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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
235.
Caelius. Mir fällt noch ichtwas bei. Jhr kennet das Gemütte
Deß Keisers/ das sich wol noch lencken lässt zur Gütte.
Herodes Brieff trug uns schon Fridens-Mittel an.
Man schau' ob man sich gar mit ihm vergleichen kan.
Man schlag' ihm Mittel vor. Warumb solln wir sich schämen:
240.Annähmlichen Vertrag vom Keiser anzunähmen?
Sos. Erwart'stu Fried' und Ruh vons Keisers blutt'ger Hand?
Caelius. Man hat an dem Angust di Sanfftmuth schon erkant.
Sos. Wo?
Caelus. Zu Perusien an unsers Fürsten Bruder.
Sos. Er brauchte diesen Schein zu seinem Ehren-Ruder.
245.
Caelius. Warumb denn stell't er ihn so bald auf freien Fuß?
Sos. Weil grosse Vogel man mit kleinen kirren muß.
Caelius. War Lucius Anton für so gar klein zu halten.
Sos. Das Röm'sche Reich gab ihm kein Drittel zu verwalten.
Cael. Warumb stürtz't er denn nicht den Lepidus durchs
Schwerd?
250.
Sos. Sein mehr als knechtisch Geist war keiner Schwerdter
wehrt.
Cael. Er hat dem Decius den Vater-Mord vergässen;
Sos. Es lässt sich Fürst Anton nach keiner Richt-schnur mässen-
Cael. Hat ihm Anton mehr Leid als Brutus angethan?
Sos. Diß: daß Anton ihm mehr als Brutus schaden kan.
255.
Cael. Sol Rach-gier mindern Grimm als Statt-sucht mit sich
bringen?
Sos. Er ließ auch Brutus Kopff für Caesars Bildnüß springen.
Cael. Uns fleckt kein Vater-Mord.
Sos. Noch der Peruser
Schaar
Die er geschlachtet hat auf Julius Altar.
Cael. Sie hatten gleichwol sich am Keiser hochverbrochen.
206.
Sos. Wie Gallius? dem er di Augen außgestochen.
Cael. Warumb bracht er sich selbst in Mördlichen Verdacht?
Sos. Ein unbedachtsam Wort hat Afern umbgebracht.
Cael. Gesätzt: daß Sosius den rechten Zweck erzihle/
Daß Caesar sich mit nichts als unserm Blutte kühle
265.Daß der Antonier in Grund-gestürtztes Haus
Sein sanftes Bette sei. Wo zielt der Rath hinauß?
Daß
CLEOPATRA.
235.
Cælius. Mir faͤllt noch ichtwas bei. Jhr kennet das Gemuͤtte
Deß Keiſers/ das ſich wol noch lencken laͤſſt zur Guͤtte.
Herodes Brieff trug uns ſchon Fridens-Mittel an.
Man ſchau’ ob man ſich gar mit ihm vergleichen kan.
Man ſchlag’ ihm Mittel vor. Warumb ſolln wir ſich ſchaͤmen:
240.Annaͤhmlichen Vertrag vom Keiſer anzunaͤhmen?
Soſ. Erwart’ſtu Fried’ und Ruh vons Keiſers blutt’ger Hand?
Cælius. Man hat an dem Anguſt di Sanfftmuth ſchon erkant.
Soſ. Wo?
Cælus. Zu Peruſien an unſers Fuͤrſten Bruder.
Soſ. Er brauchte dieſen Schein zu ſeinem Ehren-Ruder.
245.
Cælius. Warumb denn ſtell’t er ihn ſo bald auf freien Fuß?
Soſ. Weil groſſe Vogel man mit kleinen kirren muß.
Cælius. War Lucius Anton fuͤr ſo gar klein zu halten.
Soſ. Das Roͤm’ſche Reich gab ihm kein Drittel zu verwalten.
Cæl. Warumb ſtuͤrtz’t er denn nicht den Lepidus durchs
Schwerd?
