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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] der Nuithoner und Sidiner sperrten ihm Thür
und Thor auff. Wo auch gleich Terbal und
andere Kriegs-Häupter des Feldherrn einigen
Wiederstand thäten/ gieng alles durch Sturm
über; und das Verhängnüß selbst bähnete durch
allerhand seltzame Zufälle Gotarn und seinem
Heere unwegbare Klippen und Flüsse. Wie-
wol nun der Feldherr Aembrich in der Her-
mundurer Gebietefast nach eigenem Wunsche
gebahrte/ die Hertzoge der Tencterer/ Sicam-
brer/ und Usipeter/ welche den Druyden gleich-
falls beypflichteten/ den Cheruskern zu Hülffe
kamen/ und die schöne Stadt Calegia einäscher-
ten; so zohen doch König Ariovist mit seinen A-
lemännern/ die Hertzoge der Bructerer und
Longobarden nunmehr auch die Larve vom
Gesichte/ und machten mit dem Könige Go-
tarn ein Bündniß wieder den Feldherrn Aem-
brich; und die Catten streifften das ihnen vor-
hin angelegte Seil zugleich von den Hörnern/
und rufften den vertriebenen Fürsten Arabar
wieder ein. Beyde versamlete mächtigen Heere
rückten unterhalb dem Gabretischen Gebürge
gegen einander. Und ob wol die grosse Ver-
bitterung in Bürgerlichen Kriegen die Men-
schen fast in reissende Wölffe verwandelt/ so
wolte doch der kluge Feldherr Aembrich/ wel-
cher noch von dem Hertzoge der Marckmänner
und Lygier mehr Volck erwartete/ sein Glücke
nicht auf die Spitze einer Schlacht setzen. Hin-
gegen setzte der Feind sich nicht weit von dem
Läger in volle Schlacht-Ordnung. König
Gothart führte den rechten/ Ariovist und Her-
tzog Briton den lincken Flügel/ der Longobar-
den und Variner Fürsten waren über die Reu-
terey/ und der Bructerer zum Hinterhalte be-
stellt. Der Usipeter Hertzog nahm vier tau-
send Reuter um des Feindes Stärcke und An-
stalt zu erforschen/ verfiel aber auf den Variner
Hertzog/ und ward alsobald derogestalt umzün-
gelt: daß er dem Feldherren wissen ließ: Er
traute ohne viertausend neue Reuter sich nicht
[Spaltenumbruch] durch den Feind zurücke zu schlagen. Wiewol
nun der Feldherr mit Unwillen diese wieder-
rathene Vergehung vernahm; wolte er doch
den Kern seiner Reuterey nichtim Stiche las-
sen; schickte also ihm Litoperten/ den Fürsten
der Fosen/ mit noch viertausend außerlesenen
Reutern zu Hülffe. Diesen aber gieng der Lon-
gobarden Hertzog nicht allein in Rücken/ son-
dern durchstach den Litpert/ und ward allen
acht tausend Mann alle Mögligkeit sich zurü-
cke zu ziehen abgeschnitten; der Feldherr aber
gezwungen nunmehr sein gantzes Heer zur
Schlacht aufzuführen; welcher Zwang einem
schon den Sieg selbst halb abspricht. Er selbst
traff mit seinen Cheruskern und Quaden auff
den König Ariovist und den Hertzog Briton/
brachte sie auch durch seine kluge Tapfferkeit
zum weichen; Hingegen schlug König Gotart
den Hertzog der Ubier mit seinem lincken Flü-
gel; und weil von Anfang alsbald die Cherus-
kische Reuterey grossen Verlust erlitten hatte/
