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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Fünfftes Hundert.
Was denckstu lieber Gott? Wann wir so sehr vns legen
Und sagen doch gar kaum was vns ist angelegen?
Wir höhnen dich nur mit/ daß wir zu dir so schreyn/
Und wollen was es sey/ doch nicht verstanden seyn.

40.
Auff ein Zweiffel-Kind.
Du seyst dem Vater gleich; da sagt der Vater/ nein;
Die Mutter saget/ ja: Der Mutter stimm ich ein.
41.
Loben.
Thorheit ist es/ alles loben; Bosheit ist es/ nichts nicht preisen:
Mich wird Thorheit schwerlich treffen/ Bosheit wird sich eher
weisen.
42.
Das krancke Alter.
Weil Alter eine Kranckheit ist/ so kan man dem vergeben
Der vns den Tod hat angewüntscht vnd nicht ein langes Leben.
43.
Gekrönte Poeten.
EJnen zum Poeten krönen
Hält man heute für verhöhnen/
Gebet jhnen für das kräntzen
Was im Beutel pflegt zu gläntzen;
Dieses bringt/ jhr hohen Leute/
Euchviel Namen/ jhnen Beute:
Lorber-Blätter/ künnen schmücken
Aber nicht gar hoch entzücken:
Rosenobel künnen zieren
Vnd den Geist zum höchsten führen.
44. Poe-

Fuͤnfftes Hundert.
Was denckſtu lieber Gott? Wann wir ſo ſehr vns legen
Und ſagen doch gar kaum was vns iſt angelegen?
Wir hoͤhnen dich nur mit/ daß wir zu dir ſo ſchreyn/
Und wollen was es ſey/ doch nicht verſtanden ſeyn.

40.
Auff ein Zweiffel-Kind.
Du ſeyſt dem Vater gleich; da ſagt der Vater/ nein;
Die Mutter ſaget/ ja: Der Mutter ſtimm ich ein.
41.
Loben.
Thorheit iſt es/ alles loben; Bosheit iſt es/ nichts nicht preiſen:
Mich wird Thorheit ſchwerlich treffen/ Bosheit wird ſich eher
weiſen.
42.
Das krancke Alter.
Weil Alter eine Kranckheit iſt/ ſo kan man dem vergeben
Der vns den Tod hat angewuͤntſcht vnd nicht ein langes Leben.
43.
Gekroͤnte Poeten.
EJnen zum Poeten kroͤnen
Haͤlt man heute fuͤr verhoͤhnen/
Gebet jhnen fuͤr das kraͤntzen
Was im Beutel pflegt zu glaͤntzen;
Dieſes bringt/ jhr hohen Leute/
Euchviel Namen/ jhnen Beute:
Lorber-Blaͤtter/ kuͤnnen ſchmuͤcken
Aber nicht gar hoch entzuͤcken:
Roſenobel kuͤnnen zieren
Vnd den Geiſt zum hoͤchſten fuͤhren.
44. Poe-
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[107/0381] Fuͤnfftes Hundert. Was denckſtu lieber Gott? Wann wir ſo ſehr vns legen Und ſagen doch gar kaum was vns iſt angelegen? Wir hoͤhnen dich nur mit/ daß wir zu dir ſo ſchreyn/ Und wollen was es ſey/ doch nicht verſtanden ſeyn. 40. Auff ein Zweiffel-Kind. Du ſeyſt dem Vater gleich; da ſagt der Vater/ nein; Die Mutter ſaget/ ja: Der Mutter ſtimm ich ein. 41. Loben. Thorheit iſt es/ alles loben; Bosheit iſt es/ nichts nicht preiſen: Mich wird Thorheit ſchwerlich treffen/ Bosheit wird ſich eher weiſen. 42. Das krancke Alter. Weil Alter eine Kranckheit iſt/ ſo kan man dem vergeben Der vns den Tod hat angewuͤntſcht vnd nicht ein langes Leben. 43. Gekroͤnte Poeten. EJnen zum Poeten kroͤnen Haͤlt man heute fuͤr verhoͤhnen/ Gebet jhnen fuͤr das kraͤntzen Was im Beutel pflegt zu glaͤntzen; Dieſes bringt/ jhr hohen Leute/ Euchviel Namen/ jhnen Beute: Lorber-Blaͤtter/ kuͤnnen ſchmuͤcken Aber nicht gar hoch entzuͤcken: Roſenobel kuͤnnen zieren Vnd den Geiſt zum hoͤchſten fuͤhren. 44. Poe-

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/381>, abgerufen am 23.11.2024.