Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Siebendes Buch [Spaltenumbruch]
Vangionen/ und Briton der HermundurerHertzog. Denn wie die mehrern Sonnen im Himmel nichts gutes bedeuten; also ziehet auch die Zusammenkunfft vieler großmüthigen Fürsten in einem Reiche tausenderley Unge- mach nach sich; in dem zwar in einem kleinen Gefässe viel kleine Pflantzen/ aber auch in dem grössesten nicht zwey oder mehr Palmbäume und Zedern Raum haben; sondern eine die an- dere verdämmet/ oder durch allzustarcken Trieb das Gefäße gar zersprenget. Bey solcher Be- schaffenheit schätzte ein ieder sich den würdigsten zum obersten Feld-Herrn Deutschlandes. Und ob wol Hertzog Aembrich für sich das Wort des verstorbenen Hertzog Malorichs hatte; so war dieses doch vielmehr ein Rath/ als eine Wahl/ welche nicht bey dem Erblaßer/ sondern in der blossen Willkühr der deutschen Fürsten bestehet. Uber diß stach diese die grosse Macht der Che- rusker/ und die Nachfolge so vieler Feldherren aus diesem einigen Hause nicht wenig in die Au- gen; zugeschweigen: daß Ariovist/ Briton und Arabar/ welche theils denen Barden/ theils den Eubagen beypflichteten/ dem es mit den Druy- den haltenden Fürsten Aembrich allem Ver- muthen nach das Hefft in die Hände zu geben nicht allerdings sicher hielten. Die aller gröste Hinderniß aber brach allererst herfür durch den Auffstand der Quaden; welche meist denen Barden beypflichteten/ sich aber von den Druy- den gedruckt zu seyn beklagten/ über diß dem Hertzoge Aembrich kein Erb-Recht über sie zu enträumen vermeinten/ anfangs sich dem be- nachbarten Briton/ und/ als dieser es aus einer Heldenmäßigen Großmüthigkeit ablehnte/ dem Cattischen Fürsten Arabar sich unterga- ben. Arabar verband sich mit dem Könige der Dacier Decebal/ welcher von dem Flusse Cusus biß zu denen Bastarnen alles beherrschte; Die Marsinger/ Gothiner/ und Pannonier traten auf seine Seite; der Britannier König Caßi- bellin/ und der Cimbern König Friedlev ver- [Spaltenumbruch] trösteten ihn grosser Hülffe. Auf welchen letz- ten gantz Deutschland ein grosses Absehen hatte; weil er die Kriegerische Jungfrau der Gothen und Riesin Rusila/ welche mit zweyen Fingern das stärckste Hufeisen zerreissen/ einen mittel- mäßigen Baum mit den Wurtzeln ausreissen konte/ im Zweykampffe erlegt; den Hillevio- ner Hertzog Huirvill im Kriege überwunden/ die Orcadischen Eylande und die Haupt-Stadt in Hibernien Duflin durch Krieges-List ero- bert; auch/ als er daselbst von der Menge seiner Feinde gantz umringt war/ sich dennoch durch Auffstellung seiner vorhin erlegten Kriegs- Leute glücklich an den Seestrand und nach Hause gezogen hatte. Für aller Menschen Augen schien Hertzog Aembrich verlohren zu seyn; aber dieser Held erlangte mit Hüffe der Ubier bey der Stadt Boviasinum einen so herr- lichen Sieg: daß Arabar mit Noth entran/ und sich in Gallien flüchtete. Die Dacier zwang er auch alsofort Friede zu machen; nach dem der König der Cimbern Friedlev sein Reich wegen der Svioner/ Sitoner und Fennen Königs Gotar seiner Macht nicht entblössen dorffte/ welcher zu einem grossen Kriege sich rüstete/ nie- mand aber seinen Feind erforschen konte. Wie nun kein kräfftiger Magnet ist der Menschen Gemüther an sich zu ziehen/ als Tugend und Glücke; also ward Hertzog Aembrich ohne ei- niges Wiedersprechen zum Feldherrn erkläret; ja Briton selbst vereinigte mit ihm seine Waffen wieder seine Feinde/ und Aembrich räumte der Ubier Hertzoge Dorulac ein Theil der vom A- rabar verlohrnen Landschafften ein. Die Rö- mer aber schickten ihm eine güldene Krone/ ei- nen Purpur-Mantel/ und einen Helffenbei- nernen Stul/ nennten ihn ihren Freund/ Bru- der und Bundgenossen. Der Alemänner Hertzog Ariovist schlug zwar nen
Siebendes Buch [Spaltenumbruch]