ward der Teneterer Fürst mit der übrigen
Reuterey auch in die Flucht bracht. Jnzwi-
schen kamen die Bructerer Ariovisten zu Hülffe
wieder den streitbaren Aembrich; welcher wie
ein Blitz allenthalben durchdrang. Nach dem
aber die feindliche Reuterey auff beyden Sei-
ten ihn anfiel/ und er selbst so gefährliche drey
Wunden bekam: daß er sich kaum mehr zu
Pferde erhalten konte/ muste er nur das Feld/
und seinem Feinde einen herrlichen Sieg ent-
räumen. Sintemahlallhier der Kern des Che-
ruskischen und Quadischen Adels/ die Fürsten
der Fosen und Usipeter mit zwantzig tausend
Mann todt blieben/ zehn tausend mit allem
Kriegs-Geräthe gefangen wurden. Dieser
Sieg war ein Werckzeug vieler andern. Denn
weil die Barden und Eubagen König Gotar-
ten für den Schutz-Gott ihrer Freyheit hielten/
thäten sie ihm allen Vorschub selbte zu befesti-
gen. Alle Kriegs-Macht der Cherusker ward
vom Hertzog Briton aus dem Gebiete der Her-

mundu-

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] der Nuithoner und Sidiner ſperrten ihm Thuͤr
und Thor auff. Wo auch gleich Terbal und
andere Kriegs-Haͤupter des Feldherrn einigen
Wiederſtand thaͤten/ gieng alles durch Sturm
uͤber; und das Verhaͤngnuͤß ſelbſt baͤhnete durch
allerhand ſeltzame Zufaͤlle Gotarn und ſeinem
Heere unwegbare Klippen und Fluͤſſe. Wie-
wol nun der Feldherꝛ Aembrich in der Her-
mundurer Gebietefaſt nach eigenem Wunſche
gebahrte/ die Hertzoge der Tencterer/ Sicam-
brer/ und Uſipeter/ welche den Druyden gleich-
falls beypflichteten/ den Cheruskern zu Huͤlffe
kamen/ und die ſchoͤne Stadt Calegia einaͤſcher-
ten; ſo zohen doch Koͤnig Arioviſt mit ſeinen A-
lemaͤnnern/ die Hertzoge der Bructerer und
Longobarden nunmehr auch die Larve vom
Geſichte/ und machten mit dem Koͤnige Go-
tarn ein Buͤndniß wieder den Feldherꝛn Aem-
brich; und die Catten ſtreifften das ihnen vor-
hin angelegte Seil zugleich von den Hoͤrnern/
und rufften den vertriebenen Fuͤrſten Arabar
wieder ein. Beyde verſamlete maͤchtigen Heere
ruͤckten unterhalb dem Gabretiſchen Gebuͤrge
gegen einander. Und ob wol die groſſe Ver-
bitterung in Buͤrgerlichen Kriegen die Men-
ſchen faſt in reiſſende Woͤlffe verwandelt/ ſo
wolte doch der kluge Feldherꝛ Aembrich/ wel-
cher noch von dem Hertzoge der Marckmaͤnner
und Lygier mehr Volck erwartete/ ſein Gluͤcke
nicht auf die Spitze einer Schlacht ſetzen. Hin-
gegen ſetzte der Feind ſich nicht weit von dem
Laͤger in volle Schlacht-Ordnung. Koͤnig
Gothart fuͤhrte den rechten/ Arioviſt und Her-
tzog Briton den lincken Fluͤgel/ der Longobar-
den und Variner Fuͤrſten waren uͤber die Reu-
terey/ und der Bructerer zum Hinterhalte be-
ſtellt. Der Uſipeter Hertzog nahm vier tau-
ſend Reuter um des Feindes Staͤrcke und An-
ſtalt zu erforſchen/ verfiel aber auf den Variner
Hertzog/ und ward alſobald derogeſtalt umzuͤn-
gelt: daß er dem Feldherren wiſſen ließ: Er
traute ohne viertauſend neue Reuter ſich nicht
[Spaltenumbruch] durch den Feind zuruͤcke zu ſchlagen. Wiewol
