Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
Wer ihm den Himmel unhold macht Den kan kein Lorber-Krantz nicht für dem Donner schü- tzen. Nero. Paris. Anicetus. Die Tra- banten. Hilf Himmel! ich erstarr'! ich zitter'! ich vergeh'! Wo bin ich? Himmel hilf! im Abgrund'? in der See? 65.Jn einer Todten-Grufft? umbschrenck't mit tausend Schlangen? Mit Aeßern überleg't? Von Tigern rings umbfangen? Von Blitz' und Keil gerührt? und gleichwol im Ge- mach? Lebendig? Träumet mir? Trabanten! Wer durchbrach Das Zimmer mit Gewalt? 1. Trab. Wir haben nichts 70.vernommen. Nero. Jst nichts euch zu gesich't/ auch nichts zu Ohren kommen? 2. Trab. Das minste nicht. Der Hoff ist schon für längst zur Ruh. Nero. Jhr Götter! ach! was bring't uns Paris neues zu? Paris. Durchlauchtigster/ nichts Gutt's. Nero. Jst's schon umb uns geschehen? Paris. Nein! Wo nur Nero weiß die Segel recht zu dre- 75.hen. Nero. Was ist's denn? Sag' es bald? ach! aber wir sind hin! Paris. Der Schiffbruch hat gefehl't/ es lebet Agrippin'. Nero. Und Nero, leider! muß nu sterben und verfincken/ Eh als Aurora wird der braunen Sonne wincken! Paris. Verzweifelt Unheil krig't durch Aufsicht oft noch 80.Rath. Nero. Sag' aber: Wie sich so das Spiel verkehret hat. Paris. Als sich das Schiff zertheil't/ ist sie ans Land ge- schwommen. Nero. Woher hastu bereit die raue Post vernommen? Paris.
Wer ihm den Himmel unhold macht Den kan kein Lorber-Krantz nicht fuͤr dem Donner ſchuͤ- tzen. Nero. Paris. Anicetus. Die Tra- banten. Hilf Himmel! ich erſtarr’! ich zitter’! ich vergeh’! Wo bin ich? Himmel hilf! im Abgrund’? in der See? 65.Jn einer Todten-Grufft? umbſchrenck’t mit tauſend Schlangen? Mit Aeßern uͤberleg’t? Von Tigern rings umbfangen? Von Blitz’ und Keil geruͤhrt? und gleichwol im Ge- mach? Lebendig? Traͤumet mir? Trabanten! Wer durchbrach Das Zimmer mit Gewalt? 1. Trab. Wir haben nichts 70.vernommen. Nero. Jſt nichts euch zu geſich’t/ auch nichts zu Ohren kommen? 2. Trab. Das minſte nicht. Der Hoff iſt ſchon fuͤr laͤngſt zur Ruh. Nero. Jhr Goͤtter! ach! was bring’t uns Paris neues zu? Paris. Durchlauchtigſter/ nichts Gutt’s. Nero. Jſt’s ſchon umb uns geſchehen? Paris. Nein! Wo nur Nero weiß die Segel recht zu dre- 75.hen. Nero. Was iſt’s denn? Sag’ es bald? ach! aber wir ſind hin! Paris. Der Schiffbruch hat gefehl’t/ es lebet Agrippin’. Nero. Und Nero, leider! muß nu ſterben und verfincken/ Eh als Aurora wird der braunen Sonne wincken! Paris. Verzweifelt Unheil krig’t durch Aufſicht oft noch 80.Rath. Nero. Sag’ aber: Wie ſich ſo das Spiel verkehret hat. Paris. Als ſich das Schiff zertheil’t/ iſt ſie ans Land ge- ſchwommen. Nero. Woher haſtu bereit die raue Poſt vernommen? Paris.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp> <p><pb facs="#f0086" n="68."/> Wer ihm den Himmel unhold macht<lb/> Den kan kein Lorber-Krantz nicht fuͤr dem Donner ſchuͤ-<lb/><hi rendition="#et">tzen.</hi></p> </sp><lb/> <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Nero. Paris. An</hi> <hi rendition="#fr">i</hi> <hi rendition="#aq">cetus.</hi> <hi rendition="#fr">Die Tra-<lb/> banten.</hi> </hi> </stage><lb/> <sp> <p>Hilf Himmel! ich erſtarr’! ich zitter’! ich vergeh’!<lb/> Wo bin ich? Himmel hilf! im Abgrund’? in der See?<lb/><note place="left">65.</note>Jn einer Todten-Grufft? umbſchrenck’t mit tauſend<lb/><hi rendition="#et">Schlangen?</hi><lb/> Mit Aeßern uͤberleg’t? Von Tigern rings umbfangen?