Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.
Daß des Germanicus Gedächtnüs wird verschwinden/ 235.Darumb das Heer biß itzt steh't Agrippinen bey. Nero. Daß/ was im Vorrath' ist/ des Heeres Beuthe sey. Paris. Durchlauchtigst-grosser Fürst/ ich muß umb die noch bitten/ Die Agrippinens Haß beym Käyser so verschnitten: Daß ihre Unschud bat das Elend müßen bau'n/ 240.Und Rom den Rücken dreh'n Nero. Sie mögen wider schau'n. Uns und ihr Vaterland. Der Fall der Agrippinen Sol Lebenden zu Lust/ zu Ruhm den Todten dienen. Schreib: Daß Calpurnie/ Licinius Gabol/ Jtur/ nebst Junien die Hand uns küssen sol/ 245.Daß sich Calvisius nach Rom mag wider wenden. Man sol mit höchster Pracht den Bluttsverwandten sen- den Paulinens Todten-Asch/ und ihr aus Ertzt und Stein Ein köstlich Grabmal bau'n. Etz't auch den Nahmen ein Silanens in Porfler/ die sol unsterblich leben/ 250.Die wegen Treu und Pflicht den Geist hat aufgegeben. Anic. Warumb: Daß dieser Tag so gar vergessen bleibt? Man hat viel Tage schon ins Zeit-Buch einverleib't Als heylig/ die uns gleich gering're Wolfarth brachten. Burrh. Laß't/ wo nur Tempel sind/ den Göttern Opfer schlachten/ 255.Der Menschen Andacht ist der Unschuld bester Schild. Sätz't in dem Rath-hauß' auf Minervens güldnes Bild/ Und Nerons sol darnebst auch seinen Stand empfangen. Dis Fest mag alle Jahr mit Spielen seyn begangen Das Agrippinens Haß und Arglist offenbahr't. 260.Der Tag/ da aber sie zur Welt gebohren ward Sol als verdamm't und schwartz im Zeit-Register stehen. Nero. So muß der/ welcher stürm't den Himmel/ unter- gehen. Reiß't ihre Säulen umb zu Rom im Capitol. Senec. Wil ihre Majestät/ wie das Begräbnüs sol 265.Der Todten seyn bestell't/ nicht auch Befehl ertheilen. Nero. Laß't mit der Leiche nur zu Gruft und Holtz-stoß ei- len. Schaff't:
Daß des Germanicus Gedaͤchtnuͤs wird verſchwinden/ 235.Darumb das Heer biß itzt ſteh’t Agrippinen bey. Nero. Daß/ was im Vorrath’ iſt/ des Heeres Beuthe ſey. Paris. Durchlauchtigſt-groſſer Fuͤrſt/ ich muß umb die noch bitten/ Die Agrippinens Haß beym Kaͤyſer ſo verſchnitten: Daß ihre Unſchud bat das Elend muͤßen bau’n/ 240.Und Rom den Ruͤcken dreh’n Nero. Sie moͤgen wider ſchau’n. Uns und ihr Vaterland. Der Fall der Agrippinen Sol Lebenden zu Luſt/ zu Ruhm den Todten dienen. Schreib: Daß Calpurnie/ Licinius Gabol/ Jtur/ nebſt Junien die Hand uns kuͤſſen ſol/ 245.Daß ſich Calviſius nach Rom mag wider wenden. Man ſol mit hoͤchſter Pracht den Bluttsverwandten ſen- den Paulinens Todten-Aſch/ und ihr aus Ertzt und Stein Ein koͤſtlich Grabmal bau’n. Etz’t auch den Nahmen ein Silanens in Porfler/ die ſol unſterblich leben/ 250.Die wegen Treu und Pflicht den Geiſt hat aufgegeben. Anic. Warumb: Daß dieſer Tag ſo gar vergeſſen bleibt? Man hat viel Tage ſchon ins Zeit-Buch einverleib’t Als heylig/ die uns gleich gering’re Wolfarth brachten. Burrh. Laß’t/ wo nur Tempel ſind/ den Goͤttern Opfer ſchlachten/ 255.Der Menſchen Andacht iſt der Unſchuld beſter Schild. Saͤtz’t in dem Rath-hauß’ auf Minervens guͤldnes Bild/ Und Nerons ſol darnebſt auch ſeinen Stand empfangen. Dis Feſt mag alle Jahr mit Spielen ſeyn begangen Das Agrippinens Haß und Argliſt offenbahr’t. 260.Der Tag/ da aber ſie zur Welt gebohren ward Sol als verdamm’t und ſchwartz im Zeit-Regiſter ſtehen. Nero. So muß der/ welcher ſtuͤrm’t den Himmel/ unter- gehen. Reiß’t ihre Saͤulen umb zu Rom im Capitol. Senec. Wil ihre Majeſtaͤt/ wie das Begraͤbnuͤs ſol 265.Der Todten ſeyn beſtell’t/ nicht auch Befehl ertheilen. Nero. Laß’t mit der Leiche nur zu Gruft und Holtz-ſtoß ei- len. Schaff’t:
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp> <p><pb facs="#f0109" n="91."/> Daß des Germanicus Gedaͤchtnuͤs wird verſchwinden/<lb/><note place="left">235.</note>Darumb das Heer biß itzt ſteh’t Agrippinen bey.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Daß/ was im Vorrath’ iſt/ des Heeres Beuthe ſey.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Paris.</hi> </speaker> <p>Durchlauchtigſt-groſſer Fuͤrſt/ ich muß umb die<lb/><hi rendition="#et">noch bitten/</hi><lb/> Die Agrippinens Haß beym Kaͤyſer ſo verſchnitten:<lb/> Daß ihre Unſchud bat das Elend muͤßen bau’n/<lb/><note place="left">240.