Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665. Paris. Jch billige den Rath den Anicetus gib't. Nero. Wer weiß es: ob sie sich ein'st auf das Wasser wa- ge. Anic. Fürst/ Morgen früh geh'n an die fünf geweyhten Tage/ 375.Da man Minervens Fest mit tausend Lust begeh't Wo Bajens Lust-Hauß ist/ und Welschlands Garten steh't. Hier hat er gutten Fug hinüber sie zu laden Mit Vorwand: Dort mit ihr zu kurtz-weil'n und zu ba- den. Die enge See-schos gib't den wenigsten Verdacht. 380.Denn/ da man Brücken vor darüber hat gemach't/ Was mag sie für Gefahr so kurtzen Weg besorgen? Nero. So sey's! Wir woll'n den Tod ihr nicht mehr län- ger borgen. Geh'/ ich vertraue dir den gantzen Anschlag an/ Bestelle was du darf'st so heimlich als man kan/ 385.Dardurch du deinem Glück' itzt kanst den Grund-Stein Jch geh' in dessen sie zur Reise zu bewegen. (legen/ Der Schauplatz stellet für der Agrip- pine Gemach. Agrippina. Nero. Agrip. Hilf Himmel! Würdig't uns der Fürst zu suchen heim? Nero. Mein Licht/ der Anmuth-Reitz ist ein so zeher Leim/ An dem die Flügel doch der Sinnen kleben bleiben/ 390.Wenn frembde Winde gleich sie in die Lufft woll'n trei- ben. Der Libes-Wurtzel Safft versäug't im Hertzen nicht/ Wenn gleich des Neides Sturm ihr ein'ge Frucht ab- bricht. Ver-
Paris. Jch billige den Rath den Anicetus gib’t. Nero. Wer weiß es: ob ſie ſich ein’ſt auf das Waſſer wa- ge. Anic. Fuͤrſt/ Morgen fruͤh geh’n an die fuͤnf geweyhten Tage/ 375.Da man Minervens Feſt mit tauſend Luſt begeh’t Wo Bajens Luſt-Hauß iſt/ und Welſchlands Garten ſteh’t. Hier hat er gutten Fug hinuͤber ſie zu laden Mit Vorwand: Dort mit ihr zu kurtz-weil’n und zu ba- den. Die enge See-ſchos gib’t den wenigſten Verdacht. 380.Denn/ da man Bruͤcken vor daruͤber hat gemach’t/ Was mag ſie fuͤr Gefahr ſo kurtzen Weg beſorgen? Nero. So ſey’s! Wir woll’n den Tod ihr nicht mehr laͤn- ger borgen. Geh’/ ich vertraue dir den gantzen Anſchlag an/ Beſtelle was du darf’ſt ſo heimlich als man kan/ 385.Dardurch du deinem Gluͤck’ itzt kanſt den Grund-Stein Jch geh’ in deſſen ſie zur Reiſe zu bewegen. (legen/ Der Schauplatz ſtellet fuͤr der Agrip- pine Gemach. Agrippina. Nero. Agrip. Hilf Himmel! Wuͤrdig’t uns der Fuͤrſt zu ſuchen heim? Nero. Mein Licht/ der Anmuth-Reitz iſt ein ſo zeher Leim/ An dem die Fluͤgel doch der Sinnen kleben bleiben/ 390.Wenn frembde Winde gleich ſie in die Lufft woll’n trei- ben. Der Libes-Wurtzel Safft verſaͤug’t im Hertzen nicht/ Wenn gleich des Neides Sturm ihr ein’ge Frucht ab- bricht. Ver-
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Tage/
Da man Minervens Feſt mit tauſend Luſt begeh’t
Wo Bajens Luſt-Hauß iſt/ und Welſchlands Garten
ſteh’t.
Hier hat er gutten Fug hinuͤber ſie zu laden
Mit Vorwand: Dort mit ihr zu kurtz-weil’n und zu ba-
den.
Die enge See-ſchos gib’t den wenigſten Verdacht.
Denn/ da man Bruͤcken vor daruͤber hat gemach’t/
Was mag ſie fuͤr Gefahr ſo kurtzen Weg beſorgen?
Nero. So ſey’s! Wir woll’n den Tod ihr nicht mehr laͤn-
ger borgen.
Geh’/ ich vertraue dir den gantzen Anſchlag an/
Beſtelle was du darf’ſt ſo heimlich als man kan/
Dardurch du deinem Gluͤck’ itzt kanſt den Grund-Stein
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Der Schauplatz ſtellet fuͤr der Agrip-
pine Gemach.
Agrippina. Nero.
Agrip. Hilf Himmel! Wuͤrdig’t uns der Fuͤrſt zu ſuchen
heim?
Nero. Mein Licht/ der Anmuth-Reitz iſt ein ſo zeher
Leim/
An dem die Fluͤgel doch der Sinnen kleben bleiben/
Wenn frembde Winde gleich ſie in die Lufft woll’n trei-
ben.
Der Libes-Wurtzel Safft verſaͤug’t im Hertzen nicht/
Wenn gleich des Neides Sturm ihr ein’ge Frucht ab-
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 60.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/78>, abgerufen am 16.02.2025. |