Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite
CLEOPATRA.
575.Wenn ihr di Zeit- und Glückes-Flucht/
Durch euren Witz zu hemmen sucht.
Glaubt: daß ihr Sinn/ und Hand hirumb vergebens schärf't/
Und ohne Frucht und Grund in Trübsand Ancker wärfft.
Lachesis. Durch euren Witz ist nichts gethan.
580.Dem Clotho legt den Rocken an;
Di/ was/ und wiviel ihr belibt
Zu eurem Lebens Fadem gibt.
Wi der Verbängnüs-Schluß euch gram ist oder hold/
Gebraucht si euch darzu Flachs/ Seide/ Silber/ Gold.
585.
Atropos. Was Tag und Nacht mit euch beginnt/
Dis ist/ was Lachesis euch spinnt.
Schaut wi ihr eisern Wirtel schwirrt/
Wi ihre Faust das Garn verwirr't/
Es nütz't und schadet auch der Sterne kräftig Lauff/
590.Nach dem di Parce Garn dreh't auf di Spindel auff.
Clotho Wenn Lachesis den Lebens Drat
Aufs köstlichste gesponnen hat/
So steht es meiner Schwester frei/
Zu reissen Garn und Geist entzwei.
595.Gleich wi di Ros' oft stirb't eh' sich di Knosp' aufmacht/
So mach't euch Atrapos aus Mittag Mitternacht.
Alle drei. Der Jugend Glutt/ des Alters Eiß/
Der Wollust Dunst/ der Tugend Preiß/
Der Purper und ein Hären Kleid/
600.Der Zepter und ein Grabescheid/
Gib't euch kein neues Recht/ uns keinen Ordnungs-Zwang/
Wir theil'n nach willkühr aus Geburth/ Blüth'/ Untergang.
Clotho. Cleopatrens versponnen Gold/
Wehrt länger nicht als ich gewolt.
605.Das Silber des Anton wird Bley/
Eh' es der Unfall reist' entzwei.
Eh' man di Hand dreh't und/ der blick vom Auge sährt/
Hab' ich di Seid in Strick/ Scarlat in Stro verkehrt.
Lachesis. Jch spaan am Nilus dem Anton/
610.Das Gold zum Purper und zur Kron/
Und
E
CLEOPATRA.
575.Wenn ihr di Zeit- und Gluͤckes-Flucht/
Durch euren Witz zu hemmen ſucht.
Glaubt: daß ihr Sinn/ und Hand hirumb vergebens ſchaͤrf’t/
Und ohne Frucht und Grund in Truͤbſand Ancker waͤrfft.
Lacheſis. Durch euren Witz iſt nichts gethan.
580.Dem Clotho legt den Rocken an;
Di/ was/ und wiviel ihr belibt
Zu eurem Lebens Fadem gibt.
Wi der Verbaͤngnuͤs-Schluß euch gram iſt oder hold/
Gebraucht ſi euch darzu Flachs/ Seide/ Silber/ Gold.
585.
Atropos. Was Tag und Nacht mit euch beginnt/
Dis iſt/ was Lacheſis euch ſpinnt.
Schaut wi ihr eiſern Wirtel ſchwirrt/
Wi ihre Fauſt das Garn verwirr’t/
Es nuͤtz’t und ſchadet auch der Sterne kraͤftig Lauff/
590.Nach dem di Parce Garn dreh’t auf di Spindel auff.
Clotho Wenn Lacheſis den Lebens Drat
Aufs koͤſtlichſte geſponnen hat/
So ſteht es meiner Schweſter frei/
Zu reiſſen Garn und Geiſt entzwei.
595.Gleich wi di Roſ’ oft ſtirb’t eh’ ſich di Knoſp’ aufmacht/
So mach’t euch Atrapos aus Mittag Mitternacht.
Alle drei. Der Jugend Glutt/ des Alters Eiß/
Der Wolluſt Dunſt/ der Tugend Preiß/
Der Purper und ein Haͤren Kleid/
600.Der Zepter und ein Grabeſcheid/
Gib’t euch kein neues Recht/ uns keinen Ordnungs-Zwang/
Wir theil’n nach willkuͤhr aus Geburth/ Bluͤth’/ Untergang.
Clotho. Cleopatrens verſponnen Gold/
Wehrt laͤnger nicht als ich gewolt.
605.Das Silber des Anton wird Bley/
Eh’ es der Unfall reiſt’ entzwei.
Eh’ man di Hand dreh’t und/ der blick vom Auge ſaͤhrt/
Hab’ ich di Seid in Strick/ Scarlat in Stro verkehrt.
