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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Zu-Gabe.
Du gibst vns wann du nimmst/ dein so gefürchter Stich/
Bereitet vns durch dich/ ein Leben ohne dich.

143.
Ehre.
Wer Ehre hat erlangt/ gäb Ehre manchmal drum/
Er kunte/ wie er kam/ auch wieder kohren um.
144.
Freundschafft.
Wo Nutz sich nicht erzeigt/ wo kein Gewinn sich weist/
Jst Freundschafft nicht daheim/ ist über Land gereist.
145.
Die Welt Freundschafft.
JCh wil nicht Damon seyn/ die Welt darff auch nicht werden
Mein Pythias, wir sind von zweyerley Geberden;
Mein Sinn steht auffgericht/ die Welt geht krumm gebückt:
Mein Sinn ist vngefärbt/ die Welt ist glat geschmückt:
Mein Mund hat eine Zung/ ich kan nicht warmes hauchen
Und kaltes auch zumal: Die Welt pflegt Ja zu brauchen
Wie Nein/ vnd Nein wie Ja/ dann jhre Zunge bricht
Die schöne zwischen Mund vnd Hertz gepflogene Pflicht.
146.
Das Creutze.
EJn sondrer Christ ist der/ der nimmer nichts wil leiden/
Der sich nicht wil von Christ vnd doch vom Creutze scheiden:
Noth thut es/ daß jhn Christ in einen Himmel weist/
Durch Rosen drein man tantzt vnd nicht durch Dorner reist.
147.
Das Haus Oesterreich.
JHr Töchter Hesperi, nicht rühmt die goldnen Früchte:
Zweyträchtiges Geschlecht der Bäume/ bleib vom Lichte/
Du vnd Alcinous: Die Epicurus hegte/
Auch die Moecenas baut vnd die Lucanus pflegte
Jhr Gärt vnd Gärtner all: Jhr seyd mit Ruhm zu schonen/
Der Garten Oesterreich trägt lauter Käyser-Kronen.
148. Auff

Zu-Gabe.
Du gibſt vns wann du nim̃ſt/ dein ſo gefuͤrchter Stich/
Bereitet vns durch dich/ ein Leben ohne dich.

143.
Ehre.
Wer Ehre hat erlangt/ gaͤb Ehre manchmal drum/
Er kunte/ wie er kam/ auch wieder kohren um.
144.
Freundſchafft.
Wo Nutz ſich nicht erzeigt/ wo kein Gewinn ſich weiſt/
Jſt Freundſchafft nicht daheim/ iſt uͤber Land gereiſt.
145.
Die Welt Freundſchafft.
JCh wil nicht Damon ſeyn/ die Welt darff auch nicht werden
Mein Pythias, wir ſind von zweyerley Geberden;
Mein Sinn ſteht auffgericht/ die Welt geht krum̃ gebuͤckt:
Mein Sinn iſt vngefaͤrbt/ die Welt iſt glat geſchmuͤckt:
Mein Mund hat eine Zung/ ich kan nicht warmes hauchen
Und kaltes auch zumal: Die Welt pflegt Ja zu brauchen
Wie Nein/ vnd Nein wie Ja/ dann jhre Zunge bricht
Die ſchoͤne zwiſchen Mund vnd Hertz gepflogene Pflicht.
146.
Das Creutze.
EJn ſondrer Chriſt iſt der/ der nimmer nichts wil leiden/
Der ſich nicht wil von Chriſt vnd doch vom Creutze ſcheiden:
Noth thut es/ daß jhn Chriſt in einen Himmel weiſt/
Durch Roſen drein man tantzt vnd nicht durch Dorner reiſt.
147.
Das Haus Oeſterreich.
JHr Toͤchter Heſperi, nicht ruͤhmt die goldnen Fruͤchte:
Zweytraͤchtiges Geſchlecht der Baͤume/ bleib vom Lichte/
Du vnd Alcinous: Die Epicurus hegte/
Auch die Mœcenas baut vnd die Lucanus pflegte
Jhr Gaͤrt vnd Gaͤrtner all: Jhr ſeyd mit Ruhm zu ſchonen/
Der Garten Oeſterreich traͤgt lauter Kaͤyſer-Kronen.
148. Auff
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[244/0774] Zu-Gabe. Du gibſt vns wann du nim̃ſt/ dein ſo gefuͤrchter Stich/ Bereitet vns durch dich/ ein Leben ohne dich. 143. Ehre. Wer Ehre hat erlangt/ gaͤb Ehre manchmal drum/ Er kunte/ wie er kam/ auch wieder kohren um. 144. Freundſchafft. Wo Nutz ſich nicht erzeigt/ wo kein Gewinn ſich weiſt/ Jſt Freundſchafft nicht daheim/ iſt uͤber Land gereiſt. 145. Die Welt Freundſchafft. JCh wil nicht Damon ſeyn/ die Welt darff auch nicht werden Mein Pythias, wir ſind von zweyerley Geberden; Mein Sinn ſteht auffgericht/ die Welt geht krum̃ gebuͤckt: Mein Sinn iſt vngefaͤrbt/ die Welt iſt glat geſchmuͤckt: Mein Mund hat eine Zung/ ich kan nicht warmes hauchen Und kaltes auch zumal: Die Welt pflegt Ja zu brauchen Wie Nein/ vnd Nein wie Ja/ dann jhre Zunge bricht Die ſchoͤne zwiſchen Mund vnd Hertz gepflogene Pflicht. 146. Das Creutze. EJn ſondrer Chriſt iſt der/ der nimmer nichts wil leiden/ Der ſich nicht wil von Chriſt vnd doch vom Creutze ſcheiden: Noth thut es/ daß jhn Chriſt in einen Himmel weiſt/ Durch Roſen drein man tantzt vnd nicht durch Dorner reiſt. 147. Das Haus Oeſterreich. JHr Toͤchter Heſperi, nicht ruͤhmt die goldnen Fruͤchte: Zweytraͤchtiges Geſchlecht der Baͤume/ bleib vom Lichte/ Du vnd Alcinous: Die Epicurus hegte/ Auch die Mœcenas baut vnd die Lucanus pflegte Jhr Gaͤrt vnd Gaͤrtner all: Jhr ſeyd mit Ruhm zu ſchonen/ Der Garten Oeſterreich traͤgt lauter Kaͤyſer-Kronen. 148. Auff

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/774>, abgerufen am 23.05.2024.