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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] zwungen/ iedoch Klotilde von ihrem sich fast
verzweiffelt durchschlagenden Ehherrn geret-
tet. Ariovist behielt nur noch seinen ersten Stand/
welcher mit eigener Hand zehn Gallier/ und
darunter Divitiaks Sohn/ wie auch fünff Rö-
mer erlegt hatte. Weil aber er auf beyden Sei-
ten bloß stand/ und Craßus auf einer/ Quintus
Titurius Sabinus auf der andern Seiten mit
der Reuterey einbrachen/ hierunter auch die
Grafen Wertheim/ Zweybrück/ Lengfeld/
Ror/ Büburg/ Julbach/ Pleßenburg/ Sinß-
heim/ Schildach/ Wandelburg/ Dilling/ Se-
yn/ Keßelberg/ und Thierstein erlegt wurden/
beginnte die Schlacht-Ordnung nun auch zu
zerreissen. Gleichwol aber wolte Ariovist lieber
sterben als fliehen. Worüber er mit seinen hun-
dert Alemännischen auff seinen Leib bestellten
Grafen/ welche der Graf Fürstenberg/ Hohen-
loh/ Henneberg/ und Zimbern führten/ deroge-
stalt ins Gedrange: daß er eine halbe Stunde
lang von seinem Heere gantz abgesondert fechten
muste/ und vier Pferde verlohr/ die ihm Noth-
hafft/ Werdenberg/ Wildenstein/ und Justin-
gen vier tapfere Ritter mit Verlust ihres Lebens
darreichten; Endlich aber brachen die Ritter
Wolckenstein/ und Heydeck mit zwey tausend
Pferden durch; und brachten/ iedoch mit Ver-
lust der Ritter Beilstein/ Ranßbergs/ Schwa-
becks/ Achalms/ Druchburgs/ Mindelheims/
Weißenhorns/ Bitsches/ und vieler tapfferer
Helden beyderseits den König zu seinem wei-
chenden Heere; welchem er ja endlich auff be-
wegliches Zureden der Seinen die Wagenburg
öffnen ließ/ und mit der itzt anbrechenden Nacht
den Römern wiewol ohne offenbare Flucht/ und
mit stets gekehrtem Antlitze und beharrender
Gegenwehr das Feld räumte/ und sich an das
Vogesische Gebürge gegen die Brunnen des
Flusses Lugnon setzte; allwo er von seinem Hee-
re funffzig tausend Mann/ ungeachtet die Rö-
mer noch dreyßig darzu setzen/ mißte; am mei-
sten aber seine zwey Gemahlinnen/ Töchter
[Spaltenumbruch] und Bruder beklagte/ und seinen Weg durch
der Rauracker Aecker zurück über den Rhein
setzte. Wiewol ihm nun die Römische Reute-
rey biß an selbigen Fluß folgte; geschahe es doch
mehr zur Ruhmräthigkeit/ als daß sie Ariovi-
sten in seinem Hertzen anzutasten entschlossen
waren. Bey welchem Verfolg ein Marck-
männischer Ritter mit hundert Pferden an ei-
nem Furthe tausend Römische Reuter drey
Stunden lang aufhielt/ und von Ariovisten
deßhalben den Zunahmen Wolfarthshausen;
der Ritter aber/ der der Gallier fürnehmstes
Kriegs-Zeichen noch davon brachte/ den Zu-
nahmen Rothfahn bekam. Die meisten geblie-
benen Deutschen waren die/ welche auf Si-
walds Verleitung das Römische Läger plün-
derten/ und unter der Last ihrer Beute das Le-
ben oder die Freyheit verlohren; wiewol sie sich
noch grossen theils zu hunderten in einen Kreiß
zusammen stellten/ mit ihren Schilden gleich-
sam eine Mauer um sich machten/ und theils
