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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
595.Jedoch/ sol/ Proculej noch disen Abend wissen/
Was Zeit und Rath und Recht uns endlich heiß't entschlüssen.
Procul. Sehr wol! allein' erweg't: daß einer Frauen hold
Nur schlipffrig Zucker sei/ der Zepter aber Gold.
M. Antonius. Sosius. Canidius. Caelius.
Anton. Wir schweben/ Sosius/ recht zwischen Thür' und
Angel.
600.Wo sind wir hingebracht? O Jammer-reicher Mangel!
Da der/ der vielen rieth'/ ihm nicht zu rathen weiß.
Deß Keysers sanffte Bahn ist spjgel-glattes Eiß/
Da auch ein Ancker nicht kan ohne gleiten stehen.
Was raths? Eh' oder Thron muß brächchen und vergehen.
605.
Sos. Der Schwefel-lichte Blitz versehr't/ was nach-gibt/ nicht/
Läss't weiche Pappeln stehn/ wenn er den Stahl zerbricht/
Der Eichen Kern erschellt/ schlägt auß den Klippen Splitter:
Also zermalmt das Glück' auch steinerne Gemütter/
Wenn es ein wächsern Hertz unangefochten läß't;
610.Man segelt auf der See nach dehm der Wind uns bläss't;
Warumb läßt man nicht auch di Segel geiler Sinnen
Bei'm Unglücks-Sturme fall'n? Anton hat zugewinnen
Ruhm/ Ehre/ Freundschafft/ Thron/ wo er sich selbst gewinn't.
Anton. Und alles knechtisch thut/ was Caesar an ihn sinn't?
615.
Canid. Es ist kein knechtisch Werck sich selber überwinden.
Anton. Wer würde sattsam Fluch für unsre Mißtreu finden?
Cael. Man hat im liben oft zu endern Fug und Recht.
Anton. So chsätzt ihr Eh' und Treu und Eyd-schwur so gar
schlecht?
Sos. Wo di zu brechen sind/ gescheh's des herschens halben.
620.
Anton. Solch Schandfleck/ würde der nicht unsern Ruhm
besalben?
Canid. Mehr/ wenn er Thron und Reich für Weib und Spin-
del gibt.
Aoton. Was hat nicht Hercules umb Omphalen gelibt?
Cael. Er hat umb Omphalen kein Königreich vergeben.
Anton. Es ist Cleopatra viel höher zu erheben.
Sos.
CLEOPATRA.
595.Jedoch/ ſol/ Proculej noch diſen Abend wiſſen/
Was Zeit und Rath und Recht uns endlich heiß’t entſchluͤſſen.
Procul. Sehr wol! allein’ erweg’t: daß einer Frauen hold
Nur ſchlipffrig Zucker ſei/ der Zepter aber Gold.
M. Antonius. Soſius. Canidius. Cælius.
Anton. Wir ſchweben/ Soſius/ recht zwiſchen Thuͤr’ und
Angel.
600.Wo ſind wir hingebracht? O Jammer-reicher Mangel!
Da der/ der vielen rieth’/ ihm nicht zu rathen weiß.
Deß Keyſers ſanffte Bahn iſt ſpjgel-glattes Eiß/
Da auch ein Ancker nicht kan ohne gleiten ſtehen.
Was raths? Eh’ oder Thron muß braͤchchen und vergehen.
605.
Soſ. Der Schwefel-lichte Blitz verſehr’t/ was nach-gibt/ nicht/
Laͤſſ’t weiche Pappeln ſtehn/ wenn er den Stahl zerbricht/
Der Eichen Kern erſchellt/ ſchlaͤgt auß den Klippen Splitter:
Alſo zermalmt das Gluͤck’ auch ſteinerne Gemuͤtter/
Wenn es ein waͤchſern Hertz unangefochten laͤß’t;
610.Man ſegelt auf der See nach dehm der Wind uns blaͤſſ’t;
Warumb laͤßt man nicht auch di Segel geiler Sinnen
Bei’m Ungluͤcks-Sturme fall’n? Anton hat zugewinnen
Ruhm/ Ehre/ Freundſchafft/ Thron/ wo er ſich ſelbſt gewinn’t.
