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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Drittes Hundert.
70.
Redlicher Leute schelten/ gilt für loser
Leute loben.
Wann mir ein böser/ gut/ ein guter/ böse wil;
So acht ich gutes nichts/ hingegen böses viel.
71.
Deß Diogenis Leuchte.
Diogenes ist tod; wann dieser lebte heute
Er leuchtete sich tod/ eh als er fünde Leute.
72.
From seyn/ ist schwer.
DAs gute thun ist schwer/ leicht aber böse leben;
Drum weil die Welt ist alt vnd kan nicht schwer mehr heben/
So pflegt sie sich zu dem/ was leicht ist/ zu begeben.
73.
Ein jedes Werck fodert einen gantzen
Menschen.
WEr etwas hat zu thun/ vnd täglich thun wil künnen/
Muß gäntzlich seyn dabey mit Leib vnd auch mit Sinnen;
Jm Kriege kan man diß: Man wagt Fleiß/ Schweiß/ Rath/
That/
Man waget Seel vnd Leib/ zu stehlen das man hat.
74.
Ehstand deß Hertzens vnd der Zunge.
DAs Hertz vnd Zung/ ist wie vermählt/
Die zeugen Kinder vnge zählt/
Wenn beyde sie nicht eines sind/
Wird jedes Wort ein Huren-Kind.
75. Kriegs-
Drittes Hundert.
70.
Redlicher Leute ſchelten/ gilt fuͤr loſer
Leute loben.
Wann mir ein boͤſer/ gut/ ein guter/ boͤſe wil;
So acht ich gutes nichts/ hingegen boͤſes viel.
71.
Deß Diogenis Leuchte.
Diogenes iſt tod; wann dieſer lebte heute
Er leuchtete ſich tod/ eh als er fuͤnde Leute.
72.
From ſeyn/ iſt ſchwer.
DAs gute thun iſt ſchwer/ leicht aber boͤſe leben;
Drum weil die Welt iſt alt vnd kan nicht ſchwer mehr hebẽ/
So pflegt ſie ſich zu dem/ was leicht iſt/ zu begeben.
73.
Ein jedes Werck fodert einen gantzen
Menſchen.
WEr etwas hat zu thun/ vnd taͤglich thun wil kuͤnnen/
Muß gaͤntzlich ſeyn dabey mit Leib vnd auch mit Sinnen;
Jm Kriege kan man diß: Man wagt Fleiß/ Schweiß/ Rath/
That/
Man waget Seel vnd Leib/ zu ſtehlen das man hat.
74.
Ehſtand deß Hertzens vnd der Zunge.
DAs Hertz vnd Zung/ iſt wie vermaͤhlt/
Die zeugen Kinder vnge zaͤhlt/
Wenn beyde ſie nicht eines ſind/
Wird jedes Wort ein Huren-Kind.
75. Kriegs-
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[67/0083] Drittes Hundert. 70. Redlicher Leute ſchelten/ gilt fuͤr loſer Leute loben. Wann mir ein boͤſer/ gut/ ein guter/ boͤſe wil; So acht ich gutes nichts/ hingegen boͤſes viel. 71. Deß Diogenis Leuchte. Diogenes iſt tod; wann dieſer lebte heute Er leuchtete ſich tod/ eh als er fuͤnde Leute. 72. From ſeyn/ iſt ſchwer. DAs gute thun iſt ſchwer/ leicht aber boͤſe leben; Drum weil die Welt iſt alt vnd kan nicht ſchwer mehr hebẽ/ So pflegt ſie ſich zu dem/ was leicht iſt/ zu begeben. 73. Ein jedes Werck fodert einen gantzen Menſchen. WEr etwas hat zu thun/ vnd taͤglich thun wil kuͤnnen/ Muß gaͤntzlich ſeyn dabey mit Leib vnd auch mit Sinnen; Jm Kriege kan man diß: Man wagt Fleiß/ Schweiß/ Rath/ That/ Man waget Seel vnd Leib/ zu ſtehlen das man hat. 74. Ehſtand deß Hertzens vnd der Zunge. DAs Hertz vnd Zung/ iſt wie vermaͤhlt/ Die zeugen Kinder vnge zaͤhlt/ Wenn beyde ſie nicht eines ſind/ Wird jedes Wort ein Huren-Kind. 75. Kriegs-

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/83>, abgerufen am 07.05.2024.