Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Andres Hundert.
55.
Auff Kühnmunden.
KUnimundus giebt sich an
Manche Stunde seinen Man
Zu bestehen. Das ist viel!
O es ist bedinget worden/
Daß er weder selbst ermorden
Noch ermordet werden wil.
56.
Freundschafft mit Gott.
WEnn ein Mensch mit Gott gut steht
Der steht wol/ wenns übel geht/
Denn er kan die höchsten Gaben
Vater/ Bruder/ Tröster haben.
57.
Mügliche Unmügligkeit.
ALs Adam wolte Gott vnd seinem Wesen gleichen
Ward er ein sterblich Mensch/ vnd must auß Eden weichen:
Seither wir haben diß/ was Gott kan/ künnen wollen/
Und vnvermüglich Ding doch müglich machen sollen;
Seither ist vnser Frey in Dienstbarkeit verkehret/
Die Haut ist abgestreifft/ das Marck ist außgezehret.
58.
Das beste der Welt.
WEistu/ was in dieser Welt
Mir am meisten wolgefällt?
Daß die Zeit sich selbst verzehret/
Vnd die Welt nicht ewig wehret.
59. Ge-
D
Andres Hundert.
55.
Auff Kuͤhnmunden.
KUnimundus giebt ſich an
Manche Stunde ſeinen Man
Zu beſtehen. Das iſt viel!
O es iſt bedinget worden/
Daß er weder ſelbſt ermorden
Noch ermordet werden wil.
56.
Freundſchafft mit Gott.
WEnn ein Menſch mit Gott gut ſteht
Der ſteht wol/ wenns uͤbel geht/
Denn er kan die hoͤchſten Gaben
Vater/ Bruder/ Troͤſter haben.
57.
Muͤgliche Unmuͤgligkeit.
ALs Adam wolte Gott vnd ſeinem Weſen gleichen
Ward er ein ſterblich Menſch/ vnd muſt auß Eden weichen:
Seither wir haben diß/ was Gott kan/ kuͤnnen wollen/
Und vnvermuͤglich Ding doch muͤglich machen ſollen;
Seither iſt vnſer Frey in Dienſtbarkeit verkehret/
Die Haut iſt abgeſtreifft/ das Marck iſt außgezehret.
58.
Das beſte der Welt.
WEiſtu/ was in dieſer Welt
Mir am meiſten wolgefaͤllt?
Daß die Zeit ſich ſelbſt verzehret/
Vnd die Welt nicht ewig wehret.
59. Ge-
D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0055" n="41"/>
          <fw place="top" type="header">Andres Hundert.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">55.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Auff Ku&#x0364;hnmunden.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">K</hi>Unimundus</hi> giebt &#x017F;ich an</l><lb/>
                <l>Manche Stunde &#x017F;einen Man</l><lb/>
                <l>Zu be&#x017F;tehen. Das i&#x017F;t viel!</l><lb/>
                <l>O es i&#x017F;t bedinget worden/</l><lb/>
                <l>Daß er weder &#x017F;elb&#x017F;t ermorden</l><lb/>
                <l>Noch ermordet werden wil.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">56.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Freund&#x017F;chafft mit <hi rendition="#k">Gott.</hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">W</hi>Enn ein Men&#x017F;ch mit <hi rendition="#k">Gott</hi> gut &#x017F;teht</l><lb/>
                <l>Der &#x017F;teht wol/ wenns u&#x0364;bel geht/</l><lb/>
                <l>Denn er kan die ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gaben</l><lb/>
                <l>Vater/ Bruder/ Tro&#x0364;&#x017F;ter haben.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">57.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Mu&#x0364;gliche Unmu&#x0364;gligkeit.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">A</hi>Ls Adam wolte Gott vnd &#x017F;einem We&#x017F;en gleichen</l><lb/>
                <l>Ward er ein &#x017F;terblich Men&#x017F;ch/ vnd mu&#x017F;t auß Eden weichen:</l><lb/>
                <l>Seither wir haben diß/ was Gott kan/ ku&#x0364;nnen wollen/</l><lb/>
                <l>Und vnvermu&#x0364;glich Ding doch mu&#x0364;glich machen &#x017F;ollen;</l><lb/>
                <l>Seither i&#x017F;t vn&#x017F;er Frey in Dien&#x017F;tbarkeit verkehret/</l><lb/>
                <l>Die Haut i&#x017F;t abge&#x017F;treifft/ das Marck i&#x017F;t außgezehret.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">58.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Das be&#x017F;te der Welt.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">W</hi>Ei&#x017F;tu/ was in die&#x017F;er Welt</l><lb/>
                <l>Mir am mei&#x017F;ten wolgefa&#x0364;llt?</l><lb/>
                <l>Daß die Zeit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t verzehret/</l><lb/>
                <l>Vnd die Welt nicht ewig wehret.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">D</hi> </fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">59. Ge-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0055] Andres Hundert. 55. Auff Kuͤhnmunden. KUnimundus giebt ſich an Manche Stunde ſeinen Man Zu beſtehen. Das iſt viel! O es iſt bedinget worden/ Daß er weder ſelbſt ermorden Noch ermordet werden wil. 56. Freundſchafft mit Gott. WEnn ein Menſch mit Gott gut ſteht Der ſteht wol/ wenns uͤbel geht/ Denn er kan die hoͤchſten Gaben Vater/ Bruder/ Troͤſter haben. 57. Muͤgliche Unmuͤgligkeit. ALs Adam wolte Gott vnd ſeinem Weſen gleichen Ward er ein ſterblich Menſch/ vnd muſt auß Eden weichen: Seither wir haben diß/ was Gott kan/ kuͤnnen wollen/ Und vnvermuͤglich Ding doch muͤglich machen ſollen; Seither iſt vnſer Frey in Dienſtbarkeit verkehret/ Die Haut iſt abgeſtreifft/ das Marck iſt außgezehret. 58. Das beſte der Welt. WEiſtu/ was in dieſer Welt Mir am meiſten wolgefaͤllt? Daß die Zeit ſich ſelbſt verzehret/ Vnd die Welt nicht ewig wehret. 59. Ge- D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/55
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/55>, abgerufen am 23.11.2024.