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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Andres Hundert.
61.
Fische sind nicht Fleisch.
SEinen Weg hat alles Fleisch in der ersten Welt verterbt/
Drum hat durch den Sündenfluß/ GOTT gar recht das
Fleisch gesterbt.
Nur die Fische blieben leben; müssen also billich schliessen/
Wer im Fasten Fische speiset/ künne ja nicht Fleisch geniessen.
62.
Asche vnd Kohle.
KOhl vnd Asche sind Geschwister; Holtz/ ist Mutter; Va-
ter/ Feuer;
Kohl/ ist Bruder; Asche/ Schwester; beyde/ sind ein Ungeheuer/
Denn/ der Vater wie die Mutter/ ist so bald durchauß verlohren/
Wann der Sohn vnd seine Schwester werden zu der Welt
geboren.
Doch zur Rache kümt der Wirbel/ treibt die Tochter in die
Flüchte/
Und deß Vaters Bruder kümmet/ macht den Sohn noch auch
zu nichte.
63.
Auff Gailulam.
Gailula hält nichts vom sondern/ hält nur von gemeinem;
Drum verbleibt sie allen willig/ dienet nicht nur einem.
64.
Weiber sind Menschen.
OB Weiber Menschen sind? Sie haben ja Vernunfft/
Sie lieben fort vnd fort: Dann wilder Thiere Zunfft
Hegt nur zu mancher Zeit der süfsen Liebe Brunfft.
65.
Ordnungen.
Wer Ordnung machen wil/ der muß auch Leute machen/
Bey denen sie ein Ernst/ vnd die sie nicht verlachen.
66. Schmeich-
C c c
Andres Hundert.
61.
Fiſche ſind nicht Fleiſch.
SEinen Weg hat alles Fleiſch in der erſten Welt verterbt/
Drum hat durch den Suͤndenfluß/ GOTT gar recht das
Fleiſch geſterbt.
Nur die Fiſche blieben leben; muͤſſen alſo billich ſchlieſſen/
Wer im Faſten Fiſche ſpeiſet/ kuͤnne ja nicht Fleiſch genieſſen.
62.
Aſche vnd Kohle.
KOhl vnd Aſche ſind Geſchwiſter; Holtz/ iſt Mutter; Va-
ter/ Feuer;
Kohl/ iſt Bruder; Aſche/ Schweſter; beyde/ ſind ein Ungeheuer/
Denn/ der Vater wie die Mutter/ iſt ſo bald durchauß verlohren/
Wann der Sohn vnd ſeine Schweſter werden zu der Welt
geboren.
Doch zur Rache kuͤmt der Wirbel/ treibt die Tochter in die
Fluͤchte/
Und deß Vaters Bruder kuͤmmet/ macht den Sohn noch auch
zu nichte.
63.
Auff Gailulam.
Gailula haͤlt nichts vom ſondern/ haͤlt nur von gemeinem;
Drum verbleibt ſie allen willig/ dienet nicht nur einem.
64.
Weiber ſind Menſchen.
OB Weiber Menſchen ſind? Sie haben ja Vernunfft/
Sie lieben fort vnd fort: Dann wilder Thiere Zunfft
Hegt nur zu mancher Zeit der ſuͤfſen Liebe Brunfft.
65.
Ordnungen.
Wer Ordnung machen wil/ der muß auch Leute machen/
Bey denen ſie ein Ernſt/ vnd die ſie nicht verlachen.
66. Schmeich-
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[33/0561] Andres Hundert. 61. Fiſche ſind nicht Fleiſch. SEinen Weg hat alles Fleiſch in der erſten Welt verterbt/ Drum hat durch den Suͤndenfluß/ GOTT gar recht das Fleiſch geſterbt. Nur die Fiſche blieben leben; muͤſſen alſo billich ſchlieſſen/ Wer im Faſten Fiſche ſpeiſet/ kuͤnne ja nicht Fleiſch genieſſen. 62. Aſche vnd Kohle. KOhl vnd Aſche ſind Geſchwiſter; Holtz/ iſt Mutter; Va- ter/ Feuer; Kohl/ iſt Bruder; Aſche/ Schweſter; beyde/ ſind ein Ungeheuer/ Denn/ der Vater wie die Mutter/ iſt ſo bald durchauß verlohren/ Wann der Sohn vnd ſeine Schweſter werden zu der Welt geboren. Doch zur Rache kuͤmt der Wirbel/ treibt die Tochter in die Fluͤchte/ Und deß Vaters Bruder kuͤmmet/ macht den Sohn noch auch zu nichte. 63. Auff Gailulam. Gailula haͤlt nichts vom ſondern/ haͤlt nur von gemeinem; Drum verbleibt ſie allen willig/ dienet nicht nur einem. 64. Weiber ſind Menſchen. OB Weiber Menſchen ſind? Sie haben ja Vernunfft/ Sie lieben fort vnd fort: Dann wilder Thiere Zunfft Hegt nur zu mancher Zeit der ſuͤfſen Liebe Brunfft. 65. Ordnungen. Wer Ordnung machen wil/ der muß auch Leute machen/ Bey denen ſie ein Ernſt/ vnd die ſie nicht verlachen. 66. Schmeich- C c c

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/561>, abgerufen am 23.11.2024.