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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Andres Tausend
1.
Sparsamkeit.
WEr Geld vnd Gut denckt zu erlangen/
Muß erstlich von dem Maul anfangen.
2.
Ein Geitziger.
Das/ was in der Erde wurtzelt/ nicht was gegen Himmel steigt
Frist ein Maulwurff: Und der Geitzhals ist zu gleicher Kost
geneigt.
3.
Von den Steinen der Pyrrhae vnd
Deucalionis.
DJe Pyrrha vnd jhr Mann gestreut/ was waren diß für
Steine?
Den Kießlingstein warff sie/ vnd er/ den Sandstein/ wie ich
meine;
Dann dieser dient mehr zum Gebrauch vnd jener mehr zum
Scheine.
4.
Die Augen.
SOnn vnd Monden sind die Augen an dem Cörper dieser
Welt/
Der das ein auffs lichte richtet/ vnd das ein auffs finstre stellt:
Wann manch Mensch nur sein Gesichte theils in sich/ theils aus-
ser sich/
Wolte richten/ würd er richten/ so geschwinde sich als mich.
5.
Kopff-Straffe.
DJe Haare/ sind ein Wald/ der einen Berg bedeckt;
Die Sinnen sind das Wild/ das drunter sich versteckt;
Die wüten manchmal so/ daß dann ein Jäger kümmt
Der Wild/ der Berg vnd Wald/ auff einen Streich hinnimmt.
6. Witwen-
Andres Tauſend
1.
Sparſamkeit.
WEr Geld vnd Gut denckt zu erlangen/
Muß erſtlich von dem Maul anfangen.
2.
Ein Geitziger.
Das/ was in der Erde wurtzelt/ nicht was gegen Himmel ſteigt
Friſt ein Maulwurff: Und der Geitzhals iſt zu gleicher Koſt
geneigt.
3.
Von den Steinen der Pyrrhæ vnd
Deucalionis.
DJe Pyrrha vnd jhr Mann geſtreut/ was waren diß fuͤr
Steine?
Den Kießlingſtein warff ſie/ vnd er/ den Sandſtein/ wie ich
meine;
Dann dieſer dient mehr zum Gebrauch vnd jener mehr zum
Scheine.
4.
Die Augen.
SOnn vnd Monden ſind die Augen an dem Coͤrper dieſer
Welt/
Der das ein auffs lichte richtet/ vnd das ein auffs finſtre ſtellt:
Wann manch Menſch nur ſein Geſichte theils in ſich/ theils auſ-
ſer ſich/
Wolte richten/ wuͤrd er richten/ ſo geſchwinde ſich als mich.
5.
Kopff-Straffe.
DJe Haare/ ſind ein Wald/ der einen Berg bedeckt;
Die Sinnen ſind das Wild/ das drunter ſich verſteckt;
Die wuͤten manchmal ſo/ daß dann ein Jaͤger kuͤm̃t
Der Wild/ der Berg vnd Wald/ auff einen Streich hinnim̃t.
6. Witwen-
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[4/0276] Andres Tauſend 1. Sparſamkeit. WEr Geld vnd Gut denckt zu erlangen/ Muß erſtlich von dem Maul anfangen. 2. Ein Geitziger. Das/ was in der Erde wurtzelt/ nicht was gegen Himmel ſteigt Friſt ein Maulwurff: Und der Geitzhals iſt zu gleicher Koſt geneigt. 3. Von den Steinen der Pyrrhæ vnd Deucalionis. DJe Pyrrha vnd jhr Mann geſtreut/ was waren diß fuͤr Steine? Den Kießlingſtein warff ſie/ vnd er/ den Sandſtein/ wie ich meine; Dann dieſer dient mehr zum Gebrauch vnd jener mehr zum Scheine. 4. Die Augen. SOnn vnd Monden ſind die Augen an dem Coͤrper dieſer Welt/ Der das ein auffs lichte richtet/ vnd das ein auffs finſtre ſtellt: Wann manch Menſch nur ſein Geſichte theils in ſich/ theils auſ- ſer ſich/ Wolte richten/ wuͤrd er richten/ ſo geſchwinde ſich als mich. 5. Kopff-Straffe. DJe Haare/ ſind ein Wald/ der einen Berg bedeckt; Die Sinnen ſind das Wild/ das drunter ſich verſteckt; Die wuͤten manchmal ſo/ daß dann ein Jaͤger kuͤm̃t Der Wild/ der Berg vnd Wald/ auff einen Streich hinnim̃t. 6. Witwen-

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/276>, abgerufen am 22.11.2024.