lermen machenden Schiffe stehen.
Ob nun gleich die Römer mehr als zehnmahl
am Ufer festen Fuß setzten; so schlug sie doch
die großmüthige Boudicea allezeit mit grossem
Verluste in den Schlam und das Meer zurü-
cke; also: daß derer mehr als zwey tausend dar-
innen erstickten/ und fast niemand mehr auff
Befehl der Krieges-Obersten ansetzen wolte.
Dessen ungeachtet wolte Cäsar hier lieber selbst
umkommen/ als mit Abweichung allen vorigen
Ruhm verspielen. Daher befahl er dem/ der
den güldenen Adler der zehenden Legion führ-
te: Er solte mit selbtem aus dem Schiffe sprin-
gen; oder da er kein Hertz hätte/ selbten gegen
dem Ufer werffen/ um zu schauen: Ob die Rö-
mer diß heilige Merckmahl ihres ewigen Rei-
ches den Feinden verrätherisch in Händen las-
sen wolten. Wie nun der Fähnrich voran/
Cäsar auch selbst nachsprang/ drang sich alles
mit Gewalt aus den Schiffen; und wenn schon
die Vorgänger von Britanniern erlegt wur-
den/ traten dennoch die nachfolgenden ver-
zweiffelt an ihre Stelle. Weil auch gleich
zwölff mit Reuterey verschlagene Schiffe Cä-
sarn zu Hülffe kamen/ muste Boudicea/ nach

dem

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] chen vom Koͤnige Philip/ die Sicilier von Roͤ-
mern/ unter dem Scheine der Huͤlffe/ moͤchten
um ihre Freyheit gebracht werden/ oder er ihm
doch mehr als die oͤffentlichen Feinde beſchwer-
lich fallen. Zumahl wie fuͤr Alters Athen/ alſo
neulich Rom durch nichts mehr als durch ihre
willfaͤrtige Huͤlffs-Leiſtungen ſo hoch ans Bret
kommen waren. Weil nun der Bundsgenoſ-
ſen entfernter/ und auſſer ſeinem eignen Lande
geleiſtete Beyſtand der ſicherſte iſt; Caßibellin
aber iederzeit ſich an die Catten gehenckt/ und
ſeinem Eydame Arabarn mehrmahls Huͤlffe
geſchickt hatte/ hielt der Feldherꝛ fuͤr rathſamer/
ſonder eigene Gefahr dieſen Zugang den Catten
abzuſchneiden/ und die denen Cheruskern alle-
zeit zugethan geweſenen Uſipeten Tencterer
und Sicambrer aus dem Roͤmiſchen Kriege zu
wickeln/ als mit ſelbter dieſen groͤſſern Abbruch
zu thun. Wie nun Caͤſar in Gallien alle An-
ſtalt zu einer groſſen Schiff-Flotte machte/ die
Catten aber hiervon Wind kriegten/ warnigten
ſie nicht allein den Koͤnig Caßibelin/ ſondern
ſtiffteten auch die Moriner und Menapier an/
nach Caͤſars Uberfarth den Roͤmern in Galli-
en einzufallen. Caßibelin ließ/ ſo bald er ver-
nahm: daß Voluſenus mit etlichen Kriegs-
Schiffen auf der Britanniſchen Kuͤſten kreutz-
te/ und Gelegenheit zum Anlenden ſuchte/ den
von Caͤſarn zu ihm mit groſſen Freundſchaffts-
Vertroͤſtungen abgeſchickten Comius/ als ei-
nen Kundſchaffter/ in Verwahrung nehmen.