dem Feinde ihr Leben theuer verkaufften/ theils
auch sich zu den ihrigen durch schlugen; und also
auff Seiten der Römer und Gallier nicht we-
niger Todten als auf der Deutschen Seite zu
zehlen waren. Daher auch Cäsar/ und weil er
vernahm: daß die zwey Cattischen Fürsten Na-
sua und Cimber mit hundert tausend Catten ü-
ber den Rhein setzten und denen Römern die
Stirne bieten wolten/ nicht alleine mitten im
Sommer sein abgemattetes Heer bey den Se-
quanern zur Winter-Rast einlegte/ er aber am
Po zwey neue Legionen/ und durch die in Gal-
lien gewonnene Beute die Gemüther der Rö-
mischen Bürger warb; sondern auch/ weil er
vom Labienus vernahm: daß die Gallier des
Römischen Jochs schon überdrüßig waren; und
insonderheit die im Belgischen Gallien woh-
nenden Völcker gegen so mächtige und ver-
dächtige Nachbarn starcke Kriegs-Rüstung an-
stellten/ und er derogestalt mit zweyen mächti-
gen Feinden sich zu verwickeln nicht rath-

sam

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] zwungen/ iedoch Klotilde von ihrem ſich faſt
verzweiffelt durchſchlagenden Ehherꝛn geret-
tet. Arioviſt behielt nur noch ſeinen erſtẽ Stand/
welcher mit eigener Hand zehn Gallier/ und
darunter Divitiaks Sohn/ wie auch fuͤnff Roͤ-
mer erlegt hatte. Weil aber er auf beyden Sei-
ten bloß ſtand/ und Craßus auf einer/ Quintus
Titurius Sabinus auf der andern Seiten mit
der Reuterey einbrachen/ hierunter auch die
Grafen Wertheim/ Zweybruͤck/ Lengfeld/
Ror/ Buͤburg/ Julbach/ Pleßenburg/ Sinß-
heim/ Schildach/ Wandelburg/ Dilling/ Se-
yn/ Keßelberg/ und Thierſtein erlegt wurden/
beginnte die Schlacht-Ordnung nun auch zu
zerreiſſen. Gleichwol aber wolte Arioviſt lieber
ſterben als fliehen. Woruͤber er mit ſeinen hun-
dert Alemaͤnniſchen auff ſeinen Leib beſtellten
Grafen/ welche der Graf Fuͤrſtenberg/ Hohen-
loh/ Henneberg/ und Zimbern fuͤhrten/ deroge-
ſtalt ins Gedrange: daß er eine halbe Stunde
lang von ſeinem Heere gantz abgeſondert fechten
muſte/ und vier Pferde verlohr/ die ihm Noth-
hafft/ Werdenberg/ Wildenſtein/ und Juſtin-
gen vier tapfere Ritter mit Verluſt ihres Lebens
darreichten; Endlich aber brachen die Ritter
Wolckenſtein/ und Heydeck mit zwey tauſend
Pferden durch; und brachten/ iedoch mit Ver-
luſt der Ritter Beilſtein/ Ranßbergs/ Schwa-
becks/ Achalms/ Druchburgs/ Mindelheims/
Weißenhorns/ Bitſches/ und vieler tapfferer
Helden beyderſeits den Koͤnig zu ſeinem wei-
chenden Heere; welchem er ja endlich auff be-
wegliches Zureden der Seinen die Wagenburg
oͤffnen ließ/ und mit der itzt anbrechenden Nacht
den Roͤmern wiewol ohne offenbare Flucht/ und
mit ſtets gekehrtem Antlitze und beharrender
Gegenwehr das Feld raͤumte/ und ſich an das
Vogeſiſche Gebuͤrge gegen die Brunnen des
Fluſſes Lugnon ſetzte; allwo er von ſeinem Hee-
re funffzig tauſend Mann/ ungeachtet die Roͤ-
mer noch dreyßig darzu ſetzen/ mißte; am mei-
ſten aber ſeine zwey Gemahlinnen/ Toͤchter
[Spaltenumbruch] und Bruder beklagte/ und ſeinen Weg durch
