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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] auffsetzen/ in den Schild aber ein Venus-Bild
mahlen lassen/ welche mit einem Fusse auff ei-
nen sich empor windenden Drachen/ mit dem
andern auf eine Himmels-Kugel trat/ um wel-
ches zu lesen war: Liebe ist stärcker als
Neid und Ehrsucht;
Da denn ieden Wor-
tes erster Buchstabe mit Gold und grösser ge-
mahlt war/ daß der Lisanue Nahmen so viel
leichter ins Gesichte fallen könte; so hatte doch
bey ihm die Eyversucht gegen Cäsarn alle Fun-
cken der Liebe vertilget; und opfferte sein grim-
miges Schwerdt die vermeinte Lisanue seiner
grimmigen Rache auff. Cotta ward vom Gra-
fen Kalb/ Brutus vom Lützelstein verwundet;
der Ritter Werdenberg/ Cilien und Leuningen
eroberten drey Fahnen; ja der gantze Römische
lincke Flügel ward biß an das grosse Läger ge-
trieben. Ariovistus hatte in der Mitte schon
auch durch den Grafen Hanau einen Römi-
schen Adler gewonnen/ und den von dem Ritter
Sarwerden verwundeten Labienus so ins Ge-
drange bracht: daß seine Ordnung auf allen
Seiten zu wancken anfieng. So bald Siwald
dieses inne ward/ befahl er: daß die Helffte sei-
nes lincken Flügels sich des Römischen kleinern
Lägers bemächtigen/ und also dem bereit flüch-
tigen Feinde die Entkommung über den
Strom Alduasdubis abschneiden solte. Er gab
selbst dem Pferde die Sporne/ und enblöste den
gantzen lincken Flügel aller Reuterey. Und
nach dem er sein Volck ohne Wiederstand in
das mit Fleiß unbesetzte Römische Läger zum
Plündern gebracht/ gieng er selbst mit etlich
hundert Pferden zum Feinde über. Also ward
der hertzhaffte Dornberg vom Cäsar umringet;
und nachdem er nach empfangenen vielen Wun-
den nebst den Rittern Rheinfeld/ Rappers-
weil/ Verlingen/ Beutelsbach/ Susenberg/
Nidow/ Witgenstein/ Sonnenberg/ Veldentz
und Jsenburg todt blieb/ der lincke deutsche Flü-
gel zertrennet. Bey dieser Gelegenheit kriegte
[Spaltenumbruch] Publius Craßus Lufft: daß er mit fünff tau-
send Reutern dem Cotta und Brutus zu Hülffe
kam/ also den Römischen lincken Flügel nicht
allein wieder zu Stande; sondern auch/ weil
der verrätherische Siwald unter dem Scheine
ihm zubringender Hülffe den tapffern Fürsten
Adolff mit einem Wurff-Spiesse tödtete/ und
Erpach vom Craßus zu Boden gerennt ward/
die andern Kriegs-Obersten Dachau/ Egens-
heim/ Zeringen/ Urach/ Waldburg/ Klin-
genberg/ Burgdorf/ Braunfels/ Leuchtenberg
und Wittelsbach nach hertzhaffter Gegenwehre
auch umkamen/ diesen gantzen Flügel in voller
Verwirrung biß an die Wagenburg trieb. All-
dieweil nun der Fürst Teck/ die Grafen Andey/
Thaley/ Schyr/ Moßbach/ Rietenberg und
Löwenstein mit ihren zum Hinterhalt gelassenen
Alemännern dem deutschen lincken Flügel wie-
der Cäsarn zu Hülffe kommen waren/ und also
daselbst alles bloß stand/ ergriffen Ariovistens
zwey Gemahlinnen/ nehmlich Hatta des Cat-
tischen Hertzogs Arabar/ und Ermildis König
Vocions Tochter/ wie auch Klotilde Salms
Gemahlin/ und Ariovistens seine zwey unver-
mählte Töchter Eunöe und Metha mit drey-
tausend andern edlen Frauen die in der Wa-
genburg zur Verwahrung gelassenen Waffen;
fielen die dem flüchtigen rechten Flügel in den
Eisen liegende Römer so verzweiffelt an: daß
sie mit Hülffe derer herzu rennenden Ritter
Randeck/ Abensberg/ Hitpoltstein/ Schaum-
burg/ Orlemund/ und Honstein die Deutschen
wieder zum Stande brachten/ und daselbst das
Treffen noch zwey Stunden währte. Endlich
aber wurden beyde Gemahlinnen Ariovistens
durchstochen/ Metha von Pferden zertreten/
Eunöe/ welche für Müdigkeit den Degen nicht
mehr halten konte/ wie auch nach Verlust drey-
er Pferde der Hertzog Teck/ Graff Haßban/
Görtz/ Waltey/ Simmern/ Bogen/ Kyrburg/
Spanheim/ Pfulendorff/ und Heiligenberg
gefangen; und also beyde Flügel zu weichen ge-

