Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Andres Tausend 85. An Blandulam. BLandula, die göldne Sonne/ zwischen deinen weissen Brüsten Macht daß die/ die beydes sehen/ gerne recht zu schlissen wüsten/ Ob der reine Schnee der Brüste von der Sonnen Glantz ensteh/ Oder ob den Glantz der Sonne/ kläre deiner Brüste Schnee. 86. Rathen. Wer andren gibet Rath/ gibt wider sich den Rath/ Dann Zorn erfolgt für Danck/ wann Rath gefehlet hat. 87. Frühling vnd Herbst. Der Frühling ist zwar schön/ doch wann der Herbst nicht wär/ Wär zwar das Auge sat/ der Magen aber leer. 88. Auff den verlogenen Varillum. VArillus ist das Jahr; sein Will ist jmmer rund Daß Mörgen Winter steht/ wo heute Sommer stund: Nur wann ein Schalt-Jahr ist/ kümmt Warheit wo mit ein/ Sonst wil ein jede Stund ein eigne Lüge seyn. 89. Verheischungenn. Das Ja soll seyn ein Pfand/ bey dem sich sicher weiß Wer vns sein Trauen lehnt/ auff vnseren Verheiß. 90. Edelgesteine vnd Perlen. Was macht die edlen Stein vnd klare Perlen werth? Jhr Werth nicht/ sondern das/ daß man sie so begehrt. 91. Das
Andres Tauſend 85. An Blandulam. BLandula, die goͤldne Sonne/ zwiſchen deinen weiſſen Bruͤſten Macht daß die/ die beydes ſehen/ gerne recht zu ſchliſſen wuͤſten/ Ob der reine Schnee der Bruͤſte von der Sonnen Glantz enſteh/ Oder ob den Glantz der Sonne/ klaͤre deiner Bruͤſte Schnee. 86. Rathen. Wer andren gibet Rath/ gibt wider ſich den Rath/ Dann Zorn erfolgt fuͤr Danck/ wann Rath gefehlet hat. 87. Fruͤhling vnd Herbſt. Der Fruͤhling iſt zwar ſchoͤn/ doch wann der Herbſt nicht waͤr/ Waͤr zwar das Auge ſat/ der Magen aber leer. 88. Auff den verlogenen Varillum. VArillus iſt das Jahr; ſein Will iſt jmmer rund Daß Moͤrgen Winter ſteht/ wo heute Sommer ſtund: Nur wann ein Schalt-Jahr iſt/ kuͤm̃t Warheit wo mit ein/ Sonſt wil ein jede Stund ein eigne Luͤge ſeyn. 89. Verheiſchungẽn. Das Ja ſoll ſeyn ein Pfand/ bey dem ſich ſicher weiß Wer vns ſein Trauen lehnt/ auff vnſeren Verheiß. 90. Edelgeſteine vnd Perlen. Was macht die edlen Stein vnd klare Perlen werth? Jhr Werth nicht/ ſondern das/ daß man ſie ſo begehrt. 91. Das
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Andres Tauſend
85.
An Blandulam.
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wuͤſten/
Ob der reine Schnee der Bruͤſte von der Sonnen Glantz enſteh/
Oder ob den Glantz der Sonne/ klaͤre deiner Bruͤſte Schnee.
86.
Rathen.
Wer andren gibet Rath/ gibt wider ſich den Rath/
Dann Zorn erfolgt fuͤr Danck/ wann Rath gefehlet hat.
87.
Fruͤhling vnd Herbſt.
Der Fruͤhling iſt zwar ſchoͤn/ doch wann der Herbſt nicht waͤr/
Waͤr zwar das Auge ſat/ der Magen aber leer.
88.
Auff den verlogenen Varillum.
VArillus iſt das Jahr; ſein Will iſt jmmer rund
Daß Moͤrgen Winter ſteht/ wo heute Sommer ſtund:
Nur wann ein Schalt-Jahr iſt/ kuͤm̃t Warheit wo mit ein/
Sonſt wil ein jede Stund ein eigne Luͤge ſeyn.
89.
Verheiſchungẽn.
Das Ja ſoll ſeyn ein Pfand/ bey dem ſich ſicher weiß
Wer vns ſein Trauen lehnt/ auff vnſeren Verheiß.
90.
Edelgeſteine vnd Perlen.
Was macht die edlen Stein vnd klare Perlen werth?
Jhr Werth nicht/ ſondern das/ daß man ſie ſo begehrt.
91. Das
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