Caͤſar hatte hierauf mit dem unwilligen Mee-
re und dem Winde den erſten Kampff; welche
von denen acht und neunzig Schiffen bey nahe
die Helffte zerſtreuten/ ein Theil derſelben in
den Abgrund verſenckten/ ein Theil auch auff
die Moriniſchen Sand-Baͤncke zuruͤcke trie-
ben/ oder auf den Britanniſchen Klippen zer-
ſchmetterten. Wiewol auch Caͤſar mit zwey
Legionen anfangs in den Fluß Tameſis einzu-
lauffen vermeinte/ aber Sudwerts um das Can-
tiſche Vorgebuͤrge getrieben ward/ uñ an einem
[Spaltenumbruch] bergichten Meerſtrande anzulaͤnden bemuͤht
war/ ſo rennte doch Boudieea eine Heldenmaͤſ-
ſige Jungfrau des ſtreitbaren Wakon Tochter
und Koͤnigin ſelbigen Gebietes/ (welche/ wegen
ihrer aus Verdacht begangenen Ehbruch ent-
haupteten Mutter ein Geluͤbde gethan hatte/
nicht zu heyrathen) eilends dahin/ und ſchoß eine
ſolche Menge Pfeile auf die ausſteigenden Roͤ-
mer: daß ſie wieder zuruͤcke in die Schiffe lauf-
fen/ und Caͤſaꝛ auſſer dem Geſchoß Ancker werf-
fen muſte. Des Nachts ſegelte er mit der Helffte
der Schiff-Flotte und faſt aller Mannſchafft
acht Meilweges ferner gegen Weſt/ an ein fla-
ches Ufer; lendete auch mit den Schiffen und
vielen Nachen an/ aber Boudicea eilte mit ihrer
Reuterey daſelbſt hin; und ließ ihr Fuß-Volck
gegen die zuruͤck gelaſſenen und bald dar bald
dort blinden Lermen machenden Schiffe ſtehen.
Ob nun gleich die Roͤmer mehr als zehnmahl
am Ufer feſten Fuß ſetzten; ſo ſchlug ſie doch
die großmuͤthige Boudicea allezeit mit groſſem
Verluſte in den Schlam und das Meer zuruͤ-
cke; alſo: daß derer mehr als zwey tauſend dar-
innen erſtickten/ und faſt niemand mehr auff
Befehl der Krieges-Oberſten anſetzen wolte.
Deſſen ungeachtet wolte Caͤſar hier lieber ſelbſt
umkommen/ als mit Abweichung allen vorigen
Ruhm verſpielen. Daher befahl er dem/ der
den guͤldenen Adler der zehenden Legion fuͤhr-
te: Er ſolte mit ſelbtem aus dem Schiffe ſprin-
gen; oder da er kein Hertz haͤtte/ ſelbten gegen
dem Ufer werffen/ um zu ſchauen: Ob die Roͤ-
mer diß heilige Merckmahl ihres ewigen Rei-
ches den Feinden verraͤtheriſch in Haͤnden laſ-
ſen wolten. Wie nun der Faͤhnrich voran/
Caͤſar auch ſelbſt nachſprang/ drang ſich alles
mit Gewalt aus den Schiffen; und wenn ſchon
die Vorgaͤnger von Britanniern erlegt wur-
den/ traten dennoch die nachfolgenden ver-
zweiffelt an ihre Stelle. Weil auch gleich
zwoͤlff mit Reuterey verſchlagene Schiffe Caͤ-
ſarn zu Huͤlffe kamen/ muſte Boudicea/ nach

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1080" n="1016[1018]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch</hi></fw><lb/><cb/>
chen vom Ko&#x0364;nige Philip/ die Sicilier von Ro&#x0364;-<lb/>
mern/ unter dem Scheine der Hu&#x0364;lffe/ mo&#x0364;chten<lb/>
um ihre Freyheit gebracht werden/ oder er ihm<lb/>
doch mehr als die o&#x0364;ffentlichen Feinde be&#x017F;chwer-<lb/>
lich fallen. Zumahl wie fu&#x0364;r Alters Athen/ al&#x017F;o<lb/>
neulich Rom durch nichts mehr als durch ihre<lb/>
willfa&#x0364;rtige Hu&#x0364;lffs-Lei&#x017F;tungen &#x017F;o hoch ans Bret<lb/>
