Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Tausend
44.
Auff Albellam.
ALbella, wärest du gleich nur ein kalter Stein/
Würd ein Pygmalion dein Buhler dennoch seyn:
Du lebst vnd bist so klar/ was solt es wunder seyn/
Wann ein Pygmalion durch dich wird selbst ein Stein.
45.
Auff Cypriam, die so leichte sündiget.
AN keinen schweren Fall den sie begangen hätte
Denckt Cypria, sie fällt/ offt/ aber nur ins Bette:
Sie ist sonst schweren Fall bemüht zu übergehen/
Fällt nicht ins Bette sie/ vnd fällt? Geschiehts im stehen.
46.
Weiber sind Menschen.
WEil jrren Menschlich ist/ kümmt klärlich an den Tag/
Daß Weiber man nur auch für Menschen rechnen mag:
Es jrrte Grunnia zum tügen Menschlich nu
Sie solte gehn zum Mann vnd gieng zum Knechte zu.
47.
Mit wenigem viel.
DJeweil der sechste Sinn schleust in sich alle Sinnen/
Wolt alle Sinnen gern in einen bringen künnen
Die schlaue Gellia; drum nimmt sie stündlich an
Was jhr der sechste Sinn nur jmmer üben kan.
48.
Steuer.
DJe sterbens-freye taufend-Steuer
Jst/ dünckt mich/ übersichtig heuer/
Sie siht nur auff das Haupt das steht/
Nicht aber auff was Füß es geht.
49. Deß
Erſtes Tauſend
44.
Auff Albellam.
ALbella, waͤreſt du gleich nur ein kalter Stein/
Wuͤrd ein Pygmalion dein Buhler dennoch ſeyn:
Du lebſt vnd biſt ſo klar/ was ſolt es wunder ſeyn/
Wann ein Pygmalion durch dich wird ſelbſt ein Stein.
45.
Auff Cypriam, die ſo leichte ſuͤndiget.
AN keinen ſchweren Fall den ſie begangen haͤtte
Denckt Cypria, ſie faͤllt/ offt/ aber nur ins Bette:
Sie iſt ſonſt ſchweren Fall bemuͤht zu uͤbergehen/
Faͤllt nicht ins Bette ſie/ vnd faͤllt? Geſchiehts im ſtehen.
46.
Weiber ſind Menſchen.
WEil jrren Menſchlich iſt/ kuͤm̃t klaͤrlich an den Tag/
Daß Weiber man nur auch fuͤr Menſchen rechnen mag:
Es jrꝛte Grunnia zum tuͤgen Menſchlich nu
Sie ſolte gehn zum Mann vnd gieng zum Knechte zu.
47.
Mit wenigem viel.
DJeweil der ſechſte Sinn ſchleuſt in ſich alle Sinnen/
Wolt alle Sinnen gern in einen bringen kuͤnnen
Die ſchlaue Gellia; drum nim̃t ſie ſtuͤndlich an
Was jhr der ſechſte Sinn nur jmmer uͤben kan.
48.
Steuer.
DJe ſterbens-freye taufend-Steuer
Jſt/ duͤnckt mich/ uͤberſichtig heuer/
Sie ſiht nur auff das Haupt das ſteht/
Nicht aber auff was Fuͤß es geht.