Lacheſis. Jch ſpaan am Nilus dem Anton/
610.Das Gold zum Purper und zur Kron/
Und
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#GL_GOET">
          <p><pb facs="#f0095"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CLEOPATRA.</hi></hi></fw><lb/><note place="left">575.</note>Wenn ihr di Zeit- und Glu&#x0364;ckes-Flucht/<lb/>
Durch euren Witz zu hemmen &#x017F;ucht.<lb/>
Glaubt: daß ihr Sinn/ und Hand hirumb vergebens &#x017F;cha&#x0364;rf&#x2019;t/<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd ohne Frucht und Grund in Tru&#x0364;b&#x017F;and Ancker wa&#x0364;rfft.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GL_GOET">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Lache&#x017F;is.</hi> </speaker>
          <p>Durch euren Witz i&#x017F;t nichts gethan.<lb/><note place="left">580.</note>Dem Clotho legt den Rocken an;<lb/>
Di/ was/ und wiviel ihr belibt<lb/>
Zu eurem Lebens Fadem gibt.<lb/>
Wi der Verba&#x0364;ngnu&#x0364;s-Schluß euch gram i&#x017F;t oder hold/<lb/>
Gebraucht &#x017F;i euch darzu Flachs/ Seide/ Silber/ Gold.</p>
        </sp><lb/>
        <note place="left">585.</note>
        <sp who="#GL_GOET">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Atropos.</hi> </speaker>
          <p>Was Tag und Nacht mit euch beginnt/<lb/>
Dis i&#x017F;t/ was Lache&#x017F;is euch &#x017F;pinnt.<lb/>
Schaut wi ihr ei&#x017F;ern Wirtel &#x017F;chwirrt/<lb/>
Wi ihre Fau&#x017F;t das Garn verwirr&#x2019;t/<lb/>
Es nu&#x0364;tz&#x2019;t und &#x017F;chadet auch der Sterne kra&#x0364;ftig Lauff/<lb/><note place="left">590.</note>Nach dem di Parce Garn dreh&#x2019;t auf di Spindel auff.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GL_GOET">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Clotho</hi> </speaker>
          <p>Wenn Lache&#x017F;is den Lebens Drat<lb/>
Aufs ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;te ge&#x017F;ponnen hat/<lb/>
So &#x017F;teht es meiner Schwe&#x017F;ter frei/<lb/>
Zu rei&#x017F;&#x017F;en Garn und Gei&#x017F;t entzwei.<lb/><note place="left">595.</note>Gleich wi di Ro&#x017F;&#x2019; oft &#x017F;tirb&#x2019;t eh&#x2019; &#x017F;ich di Kno&#x017F;p&#x2019; aufmacht/<lb/>
So mach&#x2019;t euch Atrapos aus Mittag Mitternacht.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GL_GOET">
          <speaker>Alle drei.</speaker>
          <p>Der Jugend Glutt/ des Alters Eiß/<lb/>
Der Wollu&#x017F;t Dun&#x017F;t/ der Tugend Preiß/<lb/>
Der Purper und ein Ha&#x0364;ren Kleid/<lb/><note place="left">600.</note>Der Zepter und ein Grabe&#x017F;cheid/<lb/>
Gib&#x2019;t euch kein neues Recht/ uns keinen Ordnungs-Zwang/<lb/>
Wir theil&#x2019;n nach willku&#x0364;hr aus Geburth/ Blu&#x0364;th&#x2019;/ <hi rendition="#fr">U</hi>ntergang.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GL_GOET">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Clotho.</hi> </speaker>
          <p>Cleopatrens ver&#x017F;ponnen Gold/<lb/>
Wehrt la&#x0364;nger nicht als ich gewolt.<lb/><note place="left">605.</note>Das Silber des Anton wird Bley/<lb/>
Eh&#x2019; es der <hi rendition="#fr">U</hi>nfall rei&#x017F;t&#x2019; entzwei.<lb/>
Eh&#x2019; man di Hand dreh&#x2019;t und/ der blick vom Auge &#x017F;a&#x0364;hrt/<lb/>
Hab&#x2019; ich di Seid in Strick/ Scarlat in Stro verkehrt.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#GL_GOET">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Lache&#x017F;is.</hi> </speaker>
          <p>Jch &#x017F;paan am Nilus dem Anton/<lb/><note place="left">610.</note>Das Gold zum Purper und zur Kron/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">U</hi>nd</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0095] CLEOPATRA. Wenn ihr di Zeit- und Gluͤckes-Flucht/ Durch euren Witz zu hemmen ſucht. Glaubt: daß ihr Sinn/ und Hand hirumb vergebens ſchaͤrf’t/ Und ohne Frucht und Grund in Truͤbſand Ancker waͤrfft. Lacheſis. Durch euren Witz iſt nichts gethan. Dem Clotho legt den Rocken an; Di/ was/ und wiviel ihr belibt Zu eurem Lebens Fadem gibt. Wi der Verbaͤngnuͤs-Schluß euch gram iſt oder hold/ Gebraucht ſi euch darzu Flachs/ Seide/ Silber/ Gold. Atropos. Was Tag und Nacht mit euch beginnt/ Dis iſt/ was Lacheſis euch ſpinnt. Schaut wi ihr eiſern Wirtel ſchwirrt/ Wi ihre Fauſt das Garn verwirr’t/ Es nuͤtz’t und ſchadet auch der Sterne kraͤftig Lauff/ Nach dem di Parce Garn dreh’t auf di Spindel auff. Clotho Wenn Lacheſis den Lebens Drat Aufs koͤſtlichſte geſponnen hat/ So ſteht es meiner Schweſter frei/ Zu reiſſen Garn und Geiſt entzwei. Gleich wi di Roſ’ oft ſtirb’t eh’ ſich di Knoſp’ aufmacht/ So mach’t euch Atrapos aus Mittag Mitternacht. Alle drei. Der Jugend Glutt/ des Alters Eiß/ Der Wolluſt Dunſt/ der Tugend Preiß/ Der Purper und ein Haͤren Kleid/ Der Zepter und ein Grabeſcheid/ Gib’t euch kein neues Recht/ uns keinen Ordnungs-Zwang/ Wir theil’n nach willkuͤhr aus Geburth/ Bluͤth’/ Untergang. Clotho. Cleopatrens verſponnen Gold/ Wehrt laͤnger nicht als ich gewolt. Das Silber des Anton wird Bley/ Eh’ es der Unfall reiſt’ entzwei. Eh’ man di Hand dreh’t und/ der blick vom Auge ſaͤhrt/ Hab’ ich di Seid in Strick/ Scarlat in Stro verkehrt. Lacheſis. Jch ſpaan am Nilus dem Anton/ Das Gold zum Purper und zur Kron/ Und E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/95
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/95>, abgerufen am 23.11.2024.