der Rauracker Aecker zuruͤck uͤber den Rhein
ſetzte. Wiewol ihm nun die Roͤmiſche Reute-
rey biß an ſelbigen Fluß folgte; geſchahe es doch
mehr zur Ruhmraͤthigkeit/ als daß ſie Ariovi-
ſten in ſeinem Hertzen anzutaſten entſchloſſen
waren. Bey welchem Verfolg ein Marck-
maͤnniſcher Ritter mit hundert Pferden an ei-
nem Furthe tauſend Roͤmiſche Reuter drey
Stunden lang aufhielt/ und von Arioviſten
deßhalben den Zunahmen Wolfarthshauſen;
der Ritter aber/ der der Gallier fuͤrnehmſtes
Kriegs-Zeichen noch davon brachte/ den Zu-
nahmen Rothfahn bekam. Die meiſten geblie-
benen Deutſchen waren die/ welche auf Si-
walds Verleitung das Roͤmiſche Laͤger pluͤn-
derten/ und unter der Laſt ihrer Beute das Le-
ben oder die Freyheit verlohren; wiewol ſie ſich
noch groſſen theils zu hunderten in einen Kreiß
zuſammen ſtellten/ mit ihren Schilden gleich-
ſam eine Mauer um ſich machten/ und theils
dem Feinde ihr Leben theuer verkaufften/ theils
auch ſich zu den ihrigen durch ſchlugen; und alſo
auff Seiten der Roͤmer und Gallier nicht we-
niger Todten als auf der Deutſchen Seite zu
zehlen waren. Daher auch Caͤſar/ und weil er
vernahm: daß die zwey Cattiſchen Fuͤrſten Na-
ſua und Cimber mit hundert tauſend Catten uͤ-
ber den Rhein ſetzten und denen Roͤmern die
Stirne bieten wolten/ nicht alleine mitten im
Sommer ſein abgemattetes Heer bey den Se-
quanern zur Winter-Raſt einlegte/ er aber am
Po zwey neue Legionen/ und durch die in Gal-
lien gewonnene Beute die Gemuͤther der Roͤ-
miſchen Buͤrger warb; ſondern auch/ weil er
vom Labienus vernahm: daß die Gallier des
Roͤmiſchen Jochs ſchon uͤberdruͤßig waren; und
inſonderheit die im Belgiſchen Gallien woh-
nenden Voͤlcker gegen ſo maͤchtige und ver-
daͤchtige Nachbarn ſtarcke Kriegs-Ruͤſtung an-
ſtellten/ und er derogeſtalt mit zweyen maͤchti-
gen Feinden ſich zu verwickeln nicht rath-

ſam
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[999[1001]/1063] Arminius und Thußnelda. zwungen/ iedoch Klotilde von ihrem ſich faſt verzweiffelt durchſchlagenden Ehherꝛn geret- tet. Arioviſt behielt nur noch ſeinen erſtẽ Stand/ welcher mit eigener Hand zehn Gallier/ und darunter Divitiaks Sohn/ wie auch fuͤnff Roͤ- mer erlegt hatte. Weil aber er auf beyden Sei- ten bloß ſtand/ und Craßus auf einer/ Quintus Titurius Sabinus auf der andern Seiten mit der Reuterey einbrachen/ hierunter auch die Grafen Wertheim/ Zweybruͤck/ Lengfeld/ Ror/ Buͤburg/ Julbach/ Pleßenburg/ Sinß- heim/ Schildach/ Wandelburg/ Dilling/ Se- yn/ Keßelberg/ und Thierſtein erlegt wurden/ beginnte die Schlacht-Ordnung nun auch zu zerreiſſen. Gleichwol aber wolte Arioviſt lieber ſterben als fliehen. Woruͤber er mit ſeinen hun- dert Alemaͤnniſchen auff ſeinen Leib beſtellten Grafen/ welche der Graf Fuͤrſtenberg/ Hohen- loh/ Henneberg/ und Zimbern fuͤhrten/ deroge- ſtalt ins Gedrange: daß er eine halbe Stunde lang von ſeinem Heere gantz abgeſondert fechten muſte/ und vier Pferde verlohr/ die ihm