kommen waren. Weil nun der Bundsgeno&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en entfernter/ und au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;einem eignen Lande<lb/>
gelei&#x017F;tete Bey&#x017F;tand der &#x017F;icher&#x017F;te i&#x017F;t; Caßibellin<lb/>
aber iederzeit &#x017F;ich an die Catten gehenckt/ und<lb/>
&#x017F;einem Eydame Arabarn mehrmahls Hu&#x0364;lffe<lb/>
ge&#x017F;chickt hatte/ hielt der Feldher&#xA75B; fu&#x0364;r rath&#x017F;amer/<lb/>
&#x017F;onder eigene Gefahr die&#x017F;en Zugang den Catten<lb/>
abzu&#x017F;chneiden/ und die denen Cheruskern alle-<lb/>
zeit zugethan gewe&#x017F;enen U&#x017F;ipeten Tencterer<lb/>
und Sicambrer aus dem Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kriege zu<lb/>
wickeln/ als mit &#x017F;elbter die&#x017F;en gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Abbruch<lb/>
zu thun. Wie nun Ca&#x0364;&#x017F;ar in Gallien alle An-<lb/>
&#x017F;talt zu einer gro&#x017F;&#x017F;en Schiff-Flotte machte/ die<lb/>
Catten aber hiervon Wind kriegten/ warnigten<lb/>
&#x017F;ie nicht allein den Ko&#x0364;nig Caßibelin/ &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;tiffteten auch die Moriner und Menapier an/<lb/>
nach Ca&#x0364;&#x017F;ars Uberfarth den Ro&#x0364;mern in Galli-<lb/>
en einzufallen. Caßibelin ließ/ &#x017F;o bald er ver-<lb/>
nahm: daß Volu&#x017F;enus mit etlichen Kriegs-<lb/>
Schiffen auf der Britanni&#x017F;chen Ku&#x0364;&#x017F;ten kreutz-<lb/>
te/ und Gelegenheit zum Anlenden &#x017F;uchte/ den<lb/>
von Ca&#x0364;&#x017F;arn zu ihm mit gro&#x017F;&#x017F;en Freund&#x017F;chaffts-<lb/>
Vertro&#x0364;&#x017F;tungen abge&#x017F;chickten Comius/ als ei-<lb/>
nen Kund&#x017F;chaffter/ in Verwahrung nehmen.<lb/>
Ca&#x0364;&#x017F;ar hatte hierauf mit dem unwilligen Mee-<lb/>
re und dem Winde den er&#x017F;ten Kampff; welche<lb/>
von denen acht und neunzig Schiffen bey nahe<lb/>
die Helffte zer&#x017F;treuten/ ein Theil der&#x017F;elben in<lb/>
den Abgrund ver&#x017F;enckten/ ein Theil auch auff<lb/>
die Morini&#x017F;chen Sand-Ba&#x0364;ncke zuru&#x0364;cke trie-<lb/>
ben/ oder auf den Britanni&#x017F;chen Klippen zer-<lb/>
&#x017F;chmetterten. Wiewol auch Ca&#x0364;&#x017F;ar mit zwey<lb/>
Legionen anfangs in den Fluß Tame&#x017F;is einzu-<lb/>
lauffen vermeinte/ aber Sudwerts um das Can-<lb/>
ti&#x017F;che Vorgebu&#x0364;rge getrieben ward/ un&#x0303; an einem<lb/><cb/>
bergichten Meer&#x017F;trande anzula&#x0364;nden bemu&#x0364;ht<lb/>
war/ &#x017F;o rennte doch Boudieea eine Heldenma&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ige Jungfrau des &#x017F;treitbaren Wakon Tochter<lb/>
und Ko&#x0364;nigin &#x017F;elbigen Gebietes/ (welche/ wegen<lb/>
ihrer aus Verdacht begangenen Ehbruch ent-<lb/>
haupteten Mutter ein Gelu&#x0364;bde gethan hatte/<lb/>
nicht zu heyrathen) eilends dahin/ und &#x017F;choß eine<lb/>
&#x017F;olche Menge Pfeile auf die aus&#x017F;teigenden Ro&#x0364;-<lb/>
mer: daß &#x017F;ie wieder zuru&#x0364;cke in die Schiffe lauf-<lb/>
fen/ und Ca&#x0364;&#x017F;a&#xA75B; au&#x017F;&#x017F;er dem Ge&#x017F;choß Ancker werf-<lb/>
fen mu&#x017F;te. Des Nachts &#x017F;egelte er mit der Helffte<lb/>
