Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
750.Meine Hand oftmals hat Seuchen gestill't. Wenn ich das Schiff-geldt dir doppelt entrichte/ Hab' ich dir Will' und Verlangen erfüll't/ Disem nach mag Agrippine dich zwingen Jhren Geist wieder zu rücke zu bringen. 755.Aber/ du blasser Geist/ irrende Seele/ Lasse dein schattichtes Antlitz uns schau'n. Komm' aus der dir' aufgeschlossenen Höle Schaue/ was wir für Altäre dir bau'n/ Lasse die dir aufgeopferte Gaben 760.Würckungen wahrer Versöhnungen haben. Sorge nicht: daß dir die Speise wird fehlen/ Welche die schattichten Geister ernehr't. Wilstu die güldene Wurtzel erwehlen/ Schaue sie wird dir hier frischer gewehr't/ 765.Als sie die einmal erblichene Seelen Haben im Garten der finsternen Hölen. Wie? woll'n die Geister nichts auf mein Beschweren geben/ Darf mir der Hellen Pful verächtlich widerstreben? Soll mein verspritztes Blutt kein fruchtbar Opffer seyn? 770.So wil ich eure Nacht durch hellen Sonnen-schein Zerstören/ und den Tag in euren Abgrund schicken/ Die irrenden Gespenst' in einen Kreiß verstricken. Jedoch ich nehme wahr/ an was der Mängel lig't. Wenn ein entleibter Geist zum Todten-Opffer krig't 775.Kein bluttig Menschen-Hertz/ so ist er nicht zu zwingen. Wolan! ich wil auch dis dir Agrippine bringen. Wie dieses Messer dring't durch Mnesters kalte Brust; So dringe deine Seel' auch durch des Abgrunds Wust/ Für dises Söhn-Altar/ wo die geweyhten Flammen 780.Vermählen Asch' und Hertz' und Tag und Nacht zusam- men. Nero. Hilff/ Himmel! ich bin todt! der Abgrund schling't mich ein! Zoroast. Ach! soll mein Heyligthum auch meine Baare seyn. Die
750.Meine Hand oftmals hat Seuchen geſtill’t. Wenn ich das Schiff-geldt dir doppelt entrichte/ Hab’ ich dir Will’ und Verlangen erfuͤll’t/ Diſem nach mag Agrippine dich zwingen Jhren Geiſt wieder zu ruͤcke zu bringen. 755.Aber/ du blaſſer Geiſt/ irrende Seele/ Laſſe dein ſchattichtes Antlitz uns ſchau’n. Komm’ aus der dir’ aufgeſchloſſenen Hoͤle Schaue/ was wir fuͤr Altaͤre dir bau’n/ Laſſe die dir aufgeopferte Gaben 760.Wuͤrckungen wahrer Verſoͤhnungen haben. Sorge nicht: daß dir die Speiſe wird fehlen/ Welche die ſchattichten Geiſter ernehr’t. Wilſtu die guͤldene Wurtzel erwehlen/ Schaue ſie wird dir hier friſcher gewehr’t/ 765.Als ſie die einmal erblichene Seelen Haben im Garten der finſternen Hoͤlen. Wie? woll’n die Geiſter nichts auf mein Beſchweren geben/ Darf mir der Hellen Pful veraͤchtlich widerſtreben? Soll mein verſpritztes Blutt kein fruchtbar Opffer ſeyn? 770.So wil ich eure Nacht durch hellen Sonnen-ſchein Zerſtoͤren/ und den Tag in euren Abgrund ſchicken/ Die irrenden Geſpenſt’ in einen Kreiß verſtricken. Jedoch ich nehme wahr/ an was der Maͤngel lig’t. Wenn ein entleibter Geiſt zum Todten-Opffer krig’t 775.Kein bluttig Menſchen-Hertz/ ſo iſt er nicht zu zwingen. Wolan! ich wil auch dis dir Agrippine bringen. Wie dieſes Meſſer dring’t durch Mneſters kalte Bruſt; So dringe deine Seel’ auch durch des Abgrunds Wuſt/ Fuͤr diſes Soͤhn-Altar/ wo die geweyhten Flammen 780.Vermaͤhlen Aſch’ und Hertz’ und Tag und Nacht zuſam- men. Nero. Hilff/ Himmel! ich bin todt! der Abgrund ſchling’t mich ein! Zoroaſt. Ach! ſoll mein Heyligthum auch meine Baare ſeyn. Die
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Meine Hand oftmals hat Seuchen geſtill’t.
Wenn ich das Schiff-geldt dir doppelt entrichte/
Hab’ ich dir Will’ und Verlangen erfuͤll’t/
Diſem nach mag Agrippine dich zwingen
Jhren Geiſt wieder zu ruͤcke zu bringen.
Aber/ du blaſſer Geiſt/ irrende Seele/
Laſſe dein ſchattichtes Antlitz uns ſchau’n.
Komm’ aus der dir’ aufgeſchloſſenen Hoͤle
Schaue/ was wir fuͤr Altaͤre dir bau’n/
Laſſe die dir aufgeopferte Gaben
Wuͤrckungen wahrer Verſoͤhnungen haben.
Sorge nicht: daß dir die Speiſe wird fehlen/
Welche die ſchattichten Geiſter ernehr’t.
Wilſtu die guͤldene Wurtzel erwehlen/
Schaue ſie wird dir hier friſcher gewehr’t/
Als ſie die einmal erblichene Seelen
Haben im Garten der finſternen Hoͤlen.
Wie? woll’n die Geiſter nichts auf mein Beſchweren
geben/
Darf mir der Hellen Pful veraͤchtlich widerſtreben?
Soll mein verſpritztes Blutt kein fruchtbar Opffer ſeyn?
So wil ich eure Nacht durch hellen Sonnen-ſchein
Zerſtoͤren/ und den Tag in euren Abgrund ſchicken/
Die irrenden Geſpenſt’ in einen Kreiß verſtricken.
Jedoch ich nehme wahr/ an was der Maͤngel lig’t.
Wenn ein entleibter Geiſt zum Todten-Opffer krig’t
Kein bluttig Menſchen-Hertz/ ſo iſt er nicht zu zwingen.
Wolan! ich wil auch dis dir Agrippine bringen.
Wie dieſes Meſſer dring’t durch Mneſters kalte Bruſt;
So dringe deine Seel’ auch durch des Abgrunds Wuſt/
Fuͤr diſes Soͤhn-Altar/ wo die geweyhten Flammen
Vermaͤhlen Aſch’ und Hertz’ und Tag und Nacht zuſam-
men.
Nero. Hilff/ Himmel! ich bin todt! der Abgrund ſchling’t
mich ein!
Zoroaſt. Ach! ſoll mein Heyligthum auch meine Baare
ſeyn.
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