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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] auffs eusserste bedrängt und bestürmet; Aber Pi-
sistratus vertheidigte selbte fast über menschliche
Vernunfft; und zwar durch diesen den Ein-
wohnern beygebrachten Aberglauben: daß die
ihm im Schlaffe erscheinende Proserpina ver-
sprochen hätte wieder die Pontischen Pfeiffer
einen Africanischen zu schicken. Massen denn
folgenden Tag ein hefftiger Sud-Wind von
Africa herstrich; und Mithridatens Sturm-
Thürme alle über einen Hauffen warff. End-
lich aber wäre doch die Stadt aus Verzweiffe-
lung über gegangen; wenn nicht ein Deutscher
ihm unter die Armen Blasen gebunden/ an die
Füsse Bley gehenckt/ und über das Meer durch
die Pontischen Schiffe in den Cycikischen Ha-
fen geschwommen/ und durch berichtete Anwe-
senheit des Lucullus und Dejotars sie zu tapffe-
rer Gegenwehr aufgemuntert hätte. Wie nun
bey herrückender Winters-Zeit dem Mithri-
dates auch zur See die Zufuhre entfiel/ zwang
der Hunger ihn ein grosses Theil/ und fast alle
Reuterey seines Heeres weg zu schicken; Alleine
Dejotar war ihnen mit seiner Reuterey bald in
Eisen/ und zwang sie an dem Flusse Rhynda-
cus Stand zu halten; Lucullus folgte mit einem
Theile des Heeres; und erschlug daselbst eine
grosse Menge/ funffzehntausend Kriegs-Leute/
sechs tausend Pferde/ und eine unglaubliche
Menge Vieh ward gefangen. Wenig Tage
darnach schlug Mamercus den Fannius und
Methrophanes in Mösien. Weil aber Eu-
machus Mithridatens Feld-Hauptmann im
Pisidien/ und bey den Jsauriern den Meister
spielte; eilte Dejotar seinen Deutschen zu Hülf-
fe/ und traff das zerstreute Heer des Eumachus
unter dem Berge Didymus in voller Sicher-
heit an/ schlug selbtes in die Flucht/ ehe es sich
recht setzen konte; funffzehntausend musten über
die Klinge springen/ und nicht weniger wurden
mit unschätzbarer Beute gefangen. Hierüber
verlohr Mithridates alle Hoffnung die Stadt
Cycicus zu erobern; ließ also den Hermeus und
[Spaltenumbruch] Fannius dafür/ er aber schiffte des Nachts dar-
von. Die zurückgelassenen wu[r]den theils von
dem ausfallenden Pisistratus im Läger/ theils
vom Lucullus am Flusse Esepus und zwar in
so grosser Anzahl erschlagen: daß dieser und der
Fluß Granicus sich von ihrem Blute färbte.
Also kostete diese Belägerung Mithridaten ü-
ber dreyhundert tausend Menschen; sein See-
Hauptmann Aristonicus ward hierauff gefan-
gen/ viel Schiffe ihm durch Ungewitter zer-
schmettert/ Apamea und Prusa erobert; und auf
Anleitung eines zu Troas in dem Tempel der
Venus habenden Traumes/ bemeisterte Lu-
cullus bey Tenedos vollends die feindliche
Schiff-Flotte; und endlich kriegte er nebst an-
dern Pontischen Fürsten auch den Rathherrn
Varius gefangen/ welchem er alsofort den Kopff
abschlagen ließ. Ja wenn Poconius nicht mit dem
Samothracischen Aberglauben die Sache unzei-
tig versäumt hätte/ wäre ihm Mithridates mit
der Stadt Ni[c]omedia selbst in die Hände gefallen.