der Schiff-Flotte und fa&#x017F;t aller Mann&#x017F;chafft<lb/>
acht Meilweges ferner gegen We&#x017F;t/ an ein fla-<lb/>
ches Ufer; lendete auch mit den Schiffen und<lb/>
vielen Nachen an/ aber Boudicea eilte mit ihrer<lb/>
Reuterey da&#x017F;elb&#x017F;t hin; und ließ ihr Fuß-Volck<lb/>
gegen die zuru&#x0364;ck gela&#x017F;&#x017F;enen und bald dar bald<lb/>
dort blinden Lermen machenden Schiffe &#x017F;tehen.<lb/>
Ob nun gleich die Ro&#x0364;mer mehr als zehnmahl<lb/>
am Ufer fe&#x017F;ten Fuß &#x017F;etzten; &#x017F;o &#x017F;chlug &#x017F;ie doch<lb/>
die großmu&#x0364;thige Boudicea allezeit mit gro&#x017F;&#x017F;em<lb/>
Verlu&#x017F;te in den Schlam und das Meer zuru&#x0364;-<lb/>
cke; al&#x017F;o: daß derer mehr als zwey tau&#x017F;end dar-<lb/>
innen er&#x017F;tickten/ und fa&#x017F;t niemand mehr auff<lb/>
Befehl der Krieges-Ober&#x017F;ten an&#x017F;etzen wolte.<lb/>
De&#x017F;&#x017F;en ungeachtet wolte Ca&#x0364;&#x017F;ar hier lieber &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
umkommen/ als mit Abweichung allen vorigen<lb/>
Ruhm ver&#x017F;pielen. Daher befahl er dem/ der<lb/>
den gu&#x0364;ldenen Adler der zehenden Legion fu&#x0364;hr-<lb/>
te: Er &#x017F;olte mit &#x017F;elbtem aus dem Schiffe &#x017F;prin-<lb/>
gen; oder da er kein Hertz ha&#x0364;tte/ &#x017F;elbten gegen<lb/>
dem Ufer werffen/ um zu &#x017F;chauen: Ob die Ro&#x0364;-<lb/>
mer diß heilige Merckmahl ihres ewigen Rei-<lb/>
ches den Feinden verra&#x0364;theri&#x017F;ch in Ha&#x0364;nden la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wolten. Wie nun der Fa&#x0364;hnrich voran/<lb/>
Ca&#x0364;&#x017F;ar auch &#x017F;elb&#x017F;t nach&#x017F;prang/ drang &#x017F;ich alles<lb/>
mit Gewalt aus den Schiffen; und wenn &#x017F;chon<lb/>
die Vorga&#x0364;nger von Britanniern erlegt wur-<lb/>
den/ traten dennoch die nachfolgenden ver-<lb/>
zweiffelt an ihre Stelle. Weil auch gleich<lb/>
zwo&#x0364;lff mit Reuterey ver&#x017F;chlagene Schiffe Ca&#x0364;-<lb/>
&#x017F;arn zu Hu&#x0364;lffe kamen/ mu&#x017F;te Boudicea/ nach<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1016[1018]/1080] Siebendes Buch chen vom Koͤnige Philip/ die Sicilier von Roͤ- mern/ unter dem Scheine der Huͤlffe/ moͤchten um ihre Freyheit gebracht werden/ oder er ihm doch mehr als die oͤffentlichen Feinde beſchwer- lich fallen. Zumahl wie fuͤr Alters Athen/ alſo neulich Rom durch nichts mehr als durch ihre willfaͤrtige Huͤlffs-Leiſtungen ſo hoch ans Bret kommen waren. Weil nun der Bundsgenoſ- ſen entfernter/ und auſſer ſeinem eignen Lande geleiſtete Beyſtand der ſicherſte iſt; Caßibellin aber iederzeit ſich an die Catten gehenckt/ und ſeinem Eydame Arabarn mehrmahls Huͤlffe geſchickt hatte/ hielt der Feldherꝛ fuͤr rathſamer/ ſonder eigene Gefahr dieſen Zugang den Catten abzuſchneiden/ und die denen Cheruskern alle- zeit zugethan geweſenen Uſipeten Tencterer und Sicambrer aus dem Roͤmiſchen Kriege zu wickeln/ als mit ſelbter dieſen groͤſſern Abbruch zu thun. Wie nun Caͤſar in Gallien alle An- ſtalt zu einer groſſen Schiff-Flotte machte/ die Catten aber hiervon