250.
Soſ. Sein mehr als knechtiſch Geiſt war keiner Schwerdter
wehrt.
Cæl. Er hat dem Decius den Vater-Mord vergaͤſſen;
Soſ. Es laͤſſt ſich Fuͤrſt Anton nach keiner Richt-ſchnur maͤſſen-
Cæl. Hat ihm Anton mehr Leid als Brutus angethan?
Soſ. Diß: daß Anton ihm mehr als Brutus ſchaden kan.
255.
Cæl. Sol Rach-gier mindern Grim̃ als Statt-ſucht mit ſich
bringen?
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Cæl. Uns fleckt kein Vater-Mord.
Soſ. Noch der Peruſer
Schaar
Die er geſchlachtet hat auf Julius Altar.
Cæl. Sie hatten gleichwol ſich am Keiſer hochverbrochen.
206.
Soſ. Wie Gallius? dem er di Augen außgeſtochen.
Cæl. Warumb bracht er ſich ſelbſt in Moͤrdlichen Verdacht?
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[0038] CLEOPATRA. Cælius. Mir faͤllt noch ichtwas bei. Jhr kennet das Gemuͤtte Deß Keiſers/ das ſich wol noch lencken laͤſſt zur Guͤtte. Herodes Brieff trug uns ſchon Fridens-Mittel an. Man ſchau’ ob man ſich gar mit ihm vergleichen kan. Man ſchlag’ ihm Mittel vor. Warumb ſolln wir ſich ſchaͤmen: Annaͤhmlichen Vertrag vom Keiſer anzunaͤhmen? Soſ. Erwart’ſtu Fried’ und Ruh vons Keiſers blutt’ger Hand? Cælius. Man hat an dem Anguſt di Sanfftmuth ſchon erkant. Soſ. Wo? Cælus. Zu Peruſien an unſers Fuͤrſten Bruder. Soſ. Er brauchte dieſen Schein zu ſeinem Ehren-Ruder. Cælius. Warumb denn ſtell’t er ihn ſo bald auf freien Fuß? Soſ. Weil groſſe Vogel man mit kleinen kirren muß. Cælius. War Lucius Anton fuͤr ſo gar klein zu halten. Soſ. Das Roͤm’ſche Reich gab ihm kein Drittel zu verwalten. Cæl. Warumb ſtuͤrtz’t er denn nicht den Lepidus durchs Schwerd? Soſ. Sein mehr als knechtiſch Geiſt war keiner Schwerdter wehrt. Cæl. Er hat dem Decius den Vater-Mord vergaͤſſen; Soſ. Es laͤſſt ſich Fuͤrſt Anton nach keiner Richt-ſchnur maͤſſen- Cæl. Hat ihm Anton mehr Leid als Brutus angethan? Soſ. Diß: daß Anton ihm mehr als Brutus ſchaden kan. Cæl. Sol Rach-gier mindern Grim̃ als Statt-ſucht mit ſich bringen? Soſ. Er ließ auch Brutus Kopff fuͤr Cæſars Bildnuͤß ſpringen. Cæl. Uns fleckt kein Vater-Mord. Soſ. Noch der Peruſer Schaar Die er geſchlachtet hat auf Julius Altar. Cæl. Sie hatten gleichwol ſich am Keiſer hochverbrochen. Soſ. Wie Gallius? dem er di Augen außgeſtochen. Cæl. Warumb bracht er ſich ſelbſt in Moͤrdlichen Verdacht? Soſ. Ein unbedachtſam Wort hat Afern umbgebracht. Cæl. Geſaͤtzt: daß Soſius den rechten Zweck erzihle/ Daß Cæſar ſich mit nichts als unſerm Blutte kuͤhle Daß der Antonier in Grund-geſtuͤrtztes Haus Sein ſanftes Bette ſei. Wo zielt der Rath hinauß? Daß

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/38>, abgerufen am 25.04.2024.