zwungen/

Siebendes Buch
[Spaltenumbruch] auffſetzen/ in den Schild aber ein Venus-Bild
mahlen laſſen/ welche mit einem Fuſſe auff ei-
nen ſich empor windenden Drachen/ mit dem
andern auf eine Himmels-Kugel trat/ um wel-
ches zu leſen war: Liebe iſt ſtaͤrcker als
Neid und Ehrſucht;
Da denn ieden Wor-
tes erſter Buchſtabe mit Gold und groͤſſer ge-
mahlt war/ daß der Liſanue Nahmen ſo viel
leichter ins Geſichte fallen koͤnte; ſo hatte doch
bey ihm die Eyverſucht gegen Caͤſarn alle Fun-
cken der Liebe vertilget; und opfferte ſein grim-
miges Schwerdt die vermeinte Liſanue ſeiner
grimmigen Rache auff. Cotta ward vom Gra-
fen Kalb/ Brutus vom Luͤtzelſtein verwundet;
der Ritter Werdenberg/ Cilien und Leuningen
eroberten drey Fahnen; ja der gantze Roͤmiſche
lincke Fluͤgel ward biß an das groſſe Laͤger ge-
trieben. Arioviſtus hatte in der Mitte ſchon
auch durch den Grafen Hanau einen Roͤmi-
ſchen Adler gewonnen/ und den von dem Ritter
Sarwerden verwundeten Labienus ſo ins Ge-
drange bracht: daß ſeine Ordnung auf allen
Seiten zu wancken anfieng. So bald Siwald
dieſes inne ward/ befahl er: daß die Helffte ſei-
nes lincken Fluͤgels ſich des Roͤmiſchen kleinern
Laͤgers bemaͤchtigen/ und alſo dem bereit fluͤch-
tigen Feinde die Entkommung uͤber den
Strom Alduasdubis abſchneiden ſolte. Er gab
ſelbſt dem Pferde die Sporne/ und enbloͤſte den
gantzen lincken Fluͤgel aller Reuterey. Und
nach dem er ſein Volck ohne Wiederſtand in
das mit Fleiß unbeſetzte Roͤmiſche Laͤger zum
Pluͤndern gebracht/ gieng er ſelbſt mit etlich
hundert Pferden zum Feinde uͤber. Alſo ward
der hertzhaffte Dornberg vom Caͤſar umringet;
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den nebſt den Rittern Rheinfeld/ Rappers-
weil/ Verlingen/ Beutelsbach/ Suſenberg/
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und Jſenburg todt blieb/ der lincke deutſche Fluͤ-
gel zertrennet. Bey dieſer Gelegenheit kriegte
[Spaltenumbruch] Publius Craßus Lufft: daß er mit fuͤnff tau-
ſend Reutern dem Cotta und Brutus zu Huͤlffe
kam/ alſo den Roͤmiſchen lincken Fluͤgel nicht
allein wieder zu Stande; ſondern auch/ weil
der verraͤtheriſche Siwald unter dem Scheine
ihm zubringender Huͤlffe den tapffern Fuͤrſten
Adolff mit einem Wurff-Spieſſe toͤdtete/ und
Erpach vom Craßus zu Boden gerennt ward/
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heim/ Zeringen/ Urach/ Waldburg/ Klin-
genberg/ Burgdorf/ Braunfels/ Leuchtenberg
und Wittelsbach nach hertzhaffter Gegenwehre
auch umkamen/ dieſen gantzen Fluͤgel in voller
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dieweil nun der Fuͤrſt Teck/ die Grafen Andey/
Thaley/ Schyr/ Moßbach/ Rietenberg und
Loͤwenſtein mit ihren zum Hinterhalt gelaſſenẽ
Alemaͤnnern dem deutſchen lincken Fluͤgel wie-
der Caͤſarn zu Huͤlffe kommen waren/ und alſo
daſelbſt alles bloß ſtand/ ergriffen Arioviſtens
zwey Gemahlinnen/ nehmlich Hatta des Cat-
tiſchen Hertzogs Arabar/ und Ermildis Koͤnig
Vocions Tochter/ wie auch Klotilde Salms
Gemahlin/ und Arioviſtens ſeine zwey unver-
maͤhlte Toͤchter Eunoͤe und Metha mit drey-
tauſend andern edlen Frauen die in der Wa-
genburg zur Verwahrung gelaſſenen Waffen;
fielen die dem fluͤchtigen rechten Fluͤgel in den
Eiſen liegende Roͤmer ſo verzweiffelt an: daß
ſie mit Huͤlffe derer herzu rennenden Ritter
Randeck/ Abensberg/ Hitpoltſtein/ Schaum-
burg/ Orlemund/ und Honſtein die Deutſchen
wieder zum Stande brachten/ und daſelbſt das
Treffen noch zwey Stunden waͤhrte. Endlich
aber wurden beyde Gemahlinnen Arioviſtens
durchſtochen/ Metha von Pferden zertreten/
Eunoͤe/ welche fuͤr Muͤdigkeit den Degen nicht
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er Pferde der Hertzog Teck/ Graff Haßban/
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gefangen; und alſo beyde Fluͤgel zu weichen ge-

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 998[1000]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1062>, abgerufen am 03.07.2024.