Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite
CLEOPATRA.
Jun. Pallas. Wagstu dich unser entblössete Glider
Mit den verweßlichen Augen zusehn?
Venus. Schaue! di Göttin der Schönheit wirff't nider
500.Dieses/ wordurch sich di andern aufblähn.
Jun. Pallas. Fürchte nicht an uns vermummete Flecken/
Sihe/ wir wollen uns gleichfals entdecken.
Pallas. Schädliche Mutter verbländender Tücke/
Lege den zaubernden Gürttel von dir.
505.
Venus. Wol! wol! blau-augichte Pallas/ nicht rücke
Deinem Heim deinem Gesichte so für.
Paris. Götter/ verleihet mir Argos Gesichte/
Daß ich mein Richter-Ambt würdig verrichte.
Jun. Paris/ Antigonens Ungemach lehrer
510.Und deß Jxion unruhiges Rad;
Wie den mein grimmiges Blitzen verfehret
Welcher mich einmal beleidiget hat.
Wirstu mich aber nach Würden bedencken/
Wil ich gantz Asiens Zepter dir schencken.
515.
Pallas. Di am Apollo verachtete Künste
Müssen di Ohren des Midas bezahl'n;
Und der Arachne verächtlich Gespünste/
Kan dir di zornige Pallas abmahl'n.
Nennstu mich aber di Schönste der Schönen;
520.Sollen unendliche Lorbern dich krönen.
Venus. Lasse nicht dreuen und Gaben dich beugen.
Opffert doch selber Diespiter mir.
Jst nicht auch Priamus Zepter dein eigen?
Unsere Mirten gehn Lorbern weit für.
525.Helenens dir zu gewiedmete Strahlen
Werden dir Kronen und Palmen bezahlen.
Paris. Schönste der ewig-helleuchtenden Sonnen
Strecke den Marmel der Armen herfür.
Venus hat unter den dreien gewonnen.
530.Nimm den vergüldeten Apfel von mir.
Deine bepurperte Rosen vertilgen/
Anderer Schönen versilberte Lilgen.
Kräntzet
CLEOPATRA.
Jun. Pallas. Wagſtu dich unſer entbloͤſſete Glider
Mit den verweßlichen Augen zuſehn?
Venus. Schaue! di Goͤttin der Schoͤnheit wirff’t nider
500.Dieſes/ wordurch ſich di andern aufblaͤhn.
Jun. Pallas. Fuͤrchte nicht an uns vermummete Flecken/
Sihe/ wir wollen uns gleichfals entdecken.
Pallas. Schaͤdliche Mutter verblaͤndender Tuͤcke/
Lege den zaubernden Guͤrttel von dir.
505.
Venus. Wol! wol! blau-augichte Pallas/ nicht ruͤcke
Deinem Heim deinem Geſichte ſo fuͤr.
Paris. Goͤtter/ verleihet mir Argos Geſichte/
Daß ich mein Richter-Ambt wuͤrdig verrichte.
Jun. Paris/ Antigonens Ungemach lehrer
510.Und deß Jxion unruhiges Rad;
Wie den mein grimmiges Blitzen verfehret
Welcher mich einmal beleidiget hat.
Wirſtu mich aber nach Wuͤrden bedencken/
Wil ich gantz Aſiens Zepter dir ſchencken.
515.
Pallas. Di am Apollo verachtete Kuͤnſte
Muͤſſen di Ohren des Midas bezahl’n;
Und der Arachne veraͤchtlich Geſpuͤnſte/
Kan dir di zornige Pallas abmahl’n.
Nennſtu mich aber di Schoͤnſte der Schoͤnen;
520.Sollen unendliche Lorbern dich kroͤnen.
Venus. Laſſe nicht dreuen und Gaben dich beugen.
Opffert doch ſelber Dieſpiter mir.
Jſt nicht auch Priamus Zepter dein eigen?
Unſere Mirten gehn Lorbern weit fuͤr.
525.Helenens dir zu gewiedmete Strahlen
Werden dir Kronen und Palmen bezahlen.
Paris. Schoͤnſte der ewig-helleuchtenden Sonnen
Strecke den Marmel der Armen herfuͤr.
Venus hat unter den dreien gewonnen.
530.Nim̃ den verguͤldeten Apfel von mir.
Deine bepurperte Roſen vertilgen/
Anderer Schoͤnen verſilberte Lilgen.
