Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
425.Kan auch mein Lorber-Krantz sie für der |Neider blitzen/ Mein Purper für dem Dunst des Argwohn's sie nicht schützen? Agrip. Mein Kind/ es bring't Verdruß zu oft beisammen seyn/ Und Eckel mischet sich in stetes Küssen ein. Nero. Welch Jrrgeist hat/ O Licht/ dich auf den Wahn geleitet. 430.Der Libe Flügel sind aus Wachse nicht bereitet/ Die der gelibte Strahl der Sonne schmeltz't entzwey. Wer hertzlich lieb hat/ wünsch't: Daß er kein mal nicht sey Von ihrem Strahl entfern't. Denn diß ist sein Vergnü- gen/ Wenn er nach Adlers-Art kan an der Sonne flügen; 435.Jhr Anblick ist sein Geist/ sein Spiegel ist ihr Licht/ Jhr Glantz versehret auch des Hertzens Augen nicht; Jn dem sie sich vielmehr durch Anmuths-Blicke schärffen. Agrip. Jch muß mich nur der Hold des Käysers unter- werffen. Nero. Das Schiff/ mein Licht/ wird itzt schon Segelfertig steh'n/ 440.Darauf sie uns kan nach ohn' allen Umbweg geh'n. Doch lasse sie uns hier vor dise Gunst genüssen: Daß wir ihr Augen/ Hand/ und Brüste mögen küssen. Gehab dich wol mein Hertz/ nimm einen Kuß noch hin! Denn ich durch dich ja nur hersch' und beim Leben bin. 445.Nicht säume dich/ mein Licht/ bald dorthin zu gelangen/ Daß/ Seele/ dich dein Kind dort wider könn umb fangen. Der
425.Kan auch mein Lorber-Krantz ſie fuͤr der |Neider blitzen/ Mein Purper fuͤr dem Dunſt des Argwohn’s ſie nicht ſchuͤtzen? Agrip. Mein Kind/ es bring’t Verdruß zu oft beiſammen ſeyn/ Und Eckel miſchet ſich in ſtetes Kuͤſſen ein. Nero. Welch Jrrgeiſt hat/ O Licht/ dich auf den Wahn geleitet. 430.Der Libe Fluͤgel ſind aus Wachſe nicht bereitet/ Die der gelibte Strahl der Sonne ſchmeltz’t entzwey. Wer hertzlich lieb hat/ wuͤnſch’t: Daß er kein mal nicht ſey Von ihrem Strahl entfern’t. Denn diß iſt ſein Vergnuͤ- gen/ Wenn er nach Adlers-Art kan an der Sonne fluͤgen; 435.Jhr Anblick iſt ſein Geiſt/ ſein Spiegel iſt ihr Licht/ Jhr Glantz verſehret auch des Hertzens Augen nicht; Jn dem ſie ſich vielmehr durch Anmuths-Blicke ſchaͤrffen. Agrip. Jch muß mich nur der Hold des Kaͤyſers unter- werffen. Nero. Das Schiff/ mein Licht/ wird itzt ſchon Segelfertig ſteh’n/ 440.Darauf ſie uns kan nach ohn’ allen Umbweg geh’n. Doch laſſe ſie uns hier vor diſe Gunſt genuͤſſen: Daß wir ihr Augen/ Hand/ und Bruͤſte moͤgen kuͤſſen. Gehab dich wol mein Hertz/ nimm einen Kuß noch hin! Denn ich durch dich ja nur herſch’ und beim Leben bin. 445.Nicht ſaͤume dich/ mein Licht/ bald dorthin zu gelangen/ Daß/ Seele/ dich dein Kind dort wider koͤnn umb fangen. Der
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Und Eckel miſchet ſich in ſtetes Kuͤſſen ein.
Nero. Welch Jrrgeiſt hat/ O Licht/ dich auf den Wahn
geleitet.
Der Libe Fluͤgel ſind aus Wachſe nicht bereitet/
Die der gelibte Strahl der Sonne ſchmeltz’t entzwey.
Wer hertzlich lieb hat/ wuͤnſch’t: Daß er kein mal nicht
ſey
Von ihrem Strahl entfern’t. Denn diß iſt ſein Vergnuͤ-
gen/
Wenn er nach Adlers-Art kan an der Sonne fluͤgen;
Jhr Anblick iſt ſein Geiſt/ ſein Spiegel iſt ihr Licht/
Jhr Glantz verſehret auch des Hertzens Augen nicht;
Jn dem ſie ſich vielmehr durch Anmuths-Blicke ſchaͤrffen.
Agrip. Jch muß mich nur der Hold des Kaͤyſers unter-
werffen.
Nero. Das Schiff/ mein Licht/ wird itzt ſchon Segelfertig
ſteh’n/
Darauf ſie uns kan nach ohn’ allen Umbweg geh’n.
Doch laſſe ſie uns hier vor diſe Gunſt genuͤſſen:
Daß wir ihr Augen/ Hand/ und Bruͤſte moͤgen kuͤſſen.
Gehab dich wol mein Hertz/ nimm einen Kuß noch hin!
Denn ich durch dich ja nur herſch’ und beim Leben bin.
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Daß/ Seele/ dich dein Kind dort wider koͤnn umb fangen.
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 62.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/80>, abgerufen am 29.07.2024. |