nun der Feldherꝛ mit Unwillen dieſe wieder-
rathene Vergehung vernahm; wolte er doch
den Kern ſeiner Reuterey nichtim Stiche laſ-
ſen; ſchickte alſo ihm Litoperten/ den Fuͤrſten
der Foſen/ mit noch viertauſend außerleſenen
Reutern zu Huͤlffe. Dieſen aber gieng der Lon-
gobarden Hertzog nicht allein in Ruͤcken/ ſon-
dern durchſtach den Litpert/ und ward allen
acht tauſend Mann alle Moͤgligkeit ſich zuruͤ-
cke zu ziehen abgeſchnitten; der Feldherꝛ aber
gezwungen nunmehr ſein gantzes Heer zur
Schlacht aufzufuͤhren; welcher Zwang einem
ſchon den Sieg ſelbſt halb abſpricht. Er ſelbſt
traff mit ſeinen Cheruskern und Quaden auff
den Koͤnig Arioviſt und den Hertzog Briton/
brachte ſie auch durch ſeine kluge Tapfferkeit
zum weichen; Hingegen ſchlug Koͤnig Gotart
den Hertzog der Ubier mit ſeinem lincken Fluͤ-
gel; und weil von Anfang alsbald die Cherus-
kiſche Reuterey groſſen Verluſt erlitten hatte/
ward der Teneterer Fuͤrſt mit der uͤbrigen
Reuterey auch in die Flucht bracht. Jnzwi-
ſchen kamen die Bructerer Arioviſten zu Huͤlffe
wieder den ſtreitbaren Aembrich; welcher wie
ein Blitz allenthalben durchdrang. Nach dem
aber die feindliche Reuterey auff beyden Sei-
ten ihn anfiel/ und er ſelbſt ſo gefaͤhrliche drey
Wunden bekam: daß er ſich kaum mehr zu
Pferde erhalten konte/ muſte er nur das Feld/
und ſeinem Feinde einen herꝛlichen Sieg ent-
raͤumen. Sintemahlallhier der Kern des Che-
ruskiſchen und Quadiſchen Adels/ die Fuͤrſten
der Foſen und Uſipeter mit zwantzig tauſend
Mann todt blieben/ zehn tauſend mit allem
Kriegs-Geraͤthe gefangen wurden. Dieſer
Sieg war ein Werckzeug vieler andern. Denn
weil die Barden und Eubagen Koͤnig Gotar-
ten fuͤr den Schutz-Gott ihrer Freyheit hielten/
thaͤten ſie ihm allen Vorſchub ſelbte zu befeſti-
gen. Alle Kriegs-Macht der Cherusker ward
vom Hertzog Briton aus dem Gebiete der Her-

mundu-
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[1010[1012]/1074] Siebendes Buch der Nuithoner und Sidiner ſperrten ihm Thuͤr und Thor auff. Wo auch gleich Terbal und andere Kriegs-Haͤupter des Feldherrn einigen Wiederſtand thaͤten/ gieng alles durch Sturm uͤber; und das Verhaͤngnuͤß ſelbſt baͤhnete durch allerhand ſeltzame Zufaͤlle Gotarn und ſeinem Heere unwegbare Klippen und Fluͤſſe. Wie- wol nun der Feldherꝛ Aembrich in der Her- mundurer Gebietefaſt nach eigenem Wunſche gebahrte/ die Hertzoge der Tencterer/ Sicam- brer/ und Uſipeter/ welche den Druyden gleich- falls beypflichteten/ den Cheruskern zu Huͤlffe kamen/ und die ſchoͤne Stadt Calegia einaͤſcher- ten; ſo zohen doch Koͤnig Arioviſt mit ſeinen A- lemaͤnnern/ die Hertzoge der Bructerer und Longobarden nunmehr auch die Larve vom Geſichte/ und machten mit dem Koͤnige Go- tarn ein Buͤndniß wieder den Feldherꝛn Aem- brich; und die Catten ſtreifften das ihnen vor- hin angelegte Seil zugleich von den Hoͤrnern/ und rufften den vertriebenen Fuͤrſten Arabar wieder ein. Beyde verſamlete maͤchtigen Heere ruͤckten