Anton. Und alles knechtiſch thut/ was Cæſar an ihn ſinn’t?
615.
Canid. Es iſt kein knechtiſch Werck ſich ſelber uͤberwinden.
Anton. Wer wuͤrde ſattſam Fluch fuͤr unſre Mißtreu finden?
Cæl. Man hat im liben oft zu endern Fug und Recht.
Anton. So chſaͤtzt ihr Eh’ und Treu und Eyd-ſchwur ſo gar
ſchlecht?
Soſ. Wo di zu brechen ſind/ geſcheh’s des herſchens halben.
620.
Anton. Solch Schandfleck/ wuͤrde der nicht unſern Ruhm
beſalben?
Canid. Mehr/ wenn er Thron und Reich fuͤr Weib und Spin-
del gibt.
Aoton. Was hat nicht Hercules umb Omphalen gelibt?
Cæl. Er hat umb Omphalen kein Koͤnigreich vergeben.
Anton. Es iſt Cleopatra viel hoͤher zu erheben.
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[0050] CLEOPATRA. Jedoch/ ſol/ Proculej noch diſen Abend wiſſen/ Was Zeit und Rath und Recht uns endlich heiß’t entſchluͤſſen. Procul. Sehr wol! allein’ erweg’t: daß einer Frauen hold Nur ſchlipffrig Zucker ſei/ der Zepter aber Gold. M. Antonius. Soſius. Canidius. Cælius. Anton. Wir ſchweben/ Soſius/ recht zwiſchen Thuͤr’ und Angel. Wo ſind wir hingebracht? O Jammer-reicher Mangel! Da der/ der vielen rieth’/ ihm nicht zu rathen weiß. Deß Keyſers ſanffte Bahn iſt ſpjgel-glattes Eiß/ Da auch ein Ancker nicht kan ohne gleiten ſtehen. Was raths? Eh’ oder Thron muß braͤchchen und vergehen. Soſ. Der Schwefel-lichte Blitz verſehr’t/ was nach-gibt/ nicht/ Laͤſſ’t weiche Pappeln ſtehn/ wenn er den Stahl zerbricht/ Der Eichen Kern erſchellt/ ſchlaͤgt auß den Klippen Splitter: Alſo zermalmt das Gluͤck’ auch ſteinerne Gemuͤtter/ Wenn es ein waͤchſern Hertz unangefochten laͤß’t; Man ſegelt auf der See nach dehm der Wind uns blaͤſſ’t; Warumb laͤßt man nicht auch di Segel geiler Sinnen Bei’m Ungluͤcks-Sturme fall’n? Anton hat zugewinnen Ruhm/ Ehre/ Freundſchafft/ Thron/ wo er ſich ſelbſt gewinn’t. Anton. Und alles knechtiſch thut/ was Cæſar an ihn ſinn’t? Canid. Es iſt kein knechtiſch Werck ſich ſelber uͤberwinden. Anton. Wer wuͤrde ſattſam Fluch fuͤr unſre Mißtreu finden? Cæl. Man hat im liben oft zu endern Fug und Recht. Anton. So chſaͤtzt ihr Eh’ und Treu und Eyd-ſchwur ſo gar ſchlecht? Soſ. Wo di zu brechen ſind/ geſcheh’s des herſchens halben. Anton. Solch Schandfleck/ wuͤrde der nicht unſern Ruhm beſalben? Canid. Mehr/ wenn er Thron und Reich fuͤr Weib und Spin- del gibt. Aoton. Was hat nicht Hercules umb Omphalen gelibt? Cæl. Er hat umb Omphalen kein Koͤnigreich vergeben. Anton. Es iſt Cleopatra viel hoͤher zu erheben. Soſ.

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/50>, abgerufen am 25.11.2024.