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Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

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Derselben/ der man wil kein Blutt zum Opffer geben!
565.Weil Niemand ihr Gebein' aus kostbarm Wasser wäsch't/
Und die noch glimme Glutt durch keine Thrän' außläsch't/
So wasch' und lesche sie mein spritzendes Geblütte;
Eh als der Käyser mich mit Blitz und Ach umbschütte.
Viel besser: Daß ein Dolch die Adern schneid' entzwey/
570.Und mein unschuldig Blutt ein reines Opffer sey;
Als: daß es auf der Rach' entweyhtem Schmach-Altare
Der Mord-Verräther Grimm der Hencker Pein erfahre.
Wie? Mnester/ zitterstu? schreck't Tod und Sterben dich.
Was starrstu? hemmt dein Arm noch den behertzten Stich?
575.Stoß/ Mnester/ stoß/ stoß zu! durch solch bepurpert ster-
ben
Kan aus den Wunden man ihm Ehren-Fahnen färben.
Paris. Schau/ wie/ wenn man der Schlang' ihr giftigs
Haupt abschläg't/
Jhr Schwantz und Brutt sich selbst in's Grab zu scharren
pfläg't.
Mnest. Jhr Schlangen/ gebt den Stich mir und der Agrip-
pine.
580.
Anic. Schau wie die Natter noch zu züngeln sich erkühne!
Mnest. Die Zunge/ die schon stirb't/ ist alles Heuchelns
frey.
Paris. Man lach't/ wenn/ wer verspiel't/ die Karte reist
entzwey.
Verblutte Seel' und Geist/ verkühle Zorn und Gallen.
Ein sich selbst-stürtzend Feind bring't süsses Wolgefallen.
Nero. Zoroaster. Sein Diener.
Paris. Anicetus.
585.
Nero. Hier ist der Orth/ den du zum Opffer dir bestimm't.
Zoroast. Sehr wol: daß noch die Asch' und ihr Gebeine
glimm't.
Was aber rächelt hier für eine blutt'ge Leiche?
Anic. Ein sich selbst-leschend Brand von Agrippinens
Seuche.
Zoroast-
G 4
Derſelben/ der man wil kein Blutt zum Opffer geben!
565.Weil Niemand ihr Gebein’ aus koſtbarm Waſſer waͤſch’t/
Und die noch glimme Glutt durch keine Thraͤn’ außlaͤſch’t/
So waſch’ und leſche ſie mein ſpritzendes Gebluͤtte;
Eh als der Kaͤyſer mich mit Blitz und Ach umbſchuͤtte.
Viel beſſer: Daß ein Dolch die Adern ſchneid’ entzwey/
570.Und mein unſchuldig Blutt ein reines Opffer ſey;
Als: daß es auf der Rach’ entweyhtem Schmach-Altare
Der Mord-Verraͤther Grimm der Hencker Pein erfahre.
Wie? Mneſter/ zitterſtu? ſchreck’t Tod und Sterben dich.
Was ſtarꝛſtu? hemmt dein Arm noch den behertzten Stich?
575.Stoß/ Mneſter/ ſtoß/ ſtoß zu! durch ſolch bepurpert ſter-
ben
Kan aus den Wunden man ihm Ehren-Fahnen faͤrben.
Paris. Schau/ wie/ wenn man der Schlang’ ihr giftigs
Haupt abſchlaͤg’t/
Jhr Schwantz und Brutt ſich ſelbſt in’s Grab zu ſcharren
pflaͤg’t.
Mneſt. Jhr Schlangen/ gebt den Stich mir und der Agrip-
pine.
580.
Anic. Schau wie die Natter noch zu zuͤngeln ſich erkuͤhne!
Mneſt. Die Zunge/ die ſchon ſtirb’t/ iſt alles Heuchelns
frey.
Paris. Man lach’t/ wenn/ wer verſpiel’t/ die Karte reiſt
entzwey.
Verblutte Seel’ und Geiſt/ verkuͤhle Zorn und Gallen.
Ein ſich ſelbſt-ſtuͤrtzend Feind bring’t ſuͤſſes Wolgefallen.
Nero. Zoroaſter. Sein Diener.
Paris. Anicetus.
585.
Nero. Hier iſt der Orth/ den du zum Opffer dir beſtimm’t.
Zoroaſt. Sehr wol: daß noch die Aſch’ und ihr Gebeine
glimm’t.
Was aber raͤchelt hier fuͤr eine blutt’ge Leiche?
Anic. Ein ſich ſelbſt-leſchend Brand von Agrippinens
Seuche.
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G 4
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[103./0121] Derſelben/ der man wil kein Blutt zum Opffer geben! Weil Niemand ihr Gebein’ aus koſtbarm Waſſer waͤſch’t/ Und die noch glimme Glutt durch keine Thraͤn’ außlaͤſch’t/ So waſch’ und leſche ſie mein ſpritzendes Gebluͤtte; Eh als der Kaͤyſer mich mit Blitz und Ach umbſchuͤtte. Viel beſſer: Daß ein Dolch die Adern ſchneid’ entzwey/ Und mein unſchuldig Blutt ein reines Opffer ſey; Als: daß es auf der Rach’ entweyhtem Schmach-Altare Der Mord-Verraͤther Grimm der Hencker Pein erfahre. Wie? Mneſter/ zitterſtu? ſchreck’t Tod und Sterben dich. Was ſtarꝛſtu? hemmt dein Arm noch den behertzten Stich? Stoß/ Mneſter/ ſtoß/ ſtoß zu! durch ſolch bepurpert ſter- ben Kan aus den Wunden man ihm Ehren-Fahnen faͤrben. Paris. Schau/ wie/ wenn man der Schlang’ ihr giftigs Haupt abſchlaͤg’t/ Jhr Schwantz und Brutt ſich ſelbſt in’s Grab zu ſcharren pflaͤg’t. Mneſt. Jhr Schlangen/ gebt den Stich mir und der Agrip- pine. Anic. Schau wie die Natter noch zu zuͤngeln ſich erkuͤhne! Mneſt. Die Zunge/ die ſchon ſtirb’t/ iſt alles Heuchelns frey. Paris. Man lach’t/ wenn/ wer verſpiel’t/ die Karte reiſt entzwey. Verblutte Seel’ und Geiſt/ verkuͤhle Zorn und Gallen. Ein ſich ſelbſt-ſtuͤrtzend Feind bring’t ſuͤſſes Wolgefallen. Nero. Zoroaſter. Sein Diener. Paris. Anicetus. Nero. Hier iſt der Orth/ den du zum Opffer dir beſtimm’t. Zoroaſt. Sehr wol: daß noch die Aſch’ und ihr Gebeine glimm’t. Was aber raͤchelt hier fuͤr eine blutt’ge Leiche? Anic. Ein ſich ſelbſt-leſchend Brand von Agrippinens Seuche. Zoroaſt- G 4

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 103.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/121>, abgerufen am 04.05.2024.