unterhalb dem Gabretiſchen Gebuͤrge gegen einander. Und ob wol die groſſe Ver- bitterung in Buͤrgerlichen Kriegen die Men- ſchen faſt in reiſſende Woͤlffe verwandelt/ ſo wolte doch der kluge Feldherꝛ Aembrich/ wel- cher noch von dem Hertzoge der Marckmaͤnner und Lygier mehr Volck erwartete/ ſein Gluͤcke nicht auf die Spitze einer Schlacht ſetzen. Hin- gegen ſetzte der Feind ſich nicht weit von dem Laͤger in volle Schlacht-Ordnung. Koͤnig Gothart fuͤhrte den rechten/ Arioviſt und Her- tzog Briton den lincken Fluͤgel/ der Longobar- den und Variner Fuͤrſten waren uͤber die Reu- terey/ und der Bructerer zum Hinterhalte be- ſtellt. Der Uſipeter Hertzog nahm vier tau- ſend Reuter um des Feindes Staͤrcke und An- ſtalt zu erforſchen/ verfiel aber auf den Variner Hertzog/ und ward alſobald derogeſtalt umzuͤn- gelt: daß er dem Feldherren wiſſen ließ: Er traute ohne viertauſend neue Reuter ſich nicht durch den Feind zuruͤcke zu ſchlagen. Wiewol nun der Feldherꝛ mit Unwillen dieſe wieder- rathene Vergehung vernahm; wolte er doch den Kern ſeiner Reuterey nichtim Stiche laſ- ſen; ſchickte alſo ihm Litoperten/ den Fuͤrſten der Foſen/ mit noch viertauſend außerleſenen Reutern zu Huͤlffe. Dieſen aber gieng der Lon- gobarden Hertzog nicht allein in Ruͤcken/ ſon- dern durchſtach den Litpert/ und ward allen acht tauſend Mann alle Moͤgligkeit ſich zuruͤ- cke zu ziehen abgeſchnitten; der Feldherꝛ aber gezwungen nunmehr ſein gantzes Heer zur Schlacht aufzufuͤhren; welcher Zwang einem ſchon den Sieg ſelbſt halb abſpricht. Er ſelbſt traff mit ſeinen Cheruskern und Quaden auff den Koͤnig Arioviſt und den Hertzog Briton/ brachte ſie auch durch ſeine kluge Tapfferkeit zum weichen; Hingegen ſchlug Koͤnig Gotart den Hertzog der Ubier mit ſeinem lincken Fluͤ- gel; und weil von Anfang alsbald die Cherus- kiſche Reuterey groſſen Verluſt erlitten hatte/ ward der Teneterer Fuͤrſt mit der uͤbrigen Reuterey auch in die Flucht bracht. Jnzwi- ſchen kamen die Bructerer Arioviſten zu Huͤlffe wieder den ſtreitbaren Aembrich; welcher wie ein Blitz allenthalben durchdrang. Nach dem aber die feindliche Reuterey auff beyden Sei- ten ihn anfiel/ und er ſelbſt ſo gefaͤhrliche drey Wunden bekam: daß er ſich kaum mehr zu Pferde erhalten konte/ muſte er nur das Feld/ und ſeinem Feinde einen herꝛlichen Sieg ent- raͤumen. Sintemahlallhier der Kern des Che- ruskiſchen und Quadiſchen Adels/ die Fuͤrſten der Foſen und Uſipeter mit zwantzig tauſend Mann todt blieben/ zehn tauſend mit allem Kriegs-Geraͤthe gefangen wurden. Dieſer Sieg war ein Werckzeug vieler andern. Denn weil die Barden und Eubagen Koͤnig Gotar- ten fuͤr den Schutz-Gott ihrer Freyheit hielten/ thaͤten ſie ihm allen Vorſchub ſelbte zu befeſti- gen. Alle Kriegs-Macht der Cherusker ward vom Hertzog Briton aus dem Gebiete der Her- mundu-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1010[1012]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1074>, abgerufen am 10.06.2024.