Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Zu-Gabe.
53.
Die Ehre.
Die Ehre kennet keinen Obren; wer jhr zum Nachtheil was ge-
beut/
Da sihe zu/ daß dich dein Leben/ zum Schutz der Ehre nicht gereut.
54.
An die Amaryllis.
Deine Schönheit wohnt zu Felde; so/ wie offt ein edler Stein/
Wie er solt/ an seinem Orte nicht ist recht gefasset ein.
55.
Rathschläge.
Uhren gehn nicht jmmer gleiche; ob sie gleich sind wol gericht:
So auch haben gute Schlüsse/ dennoch gute Würckung nicht.
56.
Das Dorff.
MEin Gut besucht ich nechst; das Feld war voller Segen:
Sonst war mirs nicht so gut/ wie in der Stadt/ gelegen:
Mein Tisch/ der war ein Bret; mein Bette kuntea. eine Ka-
lesse.

gehen: [a]
Jch hatte fromen Tranck: [b] zur Speise hatt ichb. Wasser.
stehen
Ein Kind/ ein solches Kind/ daß wann es jetzt geboren
Die Mutter drüber singt: [c] ich hatte mir erkorenc. ein Ey.
Den Platz/ worauff der Grund zur Music wirdd. das Tenne.
geübet. [d]
Noch dennoch war mir wol vnd alles fiel geliebet/
Weil Ruh mir wolgefiel. Das zancken der Parteyen/
Der Uberlauff deß Volcks/ deß Hofes Schwelgereyen/
Verleumdung/ Neid/ vnd Haß/ Trug/ Heucheley vnd Höhnen/
Die außgeschmückten Wort vnd fälschliches beschönen/
Das hatte hier nicht stat; ich kunte seyn mein eigen/
Und alle meine Müh zu meinem besten neigen.
O Feld/ O werthes Feld/ ich muß es nur bekennen/
Die Höfe/ sind die Höll; vnd Himmel du zu nennen.
67. Auff
Zu-Gabe.
53.
Die Ehre.
Die Ehre kennet keinen Obren; wer jhr zum Nachtheil was ge-
beut/
Da ſihe zu/ daß dich dein Leben/ zum Schutz der Ehre nicht gereut.
54.
An die Amaryllis.
Deine Schoͤnheit wohnt zu Felde; ſo/ wie offt ein edler Stein/
Wie er ſolt/ an ſeinem Orte nicht iſt recht gefaſſet ein.
55.
Rathſchlaͤge.
Uhren gehn nicht jmmer gleiche; ob ſie gleich ſind wol gericht:
So auch haben gute Schluͤſſe/ dennoch gute Wuͤrckung nicht.
56.
Das Dorff.
MEin Gut beſucht ich nechſt; das Feld war voller Segen:
Sonſt war mirs nicht ſo gut/ wie in der Stadt/ gelegen:
Mein Tiſch/ der war ein Bret; mein Bette kuntea. eine Ka-
leſſe.