Kraͤntzet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0074"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">CLEOPATRA.</hi> </hi> </fw><lb/>
        <sp who="#HELDEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Jun. Pallas.</hi> </speaker>
          <p>Wag&#x017F;tu dich un&#x017F;er entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete Glider<lb/>
Mit den verweßlichen Augen zu&#x017F;ehn?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HELDEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Venus.</hi> </speaker>
          <p>Schaue! di Go&#x0364;ttin der Scho&#x0364;nheit wirff&#x2019;t nider<lb/><note place="left">500.</note>Die&#x017F;es/ wordurch &#x017F;ich di andern aufbla&#x0364;hn.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HELDEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Jun. Pallas.</hi> </speaker>
          <p>Fu&#x0364;rchte nicht an uns vermummete Flecken/<lb/>
Sihe/ wir wollen uns gleichfals entdecken.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HELDEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Pallas.</hi> </speaker>
          <p>Scha&#x0364;dliche Mutter verbla&#x0364;ndender Tu&#x0364;cke/<lb/>
Lege den zaubernden Gu&#x0364;rttel von dir.</p>
        </sp><lb/>
        <note place="left">505.</note>
        <sp who="#HELDEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Venus.</hi> </speaker>
          <p>Wol! wol! blau-augichte Pallas/ nicht ru&#x0364;cke<lb/>
Deinem Heim deinem Ge&#x017F;ichte &#x017F;o fu&#x0364;r.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HELDEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker>
          <p>Go&#x0364;tter/ verleihet mir Argos Ge&#x017F;ichte/<lb/>
Daß ich mein Richter-Ambt wu&#x0364;rdig verrichte.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HELDEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Jun.</hi> </speaker>
          <p>Paris/ Antigonens <hi rendition="#fr">U</hi>ngemach lehrer<lb/><note place="left">510.</note><hi rendition="#fr">U</hi>nd deß Jxion unruhiges Rad;<lb/>
Wie den mein grimmiges Blitzen verfehret<lb/>
Welcher mich einmal beleidiget hat.<lb/>
Wir&#x017F;tu mich aber nach Wu&#x0364;rden bedencken/<lb/>
Wil ich gantz A&#x017F;iens Zepter dir &#x017F;chencken.</p>
        </sp><lb/>
        <note place="left">515.</note>
        <sp who="#HELDEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Pallas.</hi> </speaker>
          <p>Di am Apollo verachtete Ku&#x0364;n&#x017F;te<lb/>
Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en di Ohren des Midas bezahl&#x2019;n;<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd der Arachne vera&#x0364;chtlich Ge&#x017F;pu&#x0364;n&#x017F;te/<lb/>
Kan dir di zornige Pallas abmahl&#x2019;n.<lb/>
Nenn&#x017F;tu mich aber di Scho&#x0364;n&#x017F;te der Scho&#x0364;nen;<lb/><note place="left">520.</note>Sollen unendliche Lorbern dich kro&#x0364;nen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HELDEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Venus.</hi> </speaker>
          <p>La&#x017F;&#x017F;e nicht dreuen und Gaben dich beugen.<lb/>
Opffert doch &#x017F;elber Die&#x017F;piter mir.<lb/>
J&#x017F;t nicht auch Priamus Zepter dein eigen?<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>n&#x017F;ere Mirten gehn Lorbern weit fu&#x0364;r.<lb/><note place="left">525.</note>Helenens dir zu gewiedmete Strahlen<lb/>
Werden dir Kronen und Palmen bezahlen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#HELDEN">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker>
          <p>Scho&#x0364;n&#x017F;te der ewig-helleuchtenden Sonnen<lb/>
Strecke den Marmel der Armen herfu&#x0364;r.<lb/>
Venus hat unter den dreien gewonnen.<lb/><note place="left">530.</note>Nim&#x0303; den vergu&#x0364;ldeten Apfel von mir.<lb/>
Deine bepurperte Ro&#x017F;en vertilgen/<lb/>
Anderer Scho&#x0364;nen ver&#x017F;ilberte Lilgen.</p>
        </sp><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Kra&#x0364;ntzet</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0074] CLEOPATRA. Jun. Pallas. Wagſtu dich unſer entbloͤſſete Glider Mit den verweßlichen Augen zuſehn? Venus. Schaue! di Goͤttin der Schoͤnheit wirff’t nider Dieſes/ wordurch ſich di andern aufblaͤhn. Jun. Pallas. Fuͤrchte nicht an uns vermummete Flecken/ Sihe/ wir wollen uns gleichfals entdecken. Pallas. Schaͤdliche Mutter verblaͤndender Tuͤcke/ Lege den zaubernden Guͤrttel von dir. Venus. Wol! wol! blau-augichte Pallas/ nicht ruͤcke Deinem Heim deinem Geſichte ſo fuͤr. Paris. Goͤtter/ verleihet mir Argos Geſichte/ Daß ich mein Richter-Ambt wuͤrdig verrichte. Jun. Paris/ Antigonens Ungemach lehrer Und deß Jxion unruhiges Rad; Wie den mein grimmiges Blitzen verfehret Welcher mich einmal beleidiget hat. Wirſtu mich aber nach Wuͤrden bedencken/ Wil ich gantz Aſiens Zepter dir ſchencken. Pallas. Di am Apollo verachtete Kuͤnſte Muͤſſen di Ohren des Midas bezahl’n; Und der Arachne veraͤchtlich Geſpuͤnſte/ Kan dir di zornige Pallas abmahl’n. Nennſtu mich aber di Schoͤnſte der Schoͤnen; Sollen unendliche Lorbern dich kroͤnen. Venus. Laſſe nicht dreuen und Gaben dich beugen. Opffert doch ſelber Dieſpiter mir. Jſt nicht auch Priamus Zepter dein eigen? Unſere Mirten gehn Lorbern weit fuͤr. Helenens dir zu gewiedmete Strahlen Werden dir Kronen und Palmen bezahlen. Paris. Schoͤnſte der ewig-helleuchtenden Sonnen Strecke den Marmel der Armen herfuͤr. Venus hat unter den dreien gewonnen. Nim̃ den verguͤldeten Apfel von mir. Deine bepurperte Roſen vertilgen/ Anderer Schoͤnen verſilberte Lilgen. Kraͤntzet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/74
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/74>, abgerufen am 25.11.2024.