<lb/> Von Blitz’ und Keil geruͤhrt? und gleichwol im Ge-<lb/><hi rendition="#et">mach?</hi><lb/> Lebendig? Traͤumet mir? Trabanten! Wer durchbrach<lb/> Das Zimmer mit Gewalt?</p> </sp> <sp> <speaker>1. Trab.</speaker> <p>Wir haben nichts<lb/><hi rendition="#et">vernommen.</hi></p> </sp><lb/> <note place="left">70.</note> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Jſt nichts euch zu geſich’t/ auch nichts zu Ohren<lb/><hi rendition="#et">kommen?</hi><lb/> 2.</p> </sp> <sp> <speaker>Trab.</speaker> <p>Das minſte nicht. Der Hoff iſt ſchon fuͤr laͤngſt<lb/><hi rendition="#et">zur Ruh.</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Jhr Goͤtter! ach! was bring’t uns Paris neues<lb/><hi rendition="#et">zu?</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker> <p>Durchlauchtigſter/ nichts Gutt’s. <hi rendition="#aq">Nero.</hi> Jſt’s ſchon<lb/><hi rendition="#et">umb uns geſchehen?</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker> <p>Nein! Wo nur Nero weiß die Segel recht zu dre-<lb/><hi rendition="#et">hen.</hi></p> </sp><lb/> <note place="left">75.</note> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Was iſt’s denn? Sag’ es bald? ach! aber wir ſind<lb/><hi rendition="#et">hin!</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker> <p>Der Schiffbruch hat gefehl’t/ es lebet Agrippin’.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Und <hi rendition="#aq">Nero,</hi> leider! muß nu ſterben und verfincken/<lb/> Eh als Aurora wird der braunen Sonne wincken!</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker> <p>Verzweifelt Unheil krig’t durch Aufſicht oft noch<lb/><hi rendition="#et">Rath.</hi></p> </sp><lb/> <note place="left">80.</note> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Sag’ aber: Wie ſich ſo das Spiel verkehret hat.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker> <p>Als ſich das Schiff zertheil’t/ iſt ſie ans Land ge-<lb/><hi rendition="#et">ſchwommen.</hi></p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Woher haſtu bereit die raue Poſt vernommen?</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [68./0086]
Wer ihm den Himmel unhold macht
Den kan kein Lorber-Krantz nicht fuͤr dem Donner ſchuͤ-
tzen.
Nero. Paris. Anicetus. Die Tra-
banten.
Hilf Himmel! ich erſtarr’! ich zitter’! ich vergeh’!
Wo bin ich? Himmel hilf! im Abgrund’? in der See?
Jn einer Todten-Grufft? umbſchrenck’t mit tauſend
Schlangen?
Mit Aeßern uͤberleg’t? Von Tigern rings umbfangen?
Von Blitz’ und Keil geruͤhrt? und gleichwol im Ge-
mach?
Lebendig? Traͤumet mir? Trabanten! Wer durchbrach
Das Zimmer mit Gewalt?
1. Trab. Wir haben nichts
vernommen.
Nero. Jſt nichts euch zu geſich’t/ auch nichts zu Ohren
kommen?
2.
Trab. Das minſte nicht. Der Hoff iſt ſchon fuͤr laͤngſt
zur Ruh.
Nero. Jhr Goͤtter! ach! was bring’t uns Paris neues
zu?
Paris. Durchlauchtigſter/ nichts Gutt’s. Nero. Jſt’s ſchon
umb uns geſchehen?
Paris. Nein! Wo nur Nero weiß die Segel recht zu dre-
hen.
Nero. Was iſt’s denn? Sag’ es bald? ach! aber wir ſind
hin!
Paris. Der Schiffbruch hat gefehl’t/ es lebet Agrippin’.
Nero. Und Nero, leider! muß nu ſterben und verfincken/
Eh als Aurora wird der braunen Sonne wincken!
Paris. Verzweifelt Unheil krig’t durch Aufſicht oft noch
Rath.
Nero. Sag’ aber: Wie ſich ſo das Spiel verkehret hat.
Paris. Als ſich das Schiff zertheil’t/ iſt ſie ans Land ge-
ſchwommen.
Nero. Woher haſtu bereit die raue Poſt vernommen?
Paris.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |