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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Neundes Hundert.
Fürsten/ wollen keinen Diener/ der da wil voran verkünden
Was auff jhr verkehrtes Wesen/ für Verterben sich wird finden:
Fürsten/ wollen keinen Diener/ der da wil daß jhr Gewissen
Sich von allem arg Beginnen kehren soll zu ernstem Büssen.
76.
Von Orpheo vnd Eurydice.
Niemand um ein todtes Weib/ fährt zur Höll in vnsren Jahren:
Aber um ein lebend Weib/ wil zur Hölle mancher fahren.
77.
Enderung deß Sinnes.
ES ändern sich die Leut/ es ändert sich die Zeit;
Zum trauren dienet diß/ zur Freude jenes Kleid:
Man ändre gleich den Pfeil/ wann nur verbleibt das Ziel/
Wann dieses wird erreicht/ der Pfeil sey wie er wil.
78.
Vorzug vnter Rechtsgelehrten vnd
Aertzten.
Weil tödten für dem stehlen in Zehngeboten steht
Jsts recht daß dem Juristen ein Artzt drum oben geht?
79.
Vorzug zwischen Laus vnd Floh.
DEr Vorsitz ist den Läusen/ für Flöhen wol erlaubt/
Die wie die Flöh/ im Busem nicht wohnen/ nur ums Haupt:
Schmarotzer/ die bey Hofe Credentzen Fürstlich Gut
Sind für gemeinen Heuchlern befreyt zu größrem Mut.
80.
Von Veits gehorsamen Weibe.
WAnn Veit schreyt in seiner Gicht/
O daß mich der Tod nicht hollt!
Kummt sein treues Weib vnd spricht:
Lieber Mann/ ja/ was jhr wollt.
81. Müssig-
P iij
Neundes Hundert.
Fuͤrſten/ wollen keinen Diener/ der da wil voran verkuͤnden
Was auff jhr verkehrtes Weſen/ fuͤr Verterben ſich wird finden:
Fuͤrſten/ wollen keinen Diener/ der da wil daß jhr Gewiſſen
Sich von allem arg Beginnen kehren ſoll zu ernſtem Buͤſſen.
76.
Von Orpheo vnd Eurydice.
Niemand um ein todtes Weib/ faͤhrt zur Hoͤll in vnſren Jahren:
Aber um ein lebend Weib/ wil zur Hoͤlle mancher fahren.
77.
Enderung deß Sinnes.
ES aͤndern ſich die Leut/ es aͤndert ſich die Zeit;
Zum trauren dienet diß/ zur Freude jenes Kleid:
Man aͤndre gleich den Pfeil/ wann nur verbleibt das Ziel/
Wann dieſes wird erreicht/ der Pfeil ſey wie er wil.
78.
Vorzug vnter Rechtsgelehrten vnd
Aertzten.
Weil toͤdten fuͤr dem ſtehlen in Zehngeboten ſteht
Jſts recht daß dem Juriſten ein Artzt drum oben geht?
79.
Vorzug zwiſchen Laus vnd Floh.
DEr Vorſitz iſt den Laͤuſen/ fuͤr Floͤhen wol erlaubt/
Die wie die Floͤh/ im Buſem nicht wohnen/ nur ums Haupt:
Schmarotzer/ die bey Hofe Credentzen Fuͤrſtlich Gut
Sind fuͤr gemeinen Heuchlern befreyt zu groͤßrem Mut.
80.
Von Veits gehorſamen Weibe.
WAnn Veit ſchreyt in ſeiner Gicht/
O daß mich der Tod nicht hollt!
Kum̃t ſein treues Weib vnd ſpricht:
Lieber Mann/ ja/ was jhr wollt.
81. Muͤſſig-
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[211/0245] Neundes Hundert. Fuͤrſten/ wollen keinen Diener/ der da wil voran verkuͤnden Was auff jhr verkehrtes Weſen/ fuͤr Verterben ſich wird finden: Fuͤrſten/ wollen keinen Diener/ der da wil daß jhr Gewiſſen Sich von allem arg Beginnen kehren ſoll zu ernſtem Buͤſſen. 76. Von Orpheo vnd Eurydice. Niemand um ein todtes Weib/ faͤhrt zur Hoͤll in vnſren Jahren: Aber um ein lebend Weib/ wil zur Hoͤlle mancher fahren. 77. Enderung deß Sinnes. ES aͤndern ſich die Leut/ es aͤndert ſich die Zeit; Zum trauren dienet diß/ zur Freude jenes Kleid: Man aͤndre gleich den Pfeil/ wann nur verbleibt das Ziel/ Wann dieſes wird erreicht/ der Pfeil ſey wie er wil. 78. Vorzug vnter Rechtsgelehrten vnd Aertzten. Weil toͤdten fuͤr dem ſtehlen in Zehngeboten ſteht Jſts recht daß dem Juriſten ein Artzt drum oben geht? 79. Vorzug zwiſchen Laus vnd Floh. DEr Vorſitz iſt den Laͤuſen/ fuͤr Floͤhen wol erlaubt/ Die wie die Floͤh/ im Buſem nicht wohnen/ nur ums Haupt: Schmarotzer/ die bey Hofe Credentzen Fuͤrſtlich Gut Sind fuͤr gemeinen Heuchlern befreyt zu groͤßrem Mut. 80. Von Veits gehorſamen Weibe. WAnn Veit ſchreyt in ſeiner Gicht/ O daß mich der Tod nicht hollt! Kum̃t ſein treues Weib vnd ſpricht: Lieber Mann/ ja/ was jhr wollt. 81. Muͤſſig- P iij

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/245>, abgerufen am 06.05.2024.