Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Andres Tausend 42. Beraubter Gemein-Kasten. DAß das allgemeine Heil Keinen Abbruch darff erfahren/ Wil davon ein jeder Theil Nemen vnd bey sich bewahren. 43. Wissenschafft auß Bernhardo. THeils sucht man Wissenschafft/ nur bloß zu schlechtem wissen; Und dieses dient dahin den Fürwitz nur zu büssen: Theils sucht man Wissenschafft/ damit man sey geehrt; Und dieses thun nur die/ die Eitelkeit bethört: Theils sucht man Wissenschafft/ damit man was verdiene; Und dieses schlägt nur auß zu schändlichem Gewiene: Theils sucht man Wissenschafft/ dem Nechsten zum Genieß; Und dieses ist ein Werck/ das wahre Lieb vns hieß: Theils sucht man Wissenschafft/ sich selbsten zu versorgen; Und diß dient/ daß man so/ nicht fremde Witz darff borgen. 44. Ein reicher Geitzwanst. Verres ist ein lastbar Esel/ aber nicht ein reicher Mann/ Weil nur bloß zum Säcke trageu/ Glück jhn hat genummen an. 45. Nutz. Der ergreifft nicht leichtlich Gunst/ der da ist im Seckel blind; Weil die Gunst trit meistens hin/ wo Genieß vnd Vorthel sind. 46. Hurerey. Juden hatten harte Hertzen/ mochten drum viel Weiber nemen: Was für hartes haben Christen/ die viel Huren sich bequemen. 47. Hurer.
Andres Tauſend 42. Beraubter Gemein-Kaſten. DAß das allgemeine Heil Keinen Abbruch darff erfahren/ Wil davon ein jeder Theil Nemen vnd bey ſich bewahren. 43. Wiſſenſchafft auß Bernhardo. THeils ſucht man Wiſſenſchafft/ nur bloß zu ſchlechtem wiſſen; Und dieſes dient dahin den Fuͤrwitz nur zu buͤſſen: Theils ſucht man Wiſſenſchafft/ damit man ſey geehrt; Und dieſes thun nur die/ die Eitelkeit bethoͤrt: Theils ſucht man Wiſſenſchafft/ damit man was verdiene; Und dieſes ſchlaͤgt nur auß zu ſchaͤndlichem Gewiene: Theils ſucht man Wiſſenſchafft/ dem Nechſten zum Genieß; Und dieſes iſt ein Werck/ das wahre Lieb vns hieß: Theils ſucht man Wiſſenſchafft/ ſich ſelbſten zu verſorgen; Und diß dient/ daß man ſo/ nicht fremde Witz darff borgen. 44. Ein reicher Geitzwanſt. Verres iſt ein laſtbar Eſel/ aber nicht ein reicher Mann/ Weil nur bloß zum Saͤcke trageu/ Gluͤck jhn hat genummen an. 45. Nutz. Der ergreifft nicht leichtlich Gunſt/ der da iſt im Seckel blind; Weil die Gunſt trit meiſtens hin/ wo Genieß vnd Vorthel ſind. 46. Hurerey. Juden hatten harte Hertzen/ mochten drum viel Weiber nemen: Was fuͤr hartes haben Chriſten/ die viel Huren ſich bequemen. 47. Hurer.
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Andres Tauſend
42.
Beraubter Gemein-Kaſten.
DAß das allgemeine Heil
Keinen Abbruch darff erfahren/
Wil davon ein jeder Theil
Nemen vnd bey ſich bewahren.
43.
Wiſſenſchafft auß Bernhardo.
THeils ſucht man Wiſſenſchafft/ nur bloß zu ſchlechtem wiſſen;
Und dieſes dient dahin den Fuͤrwitz nur zu buͤſſen:
Theils ſucht man Wiſſenſchafft/ damit man ſey geehrt;
Und dieſes thun nur die/ die Eitelkeit bethoͤrt:
Theils ſucht man Wiſſenſchafft/ damit man was verdiene;
Und dieſes ſchlaͤgt nur auß zu ſchaͤndlichem Gewiene:
Theils ſucht man Wiſſenſchafft/ dem Nechſten zum Genieß;
Und dieſes iſt ein Werck/ das wahre Lieb vns hieß:
Theils ſucht man Wiſſenſchafft/ ſich ſelbſten zu verſorgen;
Und diß dient/ daß man ſo/ nicht fremde Witz darff borgen.
44.
Ein reicher Geitzwanſt.
Verres iſt ein laſtbar Eſel/ aber nicht ein reicher Mann/
Weil nur bloß zum Saͤcke trageu/ Gluͤck jhn hat genummen an.
45.
Nutz.
Der ergreifft nicht leichtlich Gunſt/ der da iſt im Seckel blind;
Weil die Gunſt trit meiſtens hin/ wo Genieß vnd Vorthel ſind.
46.
Hurerey.
Juden hatten harte Hertzen/ mochten drum viel Weiber nemen:
Was fuͤr hartes haben Chriſten/ die viel Huren ſich bequemen.
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Zitationshilfe: | Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/288>, abgerufen am 16.02.2025. |