Noth- hafft/ Werdenberg/ Wildenſtein/ und Juſtin- gen vier tapfere Ritter mit Verluſt ihres Lebens darreichten; Endlich aber brachen die Ritter Wolckenſtein/ und Heydeck mit zwey tauſend Pferden durch; und brachten/ iedoch mit Ver- luſt der Ritter Beilſtein/ Ranßbergs/ Schwa- becks/ Achalms/ Druchburgs/ Mindelheims/ Weißenhorns/ Bitſches/ und vieler tapfferer Helden beyderſeits den Koͤnig zu ſeinem wei- chenden Heere; welchem er ja endlich auff be- wegliches Zureden der Seinen die Wagenburg oͤffnen ließ/ und mit der itzt anbrechenden Nacht den Roͤmern wiewol ohne offenbare Flucht/ und mit ſtets gekehrtem Antlitze und beharrender Gegenwehr das Feld raͤumte/ und ſich an das Vogeſiſche Gebuͤrge gegen die Brunnen des Fluſſes Lugnon ſetzte; allwo er von ſeinem Hee- re funffzig tauſend Mann/ ungeachtet die Roͤ- mer noch dreyßig darzu ſetzen/ mißte; am mei- ſten aber ſeine zwey Gemahlinnen/ Toͤchter und Bruder beklagte/ und ſeinen Weg durch der Rauracker Aecker zuruͤck uͤber den Rhein ſetzte. Wiewol ihm nun die Roͤmiſche Reute- rey biß an ſelbigen Fluß folgte; geſchahe es doch mehr zur Ruhmraͤthigkeit/ als daß ſie Ariovi- ſten in ſeinem Hertzen anzutaſten entſchloſſen waren. Bey welchem Verfolg ein Marck- maͤnniſcher Ritter mit hundert Pferden an ei- nem Furthe tauſend Roͤmiſche Reuter drey Stunden lang aufhielt/ und von Arioviſten deßhalben den Zunahmen Wolfarthshauſen; der Ritter aber/ der der Gallier fuͤrnehmſtes Kriegs-Zeichen noch davon brachte/ den Zu- nahmen Rothfahn bekam. Die meiſten geblie- benen Deutſchen waren die/ welche auf Si- walds Verleitung das Roͤmiſche Laͤger pluͤn- derten/ und unter der Laſt ihrer Beute das Le- ben oder die Freyheit verlohren; wiewol ſie ſich noch groſſen theils zu hunderten in einen Kreiß zuſammen ſtellten/ mit ihren Schilden gleich- ſam eine Mauer um ſich machten/ und theils dem Feinde ihr Leben theuer verkaufften/ theils auch ſich zu den ihrigen durch ſchlugen; und alſo auff Seiten der Roͤmer und Gallier nicht we- niger Todten als auf der Deutſchen Seite zu zehlen waren. Daher auch Caͤſar/ und weil er vernahm: daß die zwey Cattiſchen Fuͤrſten Na- ſua und Cimber mit hundert tauſend Catten uͤ- ber den Rhein ſetzten und denen Roͤmern die Stirne bieten wolten/ nicht alleine mitten im Sommer ſein abgemattetes Heer bey den Se- quanern zur Winter-Raſt einlegte/ er aber am Po zwey neue Legionen/ und durch die in Gal- lien gewonnene Beute die Gemuͤther der Roͤ- miſchen Buͤrger warb; ſondern auch/ weil er vom Labienus vernahm: daß die Gallier des Roͤmiſchen Jochs ſchon uͤberdruͤßig waren; und inſonderheit die im Belgiſchen Gallien woh- nenden Voͤlcker gegen ſo maͤchtige und ver- daͤchtige Nachbarn ſtarcke Kriegs-Ruͤſtung an- ſtellten/ und er derogeſtalt mit zweyen maͤchti- gen Feinden ſich zu verwickeln nicht rath- ſam

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 999[1001]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1063>, abgerufen am 10.06.2024.