gehen: [a]
Jch hatte fromen Tranck: [b] zur Speiſe hatt ichb. Waſſer.
ſtehen
Ein Kind/ ein ſolches Kind/ daß wann es jetzt geboren
Die Mutter druͤber ſingt: [c] ich hatte mir erkorenc. ein Ey.
Den Platz/ worauff der Grund zur Muſic wirdd. das Tenne.
geuͤbet. [d]
Noch dennoch war mir wol vnd alles fiel geliebet/
Weil Ruh mir wolgefiel. Das zancken der Parteyen/
Der Uberlauff deß Volcks/ deß Hofes Schwelgereyen/
Verleumdung/ Neid/ vnd Haß/ Trug/ Heucheley vnd Hoͤhnen/
Die außgeſchmuͤckten Wort vnd faͤlſchliches beſchoͤnen/
Das hatte hier nicht ſtat; ich kunte ſeyn mein eigen/
Und alle meine Muͤh zu meinem beſten neigen.
O Feld/ O werthes Feld/ ich muß es nur bekennen/
Die Hoͤfe/ ſind die Hoͤll; vnd Himmel du zu nennen.
67. Auff
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0758" n="228"/>
          <fw place="top" type="header">Zu-Gabe.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">53.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Die Ehre.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Die Ehre kennet keinen Obren; wer jhr zum Nachtheil was ge-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">beut/</hi> </l><lb/>
                <l>Da &#x017F;ihe zu/ daß dich dein Leben/ zum Schutz der Ehre nicht gereut.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">54.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">An die <hi rendition="#aq">Amaryllis.</hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Deine Scho&#x0364;nheit wohnt zu Felde; &#x017F;o/ wie offt ein edler Stein/</l><lb/>
                <l>Wie er &#x017F;olt/ an &#x017F;einem Orte nicht i&#x017F;t recht gefa&#x017F;&#x017F;et ein.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">55.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Rath&#x017F;chla&#x0364;ge.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Uhren gehn nicht jmmer gleiche; ob &#x017F;ie gleich &#x017F;ind wol gericht:</l><lb/>
                <l>So auch haben gute Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ dennoch gute Wu&#x0364;rckung nicht.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">56.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Das Dorff.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">M</hi>Ein Gut be&#x017F;ucht ich nech&#x017F;t; das Feld war voller Segen:</l><lb/>
                <l>Son&#x017F;t war mirs nicht &#x017F;o gut/ wie in der Stadt/ gelegen:</l><lb/>
                <l>Mein Ti&#x017F;ch/ der war ein Bret; mein Bette kunte<note place="right">a. eine Ka-<lb/>
le&#x017F;&#x017F;e.</note></l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gehen: <hi rendition="#aq">[a]</hi></hi> </l><lb/>
                <l>Jch hatte fromen Tranck: <hi rendition="#aq">[b]</hi> zur Spei&#x017F;e hatt ich<note place="right">b. Wa&#x017F;&#x017F;er.</note></l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;tehen</hi> </l><lb/>
                <l>Ein Kind/ ein &#x017F;olches Kind/ daß wann es jetzt geboren</l><lb/>
                <l>Die Mutter dru&#x0364;ber &#x017F;ingt: <hi rendition="#aq">[c]</hi> ich hatte mir erkoren<note place="right">c. ein Ey.</note></l><lb/>
                <l>Den Platz/ worauff der Grund zur <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ic</hi> wird<note place="right">d. das Tenne.</note></l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">geu&#x0364;bet. <hi rendition="#aq">[d]</hi></hi> </l><lb/>
                <l>Noch dennoch war mir wol vnd alles fiel geliebet/</l><lb/>
                <l>Weil Ruh mir wolgefiel. Das zancken der Parteyen/</l><lb/>
                <l>Der Uberlauff deß Volcks/ deß Hofes Schwelgereyen/</l><lb/>
                <l>Verleumdung/ Neid/ vnd Haß/ Trug/ Heucheley vnd Ho&#x0364;hnen/</l><lb/>
                <l>Die außge&#x017F;chmu&#x0364;ckten Wort vnd fa&#x0364;l&#x017F;chliches be&#x017F;cho&#x0364;nen/</l><lb/>
                <l>Das hatte hier nicht &#x017F;tat; ich kunte &#x017F;eyn mein eigen/</l><lb/>
                <l>Und alle meine Mu&#x0364;h zu meinem be&#x017F;ten neigen.</l><lb/>
                <l>O Feld/ O werthes Feld/ ich muß es nur bekennen/</l><lb/>
                <l>Die Ho&#x0364;fe/ &#x017F;ind die Ho&#x0364;ll; vnd Himmel du zu nennen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">67. Auff</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0758] Zu-Gabe. 53. Die Ehre. Die Ehre kennet keinen Obren; wer jhr zum Nachtheil was ge- beut/ Da ſihe zu/ daß dich dein Leben/ zum Schutz der Ehre nicht gereut. 54. An die Amaryllis. Deine Schoͤnheit wohnt zu Felde; ſo/ wie offt ein edler Stein/ Wie er ſolt/ an ſeinem Orte nicht iſt recht gefaſſet ein. 55. Rathſchlaͤge. Uhren gehn nicht jmmer gleiche; ob ſie gleich ſind wol gericht: So auch haben gute Schluͤſſe/ dennoch gute Wuͤrckung nicht. 56. Das Dorff. MEin Gut beſucht ich nechſt; das Feld war voller Segen: Sonſt war mirs nicht ſo gut/ wie in der Stadt/ gelegen: Mein Tiſch/ der war ein Bret; mein Bette kunte gehen: [a] Jch hatte fromen Tranck: [b] zur Speiſe hatt ich ſtehen Ein Kind/ ein ſolches Kind/ daß wann es jetzt geboren Die Mutter druͤber ſingt: [c] ich hatte mir erkoren Den Platz/ worauff der Grund zur Muſic wird geuͤbet. [d] Noch dennoch war mir wol vnd alles fiel geliebet/ Weil Ruh mir wolgefiel. Das zancken der Parteyen/ Der Uberlauff deß Volcks/ deß Hofes Schwelgereyen/ Verleumdung/ Neid/ vnd Haß/ Trug/ Heucheley vnd Hoͤhnen/ Die außgeſchmuͤckten Wort vnd faͤlſchliches beſchoͤnen/ Das hatte hier nicht ſtat; ich kunte ſeyn mein eigen/ Und alle meine Muͤh zu meinem beſten neigen. O Feld/ O werthes Feld/ ich muß es nur bekennen/ Die Hoͤfe/ ſind die Hoͤll; vnd Himmel du zu nennen. 67. Auff

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/758
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/758>, abgerufen am 18.05.2024.