Vangionen/ und Briton der HermundurerHertzog. Denn wie die mehrern Sonnen im Himmel nichts gutes bedeuten; alſo ziehet auch die Zuſammenkunfft vieler großmuͤthigen Fuͤrſten in einem Reiche tauſenderley Unge- mach nach ſich; in dem zwar in einem kleinen Gefaͤſſe viel kleine Pflantzen/ aber auch in dem groͤſſeſten nicht zwey oder mehr Palmbaͤume und Zedern Raum haben; ſondern eine die an- dere verdaͤmmet/ oder durch allzuſtarcken Trieb das Gefaͤße gar zerſprenget. Bey ſolcher Be- ſchaffenheit ſchaͤtzte ein ieder ſich den wuͤrdigſten zum oberſten Feld-Herrn Deutſchlandes. Und ob wol Hertzog Aembrich fuͤr ſich das Wort des verſtorbenen Hertzog Malorichs hatte; ſo war dieſes doch vielmehr ein Rath/ als eine Wahl/ welche nicht bey dem Erblaßer/ ſondern in der bloſſen Willkuͤhr der deutſchen Fuͤrſten beſtehet. Uber diß ſtach dieſe die groſſe Macht der Che- rusker/ und die Nachfolge ſo vieler Feldherren aus dieſem einigen Hauſe nicht wenig in die Au- gen; zugeſchweigen: daß Arioviſt/ Briton und Arabar/ welche theils denen Barden/ theils den Eubagen beypflichteten/ dem es mit den Druy- den haltenden Fuͤrſten Aembrich allem Ver- muthen nach das Hefft in die Haͤnde zu geben nicht allerdings ſicher hielten. Die aller groͤſte Hinderniß aber brach allererſt herfuͤr durch den Auffſtand der Quaden; welche meiſt denen Barden beypflichteten/ ſich aber von den Druy- den gedruckt zu ſeyn beklagten/ uͤber diß dem Hertzoge Aembrich kein Erb-Recht uͤber ſie zu entraͤumen vermeinten/ anfangs ſich dem be- nachbarten Briton/ und/ als dieſer es aus einer Heldenmaͤßigen Großmuͤthigkeit ablehnte/ dem Cattiſchen Fuͤrſten Arabar ſich unterga- ben. Arabar verband ſich mit dem Koͤnige der Dacier Decebal/ welcher von dem Fluſſe Cuſus biß zu denen Baſtarnen alles beherrſchte; Die Marſinger/ Gothiner/ und Pannonier traten auf ſeine Seite; der Britannier Koͤnig Caßi- bellin/ und der Cimbern Koͤnig Friedlev ver- [Spaltenumbruch] troͤſteten ihn groſſer Huͤlffe. Auf welchen letz- ten gantz Deutſchland ein groſſes Abſehen hatte; weil er die Kriegeriſche Jungfrau der Gothen und Rieſin Ruſila/ welche mit zweyen Fingern das ſtaͤrckſte Hufeiſen zerreiſſen/ einen mittel- maͤßigen Baum mit den Wurtzeln ausreiſſen konte/ im Zweykampffe erlegt; den Hillevio- ner Hertzog Huirvill im Kriege uͤberwunden/ die Orcadiſchen Eylande und die Haupt-Stadt in Hibernien Duflin durch Krieges-Liſt ero- bert; auch/ als er daſelbſt von der Menge ſeiner Feinde gantz umringt war/ ſich dennoch durch Auffſtellung ſeiner vorhin erlegten Kriegs- Leute gluͤcklich an den Seeſtrand und nach Hauſe gezogen hatte. Fuͤr aller Menſchen Augen ſchien Hertzog Aembrich verlohren zu ſeyn; aber dieſer Held erlangte mit Huͤffe der Ubier bey der Stadt Boviaſinum einen ſo herꝛ- lichen Sieg: daß Arabar mit Noth entran/ und ſich in Gallien fluͤchtete. Die Dacier zwang er auch alſofort Friede zu machen; nach dem der Koͤnig der Cimbern Friedlev ſein Reich wegen der Svioner/ Sitoner und Fennen Koͤnigs Gotar ſeiner Macht nicht entbloͤſſen dorffte/ welcher zu einem groſſen Kriege ſich ruͤſtete/ nie- mand aber ſeinen Feind erforſchen konte. Wie nun kein kraͤfftiger Magnet iſt der Menſchen Gemuͤther an ſich zu ziehen/ als Tugend und Gluͤcke; alſo ward Hertzog Aembrich ohne ei- niges Wiederſprechen zum Feldherrn erklaͤret; ja Briton ſelbſt vereinigte mit ihm ſeine Waffen wieder ſeine Feinde/ und Aembrich raͤumte der Ubier Hertzoge Dorulac ein Theil der vom A- rabar verlohrnen Landſchafften ein. Die Roͤ- mer aber ſchickten ihm eine guͤldene Krone/ ei- nen Purpur-Mantel/ und einen Helffenbei- nernen Stul/ nennten ihn ihren Freund/ Bru- der und Bundgenoſſen. Der Alemaͤnner Hertzog Arioviſt ſchlug zwaꝛ nen
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Siebendes Buch
Vangionen/ und Briton der Hermundurer
Hertzog. Denn wie die mehrern Sonnen im
Himmel nichts gutes bedeuten; alſo ziehet
auch die Zuſammenkunfft vieler großmuͤthigen
Fuͤrſten in einem Reiche tauſenderley Unge-
mach nach ſich; in dem zwar in einem kleinen
Gefaͤſſe viel kleine Pflantzen/ aber auch in dem
groͤſſeſten nicht zwey oder mehr Palmbaͤume
und Zedern Raum haben; ſondern eine die an-
dere verdaͤmmet/ oder durch allzuſtarcken Trieb
das Gefaͤße gar zerſprenget. Bey ſolcher Be-
ſchaffenheit ſchaͤtzte ein ieder ſich den wuͤrdigſten
zum oberſten Feld-Herrn Deutſchlandes. Und
ob wol Hertzog Aembrich fuͤr ſich das Wort des
verſtorbenen Hertzog Malorichs hatte; ſo war
dieſes doch vielmehr ein Rath/ als eine Wahl/
welche nicht bey dem Erblaßer/ ſondern in der
bloſſen Willkuͤhr der deutſchen Fuͤrſten beſtehet.
