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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Erstes Hundert.
20.
Fremde Kleidung.
DEutsch zu reden/ deutsch zu schreiben sind die Deutschen jetzt
beflissen;     (wissen/
Wie sie sich recht Deutsch bekleiden/ künnen sie zur Zeit nicht
Biß zum kleiden/ wie zum reden/ eine Gnoßschafft sie beschlissen.
21.
Auff die bekreidete Lucidam.
Lucida, du schöner Schwan! dran zu tadeln keine Feder;
Wann du nur nicht/ wie der Schwan/ drunter decktest schwartzes
Leder.
22.
Auff einen AEsopum.
Es gläntzet dein Verstand/ AEsopus, weit vnd ferne;
Wie schade/ daß jhn fast so schmutzige Laterne!
23.
Jrren/ ist Menschlich.
Wer ist jmmer gleiche witzig? Witz ist warlich so ein Ding/
Das nicht allemahl zu Hause/ das bißweilen schlafen gieng.
24.
Auff Vitum.
Veit trägt eine Flegel-Kap über einer Knebel-Haut/
Höflich hat jhm abgesagt; dieses macht daß er nicht traut.
25.
Verehrungen.
Wer für grosse Herren fischt/ kümt nicht an mit kleinen Fischen/
Sondern wo vom Maule her/ biß zum Schwantz/ ist viel da-
zwischen.
26.
Auff Harpacem.
Harpax kan nicht müssig seyn/ wil jhm niemand was befehlen/
So erbricht er Thür vnd Thor/ Lad vnd Küste/ was zu stehlen.
27. Das
A a a v
Erſtes Hundert.
20.
Fremde Kleidung.
DEutſch zu reden/ deutſch zu ſchreiben ſind die Deutſchen jetzt
befliſſen;     (wiſſen/
Wie ſie ſich recht Deutſch bekleiden/ kuͤnnen ſie zur Zeit nicht
Biß zum kleiden/ wie zum reden/ eine Gnoßſchafft ſie beſchliſſen.
21.
Auff die bekreidete Lucidam.
Lucida, du ſchoͤner Schwan! dran zu tadeln keine Feder;
Wann du nur nicht/ wie der Schwan/ drunter deckteſt ſchwartzes
Leder.
22.
Auff einen Æſopum.
Es glaͤntzet dein Verſtand/ Æſopus, weit vnd ferne;
Wie ſchade/ daß jhn faſt ſo ſchmutzige Laterne!
23.
Jrren/ iſt Menſchlich.
Wer iſt jmmer gleiche witzig? Witz iſt warlich ſo ein Ding/
Das nicht allemahl zu Hauſe/ das bißweilen ſchlafen gieng.
24.
Auff Vitum.
Veit traͤgt eine Flegel-Kap uͤber einer Knebel-Haut/
Hoͤflich hat jhm abgeſagt; dieſes macht daß er nicht traut.
25.
Verehrungen.
Wer fuͤr groſſe Herren fiſcht/ kuͤmt nicht an mit kleinen Fiſchen/
Sondern wo vom Maule her/ biß zum Schwantz/ iſt viel da-
zwiſchen.
26.
Auff Harpacem.
Harpax kan nicht muͤſſig ſeyn/ wil jhm niemand was befehlen/
So erbricht er Thuͤr vnd Thor/ Lad vnd Kuͤſte/ was zu ſtehlen.
27. Das
A a a v
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[9/0537] Erſtes Hundert. 20. Fremde Kleidung. DEutſch zu reden/ deutſch zu ſchreiben ſind die Deutſchen jetzt befliſſen; (wiſſen/ Wie ſie ſich recht Deutſch bekleiden/ kuͤnnen ſie zur Zeit nicht Biß zum kleiden/ wie zum reden/ eine Gnoßſchafft ſie beſchliſſen. 21. Auff die bekreidete Lucidam. Lucida, du ſchoͤner Schwan! dran zu tadeln keine Feder; Wann du nur nicht/ wie der Schwan/ drunter deckteſt ſchwartzes Leder. 22. Auff einen Æſopum. Es glaͤntzet dein Verſtand/ Æſopus, weit vnd ferne; Wie ſchade/ daß jhn faſt ſo ſchmutzige Laterne! 23. Jrren/ iſt Menſchlich. Wer iſt jmmer gleiche witzig? Witz iſt warlich ſo ein Ding/ Das nicht allemahl zu Hauſe/ das bißweilen ſchlafen gieng. 24. Auff Vitum. Veit traͤgt eine Flegel-Kap uͤber einer Knebel-Haut/ Hoͤflich hat jhm abgeſagt; dieſes macht daß er nicht traut. 25. Verehrungen. Wer fuͤr groſſe Herren fiſcht/ kuͤmt nicht an mit kleinen Fiſchen/ Sondern wo vom Maule her/ biß zum Schwantz/ iſt viel da- zwiſchen. 26. Auff Harpacem. Harpax kan nicht muͤſſig ſeyn/ wil jhm niemand was befehlen/ So erbricht er Thuͤr vnd Thor/ Lad vnd Kuͤſte/ was zu ſtehlen. 27. Das A a a v

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/537>, abgerufen am 22.11.2024.