Mithridates flohe von dar zur See nach Hau-
se; verlohr aber wieder durch Schiffbruch sech-
zig Schiffe/ und zehntausend vom Kerne seines
Krieges-Volckes; gleich als wenn Himmel/
Erde und Meer sich ihn zu vertilgen verschwo-
ren hätte. Bey welcher Menge Unglücks
dieser kleine Sonnenschein hervor blickte: daß
die Stadt Heraclea diesen flüchtigen König ein-
ließ/ und unter den Deutschen von den Römern
aus Jsaura vertriebenen Fürsten Konnachorich
mit vier tausend Mann zur Besatzung ein-
nahm. Mithridates aber lidt noch einmahl
Schiffbruch/ und kam auf einem gedungenen
Raub-Schiffe selbst kaum nach Sinope. Von
dar reisete er nach Anisus/ besprach sich daselbst
mit dem Könige Tigranes/ endlich zu seinem
über die Bosphoraner herrschenden Sohne
Machar. Den Diocles schickte er mit einem
grossen Schatze zu den Scythen um Hülffe;
dieser aber flohe darmit zum Lucullus/ welcher
Amisus und Eupatoria/ durch den Dejotar a-

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] auffs euſſerſte bedraͤngt und beſtuͤrmet; Aber Pi-
ſiſtratus vertheidigte ſelbte faſt uͤber menſchliche
Vernunfft; und zwar durch dieſen den Ein-
wohnern beygebrachten Aberglauben: daß die
ihm im Schlaffe erſcheinende Proſerpina ver-
ſprochen haͤtte wieder die Pontiſchen Pfeiffer
einen Africaniſchen zu ſchicken. Maſſen denn
folgenden Tag ein hefftiger Sud-Wind von
Africa herſtrich; und Mithridatens Sturm-
Thuͤrme alle uͤber einen Hauffen warff. End-
lich aber waͤre doch die Stadt aus Verzweiffe-
lung uͤber gegangen; wenn nicht ein Deutſcher
ihm unter die Armen Blaſen gebunden/ an die
Fuͤſſe Bley gehenckt/ und uͤber das Meer durch
die Pontiſchen Schiffe in den Cycikiſchen Ha-
fen geſchwommen/ und durch berichtete Anwe-
ſenheit des Lucullus und Dejotars ſie zu tapffe-
rer Gegenwehr aufgemuntert haͤtte. Wie nun
bey herruͤckender Winters-Zeit dem Mithri-
dates auch zur See die Zufuhre entfiel/ zwang
der Hunger ihn ein groſſes Theil/ und faſt alle
Reuterey ſeines Heeres weg zu ſchicken; Alleine
Dejotar war ihnen mit ſeiner Reuterey bald in
Eiſen/ und zwang ſie an dem Fluſſe Rhynda-
cus Stand zu halten; Lucullus folgte mit einem
Theile des Heeres; und erſchlug daſelbſt eine
groſſe Menge/ funffzehntauſend Kriegs-Leute/
ſechs tauſend Pferde/ und eine unglaubliche
Menge Vieh ward gefangen. Wenig Tage
darnach ſchlug Mamercus den Fannius und
Methrophanes in Moͤſien. Weil aber Eu-
machus Mithridatens Feld-Hauptmann im
Piſidien/ und bey den Jſauriern den Meiſter
ſpielte; eilte Dejotar ſeinen Deutſchen zu Huͤlf-
fe/ und traff das zerſtreute Heer des Eumachus
unter dem Berge Didymus in voller Sicher-
heit an/ ſchlug ſelbtes in die Flucht/ ehe es ſich
recht ſetzen konte; funffzehntauſend muſten uͤber
die Klinge ſpringen/ und nicht weniger wurden
mit unſchaͤtzbarer Beute gefangen. Hieruͤber
verlohr Mithridates alle Hoffnung die Stadt
Cycicus zu erobern; ließ alſo den Hermeus und
[Spaltenumbruch] Fannius dafuͤr/ er aber ſchiffte des Nachts dar-
von. Die zuruͤckgelaſſenen wu[r]den theils von
dem ausfallenden Piſiſtratus im Laͤger/ theils
vom Lucullus am Fluſſe Eſepus und zwar in
ſo groſſer Anzahl erſchlagen: daß dieſer und der
Fluß Granicus ſich von ihrem Blute faͤrbte.
