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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Erstes Tausend
Wie auch jhre Redligkeit
Jst wie Schnee zur Mertzens-Zeit/
Der/ wie new er ist geacht/
Jmmer trübes Wasser macht.

76.
Künfftige Barbarey.
Wie sparsam werden seyn/ nach vns die Künste-Künner/
Weil jetzt so sparsam sind/ bey vns die Künste-Günner.
77.
Quid juris?
Quid ruris?
Quid furis?
Für spöttisch Ding hält Mars, quid juris etwa künnen
Quid furis aber/ ist ein ehrenreich Beginnen.
Noch dannoch wirds geschehn/ daß Mars um einen Bissen
Wird endlich noch wol gar quid ruris lernen müssen/
Und dem quid juris dann sich neigen zu den Füssen!
78.
Pest vnd Ehrgeitz.
DJe Pest/ die Ehrensucht/ sind beyde strenges Gifft/
Daß die nur meistens hoch- vnd jene nieder trifft:
Der Ehre henckt man nach/ die Pest fleucht jederman/
Ob die der Welt gleich nicht/ wie jene schaden kan.
79.
Die Geburt ist der Tod: Der Tod ist
die Geburt.
DEr Tod ist nicht der Tod; der Tod ist die Geburt
Durch diese kam ich kaum/ so must ich wieder fort:
Der Tod ist nicht der Tod; er ist das rechte Leben/
Drauß ich mich mehr nicht darff in Ewigkeit begeben.
80. Auff

Erſtes Tauſend
Wie auch jhre Redligkeit
Jſt wie Schnee zur Mertzens-Zeit/
Der/ wie new er iſt geacht/
Jmmer truͤbes Waſſer macht.

76.
Kuͤnfftige Barbarey.
Wie ſparſam werden ſeyn/ nach vns die Kuͤnſte-Kuͤnner/
Weil jetzt ſo ſparſam ſind/ bey vns die Kuͤnſte-Guͤnner.
77.
Quid juris?
Quid ruris?
Quid furis?
Fuͤr ſpoͤttiſch Ding haͤlt Mars, quid juris etwa kuͤnnen
Quid furis aber/ iſt ein ehrenreich Beginnen.
Noch dannoch wirds geſchehn/ daß Mars um einen Biſſen
Wird endlich noch wol gar quid ruris lernen muͤſſen/
Und dem quid juris dann ſich neigen zu den Fuͤſſen!
78.
Peſt vnd Ehrgeitz.
DJe Peſt/ die Ehrenſucht/ ſind beyde ſtrenges Gifft/
Daß die nur meiſtens hoch- vnd jene nieder trifft:
Der Ehre henckt man nach/ die Peſt fleucht jederman/
Ob die der Welt gleich nicht/ wie jene ſchaden kan.
79.
Die Geburt iſt der Tod: Der Tod iſt
die Geburt.
DEr Tod iſt nicht der Tod; der Tod iſt die Geburt
Durch dieſe kam ich kaum/ ſo muſt ich wieder fort:
Der Tod iſt nicht der Tod; er iſt das rechte Leben/
Drauß ich mich mehr nicht darff in Ewigkeit begeben.
80. Auff
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[134/0154] Erſtes Tauſend Wie auch jhre Redligkeit Jſt wie Schnee zur Mertzens-Zeit/ Der/ wie new er iſt geacht/ Jmmer truͤbes Waſſer macht. 76. Kuͤnfftige Barbarey. Wie ſparſam werden ſeyn/ nach vns die Kuͤnſte-Kuͤnner/ Weil jetzt ſo ſparſam ſind/ bey vns die Kuͤnſte-Guͤnner. 77. Quid juris? Quid ruris? Quid furis? Fuͤr ſpoͤttiſch Ding haͤlt Mars, quid juris etwa kuͤnnen Quid furis aber/ iſt ein ehrenreich Beginnen. Noch dannoch wirds geſchehn/ daß Mars um einen Biſſen Wird endlich noch wol gar quid ruris lernen muͤſſen/ Und dem quid juris dann ſich neigen zu den Fuͤſſen! 78. Peſt vnd Ehrgeitz. DJe Peſt/ die Ehrenſucht/ ſind beyde ſtrenges Gifft/ Daß die nur meiſtens hoch- vnd jene nieder trifft: Der Ehre henckt man nach/ die Peſt fleucht jederman/ Ob die der Welt gleich nicht/ wie jene ſchaden kan. 79. Die Geburt iſt der Tod: Der Tod iſt die Geburt. DEr Tod iſt nicht der Tod; der Tod iſt die Geburt Durch dieſe kam ich kaum/ ſo muſt ich wieder fort: Der Tod iſt nicht der Tod; er iſt das rechte Leben/ Drauß ich mich mehr nicht darff in Ewigkeit begeben. 80. Auff

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/154>, abgerufen am 30.04.2024.