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Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

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So laß't durch's Adern-quäll uns glüend Eisen dringen.
465.
Burrh. Jhr Vorsatz kam vielleicht zu zeitlich an das Licht.
Agrip. Der Rauch endeckt di Glut; Die Boßheit berg't
sich nicht.
Ja wenn Britannicus mein ander Sohn noch lebte/
Dem man zur Krone Gold/ zum Purpur Seide webte/
So könte meiner That sein Erb-recht noch mein Schein;
470.Sein Zepter noch mein Schild; Sein Reich mein Leben
seyn:
Wenn aber Plautus solt an Römschen Gipffel steigen
Und sich Augustus Stamm für frembden Häuptern nei-
gen;
Wormit würd' Agrippin' ihr Heil verbessert seh'n?
Denn/ dörffte nicht der Neid aus Worten Polßken dreh'n/
475.Aus Worten/ die man itzt zu Donnerkeilen machet/
Die doch uur Ungedult nnd Libe veruhrsachet.
Wir würden ohne Schild für tausend Klägern steh'n/
Die uns durch leichten Weg aus Hertze würden geh'n
Auff unsern Hals verführ'n solch schreckliches Verbre-
chen/
480.Darvon uns kan kein Mensch/ als nur der Sohn loß spre-
chen.
Burrh. Was urtheil't Seneca? ich finde nichts an Jhr
Verdacht's und straffens werth. Senec. Jch halt' es auch
mit dir.
Agrip. Wie steh't/ und schweig't ihr nu? Sag't: Was wir
mißgehandelt?
Hat euch mein Unschuld-schild itzt gar in Stein verwan-
delt?
485.Seh't nicht für Schlangen-Blitz die Tauben-Augen an/
Der Mutter/ die beseel'n/ nicht aber tödten kan.
Sag't: mit was Vorwand ihr nun meinen Sohn verhetzet
Daß er itzt als ein Löw' an uns die Klauen sätzet?
Senec. Hält sie die Farbe nur/ bricht Nero Lib und Blutt
490.Noch weniger/ als Sie.
Agrip. Der kräfft'gen Wässer
Fluth
Verliehret außer'm Kwäll und Brunnen Krafft und
Stärcke.
Ein
So laß’t durch’s Adern-quaͤll uns gluͤend Eiſen dringen.
465.
Burrh. Jhr Vorſatz kam vielleicht zu zeitlich an das Licht.
Agrip. Der Rauch endeckt di Glut; Die Boßheit berg’t
ſich nicht.
Ja wenn Britannicus mein ander Sohn noch lebte/
Dem man zur Krone Gold/ zum Purpur Seide webte/
So koͤnte meiner That ſein Erb-recht noch mein Schein;
470.Sein Zepter noch mein Schild; Sein Reich mein Leben
ſeyn:
Wenn aber Plautus ſolt an Roͤmſchen Gipffel ſteigen
Und ſich Auguſtus Stamm fuͤr frembden Haͤuptern nei-
gen;
Wormit wuͤrd’ Agrippin’ ihr Heil verbeſſert ſeh’n?
Denn/ doͤrffte nicht der Neid aus Worten Polßken dreh’n/
475.Aus Worten/ die man itzt zu Donnerkeilen machet/
Die doch uur Ungedult nnd Libe veruhrſachet.
Wir wuͤrden ohne Schild fuͤr tauſend Klaͤgern ſteh’n/
Die uns durch leichten Weg aus Hertze wuͤrden geh’n
Auff unſern Hals verfuͤhr’n ſolch ſchreckliches Verbre-
chen/
480.Darvon uns kan kein Menſch/ als nur der Sohn loß ſpre-
chen.
Burrh. Was urtheil’t Seneca? ich finde nichts an Jhr
Verdacht’s und ſtraffens werth. Senec. Jch halt’ es auch
mit dir.
Agrip. Wie ſteh’t/ und ſchweig’t ihr nu? Sag’t: Was wir
mißgehandelt?
Hat euch mein Unſchuld-ſchild itzt gar in Stein verwan-
delt?
485.Seh’t nicht fuͤr Schlangen-Blitz die Tauben-Augen an/
Der Mutter/ die beſeel’n/ nicht aber toͤdten kan.
Sag’t: mit was Vorwand ihr nun meinen Sohn verhetzet
Daß er itzt als ein Loͤw’ an uns die Klauen ſaͤtzet?
Senec. Haͤlt ſie die Farbe nur/ bricht Nero Lib und Blutt
490.Noch weniger/ als Sie.
Agrip. Der kraͤfft’gen Waͤſſer
Fluth
Verliehret außer’m Kwaͤll und Brunnen Krafft und
Staͤrcke.
Ein
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[18./0036] So laß’t durch’s Adern-quaͤll uns gluͤend Eiſen dringen. Burrh. Jhr Vorſatz kam vielleicht zu zeitlich an das Licht. Agrip. Der Rauch endeckt di Glut; Die Boßheit berg’t ſich nicht. Ja wenn Britannicus mein ander Sohn noch lebte/ Dem man zur Krone Gold/ zum Purpur Seide webte/ So koͤnte meiner That ſein Erb-recht noch mein Schein; Sein Zepter noch mein Schild; Sein Reich mein Leben ſeyn: Wenn aber Plautus ſolt an Roͤmſchen Gipffel ſteigen Und ſich Auguſtus Stamm fuͤr frembden Haͤuptern nei- gen; Wormit wuͤrd’ Agrippin’ ihr Heil verbeſſert ſeh’n? Denn/ doͤrffte nicht der Neid aus Worten Polßken dreh’n/ Aus Worten/ die man itzt zu Donnerkeilen machet/ Die doch uur Ungedult nnd Libe veruhrſachet. Wir wuͤrden ohne Schild fuͤr tauſend Klaͤgern ſteh’n/ Die uns durch leichten Weg aus Hertze wuͤrden geh’n Auff unſern Hals verfuͤhr’n ſolch ſchreckliches Verbre- chen/ Darvon uns kan kein Menſch/ als nur der Sohn loß ſpre- chen. Burrh. Was urtheil’t Seneca? ich finde nichts an Jhr Verdacht’s und ſtraffens werth. Senec. Jch halt’ es auch mit dir. Agrip. Wie ſteh’t/ und ſchweig’t ihr nu? Sag’t: Was wir mißgehandelt? Hat euch mein Unſchuld-ſchild itzt gar in Stein verwan- delt? Seh’t nicht fuͤr Schlangen-Blitz die Tauben-Augen an/ Der Mutter/ die beſeel’n/ nicht aber toͤdten kan. Sag’t: mit was Vorwand ihr nun meinen Sohn verhetzet Daß er itzt als ein Loͤw’ an uns die Klauen ſaͤtzet? Senec. Haͤlt ſie die Farbe nur/ bricht Nero Lib und Blutt Noch weniger/ als Sie. Agrip. Der kraͤfft’gen Waͤſſer Fluth Verliehret außer’m Kwaͤll und Brunnen Krafft und Staͤrcke. Ein

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 18.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/36>, abgerufen am 22.11.2024.