Alſo koſtete dieſe Belaͤgerung Mithridaten uͤ-
ber dreyhundert tauſend Menſchen; ſein See-
Hauptmann Ariſtonicus ward hierauff gefan-
gen/ viel Schiffe ihm durch Ungewitter zer-
ſchmettert/ Apamea und Pruſa erobert; und auf
Anleitung eines zu Troas in dem Tempel der
Venus habenden Traumes/ bemeiſterte Lu-
cullus bey Tenedos vollends die feindliche
Schiff-Flotte; und endlich kriegte er nebſt an-
dern Pontiſchen Fuͤrſten auch den Rathherrn
Varius gefangen/ welchem er alſofort den Kopff
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Samothraciſchen Aberglaubẽ die Sache unzei-
tig verſaͤumt haͤtte/ waͤre ihm Mithridates mit
deꝛ Stadt Ni[c]omedia ſelbſt in die Haͤnde gefallẽ.
Mithridates flohe von dar zur See nach Hau-
ſe; verlohr aber wieder durch Schiffbruch ſech-
zig Schiffe/ und zehntauſend vom Kerne ſeines
Krieges-Volckes; gleich als wenn Himmel/
Erde und Meer ſich ihn zu vertilgen verſchwo-
ren haͤtte. Bey welcher Menge Ungluͤcks
dieſer kleine Sonnenſchein hervor blickte: daß
die Stadt Heraclea dieſen fluͤchtigen Koͤnig ein-
ließ/ und unter den Deutſchen von den Roͤmern
aus Jſaura vertriebenen Fuͤrſten Konnachorich
mit vier tauſend Mann zur Beſatzung ein-
nahm. Mithridates aber lidt noch einmahl
Schiffbruch/ und kam auf einem gedungenen
Raub-Schiffe ſelbſt kaum nach Sinope. Von
dar reiſete er nach Aniſus/ beſprach ſich daſelbſt
mit dem Koͤnige Tigranes/ endlich zu ſeinem
uͤber die Boſphoraner herrſchenden Sohne
Machar. Den Diocles ſchickte er mit einem
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[947[949]/1009] Arminius und Thußnelda. auffs euſſerſte bedraͤngt und beſtuͤrmet; Aber Pi- ſiſtratus vertheidigte ſelbte faſt uͤber menſchliche Vernunfft; und zwar durch dieſen den Ein- wohnern beygebrachten Aberglauben: daß die ihm im Schlaffe erſcheinende Proſerpina ver- ſprochen haͤtte wieder die Pontiſchen Pfeiffer einen Africaniſchen zu ſchicken. Maſſen denn folgenden Tag ein hefftiger Sud-Wind von Africa herſtrich; und Mithridatens Sturm- Thuͤrme alle uͤber einen Hauffen warff. End- lich aber waͤre doch die Stadt aus Verzweiffe- lung uͤber gegangen; wenn nicht ein Deutſcher ihm unter die Armen Blaſen gebunden/ an die Fuͤſſe Bley gehenckt/ und uͤber das Meer durch die Pontiſchen Schiffe in den Cycikiſchen Ha- fen geſchwommen/ und durch berichtete Anwe- ſenheit des Lucullus und Dejotars ſie zu tapffe- rer Gegenwehr aufgemuntert haͤtte. Wie nun bey herruͤckender Winters-Zeit dem Mithri- dates auch zur See die Zufuhre entfiel/ zwang der Hunger ihn ein groſſes Theil/ und faſt alle Reuterey ſeines Heeres weg zu ſchicken; Alleine Dejotar war ihnen mit ſeiner Reuterey bald in Eiſen/ und zwang ſie an dem Fluſſe Rhynda- cus Stand zu halten; Lucullus folgte mit einem Theile des Heeres; und erſchlug daſelbſt