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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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Anmerckung.
Zu der ersten Abhandlung.

OB zwar nicht ohne/ geneigter Leser/ daß über sei-
ne eigene Arbeit Bedeutungen schreihen/ und über sei-
ne Sprache einen Dolmetscher abgeben etlichem miß-
fällig ist: so bin ich doch der zuverläßigen Meinung: daß der/
so dis zuweilen thue/ besonders in derogleichen Schreibens-
Art/ keine Ketzerey einführe. Dannenhero ich auch entschul-
digt zu sein vermeine: daß ich dieser Cleopatra wenige An-
merckungen beygefügt. Denn obzwar diese nicht etwan einige
beilige Heimligkeiten eröffnen/ so entwerffen sie doch meisten-
theils dis etwas deutlicher/ was hin und wider kurtz in denen
Geschichten berühret/ oder verweisen ja den Leser zu ferner
Nachricht: Jn dem sich doch nicht allezeit thun läst/ denen
Wechsel-Reden lange Erzehlungen weitläuftiger Geschichte
einzuverleiben; insonderheit/ da wir Deutschen ohne dis we-
gen unserer zugemässenen weitläuftigkeit denen stachlichteu
Außländern ein Dorn in Augen zu sein pflegen. Von welcher
sich auch der fürtreffliche Marino in seines Adonis zehndem
Liede in der 165sten Actinne nicht enthalten könnnen/ da er
unter dem Nahmen des Mercurius unsre Schriften in gemein
zimlich hönisch durchzeucht:

Che di Poemi in quella lingva cresca,
Numerosa farragine e di Rime,
La facil troppo Invention Tedesca
N' e cagion, che per prezzo il tutto imprime.

Jch/ der ich auch der Außländer/ besonders dises Marino Sa-
chen boch achte/ lasse mich deßhalben allhier in keine weitläuftige
Vertheidigung ein; iedoch lebe ich der Versicherung: daß/ wie
Deutschland/ welches di alten Römer wegen seiner grausamen
Einöden/ und ungüttigen Himmels nicht genung tadeln kön-
nen/ anitzo ihnen viel annehmlicher vorkommen würde: allso
auch zweifels frey anitzo frembde ein und anders an den Deut-

schen
G 4


Anmerckung.
Zu der erſten Abhandlung.

OB zwar nicht ohne/ geneigter Leſer/ daß uͤber ſei-
ne eigene Arbeit Bedeutungen ſchreihen/ und uͤber ſei-
ne Sprache einen Dolmetſcher abgeben etlichem miß-
faͤllig iſt: ſo bin ich doch der zuverlaͤßigen Meinung: daß der/
ſo dis zuweilen thue/ beſonders in derogleichen Schreibens-
Art/ keine Ketzerey einfuͤhre. Dannenhero ich auch entſchul-
digt zu ſein vermeine: daß ich dieſer Cleopatra wenige An-
merckungen beygefuͤgt. Denn obzwar dieſe nicht etwan einige
beilige Heimligkeiten eroͤffnen/ ſo entwerffen ſie doch meiſten-
theils dis etwas deutlicher/ was hin und wider kurtz in denen
Geſchichten beruͤhret/ oder verweiſen ja den Leſer zu ferner
Nachricht: Jn dem ſich doch nicht allezeit thun laͤſt/ denen
Wechſel-Reden lange Erzehlungen weitlaͤuftiger Geſchichte
einzuverleiben; inſonderheit/ da wir Deutſchen ohne dis we-
gen unſerer zugemaͤſſenen weitlaͤuftigkeit denen ſtachlichteu
Außlaͤndern ein Dorn in Augen zu ſein pflegen. Von welcher
ſich auch der fuͤrtreffliche Marino in ſeines Adonis zehndem
Liede in der 165ſten Actinne nicht enthalten koͤnnnen/ da er
unter dem Nahmen des Mercurius unſre Schriften in gemein
zimlich hoͤniſch durchzeucht:

Che di Poemi in quella lingva creſca,
Numeroſa farragine e di Rime,
La facil troppo Invention Tedeſca
N’ è cagion, che per prezzo il tutto imprime.

Jch/ der ich auch der Außlaͤnder/ beſonders diſes Marino Sa-
chen boch achte/ laſſe mich deßhalbẽ allhier in keine weitlaͤuftige
Vertheidigung ein; iedoch lebe ich der Verſicherung: daß/ wie
Deutſchland/ welches di alten Roͤmer wegen ſeiner grauſamen
Einoͤden/ und unguͤttigen Himmels nicht genung tadeln koͤn-
nen/ anitzo ihnen viel annehmlicher vorkommen wuͤrde: allſo
auch zweifels frey anitzo frembde ein und anders an den Deut-

ſchen
G 4
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[0133] Anmerckung. Zu der erſten Abhandlung. OB zwar nicht ohne/ geneigter Leſer/ daß uͤber ſei- ne eigene Arbeit Bedeutungen ſchreihen/ und uͤber ſei- ne Sprache einen Dolmetſcher abgeben etlichem miß- faͤllig iſt: ſo bin ich doch der zuverlaͤßigen Meinung: daß der/ ſo dis zuweilen thue/ beſonders in derogleichen Schreibens- Art/ keine Ketzerey einfuͤhre. Dannenhero ich auch entſchul- digt zu ſein vermeine: daß ich dieſer Cleopatra wenige An- merckungen beygefuͤgt. Denn obzwar dieſe nicht etwan einige beilige Heimligkeiten eroͤffnen/ ſo entwerffen ſie doch meiſten- theils dis etwas deutlicher/ was hin und wider kurtz in denen Geſchichten beruͤhret/ oder verweiſen ja den Leſer zu ferner Nachricht: Jn dem ſich doch nicht allezeit thun laͤſt/ denen Wechſel-Reden lange Erzehlungen weitlaͤuftiger Geſchichte einzuverleiben; inſonderheit/ da wir Deutſchen ohne dis we- gen unſerer zugemaͤſſenen weitlaͤuftigkeit denen ſtachlichteu Außlaͤndern ein Dorn in Augen zu ſein pflegen. Von welcher ſich auch der fuͤrtreffliche Marino in ſeines Adonis zehndem Liede in der 165ſten Actinne nicht enthalten koͤnnnen/ da er unter dem Nahmen des Mercurius unſre Schriften in gemein zimlich hoͤniſch durchzeucht: Che di Poemi in quella lingva creſca, Numeroſa farragine e di Rime, La facil troppo Invention Tedeſca N’ è cagion, che per prezzo il tutto imprime. Jch/ der ich auch der Außlaͤnder/ beſonders diſes Marino Sa- chen boch achte/ laſſe mich deßhalbẽ allhier in keine weitlaͤuftige Vertheidigung ein; iedoch lebe ich der Verſicherung: daß/ wie Deutſchland/ welches di alten Roͤmer wegen ſeiner grauſamen Einoͤden/ und unguͤttigen Himmels nicht genung tadeln koͤn- nen/ anitzo ihnen viel annehmlicher vorkommen wuͤrde: allſo auch zweifels frey anitzo frembde ein und anders an den Deut- ſchen G 4

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/133>, abgerufen am 25.11.2024.