49. Deß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0124" n="106"/>
          <fw place="top" type="header">Er&#x017F;tes Tau&#x017F;end</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">44.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Auff <hi rendition="#aq">Albellam.</hi></hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">A</hi>Lbella,</hi> wa&#x0364;re&#x017F;t du gleich nur ein kalter Stein/</l><lb/>
                <l>Wu&#x0364;rd ein <hi rendition="#aq">Pygmalion</hi> dein Buhler dennoch &#x017F;eyn:</l><lb/>
                <l>Du leb&#x017F;t vnd bi&#x017F;t &#x017F;o klar/ was &#x017F;olt es wunder &#x017F;eyn/</l><lb/>
                <l>Wann ein <hi rendition="#aq">Pygmalion</hi> durch dich wird &#x017F;elb&#x017F;t ein Stein.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">45.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Auff <hi rendition="#aq">Cypriam,</hi> die &#x017F;o leichte &#x017F;u&#x0364;ndiget.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">A</hi>N keinen &#x017F;chweren Fall den &#x017F;ie begangen ha&#x0364;tte</l><lb/>
                <l>Denckt <hi rendition="#aq">Cypria,</hi> &#x017F;ie fa&#x0364;llt/ offt/ aber nur ins Bette:</l><lb/>
                <l>Sie i&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;chweren Fall bemu&#x0364;ht zu u&#x0364;bergehen/</l><lb/>
                <l>Fa&#x0364;llt nicht ins Bette &#x017F;ie/ vnd fa&#x0364;llt? Ge&#x017F;chiehts im &#x017F;tehen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">46.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Weiber &#x017F;ind Men&#x017F;chen.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">W</hi>Eil jrren Men&#x017F;chlich i&#x017F;t/ ku&#x0364;m&#x0303;t kla&#x0364;rlich an den Tag/</l><lb/>
                <l>Daß Weiber man nur auch fu&#x0364;r Men&#x017F;chen rechnen mag:</l><lb/>
                <l>Es jr&#xA75B;te <hi rendition="#aq">Grunnia</hi> zum tu&#x0364;gen Men&#x017F;chlich nu</l><lb/>
                <l>Sie &#x017F;olte gehn zum Mann vnd gieng zum Knechte zu.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">47.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Mit wenigem viel.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">D</hi>Jeweil der &#x017F;ech&#x017F;te Sinn &#x017F;chleu&#x017F;t in &#x017F;ich alle Sinnen/</l><lb/>
                <l>Wolt alle Sinnen gern in einen bringen ku&#x0364;nnen</l><lb/>
                <l>Die &#x017F;chlaue <hi rendition="#aq">Gellia;</hi> drum nim&#x0303;t &#x017F;ie &#x017F;tu&#x0364;ndlich an</l><lb/>
                <l>Was jhr der &#x017F;ech&#x017F;te Sinn nur jmmer u&#x0364;ben kan.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">48.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Steuer.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">D</hi>Je &#x017F;terbens-freye taufend-Steuer</l><lb/>
                <l>J&#x017F;t/ du&#x0364;nckt mich/ u&#x0364;ber&#x017F;ichtig heuer/</l><lb/>
                <l>Sie &#x017F;iht nur auff das Haupt das &#x017F;teht/</l><lb/>
                <l>Nicht aber auff was Fu&#x0364;ß es geht.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">49. Deß</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0124] Erſtes Tauſend 44. Auff Albellam. ALbella, waͤreſt du gleich nur ein kalter Stein/ Wuͤrd ein Pygmalion dein Buhler dennoch ſeyn: Du lebſt vnd biſt ſo klar/ was ſolt es wunder ſeyn/ Wann ein Pygmalion durch dich wird ſelbſt ein Stein. 45. Auff Cypriam, die ſo leichte ſuͤndiget. AN keinen ſchweren Fall den ſie begangen haͤtte Denckt Cypria, ſie faͤllt/ offt/ aber nur ins Bette: Sie iſt ſonſt ſchweren Fall bemuͤht zu uͤbergehen/ Faͤllt nicht ins Bette ſie/ vnd faͤllt? Geſchiehts im ſtehen. 46. Weiber ſind Menſchen. WEil jrren Menſchlich iſt/ kuͤm̃t klaͤrlich an den Tag/ Daß Weiber man nur auch fuͤr Menſchen rechnen mag: Es jrꝛte Grunnia zum tuͤgen Menſchlich nu Sie ſolte gehn zum Mann vnd gieng zum Knechte zu. 47. Mit wenigem viel. DJeweil der ſechſte Sinn ſchleuſt in ſich alle Sinnen/ Wolt alle Sinnen gern in einen bringen kuͤnnen Die ſchlaue Gellia; drum nim̃t ſie ſtuͤndlich an Was jhr der ſechſte Sinn nur jmmer uͤben kan. 48. Steuer. DJe ſterbens-freye taufend-Steuer Jſt/ duͤnckt mich/ uͤberſichtig heuer/ Sie ſiht nur auff das Haupt das ſteht/ Nicht aber auff was Fuͤß es geht. 49. Deß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/124
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/124>, abgerufen am 02.05.2024.