eine groſſe Menge/ funffzehntauſend Kriegs-Leute/ ſechs tauſend Pferde/ und eine unglaubliche Menge Vieh ward gefangen. Wenig Tage darnach ſchlug Mamercus den Fannius und Methrophanes in Moͤſien. Weil aber Eu- machus Mithridatens Feld-Hauptmann im Piſidien/ und bey den Jſauriern den Meiſter ſpielte; eilte Dejotar ſeinen Deutſchen zu Huͤlf- fe/ und traff das zerſtreute Heer des Eumachus unter dem Berge Didymus in voller Sicher- heit an/ ſchlug ſelbtes in die Flucht/ ehe es ſich recht ſetzen konte; funffzehntauſend muſten uͤber die Klinge ſpringen/ und nicht weniger wurden mit unſchaͤtzbarer Beute gefangen. Hieruͤber verlohr Mithridates alle Hoffnung die Stadt Cycicus zu erobern; ließ alſo den Hermeus und Fannius dafuͤr/ er aber ſchiffte des Nachts dar- von. Die zuruͤckgelaſſenen wurden theils von dem ausfallenden Piſiſtratus im Laͤger/ theils vom Lucullus am Fluſſe Eſepus und zwar in ſo groſſer Anzahl erſchlagen: daß dieſer und der Fluß Granicus ſich von ihrem Blute faͤrbte. Alſo koſtete dieſe Belaͤgerung Mithridaten uͤ- ber dreyhundert tauſend Menſchen; ſein See- Hauptmann Ariſtonicus ward hierauff gefan- gen/ viel Schiffe ihm durch Ungewitter zer- ſchmettert/ Apamea und Pruſa erobert; und auf Anleitung eines zu Troas in dem Tempel der Venus habenden Traumes/ bemeiſterte Lu- cullus bey Tenedos vollends die feindliche Schiff-Flotte; und endlich kriegte er nebſt an- dern Pontiſchen Fuͤrſten auch den Rathherrn Varius gefangen/ welchem er alſofort den Kopff abſchlagẽ ließ. Ja weñ Poconius nicht mit dem Samothraciſchen Aberglaubẽ die Sache unzei- tig verſaͤumt haͤtte/ waͤre ihm Mithridates mit deꝛ Stadt Nicomedia ſelbſt in die Haͤnde gefallẽ. Mithridates flohe von dar zur See nach Hau- ſe; verlohr aber wieder durch Schiffbruch ſech- zig Schiffe/ und zehntauſend vom Kerne ſeines Krieges-Volckes; gleich als wenn Himmel/ Erde und Meer ſich ihn zu vertilgen verſchwo- ren haͤtte. Bey welcher Menge Ungluͤcks dieſer kleine Sonnenſchein hervor blickte: daß die Stadt Heraclea dieſen fluͤchtigen Koͤnig ein- ließ/ und unter den Deutſchen von den Roͤmern aus Jſaura vertriebenen Fuͤrſten Konnachorich mit vier tauſend Mann zur Beſatzung ein- nahm. Mithridates aber lidt noch einmahl Schiffbruch/ und kam auf einem gedungenen Raub-Schiffe ſelbſt kaum nach Sinope. Von dar reiſete er nach Aniſus/ beſprach ſich daſelbſt mit dem Koͤnige Tigranes/ endlich zu ſeinem uͤber die Boſphoraner herrſchenden Sohne Machar. Den Diocles ſchickte er mit einem groſſen Schatze zu den Scythen um Huͤlffe; dieſer aber flohe darmit zum Lucullus/ welcher Amiſus und Eupatoria/ durch den Dejotar a- ber D d d d d d 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 947[949]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1009>, abgerufen am 17.06.2024.