Uber diß ſtach dieſe die groſſe Macht der Che-
rusker/ und die Nachfolge ſo vieler Feldherren
aus dieſem einigen Hauſe nicht wenig in die Au-
gen; zugeſchweigen: daß Arioviſt/ Briton und
Arabar/ welche theils denen Barden/ theils den
Eubagen beypflichteten/ dem es mit den Druy-
den haltenden Fuͤrſten Aembrich allem Ver-
muthen nach das Hefft in die Haͤnde zu geben
nicht allerdings ſicher hielten. Die aller groͤſte
Hinderniß aber brach allererſt herfuͤr durch den
Auffſtand der Quaden; welche meiſt denen
Barden beypflichteten/ ſich aber von den Druy-
den gedruckt zu ſeyn beklagten/ uͤber diß dem
Hertzoge Aembrich kein Erb-Recht uͤber ſie zu
entraͤumen vermeinten/ anfangs ſich dem be-
nachbarten Briton/ und/ als dieſer es aus einer
Heldenmaͤßigen Großmuͤthigkeit ablehnte/
dem Cattiſchen Fuͤrſten Arabar ſich unterga-
ben. Arabar verband ſich mit dem Koͤnige der
Dacier Decebal/ welcher von dem Fluſſe Cuſus
biß zu denen Baſtarnen alles beherrſchte; Die
Marſinger/ Gothiner/ und Pannonier traten
auf ſeine Seite; der Britannier Koͤnig Caßi-
bellin/ und der Cimbern Koͤnig Friedlev ver-
troͤſteten ihn groſſer Huͤlffe. Auf welchen letz-
ten gantz Deutſchland ein groſſes Abſehen hatte;
weil er die Kriegeriſche Jungfrau der Gothen
und Rieſin Ruſila/ welche mit zweyen Fingern
das ſtaͤrckſte Hufeiſen zerreiſſen/ einen mittel-
maͤßigen Baum mit den Wurtzeln ausreiſſen
konte/ im Zweykampffe erlegt; den Hillevio-
ner Hertzog Huirvill im Kriege uͤberwunden/
die Orcadiſchen Eylande und die Haupt-Stadt
in Hibernien Duflin durch Krieges-Liſt ero-
bert; auch/ als er daſelbſt von der Menge ſeiner
Feinde gantz umringt war/ ſich dennoch durch
Auffſtellung ſeiner vorhin erlegten Kriegs-
Leute gluͤcklich an den Seeſtrand und nach
Hauſe gezogen hatte. Fuͤr aller Menſchen
Augen ſchien Hertzog Aembrich verlohren zu
ſeyn; aber dieſer Held erlangte mit Huͤffe der
Ubier bey der Stadt Boviaſinum einen ſo herꝛ-
lichen Sieg: daß Arabar mit Noth entran/ und
ſich in Gallien fluͤchtete. Die Dacier zwang
er auch alſofort Friede zu machen; nach dem der
Koͤnig der Cimbern Friedlev ſein Reich wegen
der Svioner/ Sitoner und Fennen Koͤnigs
Gotar ſeiner Macht nicht entbloͤſſen dorffte/
welcher zu einem groſſen Kriege ſich ruͤſtete/ nie-
mand aber ſeinen Feind erforſchen konte. Wie
nun kein kraͤfftiger Magnet iſt der Menſchen
Gemuͤther an ſich zu ziehen/ als Tugend und
Gluͤcke; alſo ward Hertzog Aembrich ohne ei-
niges Wiederſprechen zum Feldherrn erklaͤret;
ja Briton ſelbſt vereinigte mit ihm ſeine Waffen
wieder ſeine Feinde/ und Aembrich raͤumte der
Ubier Hertzoge Dorulac ein Theil der vom A-
rabar verlohrnen Landſchafften ein. Die Roͤ-
mer aber ſchickten ihm eine guͤldene Krone/ ei-
nen Purpur-Mantel/ und einen Helffenbei-
nernen Stul/ nennten ihn ihren Freund/ Bru-
der und Bundgenoſſen.
Der Alemaͤnner Hertzog Arioviſt ſchlug zwaꝛ
ſein erſteres Abſehen dieſe Wuͤrde zu erlangen
aus der Acht. Zumahl er vernuͤnfftig wahr-
nahm: daß ſie eine groſſe Uberlaſt/ aber nur ei-
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 986[988]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1050>, abgerufen am 17.06.2024. |