Wind kriegten/ warnigten ſie nicht allein den Koͤnig Caßibelin/ ſondern ſtiffteten auch die Moriner und Menapier an/ nach Caͤſars Uberfarth den Roͤmern in Galli- en einzufallen. Caßibelin ließ/ ſo bald er ver- nahm: daß Voluſenus mit etlichen Kriegs- Schiffen auf der Britanniſchen Kuͤſten kreutz- te/ und Gelegenheit zum Anlenden ſuchte/ den von Caͤſarn zu ihm mit groſſen Freundſchaffts- Vertroͤſtungen abgeſchickten Comius/ als ei- nen Kundſchaffter/ in Verwahrung nehmen. Caͤſar hatte hierauf mit dem unwilligen Mee- re und dem Winde den erſten Kampff; welche von denen acht und neunzig Schiffen bey nahe die Helffte zerſtreuten/ ein Theil derſelben in den Abgrund verſenckten/ ein Theil auch auff die Moriniſchen Sand-Baͤncke zuruͤcke trie- ben/ oder auf den Britanniſchen Klippen zer- ſchmetterten. Wiewol auch Caͤſar mit zwey Legionen anfangs in den Fluß Tameſis einzu- lauffen vermeinte/ aber Sudwerts um das Can- tiſche Vorgebuͤrge getrieben ward/ uñ an einem bergichten Meerſtrande anzulaͤnden bemuͤht war/ ſo rennte doch Boudieea eine Heldenmaͤſ- ſige Jungfrau des ſtreitbaren Wakon Tochter und Koͤnigin ſelbigen Gebietes/ (welche/ wegen ihrer aus Verdacht begangenen Ehbruch ent- haupteten Mutter ein Geluͤbde gethan hatte/ nicht zu heyrathen) eilends dahin/ und ſchoß eine ſolche Menge Pfeile auf die ausſteigenden Roͤ- mer: daß ſie wieder zuruͤcke in die Schiffe lauf- fen/ und Caͤſaꝛ auſſer dem Geſchoß Ancker werf- fen muſte. Des Nachts ſegelte er mit der Helffte der Schiff-Flotte und faſt aller Mannſchafft acht Meilweges ferner gegen Weſt/ an ein fla- ches Ufer; lendete auch mit den Schiffen und vielen Nachen an/ aber Boudicea eilte mit ihrer Reuterey daſelbſt hin; und ließ ihr Fuß-Volck gegen die zuruͤck gelaſſenen und bald dar bald dort blinden Lermen machenden Schiffe ſtehen. Ob nun gleich die Roͤmer mehr als zehnmahl am Ufer feſten Fuß ſetzten; ſo ſchlug ſie doch die großmuͤthige Boudicea allezeit mit groſſem Verluſte in den Schlam und das Meer zuruͤ- cke; alſo: daß derer mehr als zwey tauſend dar- innen erſtickten/ und faſt niemand mehr auff Befehl der Krieges-Oberſten anſetzen wolte. Deſſen ungeachtet wolte Caͤſar hier lieber ſelbſt umkommen/ als mit Abweichung allen vorigen Ruhm verſpielen. Daher befahl er dem/ der den guͤldenen Adler der zehenden Legion fuͤhr- te: Er ſolte mit ſelbtem aus dem Schiffe ſprin- gen; oder da er kein Hertz haͤtte/ ſelbten gegen dem Ufer werffen/ um zu ſchauen: Ob die Roͤ- mer diß heilige Merckmahl ihres ewigen Rei- ches den Feinden verraͤtheriſch in Haͤnden laſ- ſen wolten. Wie nun der Faͤhnrich voran/ Caͤſar auch ſelbſt nachſprang/ drang ſich alles mit Gewalt aus den Schiffen; und wenn ſchon die Vorgaͤnger von Britanniern erlegt wur- den/ traten dennoch die nachfolgenden ver- zweiffelt an ihre Stelle. Weil auch gleich zwoͤlff mit Reuterey verſchlagene Schiffe Caͤ- ſarn zu Huͤlffe kamen/ muſte Boudicea/ nach dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1080
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1016[1018]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1080>, abgerufen am 09.06.2024.