</note>Und Rom den Ruͤcken dreh’n <hi rendition="#aq">Nero.</hi> Sie moͤgen wider<lb/><hi rendition="#et">ſchau’n.</hi><lb/> Uns und ihr Vaterland. Der Fall der Agrippinen<lb/> Sol Lebenden zu Luſt/ zu Ruhm den Todten dienen.<lb/> Schreib: Daß Calpurnie/ Licinius Gabol/<lb/> Jtur/ nebſt Junien die Hand uns kuͤſſen ſol/<lb/><note place="left">245.</note>Daß ſich Calviſius nach Rom mag wider wenden.<lb/> Man ſol mit hoͤchſter Pracht den Bluttsverwandten ſen-<lb/><hi rendition="#et">den</hi><lb/> Paulinens Todten-Aſch/ und ihr aus Ertzt und Stein<lb/> Ein koͤſtlich Grabmal bau’n. Etz’t auch den Nahmen ein<lb/> Silanens in Porfler/ die ſol unſterblich leben/<lb/><note place="left">250.</note>Die wegen Treu und Pflicht den Geiſt hat aufgegeben.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Anic.</hi> </speaker> <p>Warumb: Daß dieſer Tag ſo gar vergeſſen bleibt?<lb/> Man hat viel Tage ſchon ins Zeit-Buch einverleib’t<lb/> Als heylig/ die uns gleich gering’re Wolfarth brachten.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Burrh.</hi> </speaker> <p>Laß’t/ wo nur Tempel ſind/ den Goͤttern Opfer<lb/><hi rendition="#et">ſchlachten/</hi><lb/><note place="left">255.</note>Der Menſchen Andacht iſt der Unſchuld beſter Schild.<lb/> Saͤtz’t in dem Rath-hauß’ auf Minervens guͤldnes Bild/<lb/> Und Nerons ſol darnebſt auch ſeinen Stand empfangen.<lb/> Dis Feſt mag alle Jahr mit Spielen ſeyn begangen<lb/> Das Agrippinens Haß und Argliſt offenbahr’t.<lb/><note place="left">260.</note>Der Tag/ da aber ſie zur Welt gebohren ward<lb/> Sol als verdamm’t und ſchwartz im Zeit-Regiſter ſtehen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>So muß der/ welcher ſtuͤrm’t den Himmel/ unter-<lb/><hi rendition="#et">gehen.</hi><lb/> Reiß’t ihre Saͤulen umb zu Rom im Capitol.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Senec.</hi> </speaker> <p>Wil ihre Majeſtaͤt/ wie das Begraͤbnuͤs ſol<lb/><note place="left">265.</note>Der Todten ſeyn beſtell’t/ nicht auch Befehl ertheilen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </speaker> <p>Laß’t mit der Leiche nur zu Gruft und Holtz-ſtoß ei-<lb/><hi rendition="#et">len.</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Schaff’t:</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [91./0109]
Daß des Germanicus Gedaͤchtnuͤs wird verſchwinden/
Darumb das Heer biß itzt ſteh’t Agrippinen bey.
Nero. Daß/ was im Vorrath’ iſt/ des Heeres Beuthe ſey.
Paris. Durchlauchtigſt-groſſer Fuͤrſt/ ich muß umb die
noch bitten/
Die Agrippinens Haß beym Kaͤyſer ſo verſchnitten:
Daß ihre Unſchud bat das Elend muͤßen bau’n/
Und Rom den Ruͤcken dreh’n Nero. Sie moͤgen wider
ſchau’n.
Uns und ihr Vaterland. Der Fall der Agrippinen
Sol Lebenden zu Luſt/ zu Ruhm den Todten dienen.
Schreib: Daß Calpurnie/ Licinius Gabol/
Jtur/ nebſt Junien die Hand uns kuͤſſen ſol/
Daß ſich Calviſius nach Rom mag wider wenden.
Man ſol mit hoͤchſter Pracht den Bluttsverwandten ſen-
den
Paulinens Todten-Aſch/ und ihr aus Ertzt und Stein
Ein koͤſtlich Grabmal bau’n. Etz’t auch den Nahmen ein
Silanens in Porfler/ die ſol unſterblich leben/
Die wegen Treu und Pflicht den Geiſt hat aufgegeben.
Anic. Warumb: Daß dieſer Tag ſo gar vergeſſen bleibt?
Man hat viel Tage ſchon ins Zeit-Buch einverleib’t
Als heylig/ die uns gleich gering’re Wolfarth brachten.
Burrh. Laß’t/ wo nur Tempel ſind/ den Goͤttern Opfer
ſchlachten/
Der Menſchen Andacht iſt der Unſchuld beſter Schild.
Saͤtz’t in dem Rath-hauß’ auf Minervens guͤldnes Bild/
Und Nerons ſol darnebſt auch ſeinen Stand empfangen.
Dis Feſt mag alle Jahr mit Spielen ſeyn begangen
Das Agrippinens Haß und Argliſt offenbahr’t.
Der Tag/ da aber ſie zur Welt gebohren ward
Sol als verdamm’t und ſchwartz im Zeit-Regiſter ſtehen.
Nero. So muß der/ welcher ſtuͤrm’t den Himmel/ unter-
gehen.
Reiß’t ihre Saͤulen umb zu Rom im Capitol.
Senec. Wil ihre Majeſtaͤt/ wie das Begraͤbnuͤs ſol
Der Todten ſeyn beſtell’t/ nicht auch Befehl ertheilen.
Nero. Laß’t mit der Leiche nur zu Gruft und Holtz-ſtoß ei-
len.
Schaff’t:
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/109 |
Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 91.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/109>, abgerufen am 16.02.2025. |